The End of an Era
"Mad Men" im Wandel der Zeit

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Nach dem Ende der dritten Staffel war es für alle Fans der Serie klar, dass die vierte Staffel einige inhaltliche Veränderungen beinhalten würde. Die Ehe von Don und Betty war Geschichte, Sterling Cooper gab es nicht mehr, und die Zukunft zahlreicher Charaktere war in der Schwebe. Da Matthew Weiner sich wie auch in den Jahren zuvor nicht in die Karten schauen ließ und man so gewohnt wenig über diese Dinge erfuhr, war man als Zuschauer bis zum Start der neuen Staffel aufs Spekulieren angewiesen.

Foto: Jon Hamm, Mad Men - Copyright: AMC 2010; Frank Ockenfels/AMC
Jon Hamm, Mad Men
© AMC 2010; Frank Ockenfels/AMC

Am 25. Juli 2010 war es dann aber endlich so weit und mit der Premiere der Auftaktfolge wurden den Zuschauern so einige Fragen beantwortet. So waren zwar January Jones und Aaron Staton noch im Hauptcast (dass Jared Harris in diesen befördert wurde, war zuvor schon bekannt geworden), aber Michael Gladis und Bryan Batt hatten die Serie verlassen. Die neu gegründete Agentur Sterling Cooper Draper Pryce war, als man im November 1964 das inhaltliche Geschehen wieder aufnahm, bereits in gewissem Maße etabliert, kämpfte aber noch damit, wirklich in der Riege der großen Werbeagenturen mitzuspielen. Betty hatte mittlerweile Henry Francis geheiratet, über die Beziehung zu den gemeinsamen Kindern (auch Kiernan Shipka gehörte von nun an zum Hauptcast) blieb sie der Serie als Hauptfigur aber erhalten. Die vierte Staffel widmete sich zudem inhaltlich sehr der Suche Don Drapers nach einer neuen Richtung in seinem Leben, und - im Nachhinein betracht - stellte eben diese vierte Staffel einen deutlichen Wendepunkt für die gesamte Serie dar.

Foto: Mad Men - Copyright: AMC 2010; Frank Ockenfels/AMC
Mad Men
© AMC 2010; Frank Ockenfels/AMC

Besonders spannend wurde es zu diesem Zeitpunkt aber vor allem hinter den Kulissen, denn nach der vierten Staffel lief Matthew Weiners Vertrag mit AMC und Lionsgate aus. Und da man sich diesbezüglich nicht auf neue Vertragsbedingungen einigen konnte, ließ auch eine offizielle Verlängerung der Serie ungewöhnlich lange auf sich warten. Die Aussagen über diese zähen und schwierigen Verhandlungen gehen auch Jahre danach noch weit auseinander. Während es die Studioseite indirekt immer so erscheinen ließ, dass Weiner auf mehr Geld drängte, legt dieser Wert darauf, dass er für eine Verlängerung seines Vertrages Bedingungen für alle Beteiligten aushandeln wollte, die das Arbeiten auf dem gewohnten Niveau ermöglichten. Es entwickelte sich ein ausdauerndes Pokerspiel, bei dem immer klarer wurde, dass jeder nur darauf wartete, dass die andere Seite sich bei einem Bluff erwischen ließ. Das Staffelfinale von Season 4 verstrich im Oktober 2010 und keine Einigung war in Sicht, die weiteren Monate kamen und gingen, und auch Anfang 2011 war nicht bekannt, ob die Serie wiederkehren würde. Gerüchte wie die Möglichkeit eines Senderwechsels oder der Austausch des Showrunners kursierten, und es wurde immer klarer, dass die 5. Staffel, sollte sie zustande kommen, nicht den angestrebten Starttermin im Sommer 2011 einhalten können würde.

Im April 2011 war es dann endlich so weit. Beide Seiten einigten sich auf eine Lösung und "Mad Men" wurde um zwei Staffeln verlängert, während Matthew Weiner sowie die Hauptdarsteller sich für weitere drei Jahre an die Serie und den Sender verpflichteten. Dabei wurden die gekürzten Sendezeiten festgehalten, spezielle Product Placements und Einsparungen im Cast vereinbart (die das Schicksal von Lane Pryce besiegelten). Als Starttermin für die 5. Staffel wurde nun das Frühjahr 2012 angestrebt.

