Bewertung

Review: #2.12 In der Halle des Bergkönigs

Foto: Jon Hamm, Mad Men - Copyright: 2008 Carin Baer/AMC
Jon Hamm, Mad Men
© 2008 Carin Baer/AMC

Nach dieser Episode empfinde ich ein ganz seltsames Gefühl. Einerseits bin ich wahnsinnig dankbar über all die Informationen, die man hier erfahren hat, doch andererseits bin ich nicht ganz überzeugt, weil mir irgendetwas gefehlt hat. Mich hat diese Folge einfach nicht so mitgerissen, wie sie es eigentlich tun sollte, obwohl ich kaum Negatives darüber sagen kann.

!I have been watching my life. It's right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can't."

Begeistert bin ich über Dons Reise in die Vergangenheit. Er sucht also tatsächlich die Person auf, der er das Buch geschickt hat und die ihn damals im Autohaus aufgesucht hat. Das ist also Anna Draper, die Ehefrau des richtigen Don Drapers. Was mich hier umgehauen hat, war das Verhältnis, das die beiden zueinander haben, denn es ist richtig herzlich. Man sollte meinen, dass eine Frau, die ihren Ehemann verliert und entdeckt, dass jemand anderes seine Identität annimmt, ganz anders reagiert. Doch sie freundet sich mit Don an und die beiden entwickeln ein tolles freundschaftliches Verhältnis zueinander. Das hat mich sehr überrascht, weil ich damit nicht gerechnet hätte. Vor allem auch, als sie sieht, wie glücklich Don ist und sich dann sogar von ihm scheiden lässt, damit er Betty heiraten kann. Ich war selbst ganz umgehauen, Don so fröhlich zu sehen. Er hat viel gelacht und war damals einfach glücklich. Ganz im Gegensatz zum jetzigen Don, der einen fast schon deprimiert. Er hat das Gefühl, ganz allein auf dieser Welt zu sein und das ist der Grund, warum er Anna wieder aufgesucht hat. Es gibt einen Menschen auf dieser Welt, der immer für ihn da sein wird und ich glaube, dass Don diesen Besuch bei ihr ganz dringend nötig hatte. Ich glaube, sie wird ihm noch die Augen öffnen und klar machen, dass er nicht alleine ist und ihn vielleicht daran erinnern, wie glücklich er mit Betty war und was er vermasselt hat.

Doch das Gespräch mit Anna hat ihn zum Nachdenken gebracht und es ist schön, ihn so frei im Meer schwimmend zu sehen. Ein wirklich toller Schluss, der ihm vielleicht klar macht, dass er sich auch in New York wieder so glücklich fühlen kann. Denn er MUSS einfach wieder nach New York kehren. New York ohne Don funktioniert einfach nicht. "Mad Men" ohne Don in New York funktioniert nicht. Ich bin mir sicher, dass er im Staffelfinale wieder zurückkehrt. Irgendwie sagt mir das mein Gefühl und ich wäre wirklich froh, wenn er sich wieder mit Betty vertragen würde und merken würde, wieso er sie damals geheiratet hat und wie glücklich sie ihn gemacht hat. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Reise zurück ins Leben von Dick Whitman ihm die Augen öffnen wird. Und ich bin gespannt, wie sich das auf ihn auswirken wird. Denn ich könnte mir nicht vorstellen, dass er einfach an der Westküste bleibt. Auch wenn Anna für ihn da ist, so ist das doch nicht sein Leben. Er ist geflüchtet und vielleicht findet er so wieder zu sich. Das würde ich mir für ihn wünschen, vor allem, wenn er wieder so glücklich werden würde, wie er es damals war.

"There's a difference between wanting and having."

Doch das wird natürlich kein leichter Kampf, denn schließlich warten schon die nächsten Probleme auf ihn in New York. Da wäre zum einen die Tatsache, dass Bertram Cooper und Roger beschlossen haben, dass die Agentur übernommen wird. Irgendwie ein seltsames Gefühl, dies zu wissen, denn es wird sich mit Sicherheit einiges dadurch ändern und ich weiß nicht, ob ich das gutheißen soll. Ich habe da noch Zweifel, genauso wie Bert, der irgendwie auch nicht begeistert ausgesehen hat, als alle den Konferenzraum verlassen haben. Eine tolle Kameraeinstellung, denn die Kamera entfernt sich langsam von Bert, was auch zeigen kann, dass die Entscheidung zur Übernahme dazu führen könnte, dass nichts mehr so sein wird, wie es war. Dieses Gefühl habe ich empfunden, als ich diese Szene gesehen hab.

