Bewertung

Review: #3.16 Os

Foto: Fringe - Grenzfälle des FBI - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Fringe - Grenzfälle des FBI
© Warner Bros. Entertainment Inc.

#3.16 Os ist eine Folge, die man eigentlich als vergleichsweise schwache Episode ansehen müsste. Im Fokus steht ein recht belangloser Fall und die Mythologie der Serie wird nur zart thematisiert, womit uns die Folge auch inhaltlich nicht gerade weiter bringt. Dennoch hat #3.16 Os beim Schauen Freude bereitet, was in den vergangenen Folgen nicht immer der Fall war. Natürlich befanden sich die letzten Folgen qualitativ alle in einem guten Rahmen, allerdings war es durch die bedrückende Atmosphäre (dank Peters und Olivias Beziehungskrise, Walters Schuldgefühlen, dem nahende Kollaps unseres Universums) nicht immer einfach, wirklich Freude an den Episoden zu haben. Gott sei Dank hat man sich von all jenen störenden Faktoren in dieser Folge ein wenig distanziert.

"I think I remember seeing a file on floaters in there. Of course, it could have been from a period when Belly was in search of the perfect bowl movement." "Charming." " Everybody poops, Dear."

Der Fall der Woche war ein typischer "Fringe"-Fall, ohne jegliche direkte Verbindung zur Mythologie der Serie (vom Ende mal abgesehen). Im Mittelpunkt steht Dr. Krick, der verzweifelt versucht, einen Weg zu finden, um seinem an einen Rollstuhl gefesselten Sohn wieder das Gehen zu ermöglichen. Dabei nutzt er das Vertrauen und die Hoffnung anderer Jungen, die ebenfalls an einen Rollstuhl gebunden sind, aus, und injiziert ihnen eine Mischung aus den Elementen Osmium (daher der Episodentitel "Os") und Lutetium. Denn per Zufall hat Dr. Krick herausgefunden, dass beide Elemente vermischt eine erstaunliche Auswirkung auf den menschlichen Körper haben: die Testsubjekte fangen an, zu schweben – inklusive tödlichen Nebenwirkungen. Dr. Kricks Geschichte hätte gut in die zweite Staffel gepasst, wo das Dilemma rund um Peter und Walter omnipräsent war, womit man problemlos mal wieder einige Parallele zwischen dem Fall der Woche und unseren Hauptcharakteren hätte ziehen können, so wie das schon in den Folgen #2.18 Die weiße Tulpe oder #3.09 Marionette beispielsweise gehandhabt wurde.

Der Fall war nicht nur deshalb unterhaltsam, weil die Geschichte um Dr. Krick interessant und die Inszenierung der ganzen "Floater"-Szenen wirklich gelungen waren, sondern auch, weil er Walter vor ein echtes Problem stellte. Dieser weiß nämlich zur Abwechslung mal nicht sofort des Rätsels Lösung, sondern ist der Verzweiflung nahe. Weshalb fängt ein Körper an zu schweben, nachdem ihm unter anderem Osmium, das schwerste Element überhaupt, injiziert wurde? Walter glaubt, nur einer könne ihm weiterhelfen: "Belly". Natürlich ist das Ganze recht problematisch, wenn man bedenkt, dass William Bell bereits Tod ist. Doch ja, "Fringe" bleibt seinem Motto "Imagine the Impossibilities" treu und so kommt Walter mit einer Methode daher, die in der Tat ein wenig weit hergeholt wirkt. Er bedient sich Bells Annahme, nach dem Tod eines Menschen ist dessen Seele noch in Form von Energie in unserer Welt vorhanden, sodass diese Energie von einem anderen Menschen aufgenommen werden kann und er somit als Wirt für eine Seele fungiert – also als "Seelenmagnet", wie Bell es nannte. Zu der Tatsache, dass dieser Teil am Ende der Folge sowohl für einen der witzigsten, sowie für einen der abstrusesten Momente der Serie sorgen wird, kommen wir später.

Zunächst klärte diese Episode nämlich die Frage auf, weshalb das schwerste Element auf Erden plötzlich Menschen zum Schweben bringt. Und hier kam dann doch wieder die Verbindung zur Mythologie der Serie zum Vorschein – oder die Tatsache, dass die Autoren selbst nicht wussten, wie sie uns den Fall plausibel erklären sollen: Walter wird klar, dass er indirekt für dieses Phänomen verantwortlich ist. Denn offenbar hat der von ihm verursachte Zerfall unseres Universums bereits gravierende Auswirkungen. Immer mehr Gesetze der Physik scheinen ungültig zu werden, und so ist der Zerfall auch dafür verantwortlich, dass das Element mit der höchsten Dichte plötzlich die Gravitation außer Kraft setzen kann. Manche mögen dieses Ende zwar ein wenig uninspiriert finden, ich zu meinem Teil jedoch empfand diesen Twist als sehr gelungen, um uns (und Walter) erneut vor Augen zu führen, in welchem instabilen Zustand sich unser Universum befindet. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass es nach wie vor großartig ist, wie oft man uns in letzter Zeit in den Genuss von Szenen zwischen Nina und Walter bringt. Denn jene waren auch in dieser Folge eine echte Bereicherung und das vor allem, nachdem Nina in der gesamten zweiten Staffel eine eher untergeordnete Rolle eingenommen hatte. Und auch die dezente Andeutung, dass Nina nach wie vor nachforscht, was es mit den "Ersten Menschen" auf sich hat, lässt hoffen, dass wir sie in Zukunft nicht nur weiterhin öfter zu Gesicht kriegen, sondern auch, dass die Autoren nicht vergessen haben, dass sie mit den "Ersten Menschen" noch eine mächtig interessante Geschichte in petto haben, die endlich mal wieder ins Rollen gebracht werden sollte.

