Bewertung

Review: #1.17 Das Unwetter

Wenn die Macher von "Vampire Diaries" uns eins bewiesen haben, dann ist das die Tatsache, dass diese Vampirserie unglaublich temporeich ist und sich das Blatt jederzeit wenden kann. Somit beinhaltet auch diese Episode wieder einige überraschende Wendungen, die der Serie wieder ganz neue Möglichkeiten für zukünftige Handlungsstränge eröffnen.

I have two liters of soccer mom in the fridge.

Der Pilot der Serie legte den Grundstein für die Beziehung zwischen den Brüdern. Stefan ist der Gute, der sich in das Leben der Menschen eingegliedert hat, Sympathien für sie aufbringt und sich ausschließlich von Tierblut ernährt, während Damon der Böse ist, für den das Leben eines Menschen keinerlei Bedeutung hat, der mit ihnen spielt und sich von ihnen ernährt.

Bei Damon haben wir im Laufe der Zeit jedoch gesehen, dass der erste Eindruck keinesfalls immer zutrifft. Wir haben Ansätze von Erklärungen für sein Verhalten geliefert bekommen, haben erkannt, dass er für einige Menschen so etwas wie Sympathie aufbringen kann und erfahren, dass seine Handlungen nicht wahllos, sondern immer zielgerichtet sind. Natürlich lässt sich nicht abstreiten, dass Damon ein egozentrierter, skrupelloser und berechnender Vampir ist, dennoch ist deutlich geworden, dass Damon auch eine menschliche Seite in sich hat, die sich in Bezug auf Elena, aber vor allem deutlich in Bezug auf seinen Bruder Stefan zeigt. Seine Beziehung zu Stefan scheint sich nach der Erkenntnis, dass Katherine niemals in der Grabkammer war, sogar noch mehr gefestigt zu haben, da der 'Verrat' von Stefan nun nicht mehr zwischen ihnen steht, sondern sein 'Hass' derzeit scheinbar allein auf Katherine projiziert wird. Genau durch diese Tatsache erschien mir die Überfürsorglichkeit gegenüber Stefan auch nicht zu übertrieben. Natürlich hat sich Damon bereits gegenüber Logan Fell für seinen kleinen Bruder eingesetzt, damals jedoch mit der klaren – wenn auch nicht unbedingt so gemeinten – Ansage, dass er derjenige sein wird, der Stefan tötet. Diesmal lief die Befreiung seines kleinen Bruders jedoch vollkommen kommentarlos ab, er schien sich ernsthafte Sorgen zu machen und blieb dann schließlich auch noch im Haus, um Rache an den Entführern und Folterern seines Bruders zu nehmen. Was dem Zuschauer also schon früh bewusst war, nämlich, dass Damon und Stefan eine innige Bruderbeziehung vereint, wurde in dieser Episode endgültig besiegelt. Und so sehr Damon auch behaupten mag, dass er keine gute Seite an sich hat, so wissen es die Zuschauer, und wahrscheinlich Damon selbst, besser und sehen deutlich, dass er mehr Gutes in sich trägt, als man es zu Beginn von ihm erwartet hätte.

