Bewertung

Review: #2.08 Eine unvergessliche Nacht

Foto: January Jones, Mad Men - Copyright: 2008 Carin Baer/AMC
January Jones, Mad Men
© 2008 Carin Baer/AMC

Wow, was für eine Schlusssequenz! Ich bin so begeistert davon gewesen, dass ich sie direkt drei mal hintereinander angeschaut habe. Diese drei Menschen am Boden zu sehen, die so in ihren Gedanken verloren sind und plötzlich kommt da ein Colin Hanks daher und zwitschert ein fröhliches Lied auf der Gitarre. Widersprüchlicher hätte das alles wohl nicht sein können.

"Nothing happened." - "Now you look me in the eye. You never do that." - "Yes, I do." - "You never say, you love me." - "Yes, I do. You know, I do. I say it all the time." - "No, you don't. Do you hate me?" - "Oh God, no! I love you Betts. I do. And I love the children. I don't wanna loose all this.

Aber erst eines nach dem anderen. Endlich! Endlich passiert etwas im Hause Draper. Ganz am Anfang sieht man eine verstörte Betty, die versucht, ihre Wut durch das Reiten zu unterdrücken. Das Gespräch mit Jimmy hat ihr ganz schön zugesetzt und das wird in dieser Folge sehr deutlich. Sie ist am Boden mit ihren Kräften. Sie weiß nicht, wie sie Don verzeihen soll. Zuerst dachte ich, dass Zuhause nichts passiert, weil kein Gespräch zwischen den beiden entstanden ist. Doch es wird sehr schnell deutlich, dass Betty überhaupt nicht damit klar kommt, dass Don sie betrogen hat. Es staut sich eine Aggression in ihr auf, die ich absolut nachvollziehen kann. Es ist beeindruckend, zu sehen, wie die Autoren Bettys Situation hier darstellen. Sie zeigen eine kaputte Frau, die keine Kraft mehr hat, alles nur noch zu schlucken. Sie bricht aus sich aus, nachdem sie das Gefühl hat, dass Don sie lächerlich macht. Ich habe die Situation mit dem Heineken-Bier bei der Dinner-Party jetzt gar nicht so schlimm empfunden, doch in Bettys Augen hat es nur diese winzige Kleinigkeit gebraucht, um sie zum Zusammenbrechen zu bringen. Sie stellt sich gegen Don, spricht ihn offen und ehrlich darauf an, was ich ihr, wenn ich ehrlich bin, noch lange nicht zugetraut hätte, aber begeistert davon bin. Ebenso wie von der schauspielerischen Leistung von January Jones in dieser Folge. Sie spielt Betty nahezu perfekt. Sie drückt ihre Gefühle, ihre Trauer, ihre Wut und ihre Verzweiflung wunderbar aus. Man merkt richtig, wie Betty mit den Nerven am Ende ist. Ganz tolle Entwicklung der Storyline in dieser Folge, mit der ich sehr zufrieden bin. Diese Auseinandersetzung von Don und Betty war schon eine Weile fällig und ich finde es toll, dass man sich diesen Weg für Betty überlegt hat und sie sich nicht mit ihren Gefühlen verschließt. Eine Frau, die in die Offensive geht und Don klipp und klar sagt, dass sie ihn nicht sehen will. Sehr schön umgesetzt und sehr passend auch, weil es die Story nun komplett drehen könnte. Ich frage mich, was der nächste Schritt von Don sein wird, der ja fast schon gebettelt hat, dass er seine Familie nicht verlieren will. Unglaublich, wie er Betty ins Gesicht lügt, dass er keine Affäre mit Bobbie hatte. Und das dann auch noch so emotionslos. Ich war richtig schockiert. Betty hat Recht, wenn sie sagt, dass er ihr gegenüber keine Gefühle zeigen würde und ich fand es toll, wie sie ihn damit festnagelt. Das hat er auch bei seinem Verhalten in dieser Folge verdient und ich bin immer noch sehr angetan davon, dass Betty ihn quasi seines eigenen Hauses verweist. Das könnte jetzt in viele Richtungen gehen und ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, in welche. Sehr schöner Wandel zur ersten Episode, wo alles zwischen den beiden noch gut war. Das könnte spannend werden.

