Bewertung

Review: #7.12 Aus dem Nichts

"Chicago Fire" hat nach der letzten Folge aktuell keine großen Handlungsbögen, die verfolgt werden müssen, außer vielleicht Dr. Jim Shaw, der Emily Foster um ein Date gebeten hat, aber ansonsten konnte #7.12 Make This Right den Neuanfang wagen, um neue Storylines zu initiieren.

Fangen wir an mit dem lose angefangenen Handlungsbogen rund um Emily, der mir in dieser Folge als schwächster Handlungsbogen in Erinnerung geblieben ist. In meiner letzten Review hatte ich bereits angesprochen, dass ich die Beschäftigung mit ihrem Liebesleben als Chance sehe, dass wir sie generell mehr als Mensch zu packen bekommen. Doch leider kratzen wir auch in dieser Episode nur an der Oberfläche. Für Emily war schnell klar, dass Shaw nur ein Date von vielen sein würde, weswegen sie sich munter mit anderen Frauen und Männern beschäftigt. Dem gegenüber steht Sylvie Brett, die Romantikerin schlechthin, die natürlich Emilys Lebensstil wenig abgewinnen kann. Als Erklärung für ihre wechselnden Bettgesellen folgt dann nur lapidar, dass sie einiges nachzuholen habe, was sie mit ihrem zeitintensiven Medizinstudium verpasst hat. Das ist mir als Erklärung wirklich viel zu wenig und ich denke auch, dass da viel mehr dahinter steckt. Ich habe jedoch den Eindruck, dass das zu lange hinausgezögert wird und so bei mir eher für Widerwillen sorgt, weil ich Emily eben immer noch nicht richtig kennenlernen durfte. Am Ende der Folge zeigt sich dann, dass es Shaw überhaupt nicht gefallen hat, nach einer Nacht schon einen Korb zu bekommen. Seine Unzufriedenheit wird sehr düster inszeniert, so dass sich natürlich der Gedanke aufdrängt, dass wir es vielleicht mit einer Stalker-Storyline zu tun bekommen. Diese reizt mich nicht unbedingt, aber wenn wir dafür mal in Emilys Leben eintauchen dürfen, gerne!

Die Folge stand auch im Zusammenhang mit Frauenpower, da wir sehr viele Szenen zwischen Sylvie, Emily und Stella Kidd erleben. Die Dynamik der drei hat mir gut gefallen, zumal mit Klischees gespielt wurde und dem Bestreben, diese zu widerlegen. In erster Linie wurden bei ihren Versuchen, eine Beule aus dem Rettungswagen zu bekommen, natürlich die Lachmuskeln angeregt, aber die Zusammenarbeit der drei ist doch eher selten und solche Szenen könnte es ruhig viel öfters geben!

Aktuell bekommen wir sehr viele Freundschaftsmomente zwischen Kelly Severide und Matt Casey, die mir sehr gefallen. Während es zuletzt eher um private Probleme ging, zeigen die beiden ihren Zusammenhalt mal wieder beruflich. Matt lässt ein Motorradunfall mit Todesfolge nicht los und Kelly unterstützt ihn bei der Findung der Wahrheit. Natürlich war schon viel zu früh klar, dass Nick Chaffee den Unfall verursacht hat, weil er immer wieder zu offensichtlich betont hat, dass er nur alles beobachten konnte, aber dennoch fand ich die Zusammenarbeit der beiden Feuerwehrmänner richtig gut. Das Ganze gipfelt dann in richtig tollen Szenen mit dem Sohn Chris des Verstorbenen, der letztlich auf eine Anzeige gegen Chaffee verzichtet, weil er weiß, dass sein Vater das nicht gewollt hätte. Zudem stellt er Parallelen zu Matt und Kelly her, die vom selben Schlag seien. Diese Storyline war einfach unheimlich rund und hat beiden Männern noch einmal bestätigt, dass sie das, was sie machen, aus wirklicher Leidenschaft und nicht nur aus Verpflichtung machen. Etwas komisch fand ich nur Kellys Bemerkung, der Matt dankt, dass er wie er war. Ja, Kelly hängt sich naturgemäß in alles hinein, aber auch Matt haben wir schon oft genug erlebt, wenn er tiefer graben wollte. Daher habe ich es nicht so empfunden, dass Matt den Kelly gemacht hat, sondern dass sich einfach nur gezeigt hat, dass es einen Grund hat, warum die beiden so gute Freunde sind.

Die überraschendste Entwicklung wollte ich mir für den Schluss aufheben. Als Randall 'Mouch' McHolland feststellt, dass der Fernseher kaputt ist und Brian 'Otis' Zvonecek sich spöttische Kommentare nicht verkneifen kann, wie lustig es wird, wenn der technikfeindliche Mouch sich an die Reparatur begibt, habe ich auf den klassischen Lacher der Woche gewartet. Ich hätte aber nie gedacht, dass sich daraus ein wirklich so emotional inszenierter Streit zwischen den beiden Kollegen ergeben würde. Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als Mouch plötzlich die Nerven verlor und seine ganze Wut auf Otis loswerden musste. Ich kenne es nur zu gut, wenn man ewig dieselben Witze über einen ertragen muss und irgendwann platzt es einfach an die Oberfläche. Ich konnte die Reaktion also nur zu gut nachvollziehen und ich fand es bemerkenswert, dass die Drehbuchautoren diesen Weg gegangen sind. Zudem werden wir dabei mit tollen Szenen zwischen Mouch und Trudy Platt belohnt. Die beiden kommen insgesamt doch viel zu kurz, daher sind diese geschenkten Momente es immer wert.

Mir hat es aber sehr gut gefallen, dass in diesem Zwist es ausgerechnet Ritter ist, der die Versöhnung der beiden aktiv vorantreiben will. Bei dem jungen Feuerwehrmann merkt man einfach, dass er sehr harmoniebedürftig ist. Zudem ist Mouch derjenige, der ihn davon abgebracht hat, seine Feuerwehrmannkarriere aufzugeben, so dass er viel Respekt für ihn empfindet und den Gedanken nicht ertragen kann, dass sein Mentor die Schicht wechselt oder gar in Rente geht. Daher geht er am Ende das Risiko ein, sich zum Deppen zu machen und erscheint in einem grell bunten Pullover im Molly's, damit Mouch und Otis wieder etwas haben, über das sie gemeinsam lachen können, damit sie nicht übereinander lachen müssen. Die Aussprache von Otis und Mouch war perfekt inszeniert. Insgesamt ist diese Storyline so genial, dass ich sie noch lange wohlwollend in Erinnerung behalten werde.

Fazit

"Chicago Fire" überzeugt in dieser Woche nicht durch spektakuläre Momente und Entwicklungen, sondern durch viel Emotionalität und Tiefgang bei den Charakteren. Dadurch, dass nur wenig Storylines parallel behandelt wurden, gab es auch viel mehr Zeit, die wenigen intensiv zu beleuchten. Dies tut zur Abwechslung mal richtig gut!

Lena Donth – myFanbase

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