Genau dieser Aspekt wird in den kommenden Episoden wahrscheinlich noch interessanter werden, denn erstmals haben wir auch Stefan in einem anderen Licht gesehen. War er bisher der nette, sympathische Vampir, von dem man meist nichts Böses erwartet, so zeigt uns vor allem die letzte Szene dieser Episode, dass wir in Zukunft eine ganz andere Seite von ihm zu sehen bekommen könnten. Jahrzehnte lang hat er sich ausschließlich von Tierblut ernährt, doch nun musste er Elenas Blut trinken um zu überleben und sie und sich selbst vor Fredrick zu schützen. Wie bei einem Süchtigen, der das erste Mal nach Jahren Abstinenz wieder seine Droge konsumiert, blieb auch für Stefan dieser Rückfall nicht ohne Konsequenzen. Zwar konnte er sich Elena gegenüber schnell wieder beherrschen, doch ohne ihre Gegenwart konnte er seiner Sucht nicht mehr wiederstehen und griff sich die Blutkonserven. Die Verzweiflung über diese Tat war Stefan ins Gesicht geschrieben und es wird alles andere als leicht für ihn werden gegen diesen Rückfall anzukämpfen. Genau dies scheint auch Damon bewusst zu sein, der seinen Bruder mitleidend betrachtet, wie er auf dem Boden gekauert und voller Scham über den Blutkonserven sitzt. Die Tatsache, dass Damon die Ernährung seines Bruders immer wieder amüsiert kommentiert hat und ihn dazu angestachelt hat, sich von menschlichem Blut zu ernähren, ist in diesem Moment vollkommen vergessen. Damon ist besorgt um die Entwicklung seines Bruders, darin liegt kein Zweifel.

Während Damon in all den Jahren also gelernt hat sich zu beherrschen und dementsprechend nicht von einer Blutlust getrieben war, die seine wahre Identität aufdecken könnte, stellt sich nun die Frage, wie Stefan mit seinem Rückfall umgeht. Damon ist nun definitiv in der Position, dass er Verantwortung für seinen kleinen Bruder übernehmen muss, ihn unter Kontrolle halten und besänftigen muss, damit keiner in der Stadt auf sie aufmerksam wird. Wahrscheinlich ist es leider auch, dass man sich genau aus dieser Situation heraus näher dem Beziehungsdreieck der Brüder und Elena widmen wird, was mich derzeit jedoch noch am wenigsten anspricht. Spannend dahingehend wird jedoch sein, wie Elena selbst ihre Gefühle einsortiert, denn erstmals wird sie nun erkennen müssen, dass Damon und Stefan sich ähnlicher sind, als sie je gedacht hat und dass sie ihre Einschätzung beiden gegenüber noch einmal überdenken muss.

They found Vicki Donovan

Als man Caroline allein im Auto in den dunklen Wald fahren ließ, hätte ich mir so ziemlich alles vorstellen können, was mit ihr in dieser Episode passieren könnte. Zumal wir natürlich nur einige Kilometer entfernt über 20 durstige Vampire versammelt hatten, die sich über einen solchen Snack sicherlich gefreut hätten. Dass man diese – anfänglich doch etwas überflüssig wirkende – Storyline jedoch dazu nutzt, um nach Wochen Vickis Leiche wieder auftauchen zu lassen, hätte ich niemals erwartet. Obwohl es natürlich durch Kellys Ankunft in Mystic Falls und Jeremys Querverweise auf Vicki eigentlich die logische Konsequenz war, dass man ihre Leiche früher oder später finden würde. Doch trotz dieser stetigen Erinnerung hat man sie eigentlich schon längst abgeschrieben und sich vielmehr den vielen anderen Handlungssträngen gewidmet, die es derzeit zu verarbeiten gibt. Umso interessanter, überraschender und effektiver war der Fund in dieser Episode, der nun einige neue Möglichkeiten bietet, um die einzelnen Handlungsstränge fortzuführen.