"Do you feel, you don't deserve his love?"

Weniger spannend, doch immer noch sehr gut, war die Rückkehr von Father Gill. Der ganze Fall mit dem Flyer war für mich eher weniger interessant, weil ich nicht genau wusste, worauf es hinausläuft, doch das letzte Gespräch zwischen ihm und Peggy war wirklich gut. Er hätte es fast geschafft, sie dazu zu bringen, ihm von ihrem Baby zu erzählen. Doch sie schafft es nicht, ihre Gefühle zu äußern, obwohl man sehen kann, wie sehr das alles an ihr zerrt. Sie hat alles in sich geschluckt und es scheint, als ob niemand zu ihr durch kommt. Doch Father Gill war ganz kurz davor, Peggys Geheimnis zu lüften und ich denke, dass sie es ihm furchtbar gerne erzählt hätte. Dennoch hat sie nicht den Mut dazu und weist alles von sich ab, um sich zu schützen. Die Szene in der Badewanne zeigt jedoch, dass Father Gill zu ihr durchgedrungen ist und Peggy die ganze Situation sehr belastet. Sie wirkt zwar so, als ob alles in Ordnung ist und versucht auch immer zu lächeln, doch tief in ihr sitzt immer noch die Wahrheit und wahrscheinlich auch die Scham darüber, was passiert ist. Und ich bin mir sicher, dass beim nächsten Gespräch mit Father Gill, falls es eins geben sollte, Peggy ebenso zusammenbricht, wie Betty es in dieser Folge getan hat. Ich lass mich da gerne überraschen und momentan interessiert mich dies jetzt viel mehr, als Peggys Wandel vor den Männern, der leider nicht wieder thematisiert wurde. Ich habe jedoch das Gefühl, dass Father Gill einen großen Einfluss auf Peggys Storyline hat und ich freue mich darauf herauszufinden, wie groß dieser Einfluss ist.

"Listen, you're gonna be around to help with the details, right?" - "Yes, of course. Anything else?" - "No, Joan, and thank you again."

Die dritte Storyline in dieser Folge beschäftigt sich erneut mit Harry und seiner Fernsehabteilung. Bisher hat mich die Story herzlich wenig interessiert, doch ich muss sagen, dass Joan ihr in dieser Folge das gewisse Etwas verpasst hat, weil man sich doch mehr auf sie, als auf Harry, konzentriert. Die Arme steckt viel Arbeit in die Aufgabe, Harry zu helfen und am Ende sitzt sie alleine auf ihrem Bett und verliert das Glücksgefühl, das sie empfunden hat. Man hat richtig gesehen, wie sie aufblüht und wieviel Spaß ihr die Arbeit gemacht hat. Diese Leidenschaft hat man schon lange nicht mehr in Joan gesehen und ich fand es schön, wie sie diese auch ihrem Ehemann gegenüber zeigt. So haben wir noch etwas Einblick in ihr Privatleben bekommen, was mir auch gefallen hat. Doch Harry hätte ich am Ende der Episode wirklich eine Ohrfeige verpassen können. Nach all der guten Arbeit von Joan, all ihren Tipps und ihrem Umgang mit den Kunden, ersetzt er sie durch einen Mitarbeiter, ohne zu sehen, wie schmerzhaft das für sie ist. Ich rechne ihr immer noch hoch an, dass sie die Fassung behält und Harry nicht gleich zur Rede stellt. Ich wäre, glaube ich, einfach ausgerastet. Doch damals hat sich das einfach nicht gehört und Joan muss einsehen, dass sie nun mal eine Sekretärin ist. Ich hätte Joan aber auch etwas mehr Hartnäckigkeit zugetraut und irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass wir hier noch nicht alles gesehen haben. Schließlich lässt eine Joan so etwas nicht einfach so auf sich sitzen. Oder doch?

Fazit

Ich bin immer noch begeistert von dieser ganzen Episode, weil sie durch Betty einfach nur mitreißend und spannend war. Die Schlusssequenz gehört jetzt schon für mich zu einer der besten Szenen in dieser Staffel und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was nun im Hause Draper passieren wird.

Alex Olejnik - myFanbase

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