Blood, Meth and Tears
Die WTF-Momente in "Breaking Bad"

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In fünf Staffeln gab es Szenen, bei denen sich dem Zuschauer die Haare gesträubt haben und man einfach nicht fassen konnte, was man da gerade gesehen hatte. Ein paar dieser Momente, in denen man "Das kann doch nicht wahr sein!" schreien wollte oder man gar vor Schreck nicht wusste, ob man lachen oder weinen soll, haben unsere Redakteure hier noch einmal näher betrachtet. Achtung: Spoiler!

Melanie Wolff meint:

#1 Explosion (#1.06 In der Höhle des Löwen)

Walter steht wie ein Schuljunge vor Tuco Salamanca, der sich darüber kaputt lacht, dass Walter es tatsächlich wagt, zu ihm zu kommen, nachdem er seinen Partner Jesse hat verprügeln lassen und eindeutig klar gemacht hat, dass er keinen Wert auf eine Geschäftsbeziehung mit den beiden legt. Und dann, nachdem sich Tuco über ihn lustig gemacht hat und ihn verspottet, greift er sich ein Stück des Methamphetamins – jedenfalls hat es zu dem Zeitpunkt den Anschein – und wirft es zu Boden. Dann gibt es einen gigantischen Knall und das halbe Büro fliegt in die Luft. Tuco und die Zuschauer sind vollkommen überfahren, als Walter selbstbewusst und absolut entschlossen damit droht, sie alle endgültig ins Jenseits zu befördern, sollte Tuco ihm das ihm zustehende Geld nicht unverzüglich überlassen oder die Zusammenarbeit in der Zukunft ablehnen. Diese kleine Szene in der vorletzen Episode der ersten Staffel lässt zum allerersten Mal aufblitzen, was wirklich in Walter steckt und zeigt eindrucksvoll die erste kleine Verwandlung Walters hin zu dem späteren Mythos Heisenberg. Das ist unerwartet und gerade deswegen so eindringlich.

Foto: Dean Norris, Breaking Bad - Copyright: 2009 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Dean Norris, Breaking Bad
© 2009 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

#2 Schildkröte (#2.07 Negro Y Azul)

Hank wird dank seines Erfolgs im Kampf gegen Tuco Salamanca befördert und findet sich in El Paso wieder, der letzten Bastion der USA gegen das mexikanische Drogenkartell. Schnell muss er erkennen, dass die Uhren hier an der Grenze anders ticken als im entfernten Albuquerque. Der Umgangston ist rauher, die Kollegen abgebrühter und die Ermittlungen gefährlicher, als er es sich auch nur hätte vorstellen können. Und dann, nachdem er von einem Fettnäpfchen ins nächste getreten ist und sich die Kollegen dann auch darüber amüsieren, dass ihm der Anblick eines abgetrennten Kopfes auf dem Rücken einer Schildkröte auf den Magen schlägt, macht es plötzlich Bumm! und das gesamte Team der DEA fällt einem fiesen Anschlag zum Opfer, als die Schildkröte plötzlich explodiert. Dieser vollkommen unerwartete Moment bricht die ruhige und fast schon ein wenig ausgelassene Situation vollkommen auf und setzt der Leichtigkeit der Szene ein brutales Ende. Dass diese Szene für Hank Schrader schließlich zu einem Wendepunkt in seiner Karriere führt, erhöht die Tragweite nur noch mehr

#3 Maiglöckchen (#4.13 Von Angesicht zu Angesicht)

Als im Finale der vierten Staffel die Kamera am Ende der Episode langsam auf die kleine, unscheinbare Pflanze schwenkt und dem Zuschauer klar wird, dass die Vergiftung des kleinen Brock nicht auf das Konto von Gus Fring geht, sondern niemand anderes als Walter White persönlich dahinter steckt, da muss man schon schlucken. Dass Walter es gelingt, in entscheidenden Situationen sein Gewissen auszuschalten, um sich selbst aus einer schwierigen Situation zu bekommen, wissen wir nicht erst seitdem er seelenruhig dabei zusah, wie Jesses Freundin Jane an ihrem eigenen Erbrochenen erstickte. Doch diese Situation hatte er nicht zu verantworten. Es war ein unglücklicher Umstand, der zu Janes Tod geführt hatte. Dieses Mal wird Walt selbst tätig und er schreckt nicht davor zurück, einen unschuldigen Jungen einer ernsthaften Gefahr auszusetzen, um sein Ziel zu erreichen, Gus Fring zu eliminieren. Und genau diese Tatsache ist es, die den Zuschauer so fassungslos zurück lässt.

