Bewertung

Review: #9.24 Die Liebe meines Lebens (2)

Foto: How I Met Your Mother - Copyright: 2013-2014 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.
How I Met Your Mother
© 2013-2014 Twentieth Century Fox Film Home Entertainment LLC. All rights reserved.

Es ist fast genau vier Jahre her, dass ich das letzte Mal bei einem Serienfinale vollkommen perplex war und nicht fassen konnte, mit welchem Ende sich eine von mir wirklich geliebte Serie verabschiedet. Bei "Lost" hat es vor vier Jahren dazu geführt, dass ich mir die Serie seither nicht noch einmal ansehen konnte, obwohl sie mit Abstand die Serie war, die mich am meisten bzw. vielmehr intensivsten in meinem Leben begleitet hat. Ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass es bei "How I Met Your Mother" nicht so sein wird, da es zu viele geniale Episoden gibt, die ich mir immer wieder ansehen werde. Doch ich gehe stark davon aus, dass das Finale nicht dazugehören wird.

Bevor ich meiner Enttäuschung Luft mache, muss ich sagen, dass ich jeden Freundschaftsmoment, jeden Rückblick, jede gemeinsame Szene von Tracy (wir haben einen Namen!) und Ted und jede Anspielung auf vergangene Zeiten schier genossen habe. Ob der Infinity-High-Five, die Kakamaus, die Halloweenparty, Roboter gegen Wrestler, Barneys Liebeserklärung an Ellie, Fudge Supreme etc. – alles wundervolle Momente, die einen in Erinnerung schwelgen ließen, gleichermaßen einen Abschluss darstellten, von denen ich mir aber sogar noch deutlich mehr gewünscht hätte.

Auch die gemeinsamen Szenen zwischen Ted und Tracy waren einfach nur wunderschön und es war herzerwärmend zur Abwechslung mal zu sehen, dass Ted einfach nur glücklich ist. So haben wir ihn in der Serie noch nie gesehen, obwohl man ihm dieses Glück seit neun Jahren von Herzen gewünscht hat. Entsprechend toll war es ihn im Finale lächelt, verliebt, locker und eben rundum glücklich zu sehen. Selbst in der Szene, in der er an Tracys Krankenbett saß, hat man gespürt, dass diese Frau ihm all die Liebe gegeben hat, die er in all den Jahren vergeblich gesucht hat. Und dann ist Tracy gestorben. Aber nicht etwa mit einer herzzerreißenden Szene, wie wir sie mit der Ansprache an die Mutter in #8.20 Die Zeitreisenden zu sehen bekommen haben, sondern heimlich still und leise off-screen.

Und dann kam das Ende vom Ende, was ich unter gewissen Aspekten theoretisch als eine mehr als runde Sache empfunden hätte: Denn Ted eröffnet seinen Kindern, dass er sich wieder in Robin verliebt hat, die im Finale mehr abwesend als anwesend war, und dieser Liebe eine Chance geben will. Hätten wir die gesamte neunte Staffel nicht mit der Hochzeit von Barney und Robin verbracht und spätestens seit dem romantischsten Heiratsantrag der Serie gemeinsam mit diesem Paar an deren Beziehung gearbeitet, wären die finalen Sekunden von "How I Met Your Mother" für mich ein voller Erfolg gewesen. Doch wir haben seit dem One-Night-Stand in #3.16 Jugendliebe gesehen, wie dieses Paar durch Höhen und Tiefen gegangen ist, sich verändert hat, erwachsener geworden ist und sich schließlich in der letzten Episode das Ja-Wort gegeben hat. All das wurde zunächst mit der Scheidung wieder zunichte gemacht und mit der letzten Szene der Serie vollkommen zerstört.

