DVD-Rezension: Mad Men, Staffel 5

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Weit mehr als ein Jahr betrug die Wartezeit zwischen der vierten und der fünften Staffel der erfolgreichen und preisgekrönten AMC-Serie "Mad Men". Am 25.02.2012 endete dann diese enorm lange Wartezeit und "Mad Men" startete mit einer Doppelfolge in seine fünfte Staffel, die insgesamt 13 Folgen umfasste und am 10. Juni 2012 endete. Die lange Pause zwischen den einzelnen Staffeln führte aber glücklicherweise zu keinem Kreativeinbruch, wurde mit der fünften Staffel "Mad Men" doch erneut eine Sternstunde des modernen Fernsehens geschaffen, welches seit dem 20. Dezember 2012 nun auch in Deutschland auf DVD vorliegt.

Inhalt

Foto: Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Die fünfte Staffel spielt in den Jahren 1966 und 1967 und beginnt am sogenannten "Memorial Day". Im Finale der vierten Staffel hat Don Draper (Jon Hamm) seine Sekretärin Megan (Jessica Paré) geheiratet und ist mit ihr ein schickes Apartment gezogen. Doch schien sein Glück mit dieser zweiten Heirat zunächst perfekt ziehen jetzt wieder dunkle Wolken auf: Als Megan für Don eine großangelegte Geburtstagsfeier schmeißt, missfällt dies Don sehr. Und auch der Umstand, dass es Megan in der Werbebranche beruflich immer weniger gefällt und ihr zunehmender Drang nach Selbstbestimmung setzen der jungen Ehe zu. Peter (Vincent Kartheiser) muss sich derweil an das Leben als junger Vater in der Vorstadt gewöhnen. Glücklich ist er damit nicht, strebt er doch weiterhin nach mehr und einem anderen, besseren Leben. Er verliebt sich in eine verheiratete Frau und gerät permanent mit seinen Kollegen Lane (Jared Harris) und Roger (John Slattery) aneinander. Joan (Christina Hendricks) hat derweil ganz andere Probleme und muss sich mit ihrer Mutterschaft und ihrem abwesenden Ehemann auseinandersetzten. Peggy (Elisabeth Moss) sieht in ihrem neuen, ambitionierten und gescheiten Kollegen Ginsberg (Ben Feldman) einen potenziellen neuen Konkurrenten, der ihr ihre Stellung in der Firma streitig zu machen droht. Sowohl im privaten, als auch im beruflichen müssen sich alle Mitarbeiter der Werbeagentur SCDP ihren inneren und äußeren Dämonen stellen, um irgendwie die innere Leere zu füllen.

Rezension

Foto: Jon Hamm, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Jon Hamm, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

In der zwölften Folge der nun auch in Deutschland auf DVD erschienen fünften Staffel "Mad Men" sagt Hauptfigur Don Draper folgendes: "What is happiness? It's a moment before you need more happiness.". Die thematische Zentrierung der fünften Staffel und vielleicht auch der gesamten Serie steckt in diesem kurzen Zitat. Die Serie schildert das Leben und die Arbeit in einer Werbeagentur, die dafür verantwortlich ist Träume zu verkaufen, die der Konsument vorher wahrscheinlich noch gar nicht hatte. Es geht um den Handel mit Glück, welches angeblich durch erhöhten Konsum erzeugt werden kann und es geht darum die innere Leere mit irgendwas Materiellen zu füllen. Einsamkeit und innere Leere sind schon immer Themen und Zustände, die das Charakterdrama "Mad Men" im Lauf seiner Seriengeschichte mitschwingen ließ und auch in der qualitativ weiterhin auf einem enorm hohen Niveau spielenden fünften Staffel geht es um die Suche nach dem Glück, dem Streben nach immer mehr und mehr und auch um das Scheitern.

Foto: Elisabeth Moss, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Elisabeth Moss, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Schien Don am Ende der vierten Staffel und der Trennung von seiner Frau Betty und der Heirat mit seiner jungen und attraktiven Sekretärin Megan so glücklich und zufrieden, wie nie zuvor, so scheint diese Glückseligkeit auch nur ein vorübergehender Zustand, ein Trugschluss gewesen zu sein, denn Don hat seine innere Leere noch lange nicht ausgefüllt und weiterhin wird er auch von der Angst beherrscht, sein so mühsam perfekt aufgebautes Leben wieder komplett zu zerstören. Die ambivalente Zeichnung dieses so vielschichtigen und schwer zu durchschauenden Charakters gelingt auch in der fünften Staffel meisterhaft, gerade auch, weil ihm mit seiner neuen Frau Megan eine selbstbewusste und mutige Frau gegenübergestellt wird, die es mit Don aufnehmen kann. Die Weiterentwicklung und Etablierung der Figur der Megan zählt auch zu den Stärken der Staffel, gelingt es Matthew Weiner und seinem Team doch eine weitere enorm starke Frauenfigur in den Serienkosmos zu installieren.

