Bewertung

Review: #8.16 Das Buddy-Prinzip

Während "Chicago Fire" in der letzten Woche bedingt durch das Crossover mit "Chicago P.D." nur zwei große Haupthandlungen hatte, kehren wir diesmal zu der wesentlich kleinteiligeren Erzählung zurück. Oft birgt das auch die Gefahr, dass Episoden schnell überfüllt wirken, weil so viel erzählt werden soll. In dieser Woche war das aber nicht so schlimm, denn die Highlights der Episode lagen in den Details und die brauchen keinen Raum zur Entfaltung.

"Chicago Fire" bringt wöchentlich Storylines, die die Episoden nur füllen sollen, aber für die Handlungen keinen entscheidenden Mehrwert bereiten. Oftmals sind es leider die, an die man sich eine Woche später schon nicht mehr erinnern kann. Aber ganz absprechen will ich diese natürlich nicht, denn diese Episode beweist, dass es auch anders gehen kann. Chief Wallace Boden muss aufgrund von schlechten Cholesterinwerten eine Diät halten. Dies wirkt sich gravierend auf seine Laune aus und Stella Kidd opfert sich schließlich für die Kollegen, indem sie sich seiner Diät anschließt, um so der Puffer zwischen ihm und den anderen zu sein. Natürlich sollte der Zuschauer hier vorrangig zum Lachen gebracht werden, wenn beide urplötzlich Wutausbrüche haben oder wenn die Kollegen Stella mit Pizza ärgern, aber am Ende ist mir ein ganz anderer Moment in Erinnerung geblieben. Boden und sie sitzen einträchtig in seinem Büro und quälen sich durch eine Portion Haferbrei. Er erinnert sie, dass sie jederzeit aufgegeben könnte, aber sie betont, dass sie ihm einmal den Rücken stärken wolle, so wie er es für sie schon oft getan hat. Gerade in dieser Staffel ist das so wunderbar, da er ihr ja großes Vertrauen zugesprochen hat, indem er sie für eine Fortbildung zur Führungskraft animiert hat. Hier schließt sich mit einfachen Mitteln ein Kreis.

Ebenfalls etwas banal kam die Rückkehr von Lily daher, die Christopher Herrmanns Hilfe für die Eröffnung eines Cafés braucht. Doch auch hier waren viele kleine tolle Momente drin, die sich gelohnt haben. Zum einen wurde Lilys Gedankenprozess nach dem Tod ihres Freundes Brian 'Otis' Zvonecek knapp, aber nachvollziehbar beleuchtet. Wie sie erstmal alles gemieden hat, um nicht in Trauer zu versinken und wie sie nun in Erinnerung an ihn weitermachen will. Der Tod von Otis war in der ersten Staffelhälfte ein allgegenwärtiges Thema. Mit dem neuen Jahr wurde es deutlich weniger, was aber sehr natürlich ist. Ihn nun durch Lily wieder in Erinnerung zu rufen, war so gesehen ein toller Schachzug. Mir war direkt danach klar, dass es mit Lily ein Ende finden wird. So erhält ihre Geschichte aber einen Abschluss. Als Zuschauer wissen wir nun, dass sie wieder nach vorne schauen kann und dass sie sogar ganz in seinem Geiste weitermacht. Für Herrmann ist auch noch ein toller Moment dabei. Durch Lily bekommt er noch einmal vermittelt, wie sehr Otis seine Fähigkeiten als Mentor zu schätzen gewusst hat. Das hat ihn sichtlich berührt und uns Zuschauer zwangsweise auch.

Sylvie Bretts weitere Schritte mit ihrer Mutter Julie waren auch sehr schön gestaltet. Die beiden stellen fest, dass sie sich nur äußerlich extrem ähneln, sondern auch viele charakterliche Gemeinsamkeiten und Vorlieben teilen. Dennoch ist Sylvie mit angezogener Handbremse unterwegs, denn ihr bisheriges Leben war mit Hoffnungen bezüglich ihrer leiblichen Eltern geprägt, die allesamt geplatzt sind. Natürlich setzt sie nicht automatisch alles in diese neue Beziehung, sondern wartet erstmal ab, ob das neue Baby vielleicht auch einen Keil darstellen wird. Daher haben wir uns wohl alle am Ende gefreut, als Julie verkündet, dass sie mit ihrem Ehemann Scott nach Chicago ziehen wird. Ich finde Sylvies leibliche Mutter bisher wirklich sympathisch und ich bin gespannt, was man aus ihr noch herausholen kann.

Hiermit verbunden war wie immer unterschwellig die besondere Beziehung zwischen Sylvie und Matt Casey. Beide teilen sich immer wieder einander mit, sie sind sich fast schon Bezugspersonen Nummer 1. Selbst Julie vermutet sofort, dass da mehr zwischen ihrer Tochter und Matt sein muss. Diese Episode zeigt aber noch mal, dass wir dieses Leugnen der besonderen Beziehung in der ersten Staffelhälfte schon genug hatten. Es ist nun quasi eine ganze Season her, dass gewisse Funken zwischen den beiden Figuren festzustellen waren. Das ist slow burn genug, jetzt muss es endlich weitergehen!

Matt selbst hat in dieser Episode gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. Neben den gemeinsamen Berührungspunkten mit Sylvie gibt es Machtgerangel mit Kelly Severide und einen mysteriösen Einsatz mit weitreichenden Folgen. Matt und Kelly bekommen sich bei diesem Einsatz in die Haare, weil offenbar der Fahrer eines im Wasser versunkenen Autos noch im Fluss ist. Während Kelly sofort nach ihm tauchen will, setzt Matt seinen Rang als Captain durch, da er diese Aktion viel zu gefährlich findet, denn in seinen Augen wird die Person bereits tot sein. Auch wenn Kelly dieser Anordnung letztlich folgt, sind nachher Spannungen da. Die beiden sind nun einmal auch Freunde und solche Dissonanzen im Beruf sind immer fatal für die private Ebene. Aber es war geschickt, dass man hier kein großes Drama draus gemacht hat, sondern eine typische Männersache, bei der einfach alles totgeschwiegen wird, bis auf einmal alles wieder gut ist.

Der Einsatz wiederum war sehr spannend gestaltet, denn alle Vermutungen, die man als Zuschauer hatte, werden auf den Kopf gestellt. Wer hätte gedacht, dass es hier um einen Beziehungsschwindler gehen würde? Das waren erfreuliche viele Wendungen, mit denen man nicht hätte rechnen können. Auch Matt durfte hier wie gewohnt seine Stärken ausspielen. Am Ende war es sehr nett, dass hier auch noch ein thematischer Bogen geschlagen wurde. Matt empfindet Mitleid mit Opfer Lisa, die sich mit Beziehungen schwer tut und gerade in ihrer Verzweiflung, endlich eine vertrauensvolle Bezugsperson zu finden, auf den genau Falschen hereingefallen ist. Als er sich Kelly und Stella bezüglich dieser Erkenntnis mitteilt, wird allen dreien bewusst, dass sie die benötigten Bezugspersonen gefunden haben. Wie sie dann gemeinsam einträchtig kochen, war eine hervorragende Abschlussszene.

Fazit

"Chicago Fire" arbeitet dieses Mal sehr kleinteilig. Während es in der Ausrichtung oft banal und eher überflüssig wirkte, haben es die kleinen Momente durch die Bank geschafft, die Herzen der Zuschauer zu erwärmen. Hier zeigt sich, dass die Episode sehr gut durchdacht war und zwar in den Details.

Lena Donth – myFanbase

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