Bewertung

Review: #5.19 Das Fenster zum Hof

Zu der hundertsten Folge von "Castle" haben sich die Autoren den bekannten Spielfilm "Das Fenster zum Hof" aus dem Jahre 1954 von Alfred Hitchcock als Vorbild genommen und die Story auf "Castle" zugeschnitten. Daraus hat sich eine unglaublich tolle und witzige Episode ergeben, die Lust macht "Castle" noch einmal hundert Folgen lang zu verfolgen.

"No, this wasn't a street crime. The person knew that this camera was there and took the cautions. This was a prime deliberate murder."

Der Fall der Woche ist in dieser Episode sehr nebensächlich und wahrscheinlich auch nur als Lückenfüller zwischen dem anderen Fall, welcher Castle beobachtet, gedacht. Somit konnte mich der Fall um die tote Frau auch nicht wirklich fesseln und die Spannung war auf ein Minimum beschränkt. Trotzdem hätte er nicht fehlen dürfen, denn dann wäre die Folge noch mehr auf Castle selber fixiert und somit mehr eine One-Man-Show von Nathan Fillion gewesen als eben "Castle". Außerdem gehört so ein Fall der Woche in eine Crime-Serie wie "Castle" eine ist und auch wenn für einmal dieser Mordfall nicht im Mittelpunkt steht, so darf er nicht fehlen.

Da in dieser Episode die andere Storyline so dominiert hat und außerdem so genial war, hatte es der Handlungsstrang um den Tod der jungen Frau schwer und hatte somit kaum eine Chance, dass sich der Zuschauer dafür interessiert, mit dem Opfer mitleidet oder überrascht ist, als klar wird, wer der Mörder ist. So war das letzte für mich jedenfalls eine Überraschung, hätte ich doch nicht mit dem zu Anfang so trauernden Ehemann und schon gar nicht mit der Frau des Sicherheitsdienstes gerechnet. Doch auch dies konnte nichts daran ändern, dass die Ermittlungen und die Aufklärung des Falles mich wenig bis gar nicht interessiert haben. Ein kleines Detail ist mir am Schluss jedoch doch noch aufgefallen. Es war wieder mal Castle, der, wenn dieses Mal auch absolut unbeabsichtigt, zur Lösung des Falles beiträgt und somit bleibt sich die Serie, in dieser speziellen Folge, auch bei diesem Detail treu. Und auch wenn diese Kleinigkeit in manchen Episoden schon fast nervt und man denkt, Beckett sollte auch mal den entscheidenden Hinweis liefern, so passte es in dieser Folge perfekt und war alles andere als nervig. Unter all diesen Aspekten war es absolut nicht schlimm, dass der Fall der Wochen nicht fesseln konnte oder sogar uninteressant wirkte, er war wohl von den Autoren als Lückenfüller gedacht und genau diese Aufgabe hat er gut erfüllt.

"No, no, no, Beckett listen. I think I just saw a murder."

Doch kommen wir nun zu dem Teil, der diese Episode zu etwas besonderem machte und somit zeigte, dass die Autoren auch nach hundert Folgen immer noch wissen, wie man Zuschauer begeistern kann. Den größten Verdienst an dem guten Gelingen dieser hundertsten Folge hatte jedoch Nathan Fillion, der wieder einmal eine grandiose Arbeit geleistet und es damit geschafft hat, dass man Richard Castle noch ein bisschen mehr liebgewonnen hat, als bisher schon.