Damit legte "Mad Men" eine Sendepause von fast anderthalb Jahren ein. Zwar kehrte nach den aufsehenerregenden Vertragsverhandlungen wieder Ruhe hinter den Kulissen ein, doch diese hatten dem öffentlichen Ansehen der Serie nachhaltigen Schaden zugefügt. So verlor die fünfte Staffel 2012 den Emmy als beste Dramaserie, den man nach der vierten Staffel noch sicher gewann, an den Newcomer "Homeland" und ging bei der Preisverleihung trotz 17 Nominierungen erstmals komplett leer aus. Auch in den Folgejahren gingen die Nominierungen der Serie deutlich zurück und besonders Matthew Weiner bekam zu spüren, dass er in der Branche nun als arrogant und gierig verschrien war. Die Tatsache, dass AMC in seinem Umgang mit den kreativen Köpfen hinter "Breaking Bad" und "The Walking Dead" ähnliche Schwierigkeiten hatte, spielte dabei keine Rolle, viele sahen die alleinige Schuld der Probleme bei Weiner. Dieser machte es sich selbst aber auch nicht leichter, indem er ab der vierten Staffel der US-Presse verweigerte, Vorab-Screener zu den ausgestrahlten Episoden zu erhalten. Er war der Meinung, so Spoiler aus der Welt zu halten, und seine Hinweise darauf, was alles in Bezug auf die jeweiligen Staffelpremieren nicht veröffentlicht werden dürfe (ein kurioses Beispiel aus dem Anfang von Staffel 6: Journalisten durften nicht erwähnen, dass SCDP nun über eine zweite Etage verfügte, obwohl deren Ankauf ein Handlungspunkt in Staffel 5 war) sind berühmt-berüchtigt.

Foto: Jessica Pare & January Jones, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Jessica Pare & January Jones, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Inhaltlich hatte das ganze Drama aber glücklicherweise keine Auswirkungen. Die fünfte und sechste Staffel der Serie veränderten zwar von Jahr zu Jahr wichtige Aspekte des Status quo, aber die Qualität blieb weiter hoch. Mit Megan Draper rückte eine weitere junge Frau, die wie keine vor ihr für die modernen Jugendlichen der späten 60er stand, in den Fokus der Serie. Innerhalb der Agentur waren auch die nächsten Jahre geprägt von Turbulenzen und Veränderungen, bis es schließlich in Staffel 6 sogar zu einem weiteren Zusammenschluss mit einer Werbeagentur kam, der in der 4. Staffel eingeführten Konkurrenzagentur Cutler Gleason and Chaough.

Nur die Zuschauer liefen der Serie davon, und auch die Anerkennung der Emmys ließ in den Folgejahren spürbar nach. So wird "Mad Men" wohl trotz seines exzellenten Casts bis zum Serienende ohne Auszeichnung für seine Schauspieler bei den Emmys bleiben. Und egal wie gelungen Matthew Weiner das Serienfinale gestaltet, scheint bereits jetzt klar zu sein, dass er auf eine Anerkennung bei den Emmys nicht hoffen kann.

Foto: Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels 3/AMC
Mad Men
© Frank Ockenfels 3/AMC

Einen weiteren Stolperstein zum gelungenen Abschluss von "Mad Men" baute AMC dann 2013 ein. Zwar wurde die Verlängerung um eine siebte und finale Staffel, für die alle Beteiligten ja bereits Verträge unterzeichnet hatten, geräuschlos genehmigt, aber dafür beschloss man, diese auf zwei Jahre aufzuteilen. Die siebte Staffel wurde dazu um eine Episode auf 14 Folgen erhöht, die dann in jeweils sieben-Episoden-Blöcken ausgestrahlt werden sollten, mit einem Jahr Ausstrahlungspause dazwischen. Die Aufteilung der finalen Season hatte AMC im Falle von "Breaking Bad" einen riesigen Aufmerksamkeitshype beschert, der sich auch in Rekordquoten niederschlug. Aufgrund der eher nach unten zeigenden Entwicklungen der Quoten von "Mad Men" ist dieser Effekt aber nicht zu erwarten, zumal die erste Hälfte der siebten Staffel auch deutlich geringere Zuschauerquoten vorweisen konnte als noch Staffel 6.

