Bewertung

Review: #4.04 Nach Hause kommen

Eric ist nach wie vor dabei, sich all das, was er bei den Panthers mehr oder weniger auf dem Silbertablett serviert bekam, als er dort als Coach anfing, an der East Dillon High mühsam zu erarbeiten. Nachdem sein Team endlich einigermaßen zusammengewachsen und mäßig erfolgreich ist und er ihnen neue Trikots besorgt hat, um ihren Stolz und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, kümmert er sich nun darum, für die richtige Stimmung vor und während den Spielen zu sorgen, um den Ehrgeiz und den Teamgeist seiner Spieler und der ganzen Schule zu wecken. Dafür muss natürlich eine ordentliche Pep Rally her…

Your husband had the inspired idea to make the pep rally a sort of homecoming!

Auf die Unterstützung des Direktors kann sich Eric allerdings weiterhin nicht verlassen und so kommt er, nachdem er neben dem Spielfeld ein altes Plakat entdeckt hat, auf die Idee, zur Pep Rally die Mitglieder der Lions-Mannschaft einzuladen, die 1983 die Landesmeisterschaft gewonnen hat. Das Highlight der Storyline war natürlich die Pep Rally am Ende der Folge, bei der Eric es mit Hilfe der ehemaligen Lions schafft, eine unglaublich inspirierte Atmosphäre zu schaffen, die weit weniger High School-typisch und dafür viel intensiver und emotionaler war als sämtliche Pep Rallys der Panthers. Es war toll zu sehen, wie das Team durch die Anerkennung, die sie nun auch von der Schule und den Bürgern bekommen, gleich ein paar Zentimeter wächst und dass das Team, so frisch und ungeformt es auch sein mag, zumindest dem Namen nach eine große Vergangenheit hat.

Was mir allerdings auch sehr gut gefallen hat, war das Essen bei den Taylors, weil man endlich etwas über East Dillon erfährt, vor allem wieso es ein ganz anderes Bild abgibt als das Dillon, das man bisher gesehen hat. Buddys Auftritt war natürlich genial und ich hoffe mal, dass er mit Eric in den Lions seine neuen Panthers findet.

This turned into the "Slammin’ Tami Show"!

Der Gegenwind in West Dillon wird für Tami immer stärker und es ist einmal mehr fast unglaublich, wie sehr sich diese Stadt an ihrem Football-Team aufhängt und dass sie dafür symbolisch gesehen über Leichen geht. Was Tami hier auszuhalten hat, fällt schon in die Kategorie schlimmes Mobbing: ihre beruflichen Pläne werden sabotiert, sie wird öffentlich zum Rücktritt aufgefordert, ihr Eigentum wird mut- und böswillig zerstört und selbst im Radio ist sie den Anfeindungen der Bürger ausgesetzt. Ihr Ausraster im Auto war völlig verständlich, zumal sie ja wirklich einfach nur ihrer Pflicht als Direktorin nachgekommen ist. Die Frage ist natürlich, wie lange sie diese Anfeindungen noch aushält, ohne zu resignieren, denn so stark sie auch ist, es zehrt schon jetzt an ihren Nerven. Großartig allerdings ihre ganz frauentypische Reaktion: "Can I have some chocolate, please?"

You get one chance in life, fellas. You either take advantage of it or you piss it away!

Vince und Luke haben mir, so klischeehaft das Ganze auch war, wirklich gut gefallen, vielleicht auch deshalb, weil es insgesamt dank der vielen Storylines nicht so viel Platz einnahm. So konnte man den Konkurrenzkampf der beiden zwar thematisieren, was nach der letzten Folge unbedingt nötig war, aber auch gleich entschärfen und eventuell sogar abschließen, was mich persönlich überhaupt nicht stören würde, weil ich gerne mal wieder ein bisschen mehr Football sehen würde und die Lions sich erst finden werden, wenn diese beiden miteinander klar kommen.

So langsam frage ich mich ja, ob in den USA immer zuerst der Football-Trainer angerufen wird, wenn irgendein Schüler in der Klemme steckt, oder ob die Jungs selbst lieber ihren Coach als ihre Eltern anrufen… Wie dem auch sei, Erics Auftritt im Gefängnis war wieder einmal großartig, genau wie die Standpauke, die er den beiden im Auto hält. Er ist zwar eigentlich selbst schuld an der Konkurrenz zwischen den beiden, aber natürlich erwartet er zu Recht von ihnen, dass sie diesen Druck positiv nutzen, da es das Ziel von beiden ist, durch Football einer trostlosen Zukunft zu entfliehen.

She never asked me to stay here, you know? That was my decision.

Bei Matt und Julie kriselt es, als Matt klar wird, dass Julie nicht wie er aufs College verzichten und in Dillon bleiben wird. Ich fand es toll zu sehen, wie selbstreflektiert die beiden mittlerweile mit sich und ihrer Beziehung umgehen, auch wenn es mich etwas erschreckt hat, wie unsicher Julie in ihrem Gespräch mit Devon gewirkt hat. Matts Gespräch mit Tim hat mir da um einiges besser gefallen, weil er darin festgestellt hat, dass er momentan nur seine eigene Unzufriedenheit auf Julie projiziert und es nichts mit seinen eigentlichen Gefühlen für sie zu tun hat. Während der Folge habe ich noch vermutet, dass die Weiterführung ihrer Beziehung davon abhängt, wie sie beide (auch Matt) mit der Collegefrage umgehen und ob sie neben ihrer Zukunft auch ihrer Beziehung eine neue Perspektive geben. Aber nach dem Schluss der Folge denke ich eher, dass es darauf ankommt, wie die beiden sich nach dem Tod von Matts Vater verhalten, ob Julie für ihn da sein kann oder ob Matt sich komplett von ihr zurückzieht.

