Bewertung

Review: #3.01 Die Magie des Tisches

Die Tage werden kürzer, die Blätter immer bunter und der Herbst nähert sich mit großen Schritten. Aber das Beste an der sonst ja manchmal eher deprimierenden Jahreszeit ist die Rückkehr all der TV-Shows, die einem die freie Zeit versüßen und in gewisser Art und Weise Gesellschaft leisten. Und so setzt man sich nach fast vier Monaten qualvollen Wartens wieder aufs Sofa, hat zur Feier des Tages extra das himmelblaue Greendale-Shirt angezogen, verwandelt mittels Vorstellungskraft den Kaffeepott in eine "Troy and Abed in the Morning"-Tasse und kann endlich einmal wieder Zeit mit den durchgeknallten Charakteren aus "Community" verbringen. Aber was ist das, gleich in den ersten Minuten eine Musical-Montage? Und das, wo man sich doch sonst mit der Show gemeinsam darüber einig ist, dass "Glee" und der ganze Hype darum die Reinkarnation des Bösen sind? Aber nachdem ersten Schock kann einen die Show dann doch wieder um den Finger wickeln und es ist klar, Greendale is back!

Denn nicht nur fungiert der Einstiegssong als Erinnerung an all den Schabernack und Blödsinn, den die Show immer wieder gerne treibt, die Lyrics leiten auch wunderbar die Season ein: "We're gonna have more fun and be less weird, than the first two years combined." singt man da so wunderbar und man amüsiert sich als Fan köstlich, schließlich weiß man genau, dass diese Ankündigung am Ende genau das Gegenteil bewirken wird. Aber so richtig beeindruckt hat mich diese anfängliche Showmontage dann erst beim zweiten Schauen, denn sie funktioniert nicht nur als wunderbarer Metakommentar zur Serie selber, sondern ist als Jeffs Tagtraum auch wirklich aussagekräftig über dessen Gemütszustand. Und das ist es, was mich immer wieder so sehr an der Serie begeistert, dass die coolen und trendigen Witze nie hohl und ohne Fundament sind, sondern tief in den Macken und Abgründen der Charaktere verwurzelt.

We've parted ways with our closest, oldest, craziest, most racist, oldest, elderly crazy friend. And he's not coming back.

Formell betrachtet erzählt der Auftakt zur 3. Staffel eine altbekannte Geschichte, einer der Mitglieder der Gruppe fühlt sich außen vor, droht schließlich aus der Gruppe herauszufallen und am Ende rauft man sich dann doch wieder zusammen. Aber dieses simple Konzept hat seine Daseinsberechtigung auch im dritten Jahr noch nicht verloren. Jeff mag nach außen hin als verändert und sozial umgänglicher erscheinen als am Anfang der Serie, aber unter seiner Oberfläche schlummern immer noch die gleichen Minderwertigkeitskomplexe und Unterlegenheitsängste, die er nur durch sein großspuriges Verhalten zu verdecken versucht. Und diese kleine Reise in die Abgründe von Jeffs Seele hat uns dies mal wieder eindrucksvoll in Erinnerung gerufen, dabei wurden im Vorbeigehen gleich einige Türen für interessante Handlungsbögen der vor uns liegenden Staffeln angeschnitten.

Besonders gefallen hat mir dabei, wie man Pierce einerseits ganz beiläufig wieder in die Gruppe eingefügt hat, andererseits nichts von seiner Außenseiterposition dabei eingebüßt wurde. Ich muss sagen, ich bin mittlerweile ein richtiger Fan der Pierce-Dynamik innerhalb der Serie geworden. Ich find es großartig und vor allem mutig, ihn nicht wieder zu einem lieben, alten und nur ein wenig verschrobenen Mann zu machen, sondern die Ecken und Kanten von ihm scharf zu halten. So hat Chevy Chase hoffentlich weiterhin die Möglichkeit, sein facettenreiches Schauspiel zu zeigen. Er ist wahrscheinlich der von den Fans am meisten unterbewertete Part der Serie, aber löst man sich einmal von dem Unbehagen, das der Charakter Pierce auslöst, sieht man doch wie großartig Chase in dem Part ist. Die Auflösung des Jeff-Pierce-Konfliktes am Ende war eines meiner persönlichen Highlights der Folge, denn sie lässt keinen der beiden Protagonisten wirklich gut dastehen und bewegt sich auf dieser herrlich bitterbösen Ebene, die mir so sehr über den Sommer gefehlt hat.

That's the great thing about British TV. They give you closure.

