Review: #6.18 Traum-Tree Hill
Man merkt, dass das Staffelfinale näher rückt, denn alle Karten werden in dieser Folge neu gemischt. Es herrscht allgemeine Aufbruchsstimmung in Tree Hill und dadurch kommt es im Leben aller Protagonisten zu großen Veränderungen: Adam und Julian reisen ab, weil die Filmproduktion eingestellt wird, Dan bereitet sich auf seinen endgültigen Abschied vor und Haley muss ihre Arbeit als Lehrerin aufgeben, um sich selbst treu zu bleiben.
It's too early for you to start playing the game! Hell, it's too early for me to start playing the game!
Es hat mir gefallen, dass die Story um Sams Essay nicht einfach fallen gelassen und schon in der letzten Woche mit Haleys Suspendierung zumindest erwähnt wurde. Nun wird der Konflikt mit Principal Rimkus wieder verschärft und dadurch bietet sich auch die Möglichkeit zur Umsetzung der großen Pläne, die Nathan und Haley in der letzten Folge gesponnen haben. Natürlich wäre es, wie Nathan in dem Telefonat erwähnt, ebenso typisch für Haley gewesen, wenn sie ihre Schüler und ihre Berufung über die Formalität einer Entschuldigung gestellt hätte, andererseits entspricht es aber auch ihrem Charakter, sich selbst treu zu bleiben und zu ihren getroffenen Entscheidungen zu stehen. Da bei Haley sowohl die Leidenschaft zur Musik als auch für ihren Beruf immer präsent war, ist es durchaus legitim und nachvollziehbar, dass sie sich nach knapp zwei Staffeln Lehramt wieder vollkommen ihrer Musik zuwendet – vor allem nach dem Gespräch mit Nathan über die Verwirklichung ihrer großen Träume.
Die Parallele mit Mia, die auch vor die Entscheidung gestellt war, einen Kompromiss einzugehen oder sich selbst treu zu bleiben, hat mir vor allem in dem geringen Rahmen, den sie in der Gesamthandlung eingenommen hat, wirklich gut gefallen. Dadurch ergab sich für Haley natürlich auch sofort eine Alternative, nachdem sie ihren Job halb verloren, halb hingeschmissen hat und ich bin jetzt wirklich gespannt, was uns für neue Musik-Highlights erwarten. Denn davon erhoffe ich mir einerseits weitere Storys für Haley, aber auch für Peyton mal zur Abwechslung kein persönliches Drama, sondern wieder mehr Interaktion zwischen den beiden und Mia im Studio.
I’m sorry for that and so many other things!
Die vermutlich kontroverseste Storyline dieser Folge hatte meiner Meinung nach Dan, der sowohl den lächerlichsten als auch den emotionalsten Moment für sich verbuchen konnte. Mal ehrlich: ein Hund frisst Dans Herz? Geht es noch abstruser? Ich war ja wirklich froh, dass sowohl Dan selbst als auch später Lucas und Nathan das Groteske dieser Situation explizit ansprechen, denn wenn diese abwegige Szene einfach so als gegeben hingenommen worden wäre, hätte das die Punktzahl für diese Folge trotz all der tollen Momente doch erheblich reduziert – das reichte ja schon fast an die leidige Maisfeldjagd in #6.05 You've Dug Your Own Grave, Now Lie In It heran!
Immerhin führt es anschließend dazu, dass Dan sich mit seinem baldigen Tod arrangieren muss und beschert uns zwei grandiose (und einige sehr gute) Szenen mit Paul Johansson, der mal wieder zeigt, wie unglaublich facettenreich er ist. Sein explosives Hadern mit Gott, dass durch die Gewalt des Meeres verstärkt wird, ist genauso intensiv wie die leise, herzergreifende Szene auf dem Rivercourt, als er seinen Söhnen das sagt, was er ihnen schon viel früher hätte sagen sollen – nur schade, dass von ihnen überhaupt keine Reaktion kam, da hätte ich mir dann doch gewünscht, dass sie zumindest irgendetwas erwidern.
