Bewertung

Review: #10.02 Sweets und die Verstummten der Verschwörung (2)

Foto: David Boreanaz, Emily Deschanel & Carla Gallo, Bones - Copyright: 2014 Fox Broadcasting Co.; Jordin Althaus/FOX
David Boreanaz, Emily Deschanel & Carla Gallo, Bones
© 2014 Fox Broadcasting Co.; Jordin Althaus/FOX

Nach dem schockierenden Ende des Staffelauftaktes zur zehnten Staffel von "Bones" geht es in dieser Episode in erster Linie darum, den Drahtzieher hinter der Verschwörung und somit der Verantwortliche für Sweets Tod zu finden und hinter Schloss und Riegel zu sperren. Doch neben dieser Arbeit müssen alle Beteiligten auch einen Weg finden mit dem großen Verlust umzugehen, mit dem neben Daisy vor allem auch Booth extrem zu kämpfen hat.

"In the real scenes he is here, Sweets is a part of us. Our lives, how we all are, at this moment have been shapes by our relationship with Sweets."

Ich kann es eigentlich noch immer kaum fassen, dass Sweets tot ist. Ich bin keine Person, die Spoiler scheut, aber davon habe ich nun wirklich nichts mitgekriegt, entsprechend überraschend, schockiert und traurig war ich nach dem Ende des Staffelauftaktes. Und in dieser Episode wurde nun noch der letzte Funken Hoffnung zerstört, dass es sich bei diesem Ereignis um ein Missverständnis oder um einen blöden Scherz gehandelt hat. Sweets ist wirklich tot. Mit diesen Verlust versuchen nun die verschiedenen Charaktere in dieser Episode klarzukommen, denn zum Trauern bleibt momentan noch nicht viel Zeit, muss doch noch mit Hochdruck nach dem Verantwortlichen für diese schlimme Tat sowie für die vergangenen Ereignisse gesucht werden.

Die Zeit von vierzig Minuten reicht einfach nicht, um auf jeden Charakter und seine Trauer einzugehen, deswegen konzentriert man sich in dieser Folge vor allem auf die zwei Charaktere, die Sweets am nächsten standen: Daisy und Booth. Aus demselben Grund möchte ich auf diese zwei auch später in einem separaten Abschnitt eingehen und hier die anderen Charaktere sowie die Auswirkungen auf das ganze Team im Zusammenhang mit Sweets Tod eingehen. Sweets war für mich bei "Bones" schon immer ein wahnsinnig wertvoller Teil und er gehörte seit Beginn zu meinen Lieblingsfiguren. Seine Beziehung zu den restlichen Teammitglieder wurde wahnsinnig schön aufgebaut und er wurde von dem reinen Psychiater, den Brennan sowie auch Booth immer ein bisschen belächelt hat, zu einem Partner, Teammitglied, Freund und schließlich zu einem Teil der ganzen Familie.

Sein Tod reißt nicht nur ein Loch in das Team, sondern sicherlich auch in die Serie und ich kann mir momentan noch gar nicht so richtig vorstellen, wie es ohne ihn weitergehen wird. Wichtig finde ich, dass sein Verlust weiterhin thematisiert wird und sein Charakter nicht nach dieser Folge bereits in Vergessenheit geraten wird. Doch ich gehe stark davon aus, dass den Macher der Serie bewusst ist, dass sie mit John Francis Daley, der Sweets über die Jahre wunderbar dargestellt hat, einen wichtigen Teil der Serie verloren haben und werden daher sicherlich darauf achten, dass er nicht so schnell vergessen wird.

Abschied von Sweets wurde aber in dieser Episode auf eine wunderbar passende Art und Weise genommen. Seine "Familie" versammelt sich mit seinem Lieblingsessen an einem für ihn wichtigen Platz und singt zum Abschied sein Lieblingslied, das total albern ist und es deswegen schafft dem Zuschauer trotz Tränen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern und einem ganz fest hoffen lässt, dass Brennans schöne Worte, die sie kurz zuvor gesprochen hat, der Wahrheit entsprechen und Sweets in jedem einzelnen Charakter weiterlebt und somit der Serie "Bones", bis zu deren Ende erhalten bleibt.

"That's why we're going to find out what happened, who is behind all this. We're gonna do that for Sweets." – We have to do that. He was family." – "Yes he was."

Der Fall selber hat sich ja bereits durch die ganze neunte Staffel gezogen und hat in einem genialen Finale mit einem spannenden Cliffhanger in der Episode #9.24 Bones und Booth in einem Bild der Zerstörung seinen Höhepunkt erreicht. Nun wurde Booth in der Staffelpremiere der zehnten Staffel wieder entlastet und kann nun seinen Dienst beim FBI wieder aufnehmen. Doch ist seine erste Priorität momentan natürlich diese ganze Verschwörung aufzuklären und vor allem Sweets Mörder zu finden.

