Bewertung

Review: #1.01 Verhängnisvolle Affäre

Von manchen Darstellern hat man ein bestimmtes Bild im Kopf, wenn man ihre Namen hört. David Duchovnys ist unweigerlich mit dem Bild des FBI-Agenten Fox Mulder verbunden, der jahrelang versucht hat, die Wahrheit irgendwo da draußen zu finden. Wenn ein Schauspieler einmal eine solch charakteristische Rolle gespielt hat, ist es für den Zuschauer schwer, das gewohnte Bild hinter sich zu lassen und die neue Rolle völlig wertungsfrei zu betrachten. Also fiel es auch mir nicht gerade leicht zu sehen, was aus Agent Mulder geworden ist.

Ähnlich ging es mir auch bei Madeline Zima, der kleinen Gracie aus der aberwitzigen Sitcom "Die Nanny", die uns jahrelang durchs Fernsehen begleitete. Die süße kleine Gracie, vorwitzig und intelligent, ist erwachsen geworden und räkelt sich nackt im Bett von Mulder. Ein gewöhnungsbedürftiger Umschwung.

Kabelfernsehen auf amerikanisch

Man kann bereits anhand des Fernsehsenders erahnen, in welch eine Richtung sich eine neue Serie bewegen könnte. CBS steht zumeist für Krimiserien, die alle dem Erfolgsformat "CSI - Den Tätern auf der Spur" entlehnt sind, während ABC sich mit Dramaserien à la "Grey's Anatomy" einen Namen gemacht hat. Und Showtime, Heimatsender von "Californication"? Nun, Showtime ist ein Kabelsender und diese sind berüchtigt für interessante, aber gleichzeitig oft kontrovers diskutierte Serien, wie etwa "Nip/Tuck", die ebenfalls bei einem Kabelsender beheimatet ist.

Und Showtime enttäuscht uns natürlich nicht. Bestimmt zwanzig, wenn nicht gar dreißig Mal fällt das Wörtchen "Fuck" und gefühlte zehn nackte Frauen räkeln sich über, unter und um David Duchovny. Man wird seinem Ruf also gerecht – Kabelsender sind freizügig, kontrovers und einfach anders. Was zunächst ja mal nichts schlechtes bedeutet.

You can't Always Get, What you Want

Mitvierziger, Lebenskrise, gescheiterte Beziehung, die durch exzessiven Sex mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, kompensiert wird. Kommt dem einen oder anderen vielleicht bekannt vor. Oberflächlich betrachtet sehen wir uns einem Dr. Christian Troy gegenüber, der seiner Libido freien Lauf lässt, in Wirklichkeit jedoch nur den eigenen Schmerz damit betäuben will. Diese Ähnlichkeit von Hauptfigur Hank zu Julian McMahons Charakter aus "Nip/Tuck" ist sicherlich rein zufällig und besteht auch nur auf den ersten Blick.

Trotz der ständig wechselnden "Beziehungen" finde ich Hank im Grunde sympathisch. Er versucht, seine Schreibblockade zu überwinden und trauert einem Leben nach, das er vielleicht etwas achtlos weggeworfen hat. Und auch wenn er beteuert, dass Karen ihn betrogen hat und nicht umgekehrt, so gehören zu einer gescheiterten Beziehung doch letztlich immer zwei Menschen. In dem libidogesteuerten Playboy steckt am Ende nur ein verletzter Familienvater, dessen Leben nicht so verlaufen ist, wie er es sich vorgestellt hat, was vor allem in der letzten Szene deutlich wird, in der Hank sich an eine schönere Zeit mit seiner Familie erinnern kann.

Mia

Natürlich darf ein kleiner Skandal in einer derartigen Serie nicht fehlen. Hank steigt mit Mia, der sechzehnjährigen Tochter des Verlobten seiner Ex in die Kiste, ohne zu ahnen, was er sich da eigentlich ins Bett geholt hat. Madeline Zima spielt ihre Rolle gut und kann das Image der kleinen, süßen Gracie schneller ablegen, als Duchovny seinen Charakter Mulder. Eine witzige, wenn auch nicht ganz überraschende Wende in der noch so jungen Serie, die sicherlich extrem viel Stoff für kommende Episoden liefert.

Sehenswert?

Viel hab ich über diese geniale, neue Serie bereits gelesen und gehört. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an den Pilot. Wohl etwas zu hoch, wie sich herausstellt. Ein bisschen weniger Haut, dafür ein bisschen mehr Dialog hätte sicherlich nicht geschadet. Aber gut, es war die allererste Folge und man muss heutzutage schon etwas bieten, um in dem Sumpf der ganzen neuen Serien nicht sofort unterzugehen. Und was wäre da besser, als sich durch nackte Haut Publicity zu verschaffen. Ich hoffe, dass man dies im Laufe der Staffel ein wenig zurückschrauben wird, denn so schockierend, wie es dargestellt wurde, ist es ja eigentlich auch gar nicht. Jeder, der "Sex and the City" kennt, wird kaum besonders beeindruckt gewesen sein.

Lobenswert erwähnen muss man noch die wirklich sorgfältig ausgewählte Musik, die von Klassikern der Rock- und Popgeschichte bis hin zu noch recht unbekannten Einzelstücken reicht. Jeder ausgewählte Song passt dabei perfekt in die Szene und untermalt die oftmals nur unterschwellig gezeigten Gefühle der Charaktere.

Fazit

Die kurzen Gespräche zwischen Hank und Karen werten diese vor Sex nur so strotzende erste Folge von "Californication" enorm auf. Denn sie machen klar, dass mehr Potential in der Serie steckt, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Man sollte sich auf die Charaktere und deren Konflikte mit sich selbst konzentrieren, dann steht dem Erfolg eigentlich nichts mehr im Weg. Optimistische sechs Punkte dafür.

Melanie Brandt - myFanbase

Die Serie "Californication" ansehen:


Alle ReviewsNächste Review:
#1.02 Hanks neuer Job

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Californication" über die Folge #1.01 Verhängnisvolle Affäre diskutieren.