"I must say, you have made a very wise decision to go forward. You deserve to be happy - both of you."

Wie anfangs erwähnt, war es eine echte Freude, wie man in dieser Episode mit der Beziehung zwischen Olivia und Peter umgegangen ist. Es wurde zwar schon am Ende von #3.14 6B angedeutet, dass die Beziehung zwischen den beiden vorrübergehend ein wenig unkomplizierter und entspannter wird, aber es war schön zu sehen, dass es in #3.16 Os nun auch wirklich harmonisch zuging. Ganz offiziell betrachten sich die beiden jetzt als Paar und die Episode gab sich alle Mühe, dem Zuschauer das auch klarzumachen. Angefangen bei einem glücklichen Walter, weiter bei einer ebenfalls erfreuten Nina, die den beiden Glück wünscht, bis hin zu einigen privaten Szenen zwischen Olivia und Peter. Es wäre vielleicht dann doch nicht verkehrt gewesen, wenn man das Ganze ein wenig dezenter in die Folge eingebaut hätte, denn vor allem das Turteltäubchen-Gespräch zwischen Olivia und Peter im Auto war fast ein wenig zu viel des Guten. Für alle Peter/Olivia-Shipper werden aber wohl gerade diese Momente eine echte Freude bereitet haben – genauso, wie die letzte Szene der Folge für diese ein echter Schlag ins Gesicht gewesen sein wird …

"Belly?"

Langsam komme ich mir vor wie "Lost": Ich deute Vieles an, aber komme erst langsam zum Punkt. Soll ja bekanntlich die Spannung erhöhen. Aber bevor ich dafür noch ins Fegefeuer komme und auf einer Insel gegen irgendwelche Rauchmonster kämpfen muss, kommen wir endlich auf den Punkt. Oder aufs Ausrufezeichen, weil das Ende durchaus sehr überraschend kam? Oder doch eher aufs Fragezeichen, weil man nicht weiß, was uns nun erwarten wird bzw. was man von dem Ende halten soll?

Der Reihe nach: Walter ist immer noch davon überzeugt, dass er Bells Seele "einfangen" kann. Er glaubt, dass das Betätigen von Bells berühmter Glocke seine Seele dazu bringt, Besitz von einem Wirt zu ergreifen. Im Büro der mehr als skeptischen Nina betätigt er die Glocke – und es kommt zu einer der witzigsten Momente der "Fringe"-Geschichte. Hoffnungsvoll blickt Walter Nina in die Augen, voller Überzeugung, nun mit Belly zu sprechen, nur um Sekunden später eine herbe Enttäuschung zu erleben:

"Belly?!"

"No, Walter. It’s still me."

Doch Walter schenkt der Theorie der Seelenmagneten nach wie vor Glauben, womit er auch Recht behält. Und hier wiederum kommt es zu einer der abstrusesten, aber gleichzeitig durchaus überraschendsten Szenen. Gerade als Peter Olivia gestehen will, dass er bereits zahlreiche Gestaltwandler ermordet hat, um an dessen Datendisks zu gelangen (und ich war wirklich froh, dass diese Story nach #3.11 Wechselspiel mal wieder aufgegriffen wurde), wird klar, dass Bellys Seele nun in Olivias Körper ist.

Was man davon halten soll? Man weiß es nicht. Einerseits war Anna Torvs Imitation von Leonard Nimoy überraschend gelungen, andererseits kam das Ganze auf die ein oder andere Weise ziemlich lächerlich rüber. Und wenn man sich vorstellt, dass dieser Zustand nun noch mindestens in der nächsten Folge von Dauer ist, weiß man nicht so recht, ob man das alles ernst nehmen soll bzw. kann. Zudem ist es irgendwo ärgerlich, dass Olivia nun in nächster Zeit theoretisch nicht mehr anwesend ist, weshalb ich mich frage, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Bells Seele Besitz von einem weniger relevanten Charakter ergriffen hätte. Natürlich gibt es auch einige positive Aspekte an dieser Entwicklung, wie beispielsweise das kommende Zusammenspiel zwischen Belly und Walter, das bereits im Staffel-2-Finale einen Heidenspaß gemacht hat. Das diskussionswürdige Ende der Folge macht also hinsichtlich der Inszenierung auf jeden Fall gespannt auf die bevorstehende Episode #3.17 Stowaway – denn diese hat das Potential, ein richtiges Highlight zu werden ... oder das Gegenteil davon.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:

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