Bewertung

Review: #1.15 Spieleabend

Foto: Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Jeder Mensch wird manchmal von seiner eigenen Vergangenheit verfolgt und hin und wieder kann diese einen sogar einholen. Diese Episode ermöglicht den Zuschauern Einblicke in die Vergangenheit der Charaktere, in vergangene Momente und in Wahrheiten, die schon lange hätten aufgedeckt werden sollen.

It's called Marshallgammon

Während eines Gesprächs im McLaren's erfährt die Clique, dass Ted seiner neuen Freundin Victoria nichts von seinen früheren Gefühlen für Robin erzählt hat. Er will sie wohl mit dieser Information nicht verletzen und die Freundschaft zwischen ihm, Robin, Victoria und den anderen nicht gefährden, vergisst oder verdrängt aber, dass die Wahrheit früher oder später immer ans Licht kommt. Eine aufgedeckte Lüge verletzt schließlich mehr, als eine brisante Wahrheit. Man kann sich hier nur über Ted wundern, denn normalerweise ist er doch der, der in einer Beziehung alles richtig machen will. Dass er es an dieser Stelle fertig bringt, Victoria anzulügen sieht ihm eigentlich gar nicht ähnlich. Alle sind der Meinung, Ted sollte Victoria aufklären, Barney stichelt ihn zusätzlich dazu an, von seinem geheimnisvollen "Re-Return" zu berichten. Doch bis hierhin geht Ted den Weg des geringsten Widerstands und behält diesen Teil seiner Vergangenheit für sich.

Sein Verhalten ist furchtbar feige und eigentlich ist es sehr schade, ihm dabei zuzusehen, wie er schon jetzt die frische Beziehung zu Victoria durch unnötige Lügen zerstört. Er, der doch sonst alle Grundsätze für eine funktionierende Beziehung einhält, hat auf einmal nicht genug Mumm, Victoria von seinen früheren Gefühlen für Robin zu erzählen. Es ist dieser typische Moment, in dem man sich für einen anderen ärgert und schämt. Man möchte Ted am liebsten am Kragen packen und ihn zwingen, die Wahrheit zu sagen. Glücklicherweise ist das genau das, was seine Freunde und vor allem Barney, in dieser Folge tun. Mich hat es sehr gefreut, zu sehen, wie sich diese Folge entwickelt, die Beziehung zwischen Ted und Victoria und insbesondere, dass die Wahrheit auch in diesem Fall zu einem glücklichen Ende führt.

Robin, die Victoria aufgrund ihrer eigenen neu entdeckten Gefühle zu Ted nicht besonders mag, beziehungsweise als Konkurrenz ansieht, nutzt jede Gelegenheit, um ihr verletzende Kommentare entgegen zu bringen. Ich finde Robins Verhalten an dieser Stelle jedoch ziemlich peinlich und kindisch. Man kann zwar verstehen, dass sie mit Victoria nun keine enge Freundschaft pflegen möchte, doch sie nun zu hassen, weil sie mit dem Mann zusammen ist, den sie selbst nicht wollte, ist einfach egoistisch.

Bevor sich jemand über die sich zuspitzende Situation wundern kann, erzählt Lily von einem Video, das eine gewisse Shannon für Barney abgegeben hat. Dieses Video zeigt Barney in jungen Jahren bei der weinerlichen Performance eines Liebesliedes. Zunächst einmal ist einem nicht ganz klar, was man über das Gesehene denken soll. Wie auch der Rest der Gruppe ist man als Zuschauer zunächst sprachlos, kann dann jedoch in schallendes Gelächter ausbrechen. Es ist toll zu sehen, wie Barney früher war und das entspricht dem absoluten Gegenteil von seinem jetzigen Erscheinungsbild. Barney als in Tränen aufgelöster Hippie, der seine Freundin anfleht, zurück zu kommen, wirft einfach mal ein ganz anderes Bild auf diesen Charakter. Doch so schnell wie Barney verletzt aus dem Zimmer rennt, so schnell kann einem das Lachen wieder vergehen. Plötzlich empfindet man Mitleid. Obwohl sich wohl jeder schon mal gewünscht hat, dass Barney mal von einer Frau ausgenutzt wird, so weh tut es einem plötzlich, als man sieht, dass genau das scheinbar schon geschehen ist. Man erkennt langsam einen Grund dafür, dass Barney so ist wie er ist und kann es sogar irgendwo nachvollziehen.

We all have embarassing stories. Sometimes it's good to talk about it.

Alle machen sich Sorgen, den nach der Sichtung des Videos ist Barney samt dem Tape verschwunden und seither nicht wieder aufgetaucht. Doch plötzlich steht er in der Bar und natürlich wollen alle wissen, was dieses Video zu bedeuten hat. Er lenkt ein und stellt eine Bedingung: um seine Story zu erfahren, muss jeder der Anwesenden sein peinlichstes Erlebnis beichten. Dieser Teil der Folge spielt wohl eine entscheidende Rolle, was den Faktor Humor betrifft. Die einzelnen Geschichten sind tatsächlich sehr unterhaltsam und so erzählt Barney Stück für Stück, wie er zu dem wurde, was er heute ist.

