Bewertung

Review: #1.14 Nur nichts überstürzen

Foto: Neil Patrick Harris & Cobie Smulders, How I Met Your Mother - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Neil Patrick Harris & Cobie Smulders, How I Met Your Mother
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Ted hat also nun endlich eine neue Freundin und mit einem Lächeln kann man feststellen: Es ist nicht Robin. Er und Victoria sind ein glückliches Paar, doch sie wollen es langsam angehen lassen. Welche Tücken dieses Vorhaben birgt und wie sich zeitgleich andere Beziehungen entwickeln, zeigt diese Folge.

Life is full of firsts.

Ted freut sich über all die ersten Male, die er mit Victoria erleben darf. Das erste Date, der erste Kuss… Doch mit dem ersten Mal selbst wollen sie sich Zeit lassen, mindestens einen Monat. Eigentlich klingt diese Abmachung ganz danach, als sei es Teds Idee gewesen. Es wäre typisch für ihn, als hoffnungsloser Romantiker, die Frau nicht unter Druck setzen zu wollen und das erste Mal als etwas unvergessliches zu organisieren. Doch scheinbar leidet er mehr unter der Zeit des Wartens als Victoria.

Marshall und Lily feiern an diesem Tag ihr neunjähriges Jubiläum. Immer wieder macht einem diese Beziehung Freude. Sie ist stabil und durch nichts zu erschüttern. Ted nimmt sie gerne als Vorbild für seine Beziehungen, doch auch für den Zuschauer ist es einfach schön, sich nicht ständig mit Dramen auseinander setzen zu müssen, sondern die nun neunjährige Liebe zwischen Marshall und Lily zu beobachten. Ursprünglich wollten sie zu diesem Anlass in eine Pension fahren und ein romantisches Wochenende dort verbringen. Sie bemerken jedoch schnell, dass sie eigentlich keine Lust dazu haben und lieber auf dem Sofa liegen und essen bestellen wollen. Mit dieser Entscheidung sind zunächst beide sehr zufrieden, was mal wieder die starke und harmonische Beziehung zwischen ihnen zeigt. Marshall hat sogar nicht mal seinen Koffer gepackt, weil er wusste, dass Lily eigentlich genauso gerne zu Hause bleiben wollte, wie er.

Ted und Victoria stellen fest, dass sie sich an ihrem Monatstag nicht sehen können und wollen nun schon eine Woche früher das erste Mal miteinander schlafen. Sie fahren in Teds Wohnung und machen es sich dort auf dem Sofa bequem. Es ist wohl einerseits nachvollziehbar, dass frisch Verliebten das Warten und sich Aufsparen schwer fällt, doch in dieser Beziehung finde ich es schade, dass Ted und Victoria ihren "Termin" vorverlegen, anstatt noch etwas länger zu warten. Insbesondere wenn man bedenkt, wie sich die beiden kennen gelernt haben, wie lange es gedauert hat bis sie sich das erste Mal geküsst haben, sollte eine recht große Sache für eine frische Beziehung – das erste Mal – auch etwas Besonderes sein und lieber etwas später als früher passieren. Teds Charakter wird hier irgendwie zerstört. Klar ist er ein Mann, doch das romantische Warten wäre für Ted typischer als der Trieb, der sich durchsetzt.

Marshall und Lily, die gerade im Bad sind, beschließen, die beiden nicht zu stören und zu warten, bis diese in ihrem Zimmer sind. Von dort aus belauschen sie die Gespräche zwischen Ted und Victoria. Hier erleben wir wieder den Ted, wie wir ihn kennen. Seine Worte triefen vor Romantik und schnulzigen Liebeserklärungen. Wie vermutlich nahezu jede Frau es wäre, ist auch Victoria angetan von Teds romantischer Art. Als Außenstehender weiß man jedoch nicht, ob man lachen oder weinen soll. Der Moment ist tatsächlich etwas kitschig und irgendwie zum Fremdschämen.