Doch nun mal von vorne. Castle sitzt wegen eines Skiunfalls im Rollstuhl und zwar weil er, laut Beckett sich beim Skifahren ein bisschen überschätzt hat, da er seine Freundin beeindrucken wollte. Als Beckett ihm dies vorhält, er es zuerst abstreitet, es dann aber doch zugeben muss, ist dies die erste witzige Szene, der noch ganz viele solche folgen sollten. Als Beckett dann zu einem Fall gerufen wird, bleibt Castle alleine und gelangweilt zurück. All sein Flehen, dass Beckett, Ryan oder Esposito ihn in irgendeiner Weise am Fall beteiligen, ist erfolglos und so sitzt er nun alleine in seiner Wohnung und spielt mit einem ferngesteuerten Helikopter, den er jedoch bald darauf zu Schrott fliegt. So bleibt ihm bald nichts anderes mehr übrig, als das Geschenk von Alexis, ein Fernglas, auszuprobieren und damit seine Nachbarn auszuspionieren. Schnell fallen hier die Parallelen zum Spielfilm aus dem Jahre 1954 von Alfred Hitchcock "Das Fenster zum Hof" auf und genau wie auch der Film, hat es die Episode geschafft, Witz und Spannung erfolgreich zu vereinen.

So greift Castle also aus Langeweile zum Fernglas und amüsiert sich über die verschiedenen Tätigkeiten seiner Nachbarn. Ein Frau, die gerade dabei ist, ihren Freund zu betrügen, hat es ihm dabei besonders angetan und er wird, wie Jeff im Spielfilm, schnell fast besessen davon, die Geschichte rund um den betrogenen Freund zu verfolgen. Und dann passiert es: Castle beobachtet einen Mord, beziehungsweise er hat das Gefühl einen Mord zu beobachten, denn die Lamellen der entsprechenden Wohnung sind runtergelassen und Castle beobachtet nur, wie der betrogene Mann mit seiner Freundin streitet, sie weggeht, er ihr mit einem Messer folgt und alleine wieder zurückkommt. Natürlich hat er auch noch Kampfbewegungen hinter den Lamellen beobachtet, so dass er sofort Beckett anruft um den Mordfall zu melden. Doch das Ganze stellt sich als Missverständnis heraus, die Frau ist noch am Leben und das NYPD hat sie kontaktiert. Sie ist nur für ein paar Tage zu ihrer Mutter gefahren.

Aber Castle wäre nicht der Castle, den wir alle seit hundert Folgen kennen und lieben wenn er so schnell aufgeben würde und so beobachtet er weiter und findet immer mehr Indizien, dass die junge Frau von ihrem Freund getötet worden ist. Doch niemand will ihm glauben. Beckett ist langsam genervt von seinen dauernden Anrufen und Störungen bei ihrem Fall und Esposito und Ryan machen sich über ihn lustig. Ja, später muss er sich sogar von Captain Gates eine Ermahnung anhören, da er Beckett überredet hat einer seiner Eingebungen zu folgen und beim Einbruch in eine Lagerhalle entdeckt wurde. Als Zuschauer ist man zu dieser Zeit ja noch genauso Ahnungslos wie Castle und so fällt einem gar nicht auf, dass witzigerweise die Handlungen des angeblichen Mörders, wie beispielsweise das Ausziehen seiner Klamotten, um die Wohnung dann neu zu streichen oder das Schreddern der Kreditkarten seiner Freundin, immer genau vor dem Fenster passieren, so dass Castle diese Tätigkeiten ungehindert beobachten kann. Ich gehe jetzt davon aus, dass bei einem normalen Mordfall, der Mörder hier ein bisschen vorsichtiger gewesen wäre. Doch wie dem Zuschauer fällt auch Castle dieses Detail nicht auf, da er vollkommen mit der Lösung dieses Falles beschäftigt ist und er sich natürlich auf einer gewissen Ebene auch wünscht, endlich wieder einmal einen Mordfall zu lösen, nachdem er nun schon seit zwei Wochen an den Rollstuhl gefesselt und in seiner Wohnung "eingesperrt" ist.

