Bewertung

Review: #7.17 Mütter und Söhne

"Buffy" zeigt einmal mehr, was die Serienmacher am besten beherrschen: Wunderbare Charakterarbeit! Es hat zwar etwas gedauert, aber kurz vor dem Finale lässt man Spike doch noch die Kurve kriegen, die ich mir gewünscht habe. Er findet wieder zu alter Stärke, wird selbstbewusster, selbständiger und gefährlicher.

It will only hurt for a moment.

Hinsichtlich der bevorstehenden Auseinandersetzung zwischen Robin und Spike hatte ich damit gerechnet, dass Buffy Spike retten müsste, um Robin aufzuhalten, aber dem war zum Glück nicht so. Es wurde eine viel bessere Lösung gefunden, die einen großen Schritt in Spikes charakterlicher Entwicklung darstellt. William hatte als Mensch heftige Mommy-Issues, was durchaus zur empfindsamen Dichterseele passt, die er damals war. The First wusste dies und hat seine Erinnerungen als Trigger benutzt, um den Dämon in Spike herauszukitzeln.

Spike hat seine eigene Mutter zum Vampir gemacht, weil er sehr mit ihr verbunden war und sie von ihrem Leiden erlösen wollte. Dies hat seiner Mutter zwar nur einen kurzen Moment körperlichen Schmerzes bereitet, aber auf Spikes neugewonnener Seele lastete diese Tat schwer, nicht zuletzt da der Dämon, der damals von ihr Besitz ergriffen hat, ihn verhöhnt hat. Erst, während er Prügel von Robin bezieht, welcher ihm im übertragenen Sinne vorhält, dass seine Mutter, eine Slayerin, die Spike getötet hat, ihre Mission vor ihr gemeinsames Leben mit ihrem Sohn gestellt hat, wird Spike bewusst, dass ihn seine Mutter, bevor sie zum Vampir wurde, immer geliebt hat. Mit dieser Erkenntnis schafft er es, seine Schuldgefühle zu überwinden und den Trigger von The First auszuhebeln. Großartig!

Angel left here because he realized how harmful your relationship with him was. Spike, on the other hand, lacks such self-awareness.

Eines muss mal rückblickend über alle Staffeln klargestellt werden: Spike war zu jeder Zeit, als Vampir -mit und ohne Drusilla, mit und ohne Chip, mit und ohne Seele- sehr viel weniger grausam als Angelus! Er hat sich auch Schlachten mit Buffy geliefert, aber dies waren Prügeleien, nicht zu vergleichen mit der systematischen Grausamkeit, die Angelus an den Tag gelegt hat. Spikes Liebe zu seiner Mom, zu Drusilla und zu Buffy, lange bevor er seine Seele zurückhatte, ist definitiv etwas, wodurch er sich von allen anderen Vampiren abhebt. Angelus war zu dieser Art Gefühlen nie fähig, wie Angel in seiner eigenen Serie zum Beispiel in Folge #2.10 "Die Wiedergeburt" ja auch selber zugibt.

I know slayers. No matter how many people they've got around them, they fight alone.

Neben Buffys wiederholtem Argument, sie brauche Spike an ihrer Seite als starken Krieger, denke ich, aus den oben beschriebenen Tatsachen entsteht ein ebenso starkes Argument. Buffy kann und will nicht auf ihn verzichten, da er eine Konstante in ihrem Slayerdasein ist, zu dem das Vertrauen langsam gewachsen und mittlerweile unerschütterlich geworden ist. Spike mag sich dessen nicht bewusst sein, aber er ist für Buffy eine ebenso große Stütze wie ihre langjährigen Freunde, wenn nicht sogar die größte Stütze, da er sie am besten versteht und ihr Handeln am wenigsten in Frage stellt. Das hebt Buffy eindeutig aus der Masse der Slayerinnen heraus, was hier schön verdeutlicht wurde, da man Robins Mutter sieht, wie sie ihr damals vierjähriges Kind mit auf die Jagd nahm, was sie sicherlich nicht getan hätte, wenn sie Freunde gehabt hätte. Dennoch, soviele Freunde sie auch um sich herum hat, sie allein ist die Erwählte, die Verantwortung liegt bei ihr, und dies ist eine Tatsache, die niemand so verstehen und akzeptieren kann wie Spike.

The mission is what matters.

Buffy nimmt sich in dieser Episode herrlich selbst ein wenig auf die Schippe, indem sie Giles mehrfach fragt, ob ihm ihre schicken Motivationsansprachen entgangen wären. Diese Ansprachen waren mir zeitweise etwas pathetisch erschienen, wirkten sie doch mehr wie auf Hochglanz poliertes Heldenkino à la "Superman". Aber da kann man sich wirklich auf Joss Whedon verlassen, dass er, wenn er dieses Stilmittel nutzt, es dann später auch gehörig durch den Kakao zieht. Insgesamt allerdings war das Gespräch zwischen Giles und Buffy in dieser Episode aber höchst ernst, da sich hier deutlich manifestiert, dass Buffy seit langem über Giles Ratschläge und seinen Unterricht erhaben ist. So durchschaut sie auch seinen Manipulationsversuch, den er gemeinsam mit Robin geplant hat, und macht beiden hinterher mehr oder weniger unmissverständlich klar, dass sie ihre Mission durchführen wird, und wer nicht an ihrer Seite kämpft, steht ihr im Weg.

I'm the other that gave birth to your son.

Ein Auftritt von Juliet Landau ist für mich immer ein Grund zur Freude, leider hält man bei "Buffy" nicht ganz soviel von Überraschungsgästen, denn wie fast immer wurde sie bereits im Vorspann aufgeführt, aber andererseits bescherte mir der Umstand, ihren Namen zu lesen, gleich die Vorfreude, dass es sich um eine Spike-zentrierte Folge handeln dürfte. Drusilla ist ein Ausnahmecharakter, sie wirkt zerbrechlich und singt ihre Dialoge zart wie ein Vögelchen, dabei weiß man mittlerweile nur zu gut, welche Macht sie besitzt. Übt sie diese hier zwar nicht vordergründig aus, erschüttert sie Spikes alte kranke Mutter doch mit der provokanten Äußerung, sie sei Spikes andere Mutter. Wunderbar ist dabei wieder ihre einzigartige Gestik, da sie bei dem Kommentar liebevoll ihren eigenen Bauch streichelt.

Erst nach dem Anschauen dieser Episode habe ich erfahren, dass Juliet Landau nicht wirklich muttersprachlich britisches Englisch spricht. Bisher habe ich fest geglaubt, Juliet spiele sich in Drusillas Wesen quasi selbst, mal abgesehen von Mordlust und Geistesgestörtheit. Nun weiß ich, dass dies absolut nicht der Fall ist, weshalb ich umso mehr fasziniert und begeistert von ihrer Schauspielkunst bin.

Fazit

Momentan überwindet in jeder Folge einer der (Haupt-)Charaktere das Böse in sich selbst. Willow besiegt in der vorletzten Folge Warren, der durch eine Hexerei Besitz von ihr ergriffen hat, Andrew bringt in der letzten Folge den Mut auf, seine Verbrechen offen zu gestehen, und auch Xander und Anja vergeben einander. In dieser Folge war es nunmehr Spike, und von Mal zu Mal steigt die Spannung, wie Buffys Mission, ihr Kampf gegen des ursprüngliche Böse, am Ende letztlich aussehen wird.

Nicole Oebel - myFanbase

Die Serie "Buffy - Im Bann der Dämonen" ansehen:


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