Ähnlich geht es Lily und Marshall, die sich zunächst über das Date der beiden lustig machen, dann jedoch feststellen, dass sie selbst keine ersten Male mehr haben werden. An dieser Stelle kann wohl jeder, der schon mal eine längere Beziehung geführt hat, nachempfinden, was Lily gerade durchmacht. Ihre Angst, Marshall zu verlieren oder in ihrer Beziehung jegliche Leidenschaft verloren zu haben, ist absolut spürbar. Marshall versucht, ihr diese Angst zu nehmen, doch so wirklich gute Argumente fallen ihm selbst nicht ein. Für einen kurzen Augenblick scheint das Traumpaar der Serie in einer Krise zu stecken, was dieser Episode für mich die nötige Spannung verliehen hat. Hier stellt sich ein kurzer "Oh, no"-Gedanke ein. Marshall und Lily - das Traumpaar, das nun doch keines mehr sein soll? Die Misere des Zuschauers ist hier recht eindeutig, denn man versteht Lilys Ängste, kann sie sogar nachvollziehen und hatte vielleicht schon mal ähnliche Sorgen. Doch als Außenstehender sieht man, wie sinnlos diese Gedanken sind und dass sich das Leben entwickelt, man immer erste Male haben wird und selbst Routine und Wiederholungen mit dem richtigen Partner doch weniger ein Problem als ein Segen sind. Irgendwie setzt hier ein Lerneffekt ein und schließlich begreift es nicht nur der Zuschauer, auch Lily und Marshall sehen ein, was sie aneinander haben und endlich wird der Prototyp des perfekten Pärchens wieder hergestellt.

Leave no men behind

Eine weitere unerwartete Beziehung bahnt sich zwischen Barney und Robin an. Machte sie sich zu Anfang der Folge noch darüber lustig, einen Abend mit Barney zu verbringen, so unternehmen sie schließlich doch gemeinsam was und es scheint ein sehr unterhaltsamer Abend zu werden. An dieser Stelle schlüpft Robin das erste Mal in eine Rolle, in die sie wirklich rein passt. Sie wird an diesem Abend zu Barneys Partner (das englische Wort "Bro" klingt bedeutend besser und spiegelt die Ironie der Situation wider). In einem schicken, weiblich geschnittenen Anzug kommt sie in Barneys Zigarrenbar. Sie kennt sich mit Whiskey und Zigarren aus, geht mit Barney Laser-Tag spielen und verschafft ihm sogar ein Date für die Nacht. Da Robin sich bisher schon mehrfach als beziehungsunfähig dargestellt hat, ist es erfrischend und erleichternd, sie einfach mal in einer freundschaftlichen Rolle zu sehen, die ihr in dieser Ausführung sehr gut zu Gesicht steht. Auch Barneys Verhalten finde ich an dieser Stelle ziemlich bemerkenswert und (auch wenn es das normalste der Welt ist) kann es einen fast rühren, dass er tatsächlich eine Frau, einen potentiellen One-Night-Stand stehen lässt, um mit Robin einen schönen Abend zu verbringen. JA, dieser Barney Stinson. Doch als klar wird, dass er letztlich mit Robin ins Bett möchte und er davon ausging, dieses Ziel zu erreichen, zerstört er dieses Bild wieder. Er ist eben doch einfach nur Barney. Auch die frisch entstandene Partnerschaft zwischen Robin und Barney bekommt sofort einen Knacks. Keiner von beiden hat so wirklich erreicht, was er sich erhofft hat, obwohl sie doch eigentlich in jeder Hinsicht so gut zusammen passen. Schade.

We still have firsts

Nach einigen Stunden, die Lily und Marshall im Badezimmer verharrt haben, kann sie ihre Blase nicht länger quälen und muss auf Toilette. Das hat sie jedoch noch nie vor ihrem Freund gemacht und befürchtet erneut, ihre Beziehung zu gefährden oder zu verändern. Nachdem sie sich erleichtert hat, stellen beide fest, dass es eigentlich nichts zwischen ihnen verändert hat und die Zuschauer dürfen wieder an das Traumpaar Marshall und Lily glauben. Sie stellen fest, dass sie sogar nach neun Jahren noch erste Male haben und dass das ihr Leben lang so sein wird. Ein wahrhaft schöner Moment, der wesentlich ehrlicher ist, als Teds schnulzige Liebesschwüre.