Wie ich in unserem Rückblick zu der Season 2013/2014 bereits erwähnt habe, gehört für mich diese Storyline zu einer der besten von "Bones". Der Übergang von dem genialen Serienkiller Christopher Pelant zu der Ghostkillerin zu einer großen Verschwörung, die bis in die obersten Regierungsränge reicht, war nicht nur spannend und verwirrend, sondern hatte auch wunderbare Charaktermomente und hat vor allem aus Booth Charakter alles herausgeholt. Hier auch gleich mal ein großes Kompliment an David Boreanaz, der in Booth definitiv seine Paradenrolle gefunden hat und aus seinem Charakter immer wieder das beste herausholen kann.

Die Auflösung des Falles hat mir auch sehr gut gefallen, obwohl sich diese für Nicht-Amerikaner und für solche, welche der amerikanischen Geschichte nicht so mächtig sind, eventuell etwas kompliziert gestaltete. Trotz allem finde ich aber genau dieses Anspielungen auf die Politik in den Vereinigten Staaten bei "Bones" immer wieder sehr erfrischend. J. Edgar Hoover ist bereits der zweite sehr mächtige Mann der US-Politik, dem sozusagen eine ganze Folge von "Bones" gewidmet wurde. Denn in der Folge #5.12 Im Pudding liegt die Wahrheit wurde damals das Attentat um John F. Kennedy thematisiert, etwas was die Meinung der Weltbevölkerung bis heute spaltet. Ähnlich ist es bei J. Edgar Hoover, welcher der erste Präsident des FBI's war und bis heute der Namensgeber des Hauptsitzes des FBI in Washington D.C. ist. Doch seine politischen Ansichten spaltet im Nachhinein die amerikanische Bevölkerung und manche sind sogar der Ansicht, dass die Widmung des FBI-Gebäudes annulliert werden sollte.

Der Fall hier dreht sich vor allem um Hoovers Geheimakten. Diese Akten entsprechen durchaus der Wahrheit, hat Hoover doch während seiner Zeit als FBI-Direktor diverse Akten über ranghohe Politiker, Schauspieler und sonstige berühmte Persönlichkeiten angelegt und mit einem komplizierten Verschlüsselungssystem versehen, so dass nur er oder seine engsten Vertrauten die Akten einsehen konnten. Nach seinem Tod wurden Hoovers Methoden stark hinterfragt und man sagt heute, dass dies der erste Schritt in einen zentralen Überwachungsstaat war. Mit den Folgen die diese Akten auslösen könnten, beschäftigt sich unser Verschwörungsfall bei "Bones" und es wird schön aufgezeigt, dass es unter keinen Umständen in einem Rechtsstaat eine solche Überwachung geben darf. Denn so können einzelne Menschen ganze Rechtssysteme kontrollieren, manipulieren und für ihre Zwecke nutzen. Gerade in der heutigen Zeit sind genau diese Überwachungen immer wieder im Gespräch. Länder und ihre Regierungen werden von anderen Regierungen überwacht, Institutionen die eigentlich unabhängig sein sollten, werden ausspioniert und sogar Privatpersonen geraten in diesen Überwachungsfokus. Somit hat hier "Bones" ein aktuelles Thema aufgegriffen und durch den Bezug zur Vergangenheit nicht nur einen spannenden und interessanten Fall geschaffen, sondern auch aufgezeigt, dass sich die Geschichte wohl immer wieder wiederholt und die Menschen scheinbar nichts aus ihren Fehlern lernen.

"Please don't go, you're the only one, who can see him like I do. It's like we can have one last conversation"

Daisy, die hochschwanger mit Sweets Kind ist, verliert damit nicht nur ihren Partner, sondern auch den Vater ihres zukünftigen Kindes. Jede andere Person würde unter diesem Schmerz und unter der Trauer zusammenbrechen, aber Daisy ist, wie auch Brennan, anders und findet Trost im Jeffersonian und bei der Hilfe zur Identifikation von Sweets Mörder. Besonders gefallen hat mir hier die Szene zwischen Daisy und Brennan, in welcher Daisy Brennan bittet, mit ihr zusammen so etwas wie ein letztes Gespräch mit Sweets zu führen. Einerseits ist es unglaublich emotional wie die beiden aus den Überresten von Sweets seine Vergangenheit rekonstruieren können und ihn dadurch sogar noch einmal ein bisschen besser kennenlernen und andererseits wird hier wieder einmal klar wie ähnlich sich Daisy und Brennan eigentlich sind.

Beeindruckend ist auch was für eine Entwicklung Daisy durchgemacht hat. Von der zwar unglaublich intelligenten, aber etwas naiven und vor allem unbeliebten Assistentin hat sie sich zu einer verantwortungsvollen Frau entwickelt, die mit diesem Schicksalsschlag zwar sicherlich zu kämpfen hat, ihn aber hundertprozentig meistern wird, vor allem mit der Jeffersonian-Familie an ihrer Seite.