Nicole Oebel meint:

Foto: Bryan Cranston, Breaking Bad - Copyright: 2013 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Bryan Cranston, Breaking Bad
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#1 Der Junge auf dem Dirtbike (#5.05 Tödliche Fracht)

Die Episode rund um den Überfall auf den Güterzug, bei dem die Heisenberg-Crew 1.000 Gallonen Methylamin raubt, gehört mit Sicherheit zu den nervenaufreibendsten der gesamten Serie. Die Tatsache, dass Walter, pedantisch, habgierig und skrupellos wie er ist, den Coup um keinen Preis früher als geplant abbricht, wird in aller Ruhe ausgespielt und als Zuschauer stehen einem die Haare zu Berge, man wagt nicht mehr zu atmen und das Herz setzt aus vor lauter Angst um Jesse. Todd, der noch ein unbeschriebenes Blatt ist, stellt man dabei auf Jesses Seite, da er ebenso unwissend und durch Walters Handeln gefährdet ist. Aber der Coup geht auf und das Adrenalin steigt in den Kopf, als das Herz wie verrückt wieder seine Tätigkeit aufnimmt, und man möchte wie Jesse "Yeah, bitch!" schreien. Aber da steht der Junge mit seinem Dirtbike! Schaut Walter, Jesse und Todd an! Und winkt! Und Todd erschießt ihn! Dieser Moment war wie das Fallen im luftleeren Raum! Todd wirkte so unscheinbar und harmlos... aber hier wurde einem wirklich der Boden unter den Füßen weggerissen! Ein Schock der Extraklasse!

#2 Walter entführt Holly (#5.14 Ozymandias)

"Ozymandias" ist fraglos eine der besten Episoden der ganzen Serie, insofern quillt sie nur so über vor ebenso grandiosen wie qualvollen Momenten. Spannung, Herzschmerz, Abscheu, Fassungslosigkeit, all das häuft sich gnadenlos und unaufhörlich an. Der Mord an Hank, Walters Gehässigkeit gegenüber Jesse, Walter Jrs. Reaktion auf den Sturz seines Elternhauses, Skylers Ernüchterung auf Walts Drängen zur gemeinsamen Flucht, der Messerkampf, all das ließ das Herz mehrfach aussetzen. Alles, aber auch wirklich alles, was in fünf Jahren "Breaking Bad" story- und charakterentwicklungstechnisch angelegt worden war, kulminierte in dieser Episode. Und dennoch fielen einem wirklich die Augen aus dem Kopf, als Walter sich im Affekt Holly, seine Tochter im Kleinkindalter, schnappt und mit ihr abhaut, während Skyler panisch schreiend hinterher rennt. Zu diesem Zeitpunkt sollte einen bei Walter eigentlich wirklich nichts mehr überraschen. Und doch, diese Aktion war ein Schock! Sicher hatte Walter seine Familie schon mehrfach höchster Gefahr ausgesetzt, aber er hatte sie noch nie auf eine so abscheuliche Weise auseinandergerissen, um sie einer kopflosen Flucht auszusetzen. Und dann fand der gewaltige Schock seine komplett verstörende Abrundung schließlich kurz darauf, als man sieht, wie liebevoll Walter auf Hollys Heimweh reagiert.

Foto: Aaron Paul, Breaking Bad - Copyright: 2009 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
Aaron Paul, Breaking Bad
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#3 Säurebad (#1.02 Die Katze ist im Sack...)

Man lernt schon früh in der Serie, auf welcher Art Abenteuerritt man sich hier befindet. Der harmlose, krebskranke Chemielehrer und sein kleinkrimineller ehemaliger Schüler müssen sich gleich zu Beginn ihrer gemeinsamen Karriere mit der Beseitigung einer Leiche auseinandersetzen, und wie geht man an sowas heran? Natürlich mit Chemie! Der Leichnam von Jesses Ex-Partner soll in Flusssäure aufgelöst werden. Flusssäure ist hoch ätzend und frisst sich durch alles außer Plastik. Und was passiert einem einst desinteressierten Schüler? Er nimmt die Gesetze der Chemie nicht so ernst und bereitet das Säurebad mit der Leiche in einer Badewanne. Die nicht aus Plastik ist. Und der Säure nicht standhält. Walter und Jesse stehen beide just in dem Moment als Empfangskomitee bereit, als die Säure sich genüsslich durch Bodenbelag und Deckenisolierung gefressen hat und Reste der Wanne sowie der Leiche durch die Decke krachen. Dieser Moment und die anschließende Beseitigung dieses Schlamassels sind so ungeheuer widerlich, dass man vor lauter Ekel glatt lachen muss.

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