Foto: January Jones, Christopher Stanley & Kiernan Shipka, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels 3/AMC
January Jones, Christopher Stanley & Kiernan Shipka, Mad Men
© Frank Ockenfels 3/AMC

In Deutschland dauerte es trotz der Tatsache, dass "Mad Men" dank seiner vielen Gewinne bei den renommierten Fernsehpreisen und seiner hohen Relevanz in der kulturgesellschaftlichen Debatte schnell auch hier zum Gesprächsthema wurde, eine ganze Weile, bis die Serie ihren Weg auch ins deutsche Fernsehen fand. Da "Mad Men" aber auch in den USA rein quotentechnisch betrachtet immer nur ein Nischenpublikum fand, wundert dies nur wenig. Schließlich hat selbst "Breaking Bad", das zwar später anlief, aber am Ende seiner Ausstrahlung in den USA auch beachtliche Quoten einfuhr, in Deutschland ebenfalls nur ein Nischendasein bei arte und dem kleinen Spartensender RTL Nitro geführt. Dabei ist aber wohl auch zu bedenken, dass die meisten Hardcore-Fans beider Serien eben nicht auf die deutsche Ausstrahlung warteten.

Zuerst nach Deutschland geholt hat "Mad Men" der Pay-TV-Sender FOX, der sich auch mit der Ausstrahlung von "The Walking Dead" und Fanlieblingen wie "Doctor Who" einen Namen machte. Fast genau zwei Jahre nach der US-Premiere, im Juli 2009, brauchte FOX die erste Staffel von "Mad Men" nach Deutschland. Auch alle weiteren Staffeln feierten bei FOX ihre Premiere, wobei sich die Zeitabstände zur US-Ausstrahlung langsam aber stetig verkürzten. Wirklich zeitnah nach Deutschland kam aber erst die fünfte Staffel, denn auch Staffel 4 ließ noch über ein Jahr auf sich warten, während Staffel 5 dann schon sechs Monate nach dem US-Start zu sehen war. Ganz geschlossen wird die Ausstrahlungslücke dann aber auch erst mit den finalen sieben Episoden der siebten Staffel, die dann wie es beim Sendervorzeigeprogramm "The Walking Dead" vom ersten Moment an üblich war, am Tag nach der US-Premiere auch in Deutschland zu sehen sein wird.

Auch im deutschen Free-TV war "Mad Men" zu sehen, wobei diese Ausstrahlung noch länger auf sich warten ließ und in unregelmäßigeren Abständen erfolgte. Ab dem Jahreswechsel 2010/2011 war die Serie bei ZDFneo, meist mittwochs am späten Abend, zu sehen. Der kleine neue Kulturkanal des ZDFs nutzte die Prestigeserie als Mittel zu einer groß angelegten Marketingkampagne, doch quotentechnisch konnte man mit "Mad Men" bei ZDFneo keinen Blumentopf gewinnen. Die fünfte Staffel legte das ZDF dann probeweise ins Hauptprogramm und strahlte diese freitags spätabends im ZDF aus. Mit der sechsten Staffel, die ab April 2015 zu sehen sein wird, kehrt die Serie aber wieder zu ZDFneo zurück.

Für die meisten deutschen "Mad Men"-Fans steht, wie für alle anderen Zuschauer auf der Welt, nun die Spannung auf die finalen sieben Folgen im Mittelpunkt, die bereits im letzten Sommer abgedreht wurde und die dank FOX auch hier im April und Mai über die Bühne gehen.

Zu Teil 1 der Chronologie von "Mad Men" über Staffel 1 bis 3

Zu Teil 3 der Chronologie von "Mad Men" über das Ende der Serie


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