Bewertung

Review: #5.09 Blutgeld

Die lange Wartezeit hat nun endlich ein Ende. Nachdem zwischen dem ersten Teil der fünften Staffel und den acht finalen Folgen fast ein Jahr lag, ist es nun so weit: Die finalen Spiele können beginnen. Der Auftakt der zweiten Hälfte der fünften Staffel bleibt dem bisherigen Stil der Serie dabei aber treu und kreiert in dem "Breaking Bad"-typischen Erzähltempo eine voll unterschwelliger Untergangsstimmung nur so vor sich hin brodelnde Episode beladen mit starken charaktergetriebenen Momenten und brutal starken Einzelmomenten, die zeigen, dass "Breaking Bad" wieder voll da ist.

"Hello Carol!"

Wie auch schon in der allerersten Folge der fünften Staffel, eröffnet auch diese Folge mit einer recht kryptischen Eingangssequenz und einem Blick in eine düster anmutende Zukunft. Wir sehen einen Walter White mit Haaren, der sein Haus betritt, welches einer Ruine gleicht, in der ein paar Teenager Skateboard-Tricks vollführen. Die Inszenierung dieser unheilvollen Eröffnung ist wie gewohnt hochklassig und lädt zu allerhand Spekulationen ein. Im Haus ist in großen gelben Lettern das Wort "Heisenberg" an die Wand gesprüht worden und der Umstand, dass Walt das versteckte Rizin aus dem Steckdosen-Versteck holt, lässt Böses erahnen. Die sich vor Walt stark fürchtende Nachbarin Carol zeigt zudem, dass Walts zweite Identität in der Zukunft endgültig ans Licht gekommen ist. Wie es genau zu dieser Szene kommen konnte und wie es danach weitergehen wird, wird wohl erst in den allerletzten Momenten der Serie enthüllt werden. Jetzt ist aber schon klar, dass man besser, stimmiger und aufregender in die finalen Folgen nicht hätte einsteigen können.

"Never come back here!"

In dieser Folge ist Skyler vielleicht nicht die zentralste und handlungsleitendste Figur, dennoch ist die Auseinandersetzung mit dieser weiterhin ungemein starken und ambivalenten Figur sicherlich wichtig, auch deshalb, weil sie für eine wahnsinnig intensive Szene sorgt, in der sie ihre ganze Stärke unter Beweis stellt. War sie im ersten Teil der fünften Staffel Walts kriminellem und soziopathischem Treiben fast vollkommen hilflos ausgesetzt und reagierte dadurch mit einer furchterregenden Passivität Walt gegenüber, zeigte sie doch auch im Hinblick im Kampf um ihre Kinder eine zweite, starke kämpferische Seite, die sie in dieser Folge auch wieder offenbart. Ihr geglückter Einschüchterungsversuch gegenüber Lydia zeigt einerseits eine Frau, die alles dafür tut ihre Familie zu beschützen und andererseits auch eine Person, die in Bezug auf die Kunst der Einschüchterung viel von ihrem Mann gelernt hat. Ohne Frage wird Skyler in den letzten Folgen im sicherlich gnadenlosen Schlussakt noch eine zentrale Rolle spielen .

"You stop focusing on the darkness behind you. The past is the past."

Die tragischste Figur der Folge und vielleicht auch der ganzen Serie ist sicherlich Jesse Pinkman, welcher momentan aufgefressen wird von seiner eigenen Schuld, seiner Vergangenheit und seinen Taten. Rastlos quält er sich durch sein Leben, ohne jede Hoffnung auf Vergebung. Die Reise dieses Charakters führt immer und immer weiter ins Verderben und in die Dunkelheit. Sein Leben ist ein Scherbenhaufen, die Vergangenheit kann er nicht abschütteln, auch wenn Walt ihm dies in einem erneut wieder äußerst verlogenen Gespräch einzureden versucht. In seiner ganzen Verarbeitungsweise der grausamen vergangenen Entwicklungen ist er das Gegenteil von Walt, der es immer wieder schafft nach vorne zu blicken und zu verdrängen. In einer der stärksten Szenen dieser Folge fleht Jesse einen Obdachlosen an, ein Geldbündel von ihm anzunehmen: Ein erneuter vergeblicher Versuch sich von seinen Sünden zu befreien. Auch die Weitergabe des Geldes bietet keine Erlösung, er ist alleine und sein Anblick bricht einem als Zuschauer immer wieder das Herz. Aaron Paul zeigt dabei wieder sein ganzes schauspielerisches Können und liefert eine wahnsinnig überzeugende, zu Herzen gehende Performance ab. Ganz große Schauspielkunst.

"I don't know who you are."

Das zentrale finale Duell wurde bereits in der letzten Folge des ersten Teils der fünften Staffel angedeutet: Hank gegen Walt. Walt gegen Hank. Die Bewusstwerdung Hanks, wer sich hinter dem Pseudonym "Heisenberg" verbirgt und seine manische Besessenheit sich selbst zu vergewissern, dass tatsächlich Walt ihn die ganze Zeit an der Nase herumgeführt hat, dominiert diese Folge. Verlaufen die Handlungsstränge von Walt und Hank zunächst noch ohne große Berührungspunkte nebeneinander her, so ist das Aufeinandertreffen zwischen den beiden in der grandiosen letzten Szene ein spannungsgeladenes Fest großer Fernsehunterhaltung. Wie Hank Walt ohne groß zu reden, erst mal niederboxt und ihn dann mit seinen Taten konfrontiert, wie Walt sofort die Familien- und Krebskarte ausspielt, um Hank so in ein psychologisches Dilemma zu stürzen, ist nicht nur stark inszeniert, sondern auch grandios gespielt, insbesondere von Dean Norris dessen Wut, Enttäuschung und Abscheu Walt gegenüber durch einen Blick glaubhaft dargestellt wird. Hank blickt plötzlich nicht mehr in das Gesicht seines Schwagers und irgendwie auch Freundes, sondern in das eines Monsters. In dieser Szene werden die Weichen gestellt für das finale Duell zwischen Hank und Walt. Ein Duell, auf welches man sich als Zuschauer nur freuen kann. Auch der Umstand, dass Walts Krebs zurückgekehrt ist, verschärft die Situation nur weiter, hat Walt doch dadurch absolut gar nichts mehr zu verlieren. Walt als netten Familienvater und Ehemann zu sehen, der einem geregelten und vor allem legalen Tageswerk nachgeht, war zudem auch leicht verstörend, auch wenn der manipulative und soziopathische Heisenberg an verschiedenen Stellen immer wieder durchschien, wie in dem Gespräch mit Jesse, als er Mikes Verbleib leugnet oder in eben jenem verbalen Schlagabtausch mit Hank.

Fazit

In typischer "Breaking Bad"-Manier stellt die neunte Folge der fünften Staffel die Weichen für den großen Schlussakkord. Die Figuren werden in Stellung gebracht und die Konflikte weiter angeheizt. Immer mehr stellt sich auch ein Gefühl des Untergangs ein. Eines kann man sich schon jetzt sicher sein: Vince Gilligan und sein Team werden da hingehen wo es weht tut und der Finsternis ins Auge blicken. Als Zuschauer ist man da gerne dabei.

Moritz Stock - myFanbase

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