Bewertung

Review: #13.20 Turbulenzen

Foto: Jesse Williams & Sarah Drew, Grey's Anatomy - Copyright: 2017 ABC Studios
Jesse Williams & Sarah Drew, Grey's Anatomy
© 2017 ABC Studios

Schon die besondere Titlecard von #13.20 In the Air Tonight mit dem stürmischen Wolkenhintergrund konnte einen ahnen lassen, dass es mal wieder eine Katastrophen-Folge geben wird. Die sind eigentlich immer sehr gut gemacht, unglaublich spannend und betreten Neuland, weswegen ich dieses Mal gut darüber hinwegsehen kann, dass wir wieder um 90% des Casts betrogen wurden. Noch dazu, wenn Meredith und Nathan so wunderbar miteinander harmonieren und die Episode samt Flugzeug-Notfall gut alleine tragen konnten. Trotzdem werde ich am Anfang meiner Review mal kurz über die generelle Richtung ausschweifen, die die Serie anzunehmen scheint.

Solo-Folgen

Irgendwie scheint Staffel 13 die Staffel der Solo-Folgen zu sein. Vom Hochsicherheitsgefängnis über Jackson und Aprils Ausflug nach Montana bis zum heutigen Flug von Meredith und Nathan - der Schwerpunkt von "Grey's Anatomy" hat sich etwas verschoben. Weg von den vielen parallel ablaufenden Geschichten in einem großen Cast, hin zum Herausheben von einer Storyline. Wenn es in der letzten Zeit mal tatsächliche Fortschritte in einem Handlungsstrang gab, dann war die Chance sehr groß, dass das eben in genau so einer speziellen Folge passiert ist.

Eigentlich ist das fast schade, denn - während ich überhaupt nichts dagegen habe, mit einer Solofolge mal etwas aus dem Alltagstrott gerissen zu werden - inzwischen ist man schlicht übersättigt und die ganzen anderen Geschichten bleiben durch genau diese Erzählweise einfach mal ewig auf der Strecke. So verliert man als Zuschauer nicht nur leicht den Überblick darüber, wer denn gleich noch mal was für eine Krise zu bewältigen hatte, es fällt auch immer schwerer, bei Storylines mitzufiebern, die schon eine halbe Staffel lang auf Eis lagen. Jo und Alexs Beziehung. Maggies Interesse an Nathan. Die ganzen Assistenten ohne wirkliche Storyline. Leah Murphy. Die Liste geht weiter und weiter.

Aber wie schon am Anfang erwähnt, das ist mein generelles Problem mit den jüngsten Entwicklungen der Serie. Mir fehlen einfach die vielen Handlungsstränge, die im Krankenhaus zusammen und ineinander verstrickt ablaufen, was wir in dieser Staffel bis jetzt in nur sehr wenigen Folgen gesehen haben. Die Geschwindigkeit, die Energie, die der Serie so viel Leben gegeben hat. Doch genug von der allgemeinen Kritik. Nichtsdestotrotz war diese Folge für mich eine der besten der Staffel - Solo-Folge hin oder her. Also los zur eigentlichen Episoden-Review.

In the Air

Hilfe, schon wieder ein Flugzeug. Seit #8.23 Migration ist man was das angeht einfach etwas sensibilisiert. Dennoch muss man es Shonda Rhimes lassen, dass dieses Flugzeug abgesehen von ein paar Turbulenzen sicher auf dem Boden angelangt ist. Auch wenn die Beziehung von Meredith und Nathan im Zentrum der Folge stand, war ihr Einsatz im Flugzeug nicht weniger spannend. Dabei hat man die bedeutenden Nebencharaktere clever in die Geschichte eingebaut und ihnen allen eine Backstory verpasst, damit man mit ihnen mitfühlen kann. Max mit seiner Gehirnblutung war eindeutig der interessanteste Fall. Es ist eh schon immer besonders spannend, wenn die Ärzte dazu gezwungen sind, sich ihre Hilfsmittel zusammenzubasteln, aber gerade dieser Fall hat mich unglaublich an das Fährenunglück in #3.16 Drowning on Dry Land erinnert, als Izzie einem Opfer mit einer Bohrmaschine Löcher in den Kopf bohren musste.

Während Meredith und Nathan die verschiedenen Patienten abgearbeitet haben, konnte man auch gleich wieder sehen, was für hervorragende Ärzte sie sind. Gerade Meredith hat erneut gezeigt, dass sie bereit ist, große Risiken einzugehen, während Nathan sie zwar unterstützt hat, dennoch aber lieber auf Nummer sicher gegangen wäre. Es ist schwer zu sagen, wer von den beiden da wohl die bessere Entscheidung getroffen hätte. Klar, so wie es lief, hat Meredith Max das Leben gerettet, wofür es vielleicht zu spät gewesen wäre, wenn sie gewartet hätten. Die Prozedur hätte aber auch leicht schiefgehen können. Gleichzeitig weigert sich Nathan, seinen Patienten aufzugeben, obwohl Meredith da Prioritäten gesetzt hätte. Nachdem alles gut ausgegangen ist, kann man wohl sagen, dass die beiden ein super Team bilden.

"Whatever happens, this never happened."

