Bewertung

Review: #2.18 Die Hochzeit

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Der Episodentitel gab bereits einen sehr deutlichen Hinweis darauf, was uns in diesem Staffelfinale erwartet: Die Hochzeit von Kate und Toby. Was für ein schöner Anlass, um nach den traurigen Episoden rund um den Tod von Jack und die Hintergrundgeschichte von Déjà endlich einmal wieder ein paar Freudentränen zu vergießen. Doch bereits die ersten Sekunden der Episode lassen einen verwundert überlegen, um welche Hochzeit es sich handelt. Kate sitzt ganz deutlich erkennbar bei den Gästen und trägt kein weißes Kleid. Und dann sieht man plötzlich Rebecca zum Altar schreiten. Die größte Überraschung folgt aber noch, denn in der nächsten Kameraeinstellung zeigt man uns Jack und das in gealterter Form, so als hätte er die letzten 20 Jahre mit seiner Familie verbracht. Nachdem bereits das erste Staffelfinale eine Stand-Alone-Episode war, ging mir sofort durch den Kopf, ob es sich nun wieder um eine Folge handelt, die sich nicht in den Erzählfluss einfügt. Auf den ersten Blick sahen die Szenen aus, als könnten sie einer Was-wäre-wenn-Episode entstammen. Es wäre an sich nichts Schlechtes, auch einmal so eine Folge zu sehen, doch als Staffelfinale und dass obwohl besonders in Bezug auf Déjà so viele offene Fragen in der Luft hängen? Glücklicherweise zeigte sich schnell, dass die Szenen der anderen Hochzeit nur einen Teil der Episode einnehmen würden und zwar den von Kates Traum, bei dem ihre Eltern anlässlich ihres 40. Hochzeitstages ihr Ehegelübde erneuern.

Kates Traum

Das wir einen gealterten Jack sehen würde, habe ich nicht kommen sehen, weshalb mein Herz sofort einen kleinen Hüpfer machte. Wir wissen bereits seit Beginn der ersten Staffel, dass man Jack niemals in der Gegenwartshandlung sehen würde, was stets ein schmerzliches Gefühl war, da Jack eine so wunderbare Figur ist. Doch als Autor kann man mit der Realität spielen und so schenkt man den Zuschauern am Ende dieser zweiten Staffel einen Blick darauf, wie Jack 20 Jahre nach seinem Tod aussehen würde.

Es war ein schönes Familienzusammentreffen, bei dem man das pure Glück in den Gesichtern der Pearsons erkennen konnte. Alle strahlten und feierten die glückliche Ehe von Jack und Rebecca. Als kleine Erinnerung an das letzte Staffelfinale gab Rebecca sogar das Lied "Moonshadow" zum Besten, das sie sang, als sie und Jack sich kennenlernten, womit man den Eindruck verbindet, wieder zum Anfang der Geschichte zurückzukehren.

Kates Traum von dieser Feier war ein wenig wie eine was-wäre-wenn-Überlegung, doch im Telefonat mit Rebecca erfuhren wir dann, dass es sich dabei um einen Traum handelte, der Kate nun seit längerer Zeit beschäftigt. Was dieser Traum für Kate bedeutet, haben wir leider nicht erfahren, was ich sehr schade findet. Es scheint auf der Hand zu liegen, dass es für Kate dabei hauptsächlich um Jack und dessen Abwesenheit von ihrer Hochzeit ging, doch ich hätte dazu auch gern ein paar Worte mehr von Kate gehört. Stattdessen erfahren wir nur, was Rebecca davon hält und dies war für mich der erste Moment der Episode, in dem mir die Tränen in die Augen stiegen. Seit dem Tod von Jack sind bereits zwei Jahrzehnte ins Land gestrichen und ich kann mir gut vorstellen, dass Rebecca schon oft darüber nachgedacht hat, wie es wäre ihren geliebten Jack noch an ihrer Seite zu haben. Rebecca steckte bei dem Telefonat ein kleiner Kloß im Hals, der bestimmt auch nicht dadurch besser gemacht wurde, dass ihre Unterhaltung von ihrem neuen Mann Miguel mit angehört wurde.

Als Rebecca ihre Tochter dann fragt, was Toby in dem Traum gemacht hat, ist es wiederum an Kate innezuhalten. Denn Toby war in dem Traum in keiner Sekunde zu sehen, worüber ich mich bereits gewundert habe.