Und hab ich schon die abgefahrene "2001 – Odysee im Weltraum"-Traumsequenz aus dem Mittelteil der Folge erwähnt? Nein, dann sei das hiermit nachgeholt, denn der magische Tisch der Studiengruppe als Monolith der Menschheitsgeschichte à la Kubrick war einfach nur genial und bringt mich auch im Nachhinein immer noch zum Grinsen. Ebenso wie "Cougarton Abbey", die kurzlebige britische Sitcom, auf der Abeds Lieblingsserie "Cougar Town" basiert. Dieser abgefahrene, kleine Nebenplot der Folge, aus dem man so richtig Dan Harmons Theorien über Fernsehen, Sitcoms, britische Ausstrahlungsmodelle und noch viele andere kleine TV-Nerd-Themen heraushören konnte, hat mich vor allem eins, zum Lachen gebracht. Danny Pudi konnte dabei außerdem der Welt beweisen, dass seine katatonische Starre der von Donald Glover in nichts nachsteht und dass "Community" bei der Gelegenheit dann auch gleich noch eine nette, kleine "Doctor Who"-Referenz einbaut, war das Sahnehäubchen auf dem Ganzen.

Und als wäre das nicht schon genug, lernten wir auch gleich noch zwei neue Gesichter in Greendale kennen. Das Casting von John Goodman und Michael K. Williams hat während der langen Wartezeit im Sommer die Vorfreude ordentlich angestachelt und ich war äußerst gespannt, beide Figuren dann endlich einmal in Aktion zu sehen. Bisher funktioniert für mich John Goodman außerordentlich gut, was sicher keinen verwundert bei dessen Vergangenheit als bewanderter Komiker, sowohl im Network-TV ("Roseanne") als auch im eher schwarzen Humor der Filme der Coen-Brüder. So ist Vizedekan Laybourne bereits jetzt ein denkwürdiger Gegenspieler für den armen Dean Pelton und Jim Rash erhält als neues Mitglied des Hauptcasts so nicht nur einen wohlverdienten Platz im Vorspann, sondern auch seine erste eigene Storyline, unabhängig von der Lerngruppe. Wenn diese Szenen dabei weiterhin auf dem hohen Niveau wie das zweite Treffen zwischen Pelton und Laybourne bleiben, bin ich dabei voll an Bord.

I just came by to tell everyone this year isn't gonna be that different, with the notable exception we won't really have any money.

Michael K. Williams, der im Gegensatz zu Goodman ja aus einem rein ernsten Umfeld als Schauspieler stammt, fügt sich für mich noch nicht ganz so nahtlos in Greendale ein. Die Hintergrundgeschichte von Professor Kane ist bei aller Ernsthaftigkeit (schließlich muss man ja auch erstmal zu 25 Jahren Haft verurteilt werden) zwar durchgeknallt genug, um in Zukunft noch für ordentlich Spaß zu sorgen, aber hier blieb er bei all dem Wahnsinn rund um ihn herum doch irgendwie zu farblos und fade. Vielleicht war es auch die falsche Wahl, ausgerechnet ihn die Botschaft der Woche übermitteln zu lassen, was aus seinem Mund dann doch sehr klischeehaft klang.

Und bevor ich hier zum Ende komme, noch kurz die kleinen Randbemerkungen, die der Staffelauftakt aufgeworfen hat:

  • Aha, Jeff träumt in Bezug auf Annie also "We're gonna sleep together.", das gibt sicher wieder Futter für die Shipper-Video-Bastler.
  • Britta deklariert Psychologie als ihr Hauptfach, schauen wir mal was bei den Anderen in dieser Richtung noch passiert.
  • Chang wird Sicherheitsbeauftragter von Greendale, gute Wahl wie ich finde. Mal schauen, was man da nun handlungstechnisch daraus macht.

Aber obwohl es in Bezug auf Professor Kane bei mir noch nicht so richtig Klick gemacht hat, konnte mich der Einstieg ins neue Studienjahr vollkommen überzeugen. "Community" ist zurück und das mit all den Zutaten, die die Serie für mich zu einem absoluten Kleinod des US-Fernsehens macht. Da wären die abgedreht liebenswerten Charaktere, die einem so ans Herz gewachsen sind, der Meta-Humor, der sich nicht darum schert, das er vielleicht zu meta sein könnte und die ordentliche Prise Wahnsinn und Unberechenbarkeit, die das Salz in der Suppe sind. Auf ins dritte Jahr Greendale, ich freu mich darauf!

Cindy Scholz - myFanbase

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