Der Fund der Leiche betrifft in dieser Episode vor allem zwei Personen: Matt und Jeremy. Gerade als Matt sein Leben wieder in geregelte Bahnen bringt, da seine Beziehung zu Caroline sich immer mehr festigt und Kelly endlich eine richtige Mutter für ihn sein möchte, bekommt er die schreckliche Nachricht vom Tod seiner Schwester. All die Zeit hat er geglaubt, dass sie lediglich die Stadt verlassen hat und dem Vorbild ihrer Mutter folgt. Nun hat er jedoch die Gewissheit, dass er seine Schwester nie wieder sehen wird. Während Kellys Anwesenheit ihm sicherlich helfen wird, diesen schrecklichen Verlust zu verarbeiten, stellt Vickis Tod die Beziehung von Matt und Caroline erneut auf die Probe. Ich finde es ehrlich gesagt sehr schade, dass die Autoren der Beziehung der beiden keinerlei Chance geben und sie immer wieder in Frage stellen. Bereits in den letzten Episoden hat man ihnen Probleme vorgesetzt, die man nicht unbedingt gebraucht hätte, und nun muss man als Zuschauer erneut sehen, wie Matt sich Elena vollkommen hingibt und öffnet, während er auf Carolines Hilfestellung ablehnend reagiert. Es ist natürlich verständlich, dass er in diesem Moment die Person an seiner Seite benötigt, die ihn besser kennt als jeder andere und dementsprechend ohne Worte versteht, allerdings wurden uns vorher schon etliche Situationen vorgelegt, die die Eifersucht von Caroline in Bezug auf Elena mehr als gerechtfertigt haben, weswegen die Szene zwischen Matt und Elena natürlich schwerer wirkt. Es stellt sich hier die Frage, was die Macher mit den beiden noch vorhaben, denn derzeit frage ich mich, warum man die beiden überhaupt zusammen gebracht hat, außer um ein wenig Drama in die Serie zu bringen, was jedoch eigentlich aufgrund der guten Handlungsstränge vollkommen unnötig ist. Dementsprechend erhoffe ich mir, dass man durch Carolines aufkeimende Eifersucht gegenüber Elena, oder durch Matts zunehmende Vertrautheit mit Elena einen Grund geliefert bekommt, der erläutert, warum man die Beziehung in die Serie geschrieben hat und sie derzeit so unsanft wieder beendet.

Anders als Matt, hat Jeremy nie geglaubt, dass Vicki einfach die Stadt verlassen hat, sondern war durch seine Recherchen fest davon überzeugt, dass sie in einen Vampir verwandelt wurde. Durch diese Tatsache, wird sein Wunsch unbedingt selbst ein Vampir zu werden, natürlich mehr als verständlich. Vicki war seine erste große Liebe und durch seine Verwandlung hat er die Chance gesehen, endlich wieder mit ihr zusammen sein zu können. Doch durch den Fund von Vickis Leiche – der uns natürlich auch zeigt, dass Vampire in dieser Serie nicht einfach zu Staub zerfallen – bricht sein Kartenhaus aus Hoffnung vollkommen in sich zusammen. Noch weiß Jeremy jedoch nur, dass Vicki kein Vampir ist, nicht, dass sie auch von einem solchen getötet wurde. Dementsprechend gibt es (noch) keinen Grund für ihn, sich gegen Vampire zu stellen, wie es sein Urahne vor Jahren getan hat. Allerdings ändert dies vorerst nichts an der Tatsache, dass Anna nun bewusst geworden ist, dass Jeremy allein wegen Vicki zum Vampir werden wollte. Dass sie in Jeremy verliebt ist, weiß man als Zuschauer schon seit ihrem Kuss im Wald, und auch bei Jeremy wirkte es so, als würde er mehr für Anna empfinden als Freundschaft. Nicht zuletzt deswegen hat Anna in seine Verwandlung eingewilligt, denn schließlich wollte sie auch ihrer Mutter verdeutlichen, dass Jeremy sie so sehr liebt, dass er sich nicht gegen sie stellen wird. Die Erkenntnis, dass es ihm jedoch nie um Anna ging, sondern lediglich um sich selbst, wiegt dadurch natürlich schwer und ich bin gespannt, was dies für das Verhältnis zwischen Jeremy und Anna bedeutet. Deutlich geworden ist natürlich, dass auch Anna Jeremy etwas bedeutet, jedoch ist dies (vorerst) keine Liebe und dementsprechend könnte es natürlich sein, dass er sich gegen sie bzw. Vampire an sich stellen wird, sobald er die Wahrheit erfährt. Ich erhoffe mir hier vor allem eine Annäherung zwischen Jeremy und Tyler, die erneut eine sehr kurze, aber nicht minder intensive Szene miteinander hatten.