Wie bei "Lost", wo ich mich bis heute nach dem Sinn der Flashsideways in der sechsten Staffel frage, die am Ende einfach nichts zu der eigentlichen Story wirklich beigetragen haben, frage ich mich hier, warum ich als Zuschauer so viel Energie und Zeit in eine Beziehung stecken musste, die die Autoren niemals auf einen grünen Zweig bringen wollten. Hätte man nicht die neunte Staffel lieber damit verbringen sollen zu zeigen, wie Robin ihre Karriere verfolgt, während einer von Barneys One-Night-Stands schwanger wird? Die Entwicklung der beiden Charaktere wurde die letzten Staffeln so von ihrer gemeinsamen Beziehung aus erzählt, dass ich es nahezu schon als Frechheit empfinde, dass man ihnen in der finalen Stunde noch einmal eine vollkommen neue Entwicklung aufhalst, die aber durch die Kürze der Zeit gar nicht richtig zu Tragen kommt.

Und sollen wir nun wirklich glauben, dass Robin und Ted eine fantastische Beziehung führen können, obwohl sie es all die Jahre nie geschafft haben und immer wegen grundsätzlichen Differenzen auseinandergegangen sind? Vor allem nachdem Ted nun so viele Jahre mit der perfekten Frau für ihn verbracht hat und weiß, was wahre Liebe und perfektes Glück ist? Tracys Tod wurde ja nun auch schon lange von vielen Seiten aus spekuliert, weshalb sich natürlich die Frage stellt, warum man uns nur wenige Sekunden gab, um das zu verarbeiten, nachdem wir die ganze Serie oder zumindest die komplette neunte Staffel damit verbracht haben, dass wir sie in unser Herz schließen und erkennen, dass sie den Protagonisten der Serie zu dem Glück verhilft, welches wir ihm seit dem Piloten wünschen. Wie man es dreht und wendet, es fühlt sich durch die Herangehensweise einfach ein wenig so an, als sei Tracy nur ein Mittel zum Zweck gewesen und nicht die ach so große Liebe von Ted, wie wir es neun Jahre lang gehört und gedacht haben.

Natürlich wünsche ich Ted auch nach dem Tod der Mutter noch all das Glück der Welt, aber nach allem was er in den letzten Jahren erlebt hat, nach all den Höhen und Tiefen mit Robin, nach all dem Beziehungsstress, der Einsamkeit, der Verzweiflung – ich glaube einfach nicht daran, dass Robin Teds Happy Ending ist. Würden wir uns in der ersten Hälfte der Serie befinden, wäre dies ein durchaus gelungener Kreis der sich nun schließt. Hätten die Autoren sich in den letzten zwei Jahren nicht dazu entschlossen, uns Barney und Robin als so traumhaftes Paar zu verkaufen und hätten wir weitaus weniger Zeit mit der Mutter verbracht, dann wäre dieses Ende sicherlich toll gewesen. Aber so war es eben nicht.

Dieses Ende funktioniert für mich leider nicht nach allem, was ich in den letzten neun Staffeln gesehen habe. Es funktioniert vor allem nicht für mich, wenn ich mir die finale Staffel der Serie in Erinnerung rufe. Ich beneide alle, denen die Mutter in der letzten Staffel nicht furchtbar ans Herz gewachsen ist. Ich beneide alle, die sich schon immer ein Ende mit Robin und Ted gewünscht haben. Ich beneide alle darum, die für sich sagen können, dass die Serie einen perfekten Abschluss bekommen hat. Denn diese Zuschauer konnten sich von der Serie mit einem guten Gefühl verabschieden, während ich immer noch vollkommen perplex bin, da die wirklich tollen und gelungenen Momente dieser finalen Episode von den finalen Sekunden überschattet werden.

Annika Leichner - myFanbase

Zur großen Abschiedskolumne zu "How I Met Your Mother" auf myFanbase

Die Serie "How I Met Your Mother" ansehen:


Vorherige Review:
#9.22 Das Gelöbnis
Alle Reviews

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "How I Met Your Mother" über die Folge #9.24 Die Liebe meines Lebens (2) diskutieren.