Bewertung

Review: #8.07 22:00 - 23:00 Uhr

Die Sinfonie Nr. 94 von Joseph Haydn hat es als "Sinfonie mit dem Paukenschlag" zu großer Berühmtheit geschafft, weil nach einem mehr als ermüdenden Part plötzlich und unerwartet der große Knall kam. So ähnlich hat man sich in dieser Episode von "24 – Twenty Four" gefühlt.

Lahmer Beginn

Ganz anders als sonst strukturiere ich diesen Text mal nicht nach Inhalten, sondern teile einfach alles in zwei Einheiten. Der erste Teil muss damit leben, dass nur wenig Gutes in ihm zu finden ist. Da war immerhin ein witziger Dialog zwischen Arlo Glass und Chloe O’Brian über hypothetische Situationen, doch dann gibt es eine ganze Liste von Ärgernissen. Jack Bauer und Renee Walker sind zwar wieder vereint, doch Jack bleibt von seiner Linie überzeugt und erzwingt sofort die Gelegenheit, um Renee zu erklären, dass sie raus ist. Logischer wäre es schon gewesen, sich erst mal über die aktuelle Lage zu informieren bzw. in Ruhe mit Renee zu reden. Dass Lugo Jack wegen Vladimir Laitanans Gefühlen zu Renee jetzt doch nicht erschießen darf, ist auch nicht so charakterkonform und wirkt etwas unglaubwürdig, aber man muss den Autoren zu Gute halten, dass sie diese Problematik nicht einfach unter den Tisch fallen ließen und immerhin eine halbwegs zufrieden stellende Lösung gefunden haben. Das besitzanzeigende Verhalten von Laitanan Jack gegenüber war auch irgendwie fehl am Platz, zumal sich Jack in so einer Situation niemals etwas anmerken lassen würde. Allerdings ist das auch eine Andeutung darauf gewesen, dass man mit Jack und Renee mehr vorhaben könnten, als kollegiale Zusammenarbeit. Die Ansätze heiligen also etwas die Mittel, für Tempo und Spannung der Episode haben all diese Szenen aber nichts getan und so war der ganze Part eher zum Gähnen. Als sich die nächste Zeit mit zermürbenden Telefonaten füllte, war die Laune mit der Storyline recht weit unten.

Auch die anderen Handlungsstränge haben zu dieser Stimmung beigetragen. Dana Walsh navigiert Kevin Wade und dessen Kumpel durch die Gegend wie in einem Computerspiel, bei dem überhaupt nichts passiert. Niemand kommt, Probleme gibt es nur beim Lesen von Zahlen. Natürlich sollte niemand auftauchen, aber warum muss ich mir das dann alles anschauen? Selbst Dana hatte keinerlei Schwierigkeiten. Da hätte man also auch Bäumen beim Wachsen zuschauen können. Der kurze Auftritt von Allison Taylor hat auch nichts gebracht. Wahrscheinlich war es Ziel der Autoren, sie in jeder Episode im Bild zu haben. Einziger Lichtblick war dann schon die Problematik um Tarin Faroush, der an Präsident Hassans Moral appelliert und dabei sehr sympathisch herüber kommt. Einen Gefallen hat er sich nicht getan, weil Hassan vor lauter Verschwörungstheorien den Verstand verliert. Es sieht doch sehr stark danach aus, dass Hassan die falschen Leute erledigt. Wobei man bei "24 – Twenty Four" ja nie weiß ... Hier macht das Spekulieren jedenfalls Freude. Dass Tarin bereitwillig nachgibt, ist auf jeden Fall interessant. Die Storyline war der einzige Grund, nicht einfach wegzunicken, wobei auch der Part eher für den Kopf war.

Paukenschlag

Als es quasi nicht mehr viel schlimmer werden konnte, machte die Episode eine 180°-Wendung und überraschte mit einer rasanten Tempoverschärfung, die so eindrucksvoll gelungen ist, dass man den ersten Teil als gewollt langweilig und somit gelungen bezeichnen könnte. Natürlich hat wieder eine grandiose Annie Wersching ihren Teil daran, zumal ihr die Autoren auch einen großartigen Charakter geschrieben haben. Als Laitanan sie attackiert, ist es um sie geschehen. Sie rastet aus und sticht wie besessen auf Laitanan ein. Da hat sie ihr Leid aus den letzten Jahren reingepackt. Als sie dann sogar den um Hilfe herbeieilenden Jack ersticht, hält so ziemlich jeder seinen Atem an. Wahnsinnsszene. Jack muss dann noch mit letzter Kraft Laitanans Männer aus dem Weg räumen und man kann durchatmen. Welcome back möchte man sagen. Mein Puls ist schlagartig nach oben gegangen. Renee ist natürlich wie paralysiert ob ihrer Tat und dem Beinahemord an Jack, der sich wie immer doch unrealistisch schnell erholt. Dieser muss gut auf Renee einreden, die nun nicht mehr daran glaubt, dass ihr Leben noch eine Zukunft hat. Dass ihr diese Chance unheimlich wichtig ist, hat man immer wieder gespürt. Nun muss sie sich da irgendwie rausreden, wobei es nicht wirklich eine Notlüge ist, wenn man von Notwehr spricht. Immerhin wurde sie angegriffen. Das Massaker, was sie allerdings angerichtet hat, wird definitiv genauer untersucht werden, wenn man dazu Zeit findet. Immerhin sind jetzt andere Dinge viel wichtiger. Sergi Bazhaev hat seine Männer geschickt und Jack lässt sich gefangen nehmen. Doch sein Plan geht schief, weil er unterirdisch verschleppt wird. Immerhin hat Renee überlebt, weil es mal wieder ein Mensch geschafft hat, einen Schrank im Schneckentempo zu öffnen. Das habe ich noch nie verstanden, auch wenn ich natürlich noch nie mit gezückter Waffe durch einen Raum des Feindes gelaufen bin. Jedenfalls sind die Rollen nun vertauscht. Renee macht sich nun Sorgen um Jack.

Ein bisschen Bewegung kam auch in die Story um Dana und Kevin. Er und sein Kumpel konnten nicht genug bekommen und stoßen so auf einen Wachmann, den sie mal eben niedertreten und dann die Flucht ergreifen. Dana bekommt zudem einen Einlauf von Brian Hastings, der bemerkt, dass ihr Arbeitsengagement nachlässt. Überraschend ist dabei nichts gewesen, aber langsam kommt das in Fahrt, weil nicht nur Dana und Kevin involviert sind, sondern sich langsam aber sicher die Storyline auf andere Bereiche erweitert.

Fazit

Lange passierte quasi nichts, doch dann nahm die Episode ein enormes Tempo auf und bildete einen derartigen Kontrast, den man gar nicht mehr als zufällig bezeichnen kann. In der Annahme also, dass der Effekt beabsichtigt war, hat sich die Episode wieder gute sieben Punkte ergattert. Jetzt müssen noch die Kleinigkeiten beseitigt werden, die störenden Einfluss haben.

Emil Groth - myFanbase

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