"I should have served the warrant, not Sweets" – "It's not your fault." – "It is my fault Bones. Look I am the senior agent do understand? It was my responsibility."

Eine ähnliche Entwicklung haben auch Sweets und Booth durchgemacht. Ich weiß nicht in wie vielen "Bones"-Reviews ich erwähnt habe, wie sehr ich von dieser Entwicklung beeindruckt bin, wie sehr es mir gefällt, dass diese beiden es geschafft haben ihre Beziehung von der anfänglich beruflichen Beziehung, in der Sweets mehrheitlich von Booth belächelt wurde, zu einer echten Partnerschaft und schließlich zu einer tiefen Freundschaft aufzubauen. Und genau weil Sweets für Booth inzwischen zu einem Freund geworden ist, weil er ihn als Familienmitglied ansieht, lastet sein Tod so schwer auf ihm. Natürlich gibt sich Booth die Schuld daran, obwohl Sweets aus freien Stücken diese Dokumente überliefern wollte und Booth nichts dagegen hätte tun können. Doch diese Zweifel, diese Schuldgefühle fressen ihn auf und ich denke, dass er noch länger damit zu kämpfen haben wird. Das heißt ich hoffe auch, dass Sweets Tod, Booth Schuldgefühle und seine Trauer über den Verlust eines Freundes noch weiter thematisiert werden wird, vor allem auch, weil aufgrund von Sweets Wunsch, Daisys ungeborenes Kind Seeley heißen soll.

"What kind of man this that make you? How are you face your god if you kill an innocent man? Is your faith in him so weak, your faith in me? Your a good man Booth, don't let them take that away, because that really will be the dead of you."

Diese Schuldgefühle und aus Booth' Sicht die nicht wahrgenommene Verantwortung, treiben Booth zu Handlungen, die er sonst niemals begehen würde und dies führt zu einer der besten Szenen diese Episode. Brennan, welche selten laut wird oder ausrastet und vor allem immer rational bleibt, hat vor ihrem Ehemann einen emotionalen Ausbruch und führt diesem nicht nur vor Augen was er gerade tun will, sondern auch was er zu verlieren hat. Nämlich sie und Christine. Der Moment in dem das alles auch Booth klar wird, ist herzzerreißend und hat mich zu Tränen gerührt, er hat jedoch auch wieder mal aufgezeigt, dass Booth Brennan vertraut und sie mit ihm auch weiterhin durch die Höhen und Tiefen im Leben gehen wird, dass die zwei füreinander geschaffen sind, dass sie durch ihre Arbeits- sowie Privatbeziehung zueinander gewachsen sind, sich verändert haben und dadurch eben perfekt füreinander sind.

Randbemerkungen und persönliche Notizen

  • Booth mal nicht im Anzug zu sehen, sondern in Jeans und T-Shirt war für mich ganz erfrischend und der Dreitagebart steht David Boreanaz doch ausgesprochen gut.
  • Sweets "Ersatz" Aubrey ist unglaublich sympathisch, witzig und erfrischend. Ich kann ihn mir in Zukunft sehr gut an Booth Seite vorstellen, ohne dass er Sweets als Booth' Freund und Partner ersetzten wird, weil er eben schon rein aus beruflichen Gründen eine andere Beziehung zu Booth aufbauen wird, als Sweets.
  • Gefallen hat mir Hodgins Charakterzeichnung in dieser Episode. Für ihn muss diese Verschwörung der J. Edgar Hoover Akten sowie der Fund dieser wie Weihnachten, Neujahr und Geburtstag zusammen gewesen sein, doch seine Freude darüber war verhalten. Alles andere wäre nämlich auch völlig unpassend gewesen, schließlich ist Sweets wegen dieser Verschwörung gestorben. Also hat sich Hodgins hier natürlich zurückgehalten. Schön, dass die Autoren auf dieses kleine Detail geachtet haben.

Fazit

Die Folge war von dem tragischen Tod Sweets bestimmt und hat dem Zuschauer schön Gelegenheit gegeben mit den Charakteren von "Bones" um einen der ihren zu Trauern. Die Auflösung des Falles, der in der neunten Staffel gewachsen ist, war spannend, interessant und war zwar eine Reise in die Vergangenheit, hat aber trotzdem ein brandaktuelles Thema aufgegriffen. Die Macher der Serie haben es trotz dem schockierenden Ereignis geschafft, dem Zuschauer eine grandiose Episode zu präsentieren und zum Abschluss bleibt eigentlich nur noch ein Wort an John Francis Daley: Besten Dank für die wundervollen Jahre "Bones" in denen wir mit Sweets lachen, weinen, mitfiebern und mitfühlen durften. [s]She put de lime in de coconut…[/s]

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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