Letztlich sollte jeder in seiner Beziehung glücklich sein. Ted und Victoria sind es endlich, Marshall und Lily sind es wieder beziehungsweise noch und Robin hat wenigstens einen guten Freund in Barney gefunden. So komisch es für den Zuschauer sein mag, als Barney die Einladung zum spielen falsch verstanden hat und plötzlich halb nackt in Robins Wohnzimmer steht, so sehr kann man auch Robins Gefühle nachempfinden. Sie ist zunächst einmal geschockt und bemerkt, dass Barney sie trotz ihrer Bemühungen nicht als Freund, sondern immer noch als Frau ansieht. Doch dies ist nicht der wesentliche Teil ihrer negativen Gefühle. Noch viel stärker nimmt es sie mit und überrascht es Barney und wirft es den Zuschauer aus dem Sessel, als sie feststellt, dass sie in Ted verliebt ist. Immer noch? Schon wieder? Letztendlich? Pff.

Hierzu kann man kaum etwas sagen. Mit einem PUFF ist auch die Robin, die mir für kurze Zeit sympathisch war, wieder ein Dorn im Auge. Warum fängt sie nun an, Teds neu gewonnenes Glück in Gedanken schon wieder zu zerstören. Sie hätte ihn so lange haben können und wollte ihn nicht, nun da sie ihn nicht mehr haben kann, will sie ihn. Das ist egoistisch und nervig und man kann sich an dieser Stelle schon irgendwie denken, was passiert, da Robin eben irgendwie Teds Traumfrau ist und es für immer irgendwo bleiben wird. Zu hoffen bleibt, dass sie ihre Gefühle in den Griff bekommt und sie sich nicht in Teds Beziehung einmischt… Doch das wird sich zeigen.

Je nachdem wie man nun zu Ted und Robin als Paar steht, kann man an dieser Stelle natürlich reagieren. Ich persönlich habe laut aufgestöhnt. Endlich konnte man eine angenehme freundschaftliche Seite an Robin entdecken. Endlich schien sie vernünftig zu sein und ihr Ding zu machen. Auch Ted ist glücklich und gerade über Robin hinweg. An dieser Stelle ist es unnötig und nervig, dass sie plötzlich ihre Gefühle zu ihm entdeckt. Klar, es treibt die Story voran und man braucht Stoff, damit die Serie weiter geht, doch das hätte nicht sein müssen. Man kann schon erahnen, dass das elendige Liebeskarussell, in dem Robin und Ted sitzen, noch einige Runden drehen wird.

Fazit

Insgesamt ist die Episode, wie jede andere, sehr sehenswert. Sie beinhaltet jedoch wesentlich weniger lustige Momente und Sprüche, als man es gewohnt ist. Ausgleichend ist es wunderbar zu sehen, das Ted eine neue, glückliche Beziehung führt und noch mehr Spaß hat man daran zu beobachten, wie Lilys und Marshalls Partnerschaft immer enger und stärker wird. Dafür jedoch, dass diese Episode mehr Wert auf Entwicklungen und Zwischenmenschliches legt, werden ernste Momente zu häufig ins Lächerliche gezogen. Insgesamt hatte ich das Gefühl, die Folge kann sich nicht ganz entscheiden, was sie sein will. Doch wie man es von "How I Met Your Mother" kennt, ist es dennoch nicht langweilig. Lachen, Schmunzeln und romantische Gefühle können trotzdem aufkommen. Vor allem aber entsteht Spannung, egal wie es denn nun mit all diesem Beziehungs-Hin-und-Her weiter geht.

Janina Funk - myFanbase

Die Serie "How I Met Your Mother" ansehen:


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