Allerdings haben diese Szene und danach Jamies virtuelles Tree Hill in mir dieses seltsam melancholische Gefühl erweckt, gerade keine normale Folge, sondern ein Serienfinale zu schauen: schon eine Szene zwischen Lucas und Nathan auf dem Rivercourt schlägt eigentlich immer den Bogen zum Beginn der Serie, aber dass dann noch Dan kommt, und all das Leid, das er über seine Söhne gebracht hat, aufrichtig bereut und sie nicht nur als gute Menschen, sondern als gute Brüder bezeichnet, hat bei mir die totale Abschiedsstimmung heraufbeschworen. Getoppt wurde das in punkto Emotionalität nur noch durch Jamies perfektes Happy End, in dem er Dan seine furchtbare Tat verzeiht und in seiner kindlichen Unschuld feststellt, dass Keith Dan verzeihen würde, was dieser ja auch in #4.10 Nachricht von Keith getan hat. Ein wunderschöner Abschluss einer Folge, der aber vor allem durch die Schlussworte "Goodnight, Tree Hill" ebenso gut tatsächlich am Ende der kompletten Serie hätte stehen können. Das Ende von "One Tree Hill" steht glücklicherweise noch nicht fest, aber das von Dan scheint nun absehbar und es tut mir schon jetzt im Herzen weh, diese großartige Figur zu verlieren.
I found something to show you how sorry I am…
Bei Brooke und Sam hängt der Haussegen schief und es hat mir sehr gut gefallen, dass Sam diesmal nichts angestellt hat, sondern es im Gegensatz zu Brookes Vermutung eben sehr wohl eine Entwicklung bei ihr gibt. Überhaupt ist für mich Sam (neben Julian) der größte Gewinn der sechsten Staffel, weil sie viele neue Impulse in die Serie eingebracht hat, ohne aber die Hauptfiguren zu verdrängen. Wie wichtig sie für Brooke ist, hat sich auch wieder in dieser Folge gezeigt, weil sie eben (ähnlich wie früher Peyton oder auch Haley) Brookes Phasen nicht einfach durchgehen lässt, sondern ihr mit einem ebenso großen Dickschädel entgegensteht. Toll inszeniert war auch die Szene zwischen Sam und Julian, die mir wirklich wieder verdeutlicht hat, wie wenig diese beiden Figuren wieder aus der Serie wegzudenken sind, weil sie eben nicht nur da sind, um die Hauptfiguren in den Mittelpunkt zu stellen, sondern auch alleine funktionierende und vor allem berührende Momente haben. Gerade durch die beidseitige, vorsichtige Annäherung an Brooke teilen sie so viele Erfahrungen und verstehen sich auch in vielen anderen Punkten so gut, dass das Bild einer Familie aus Brooke, Julian und Sam bestimmt nicht nur in Jamies perfektes Tree Hill passt.
Ich habe mich auch wirklich gefreut, Jack wieder zu sehen, weil nicht zuletzt durch Sams Aufsatz klar wurde, wie sehr er ihr fehlt. Natürlich hat sie bei Brooke und deren Freundeskreis eine liebevolle Umgebung gefunden, in der sie alles hat, was sie sich gewünscht hat, aber trotz allem war sowohl die Sorge um Jack als auch die Freundschaft zu ihm für sie ständig präsent. Deshalb fand ich es gut, dass die beiden zwar zuerst ihren gewohnt schroffen Umgangston miteinander pflegten, aber Sam am Ende ihre distanzierte Fassade fallen ließ und Jack gezeigt hat, wie froh sie ist, ihn wieder bei sich zu haben. Auch hier bin ich wirklich gespannt, was sich aus dieser Konstellation entwickelt: zieht Jack dauerhaft bei Brooke ein? Und wenn ja: wie entwickelt sich dann das Verhältnis zwischen Sam und ihm? Immerhin könnte er ja rein theoretisch doch noch ein Love Interest für sie werden, auch wenn ich mir da momentan noch nicht sicher bin, was ich davon halten würde.
Sometimes, the beauty is in the attempt.