Foto: January Jones, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
January Jones, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Neben Don und Megan ist wohl erneut Pete einer der interessantesten Figuren im "Mad Men"-Universum und gerade in der fünften Staffel avanciert er immer mehr zu einem Menschen, den man kaum noch mögen kann, mit dem man aber doch immer wieder mitleidet. Ein zentraler Satz von ihm fällt gleich in der Auftaktfolge: "Dissatisfaction is a symptom of ambition.". Dieser Satz fasst die Figur des Pete Campbell gut zusammen, handelt es sich bei ihm doch weiterhin um einen Menschen, der einfach unfähig ist wirklich zufrieden zu sein, der immer nach einem, neuen, vielleicht kaum erreichbaren Ziel strebt und sich dadurch selbst kaputt macht. Die stärksten Momente dieser Staffel gehen wahrscheinlich auf sein Konto, besonders in der Episode #5.05 Hahnenkampf ist eine enorm starke Pete zentrierte Folge, in der auch Vincent Kartheiser sein Talent voll ausschöpfen kann. Pete ist ein gebrochener, einer sich immer wieder selbst ins Unglück stürzende Charakter, der das gewonnene Glück mit seiner ihn liebevolle unterstützenden Frau Trudy, die weiterhin von der zauberhaften Alison Brie mit viel Wärme gespielt wird, einfach nicht genießen kann, genau wie auch sein Erfolg in der Firma nicht zum erhofften Glück führt. Hier zeigt "Mad Men" wieder seine Stärke für ausgefeilte Charakterarbeit.

Foto: Christina Hendricks, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Christina Hendricks, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Für Peggy stehen in der fünften Staffel große Veränderungen an, versucht sie sich doch langsam von ihrem Mentor Don zu befreien und ihre Karriere eigenständig weiter voranzutreiben. Betty hat derweil mit ihren depressiven Verstimmungen zu kämpfen und versucht ihr neues Leben als Ehefrau von Henry Francis (Christopher Stanley) auf die Reihe zu bekommen. Leider rückt der Charakter der Betty Francis in der fünften Staffel merklich in den Hintergrund, was sicher auch mit der Schwangerschaft von January Jones zu tun hat, die insgesamt in nur vier Folgen einen Auftritt hat. Bei insgesamt 13 Folgen gibt es auch in dieser Staffel wieder keinen Ausreißer nach unten. In jeder Folge werden die Rahmenhandlung und die Entwicklung der Charaktere konsequent vorangetrieben und auch der visuelle Stil der Serie ist weiterhin in seiner Detailtreue und dem Zeichnen eines authentischen Bildes der 60er Jahre überaus gelungen, genau wie auch die zeitgeschichtlichen Einflechtungen der Jahre 1966 und 1967.

Foto: John Slattery, Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
John Slattery, Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Müsste man sich auf die drei stärksten Folgen der fünften Staffel festlegen so wären das wohl die bereits erwähnte Pete-zentrierte Episode #5.05 Hahnenkampf, die mit einer irren Drogensequenz und einer ungeheuer intensiven Atmosphäre aufwartende Episode #5.06 Weit weg und die mit schockierenden Wendungen einen niederdrückende Episode #5.11 Preis der Schönheit. Trotz der langen Pause befinden sich Matthew Weiner und sein Autorenstab also weiterhin auf einem extrem hohen Niveau, setzten weiterhin hohe Maßstäbe in Sachen modernen seriellen erzählen und demonstrieren eindrucksvoll warum "Mad Men" weiterhin die Nummer 1 im Drama-Segment darstellt.

Specials

Foto: Copyright: 2012 Universal Pictures
© 2012 Universal Pictures

Die Aufmachung der Menüs ist schön schlicht und übersichtlich gehalten. Alle 13 Folgen befinden sich in guter Bild- und Tonqualität auf insgesamt vier DVDs und auch an aufschlussreichen Extras wurde nicht gespart: Neben diversen Audiokommentaren befinden sich auf der vierten Disc auch einige produktionsbedingte Hintergrundberichte. So wird in zwei Specials näher auf die musikalische Gestaltung der Serie eingegangen: Im 20 minütigen Special "Die Musik der 60er" wird ein Blick auf die musikalischen Entwicklungen dieser Zeit geworfen und wie diese Musik im Serienkontext benutzt wird. Gerade die Ausführlichkeit und die Fachkundigkeit der Befragten beeindruckt. Das zweite Musikspecial "Die Themen der 5. Staffel" ist mit 26 Minuten sogar noch umfangreicher geraten und wirft einen weiterführenden Blick auf die musikalische Gestaltung zentraler Szenen der fünften Staffel. In einem weiteren 16-minütigen Special wird ein genauerer Blick auf die Dialogarbeit der Serie gelegt, welches wirklich überaus spannend ist, da man ein ganz gutes Gespür für die Drehbucharbeit der Serie bekommt. Zudem werden einem dort auch nochmal die stärksten Dialogpassagen der vergangenen fünf Staffeln präsentiert. Auch hier hat man es wirklich mit einem liebevoll gestalteten Extra, fernab vom bloßen herunterbeten von Promo-Floskeln zu tun. In einem letzten Special geht es um den Autor Truman Capote, einem der prägendsten Schriftsteller der 60er Jahre. Zuletzt gibt es noch eine Reihe von Interviews mit den Hauptdarstellern und den Leuten hinter der Kamera. Auch hier hat man sich um Ausführlichkeit bemüht, umfassen alle Interviews zusammengenommen doch eine Gesamtlaufzeit von über 40 Minuten.

Technische Details

Erscheinungstermin: 20. Dezember 2012
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: 594 Minuten (13 Episoden)
Bildformat: 16:9 - 1.77:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch

Fazit

"Mad Men" entwickelt sich in seiner fünften Staffel konsequent weiter und bleibt das Maß aller Dinge im Drama-Segment. Die DVD-Box ist der hohen Qualität dieser Serie würdig und überzeugt mit einer enorm guten Ausstattung und einer Reihe informativer und umfangreicher Extras. Bei dieser Box bleiben keine Wünsche offen.

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Moritz Stock - myFanbase