You can't deny: we were bad ass!

Als man dem Zuschauer in #1.09 Geister das erste Mal Alaric Saltzman vorstellte, war ich gleich Feuer und Flamme für diesen Charakter. Die Enthüllung, dass er Damon gegenüber nach Rache sinnt, war dementsprechend erschreckend, da dies für mich im ersten Moment bedeutete, dass uns Alaric nicht mehr lange erhalten bleiben könnte. Doch nicht nur Matt Davis' Beförderung zum Hauptdarsteller, sondern auch die Szenen in den vergangenen Episoden haben deutlich gemacht, dass Alaric keinesfalls 'so einfach' wieder aus der Serie geschrieben wird.

In dieser Episode haben wir dann das umwerfende Gespann Damon und Alaric in Aktion sehen dürfen – Szenen von denen ich definitiv noch mehr sehen will. Bereits in der Schule hat mir die Interaktion zwischen den beiden unglaublich gut gefallen und beide Charaktere haben deutlich gemacht, dass diese kurzzeitige Zusammenarbeit nur aus der Not entstanden ist. Etwas, was wirklich schade ist, wenn man sich ihren gemeinsamen Kampf gegen die Vampire in deren Unterschlupf ansieht. Die Dialoge zwischen beiden Charakteren sind unglaublich pointiert geschrieben, sodass sie gleich noch viel mehr Spaß bereiten, vor allem, da sie so entgegen gesetzte Vorstellungen haben. Unvergesslich wird die Szene bleiben, als Damon die arme Hausbesitzerin kurzerhand tötet und auf Alarics vorwurfsvolle Worte mit der einfachen Feststellung antwortet, dass er nicht menschlich sei.

Alaric gibt Damon natürlich später die Retourkutsche, indem er ihn kurzerhand einfach einen Schlag verpasst, nachdem dieser so freudig darüber spricht, was für ein gutes Team sie doch gemeinsam abgeben. Großartige Szene, die sich perfekt an die anderen Szenen zwischen den beiden anreiht. Ich hoffe uns werden in Zukunft noch weitere Szenen präsentiert, in denen die beiden "gezwungen" sind miteinander zu arbeiten.

Randnotizen

Trotz der sehr temporeichen Episode ist diesmal bei der Versammlung im Hause Donovan aufgefallen, dass Bonnie schon etwas zu lange verschwunden ist. Ähnlich wie Tyler noch vor wenigen Episoden fehlt sie zwar nicht unbedingt in dem derzeitigen Handlungsstrang, aber dennoch ist es schade, dass einige Charaktere immer wieder für eine Vielzahl von Episoden einfach verschwinden.

Ich muss zugeben, dass mir Anna unter den weiblichen Charakteren derzeit am besten gefällt. Ihr Charakter und ihre Storyline ist äußerst interessant und verspricht noch spannender zu werden, jetzt wo sie sich scheinbar immer mehr gegen Pearl auflehnt und zu realisieren scheint, dass die Befreiung ihrer Mutter auch Konsequenzen für das Leben, das Anna sich in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat, haben dürfte. Ihre Trotzreaktion Jeremy zu verwandeln ist nun leider gescheitert, aber uns wird bestimmt noch einiges andere in den kommenden Episoden erwarten. Da wünsche ich mir glatt, dass man auch Malese Jow in den Hauptcast befördert.

Fazit

Temporeich, spannend, emotional und wegweisend. Diese Episode weiß zu überzeugen und mischt die Karten für die finalen Episoden der ersten Staffel noch einmal komplett neu. Stefans vermeintlich folgende Wandlung, Annas Auflehnung gegen Pearl, Damons Zusammenarbeit mit Alaric und die Erkenntnis, dass Vicki nun wirklich tot ist, haben diese Episode geprägt und versprechen interessante Handlungsstränge für die kommenden Episoden. Es wurde also alles erfüllt, was man sich als Zuschauer wünschen kann.

Annika Leichner - myFanbase

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