Barney führte damals eine monogame Beziehung mit Shannon. Verrückt. Er wollte mit ihr zum Friedenschor. Unglaublich. Er hat gesagt, dass er sie liebt und meinte es ernst... Unvorstellbar?! Nein, tatsächlich war das der alte Barney. Irgendein Typ im Anzug hat Barney Shannon ausgespannt und zu guter Letzt wird er von ihr und ihrem neuen Freund verhöhnt und ausgelacht. Nun gibt es für alles einen Grund. Barney behandelt Frauen wie Objekte, weil er sich selbst so gefühlt hat. Er steht auf Geld und Anzüge, weil er gemerkt hat, dass genau dieser Typ Mann Erfolg hat und er geht keine Beziehungen ein, weil er nie wieder so sehr verletzt werden will. Es macht viel Spaß, für Barneys Art endlich eine Erklärung zu haben und mal etwas Privates über ihn zu erfahren. Schade an dieser Stelle und das einzige Manko der Folge sind die Logiklücken, die entstehen da die hier präsentierte Vergangenheit und andere Geschichten über seine Kindheit und Jugend, die man schon gesehen hat oder noch sehen wird, sich gegenseitig ausschließen. Der Episode an sich schadet diese Tatsache jedoch kaum und dürfte nur erfahrenen "How I Met Your Mother"-Zuschauern auffallen.

Letztlich gelingt es Barney sogar, Ted dazu zu bringen, die Wahrheit zu erzählen. Alle wollen das Ende von Barneys Geschichte hören und so beichtet Ted Victoria seine ehemaligen Gefühle zu Robin und auch der geheimnisvolle "Re-Return" wird aufgeklärt; Ted kam in der Nacht des ersten Dates erneut zu Robin, um sie zu küssen, erbrach sich dann jedoch auf ihre Türmatte. Robin findet dieses Geständnis total süß. Ich fand es einfach nur peinlich. Einerseits hatte es an dieser Stelle nicht unbedingt was verloren und es muss für Victoria schrecklich sein, neben ihrem neuen Freund zu sitzen, der von seinen zeitlich nicht allzu entfernten Gefühlen zu seiner Tischnachbarin spricht, die auch noch schmachtend darauf eingeht. Dass Ted die Wahrheit gesagt hat, war vollkommen korrekt und überfällig, doch er hätte es in einem ruhigen Moment und nicht in der großen Runde tun sollen. So hat er Victoria bloß gestellt und Robin bestärkt. Erfreulicherweise ist Victoria nicht nachtragend und sieht scheinbar über seine und Robins Vergangenheit hinweg.

Suit up and save

Ein besonderes Highlight dieser Episode ist Barneys Mutation vom alten Hippie-Barney zum neuen Anzug-Barney. Die stark von Intermedialität geprägte Szene erinnert an viele große Momente aus berühmten Hollywoodproduktionen wie z.B. "James Bond". Diese Parallelen verleihen der Szene neben Witz und Charme auch ein gewisses episches und heroisches Moment. Hier gefällt also neben dem Inhalt auch ganz besonders die filmische Machart des Dargestellten.

Nun wissen wir also, was Barney erlebt und was ihn geprägt hat. Als er plötzlich sentimental wird und erzählt, Shannons Kind könnte auch seines sein, überspült einen erneut die Welle Mitleid. Er, der Verstoßene, trauert seiner großen Liebe nach und sehnt sich nach einem erfüllten Leben mit Frau und Kind. Doch Barney wäre nicht Barney, wenn er auch dieses Bild nicht sofort zerstören würde. "My life rocks. Money, suits and sex?!" Tja... da haben wir ihn wieder und auch das Mitleid zieht sich winselnd in eine Ecke zurück. Als Barney auch noch freudig erzählt, dass er mit Shannon geschlafen hat, werden viele verschiedene Gefühle auf einmal geweckt: Juhu, wir haben Barney wieder. Schade, er ist immer noch der eiskalte Frauenheld. Haha, typisch. Oh nein, warum musste er es auch noch filmen?

Gekrönt wird diese Folge von ständigen Unterbrechungen der Erzählungen durch Marshgammon. So muss z.B. jeder trinken, der "was?" sagt. Und nach all diesen Geschichten und Entwicklungen steht eines fest: "Barney won the gamenight".

Fazit

Diese Folge ist eine meiner Lieblingsepisoden. Zunächst werden alle Gefühle angesprochen und vermittelt. Außerdem gibt es, wie so oft, sehr viel zu lachen. Egal ob Barneys altes Ich oder die peinlichen Geschichten der Anderen, es bleibt kein Auge trocken. Höhepunkt jedoch ist Barneys Vergangenheit und die Mutation zum neuen Barney. Bis auf die kleine Logiklücke fehlt es dieser Folge an nichts, es wird keine Sekunde langweilig und die stückchenweise Erzählung von Barneys Story bringt zwischen den Gags auch noch jede Menge Spannung in die sich immer wieder überraschend entwickelnde Episode.

Janina Funk - myFanbase

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