It’s not your thing anymore, but it’s still in us. We’re still a football family.

Jess wird zusammen mit ihrer Familie immer mehr mein Liebling von den neuen Charakteren und gefällt mir in ihrer geerdeten, fröhlichen Art viel besser als Becky. Die ganze Familie erinnert mich sehr an die von Smash, mit ihrem Zusammenhalt und der Footballverrücktheit, und gerade der Unterschied, nämlich Jess’ Vater, der trotz seiner Footballvergangenheit nichts mehr davon wissen will, ist für mich besonders interessant. Natürlich muss hier noch irgendetwas kommen, nicht nur die Geschichte, wie es zu dieser Abkehr kam, sondern eventuell auch wieder die langsame Annäherung an den Sport, gerade wenn man den Blick sieht, den Vernon seinen ehemaligen Teamkollegen zuwirft.

Außerdem finde ich die Annäherung zwischen Landry und Jess total süß, vor allem weil bei den beiden überhaupt nichts von diesem Ungleichgewicht zu spüren ist, das bei Tyra und Landry schon ziemlich ausgereizt wurde. Die Anziehung der beiden war ja schon bei ihrem ersten unsanften Aufeinandertreffen zu spüren und mir gefällt es sehr gut, wie das ganze entwickelt wurde, auch mit dem spontanen und so herrlich authentisch inszenierten Kuss, der dann auch den letzten Zweifel ausräumt, wie toll die Chemie zwischen den beiden ist. Allerdings bin ich gespannt, ob Vince, der ja doch ein gewisses Interesse an Jess zu haben scheint, sich da noch irgendwie einmischt oder Jess’ mehr als deutliche Abfuhr dann doch akzeptiert.

My mother never took me shopping for a pageant gown and because of that I never placed as Miss Texas. That’s why I got into football…

Gerade weil "Friday Night Lights" das amerikanische Kleinstadtleben so liebevoll und detailliert beleuchtet habe ich mich schon gefragt, wo denn die berüchtigten Misswahlen bleiben. Dank Becky scheint man nun auch einen Einblick in dieses gesellschaftliche Phänomen zu bekommen, inklusive seltsamer auswendig gelernter Vorgespräche und natürlich dem obligatorischen Kleiderkauf. Bis jetzt finde ich die Thematik allerdings, vielleicht auch aufgrund von Becky, eher nervig als interessant, aber ich bin gespannt, wie tief die Autoren in diesen Schönheits- und Perfektionswahn der Misswahlen eindringen.

Was die Storyline trotzdem sehenswert gemacht hat, war zum einen die kurze Szene zwischen Becky und ihrer Mutter und Beckys Enttäuschung kurz darauf, als ihre Mutter sie doch wieder hängen lässt, wodurch man durchaus den Eindruck bekommt, als wären die Misswahlen für sie eine Möglichkeit, wenigstens von irgendjemandem wenn schon nicht von ihrer Mutter die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie sich wünscht. Tim brachte dann letztlich die nötige Portion Humor mit ein – allein schon seine Anwesenheit in dem Kleidergeschäft war zum Schreien komisch, ganz zu schweigen von seinem Geständnis, dass er nur deshalb Football spielt, weil seine Mutter auch nie mit ihm ein Kleid für die Misswahlen gekauft hat! Mir gefällt es bis jetzt noch ziemlich gut, dass Tim sich für Becky wie ein großer Bruder verhält, aber ich denke, dass Becky mittlerweile schon mehr im Sinn hat.

What’s the matter? – It’s your Dad. He was killed.

Der Schluss der Folge war ein unglaublicher Schock, vor allem weil es so extrem friedlich mit Lorraine und Shelby anfing und ich mich gerade darüber gefreut habe, wie gut die beiden mittlerweile miteinander klar kommen, als plötzlich die beiden Soldaten vor der Türe stehen. Die Kombination aus Lorraines Zusammenbruch, ohne dass man sie tatsächlich weinen hört, mit José Gonzalez’ "Teardrop" war absolut genial und wäre für mich als Schluss eigentlich perfekt gewesen, auch ohne dass man die schlimme Neuigkeit gemeinsam mit Matt auch tatsächlich hört.

Fazit

Es wurden viele interessante Geschichten angerissen, die einiges an Potential für die kommenden Folgen beinhalten, von denen mich aber keine so restlos begeistern konnte wie manche andere Storyline von "Friday Night Lights". Die meisten Auswirkungen wird zweifellos der Cliffhanger haben und ich bin wirklich gespannt, wie Matts Umgang mit dem Tod seines Vaters umgesetzt werden wird.

Lena Stadelmann - myFanbase

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