"You shouldn't be watching this" – "Neither shouldn't be you"

Auch die schauspielerischen Qualitäten von Castles Umfeld muss man positiv erwähnen, schließlich war es für sie sicherlich nicht ganz einfach, bei Castles Aktionen nicht immer in Lachen auszubrechen. Besonders gefallen hat mir Alexis, die nach anfänglicher Skepsis ihren Vater noch dazu ermutigt den Fall weiterzuverfolgen und sogar in die Wohnung des Pärchen einzubrechen, was die wohl witzigste Szene der ganzen Episode zur Folge hatte: Castle der am Boden liegt und wegen seines verletzten Knies einfach nicht mehr hoch kommt. So schwingt er die Beine in die Höhe und versucht mit dem Schwung aufzustehen, leider ohne Erfolg, so dass er sich schließlich unter dem Bett verstecken muss. Seine Tochter muss sich das alles ansehen und ihm durch das Funkgerät auch noch Panik um sein Leben vortäuschen.

"No, no, this is without a doubt, the greatest birthday gift of my life."

Die Folge sagt auch wieder einiges über Beckett und Castles Beziehung aus. Und zwar nicht nur über ihre Liebesbeziehung, sondern auch über ihre Freundschaft, die sich über die Jahre entwickelt hat. So weiß Beckett nicht nur genau womit sie Castle in seiner miserablen Situation eine Freude bereiten kann, nein sie weiß auch genau, dass er, wenn er einmal angebissen hat, nicht lockerlassen wird, bis er den Fall vollständig gelöst hat. Denn das war ja wohl das Wichtigste an der ganzen Sache. Hätte Castle sich zu schnell überzeugen lassen, dass kein Mord passiert wäre, wäre die ganze Überraschung schief gegangen.

Doch natürlich ging alles gut und Castle war, genau wie der Zuschauer, komplett überrascht von seinem genialen Geburtstagsgeschenk. Doch trotz dieser Überraschung schafft er es bei seiner Familie und Beckett dafür zu sorgen, dass diese kurz den Atem anhalten und sich fragen, ob sie für die nächsten paar Jahre ein schlechtes Gewissen haben müssen. Doch dann die Erlösung sowohl bei den Anwesenden der Party wie auch beim Zuschauer, Castle freut sich unheimlich und sagt, dass dies das beste Geburtstagsgeschenk seines Lebens ist. Und das Geschenk ist auch wirklich wie auf Castle zugeschnitten, er der zwar hauptberuflich Schriftsteller ist, sich aber seit fast fünf Jahren damit beschäftigt Mordfälle zu lösen. So hat Beckett ihm seinen Geburtstag auf ganz spezielle Art und Weise unvergesslich gemacht, wenn das nicht Liebe ist.

Randnotizen

  • Im Gegensatz zum deutschen Episodentitel ist der englische nicht eine genaue Kopie des Spielfilmtitels und verrät so nicht gleich zu Anfang, welcher Vorlage sich die Autoren bedient haben.
  • Neben den Anspielungen auf den Spielfilm "Das Fenster zum Hof" gab es auch Anspielungen darauf, dass dies die hundertste Episode von "Castle" ist. Beispielsweise zum Schluss als Castle Beckett fragt, wie viele Mordfälle sie bereits gelöst haben und sie erwähnt, dass es ungefähr hundert sein müssten. Den Toast den sie nachher aussprechen, freut den Zuschauer natürlich besonders: "Auf die nächsten hundert".
  • Dann gibt es noch etwas, dass mir auch erst aufgefallen ist, als ich mir die Episode zum zweiten Mal angesehen habe. Beim "Intro" fallen normalerweise vom Füllfederhalter drei Blutstropfen, in dieser Episode schreibt der Füller noch die Zahl 100. Eine gelungen kleine Idee um diese besondere Folge zu ehren.

Fazit

Eine grandiose Folge, die vor allem durch die gute schauspielerische Leistung von Nathan Fillion getragen wird. Aber auch die Idee der Autoren sich Hitchcocks "Ein Fenster zum Hof" als Vorlage zu nehmen und es auf "Castle" zuzuschneiden, hat hervorragend funktioniert und so Witz und Spannung genial vereint. Die Anspielungen auf den Spielfilm sowie auf die hundertste Folge der Serie waren das Tüpfchen auf dem i, so dass ich nur den Toast von Castle und Beckett wiederholen kann: "Auf die nächsten hundert."

Maria Schoch - myFanbase

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