Obwohl mir klar ist, wieso die Filmarbeiten und damit der ganze Handlungsstrang rund um die Buchverfilmung abgebrochen werden, finde ich es doch unglaublich schade, da die Story für mich durchaus noch Potential gehabt hätte. Natürlich ist die Abreise von Julian wichtig für die Story um seine Beziehung mit Brooke und natürlich war von vornherein klar, dass James van der Beek nur in einigen Episoden zu sehen sein wird – aber dass dafür nun das gesamte Filmprojekt abgebrochen wird, ist für mich nur mit "The beauty is in the attempt" nicht zufriedenstellend aufgelöst. Soll ich mir das so vorstellen, dass auch Mark Schwahn sich diesen Satz gesagt hat, als er diese Goldgrube an metafiktionalen Anspielungen und reflektierter Betrachtung der Serienanfänge anderen Handlungssträngen geopfert hat? Momentan kann ich da das große Ganze noch nicht sehen und trauere jetzt erst mal dieser tollen Idee nach, die eigentlich bis auf zwei Storys (das Drehbuch und das Casting) überhaupt nicht das hielt, was es versprochen hat oder zumindest, was ich mir davon versprochen habe.
Trotz dieser inhaltlichen Kritik war der Handlungsstrang allerdings wirklich toll umgesetzt, allem voran der standesgemäß großartige Abschied von Adam Reese. Eine spritzige letzte Rede, die neben dem üblichen Witz kurzzeitig auch den ernsthaften Künstler aufblitzen ließ, der außerdem seinen neuen Freunden Lucas und Julian den Produktionsbonus gesichert hat und scheinbar doch nicht so selbstzentriert ist, wie die beiden bisher immer angenommen haben. Wirklich berührend war auch die Abschiedsszene zwischen Julian und Brooke: kurz, prägnant, kein Wort zuviel und dennoch hochemotional. Dass der Abschied nicht für lange sein wird, habe ich mir sowieso schon gedacht, aber durch die nachdenkliche Einsamkeit der beiden in den Schlussminuten bin ich mir auch wirklich sicher, dass in der Beziehung zwischen den beiden das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
You deserve more than this!
Das plötzliche Wiederauftauchen von Skills und auch Deb war ganz nett, aber irgendwie auch irritierend. Seit #6.06 Choosing My Own Way Of Life haben wir die beiden als Paar nicht mehr gesehen, Skills war nur noch Stichwortgeber und Deb war bis zur letzten Folge komplett in der Versenkung verschwunden. Jetzt gibt es aus heiterem Himmel ein Kinder-Basketball-Team, das Skills trainiert (wobei ich mich sofort gefragt habe, was denn eigentlich mit den Ravens ist, da Lucas ja auch kein Coach mehr ist) und im Prinzip sehen wir die beiden nur deshalb wieder als Paar, um zu sehen wie sie sich trennen. Die Trennung an sich und der Grund dafür sind durchaus nachvollziehbar, aber es kam so lieblos aus dem Nichts, dass es mir vorkam, als ob die Autoren dieser Storyline überdrüssig sind und einfach den schnellsten Weg gesucht haben, sie zu beenden. Dafür waren aber die Beziehung und die Schwierigkeiten, die daraus entstanden sind, zu Beginn der Staffel viel zu präsent und haben zu viel Raum eingenommen, als dass es mit zwei Szenen plausibel zu Ende gebracht werden kann. Auch wenn mir die beiden als Paar ziemlich egal sind, hoffe ich doch für die Drehbuchautoren, dass in den nächsten Folgen noch mal Bezug darauf genommen wird, denn sonst haben sie hier wirklich schlampige Arbeit abgeliefert!
Fazit
Hier ein Fazit zu ziehen ist nicht gerade leicht, da die genialen Schlussminuten der Folge die durchaus vorhandenen Schwächen in der Storygestaltung fast vergessen machen. Da aber auch die Umsetzung der nicht ganz zufriedenstellenden Storylines wirklich gut ist, bleibe ich bei der Punktzahl von letzter Woche und bin weiterhin gespannt, wie sich die Ereignisse dieser Folge auf die letzten Episoden der Staffel auswirken.
Lena Stadelmann - myFanbase
Die Serie "One Tree Hill" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Searching For a Former ClarityErstausstrahlung (US): 23.03.2009
Erstausstrahlung (DE): 23.03.2014
Regie: Joe Davola
Drehbuch: Mark Schwahn
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