Was ebenfalls schwierig für Don werden könnte, ist die ganze Situation mit Betty. Ich frage mich gerade immer noch, wieso Anna sie nie kennengelernt hat, obwohl Don das so sehr wollte. Da muss auch noch etwas geschehen sein und ich frage mich, was das wohl war. Vielleicht bekommen wir das irgendwann anders erzählt. Betty ist momentan immer noch alleine daheim und muss ihre Kinder großziehen, die es ihr nicht gerade leicht machen. In diesem Fall war es Sally, die angefangen hat zu rauchen, was mich sehr erschrocken hat. Das zeigt wohl sehr gut, dass Betty nicht alles alleine schaffen kann und Dons Hilfe braucht, denn ich bin mir sicher, dass Sally das nur getan hat, weil etwas in ihrem geliebten Zuhause nicht stimmt. Ich finde es jedoch gut, dass Betty ihr die Wahrheit erzählt hat und auf sie eingegangen ist. Sally ist schon alt genug, um mit ihr darüber zu sprechen und ich frage mich, wie das mit dieser Familie weitergehen wird. Ich kann mir vorstellen, dass Sally weiterhin nach ihrem Vater fragen wird und ihn sehen möchte und vielleicht sieht Betty irgendwann ein, dass sie ohne Don nicht kann. Vielleicht ist es aber genau andersrum. Das ist es, was diese ganze Story so spannend macht, denn sie zeigt, dass die Frauen nicht mehr alles auf sich sitzen lassen.

"Has anyone heard from Don?" - "Yes, he called, he wants you to get back at work."

Bestes Beispiel wäre hier auch Peggy, die ich in dieser Folge großartig fand. In der letzten Review habe ich mich noch beschwert, dass sie zu wenig Screentime bekommen hat, doch in dieser Folge hat mir ihre Handlung sehr gefallen. Sie setzt sich bei den Männern durch, fordert ihr eigenes Büro und klettert so immer weiter die Karriereleiter hoch. Sehr schöne Story, die Peggy auch verdient hat. Immerhin musste sie einiges über sich ergehen lassen und Harrys Gesicht, als er gesehen hat, dass Peggy ein eigenes Büro hat, war grandios. Achtung Männer, schnallt euch an, denn jetzt kommen die Frauen!

Auch Pete muss sich mit seiner Frau auseinander setzen, denn diese verlangt nun ein Baby von ihm und macht ihm das Leben nicht gerade leicht. Dass sie ihren Vater mit ins Spiel bringen muss, finde ich alles andere als gut, doch ich glaube, dass diese Story auch noch sehr spannend wird, ganz besonders, weil Pete sich so sehr dagegen sträubt. Ich bin mir immer noch sicher, dass er und Peggy irgendwann wieder etwas miteinander haben werden, weil der Umgang der beiden in dieser Folge gezeigt hat, dass sie sich doch immer besser verstehen. Was Pete nun unternehmen wird, ist unklar. Ich hätte eigentlich gedacht, dass er seinem Schwiegervater sofort den Gefallen tun wird, und den Termin mit Trudy wahrnimmt, damit der Kunde nicht abspringt. Doch Pete reagiert ganz anders, was mich überrascht hat, weil ich bisher eigentlich immer das Gefühl hatte, dass er das machen wird, was nötig ist, um seine Karriere anzukurbeln. Vielleicht hat er es dieses Mal nicht gemacht, weil er glaubt, dass Don nicht wiederkommt und er dadurch große Chancen hat, seinen Platz auch auf diese Weise einzunehmen, doch das wird ihm sicherlich nicht gelingen und ich freue mich jetzt schon auf seinen Gesichtsausdruck, wenn Don wiederkommt.

Was für mich irgendwie gar nicht in die Episode gepasst hat, war die Handlung von Joan. Ich weiß nicht genau, was das ganze sollte und bin richtig erschrocken darüber, dass sie quasi eine Vergewaltigung ihres Verlobten über sich ergehen lassen musste. Ich kann das noch nicht nachvollziehen, aber verdient hat sie das nicht. Vielleicht soll diese Story auch nur zeigen, dass man in der damaligen Zeit über solche Situationen einfach schweigt und sich nicht damit auseinandersetzt. Ich weiß es nicht, aber ich möchte unbedingt herausfinden, wohin das führt.

Fazit

Obwohl diese Folge den Grundstein für all die Veränderungen, die jetzt kommen könnten, gelegt hat, hat mir doch etwas gefehlt und ich kann gar nicht genau sagen was. Sie war einfach nicht so mitreißend, worüber ich ein wenig enttäuscht bin. Dennoch haben mir alle Entwicklungen und Dons Reise in die Vergangenheit gut gefallen, weshalb die Episode auf jeden Fall ihre 7 Punkte verdient.

Alex Olejnik - myFanbase

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