Spannende Mini-Katastrophe hin oder her, das eigentliche Highlight der Folge waren Meredith und Nathan, die durch ihre zwischenzeitliche Isolation trotz all dem Chaos um sie herum endlich mal dazu kommen, sich miteinander zu beschäftigen. Dabei bleibt es nach wie vor dabei, dass der Schwerpunkt auf Meredith gelegt wird. Das ist auch nur recht so, schließlich ist sie nicht nur die Titelheldin, sondern eben auch diejenige der beiden, die einer eventuellen Beziehung unsicher gegenübersteht.

Was für eine Verschwendung das ist, wurde jetzt wieder ziemlich offensichtlich, besonders nachdem die beiden endlich mal mehr als nur eine kurze Szene auf dem Krankenhausflur haben. Das fängt bei ihrer ähnlichen Vergangenheit an. Beide haben viel Leid ertragen, beide ihre große Liebe auf tragische Art und Weise verloren. Auch wenn sich ihre Flugzeugabsturz-Geschichten wirklich nicht vergleichen ließen, hat man auch hier eine weitere Parallele geschaffen. Und dann ist da noch die so oft erwähnte Chemie zwischen den beiden. Klischee hin oder her, die Szene auf der Bordtoilette war einfach heiß. Abgesehen davon haben sich die beiden einige tolle Wortgefechte geliefert (arme Ingrid). Und obwohl alles zu stimmen scheint, weigert Meredith sich immer noch, das Ganze zuzulassen.

Vom dem her war das Setting nur zu passend gewählt. Schließlich haben Flugzeuge im "Grey's"-Universum und besonders für Meredith eine spezielle Bedeutung. Als Erinnerung für den Zuschauer wurden auch gleich mal ein Haufen Rückblenden zum eigentlichen Flugzeug-Crash eingebaut (als ob man diese Szenen je vergessen würde). Und so kann man mit Meredith an die Geschehnisse zurückdenken, zusammen mit den ganzen anderen Traumata, die sie im Laufe ihres Lebens durchstehen musste. Der Selbstmordversuch ihrer Mutter, der Absturz, die Nahtoderfahrung, die ganzen Tode und immer wieder Derek.

"You're scared of letting him go."

Was in dieser Folge wohl vor allem festgestellt wurde, war, dass eigentlich nicht Maggie der Grund für Merediths Zögern mit Nathan ist. Klar, zu einem Teil sicherlich, besonders nachdem Maggie durch den Tod ihrer Mutter sowieso noch ziemlich angeschlagen ist. Trotzdem ist es nicht nur ihre Treue zur Familie, die sie zurückhält. Es ist Derek. Das hat man schon alleine daran gemerkt, wie Meredith traurig, aber dennoch gefasst von Lexie erzählt, während sie wenig später meint, verheiratet zu sein. Gegenwart, nicht Vergangenheit. Seit Dereks Tod ist nun schon einige Zeit vergangen und wir konnten in den letzten Staffeln mitverfolgen, wie Meredith diesen Verlust verarbeitet und langsam wieder zu einem normalen Familienleben zurückfindet. Nur scheint es eben ganz so, als wäre sie nach wie vor noch nicht wirklich bereit dafür, auch auf romantischer Ebene nach vorne zu blicken.

Trotzdem endet die Episode damit, dass Meredith den nächsten Schritt wagt. Und das nach einem Zusammenschnitt mit den Highlights aus ihrer Beziehung mit Derek. Das alleine klingt ja schon ziemlich nach Abschluss. Aber war das jetzt wirklich das Ende von dem ewigen Hin-und-Her, das die beiden seit ihrem ersten Zusammentreffen begleitet? Ich würde es mir wirklich sehr wünschen, endlich einen Fortschritt zu sehen. Nicht nur, weil die ewige Unsicherheit nervt und die beiden unglaublich gut zusammenpassen würden, sondern vor allem weil es so ist wie Nathan gesagt hat: Meredith sollte auch mal nur an sich denken und glücklich werden. Und vielleicht ist das ja der richtige Weg.

Randnotizen:

  • War das nur Zufall, dass Meredith und Nathan eine perfekt zueinander passende beige-graue Kleidungskombi anhatten oder sollte das symbolische Bedeutung haben?
  • "Grey's Anatomy" hat eigentlich immer eine tolle Musikauswahl, aber gerade in dieser Folge wurde sie nochmal besonders herausgestellt.
  • Kurzer Spoiler-Alert: Jos (Noch-)Ehemann soll ja angeblich Arzt sein und in einem unerwarteten Moment in die Serie eingeführt werden... ich hoffe doch mal, dass es nicht der nette, unscheinbare Kinderzahnarzt von heute war.
  • Nebenbei hätte man sich die Flirts in Form von eben diesem Arzt und Candice doch eigentlich auch sparen können.
  • Wen haben die ganzen Rückblenden noch total sentimental gemacht?

Fazit

Das war eine spannende und unterhaltsame Folge, die vor allem von den tollen schauspielerischen Leistungen von Ellen Pompeo und Martin Henderson und der spürbaren Chemie zwischen ihren Charakteren gelebt hat. Meredith und Nathan haben den nächsten Schritt gewagt. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob die beiden auch zurück in Seattle zu ihrer vorsichtig beginnenden Beziehung stehen werden. Schließlich treffen sie da wieder auf Maggie. Hoffentlich endet das nicht in genau dem Dreiecks-Drama, das uns schon die ganze Staffel über prophezeit wurde.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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