Die Hochzeit stand ohnehin unter keinem guten Stern, denn Kate wollte bei der Trauung einen Gegenstand von Jack bei sich tragen, was ihr jedoch verwehrt zu sein schien, da Toby vergessen hatte, Jacks altes Shirt für Kate einzupacken. In den letzten Stunden vor der Hochzeit war dies Kates einziger Gedanke, denn ohne ihren Vater an ihrer Seite wollte und konnte sie sich nicht auf den neuen Lebensabschnitt mit Toby einlassen. Dazu kam dann auch noch die Erkenntnis, dass Toby in der was-wäre-wenn-Welt von Kate keinen Platz zu haben schien, was für mich als Zuschauer darauf hindeutete, dass Kate die Hochzeit nun noch mehr in Frage stellt.

Erleichterung machte sich in mir breit, als Kate weder das fehlende Shirt noch die Abwesenheit von Toby in ihrem Traum als Zeichen dafür deutete, dass sie lieber nicht heiraten sollte. Man erschuf mit diesen beiden Dingen jedoch einen Grund für Kate, sich noch einmal intensiv mit Jack auseinanderzusetzen und gab der Tochter, die ihren Vater über alles liebt, die Gelegenheit, Raum zu machen. Raum für Toby, um den jener seit Beginn der Serie kämpft und bei dem es Kate immer wieder schwerfiel, ihn Toby tatsächlich einzuräumen. Sei es der Superbowl, den Kate lieber mit der Urne ihres Vaters verbrachte, ein verzweifelter Anruf von Kevin, den Kate in einem romantischen Moment mit Toby annahm oder die Probleme mit ihrem Gewicht, durch die sich Kate vor Toby nicht attraktiv genug fand. Es brauchte stets eine Weile, bis Kate zu Gunsten von Toby entschied und an diesem großen Tag nimmt sie sich vor, in ihrem Leben noch mehr Platz für den Mann den sie liebt einzuräumen. Gemeinsam mit der Urne von Jack sitzt Kate dort, wo sie sich früher mit ihrem Vater unterhalten hat und erklärt sich dazu bereit, Jack loszulassen, damit ihrer Zukunft mit Toby nichts mehr im Weg steht. Es ist ein schöner Moment, der Kates Entwicklungsprozess durch die Staffel betont und auch wenn es schmerzt, sich von Jack zu verabschieden, so ist es für Kate die einzig richtige Entscheidung.

Die Hochzeit

Um die Hochzeit für Kate perfekt zu machen, setzen Kevin und Randall Himmel und Hölle in Bewegung. Die Brüder, die nicht verschiedener sein könnten, haben beide bereits diesen großen Tag im Leben feiern dürfen und möchten nun, dass er für Kate nichts anders als vollkommen wird. Neben den traurigen Erinnerungen an Jack sind es die Szenen mit Randall und Kevin, die uns Zuschauer zwischendurch lächeln lassen. Auf der Suche nach Kate wissen die beiden außerdem ganz genau, wo sie nach ihrer Schwester Ausschau halten müssen, was die Verbundenheit der Geschwister sehr schön unterstreicht.

Nicht nur Kate werden Steine in den Weg gelegt, auch Toby hat es bis zum Gang vor den Altar nicht leicht und ich finde es gut, dass die Serienmacher daran gedacht haben, dass es nicht nur Kates sondern auch Tobys Hochzeit ist. Natürlich steht die Familie Pearson in "This Is Us" besonders im Mittelpunkt, doch Toby ist ebenso eine Hauptfigur und sollte bei seiner eigenen Hochzeit daher nicht zu sehr in den Schatten gedrängt werden. Der Zwist mit seinen Eltern ging einem zwar nicht so nahe wie der innere Kampf von Kate, da man Tobys Familie bisher noch nicht kennengelernt hat, doch seine Worte über die Liebe zu Kate waren dagegen umso standhafter. Ja, Toby hat bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich, doch die Liebe zwischen ihm und Kate war von der ersten Minute ihres Kennenlernens spürbar und so fühlt man sich wohlig warm ums Herz, als Toby dies auch vor seinen Eltern betont.

Eine weitere außenstehende Figur, die wir im Rahmen der Hochzeit kennenlernen, ist Beths Cousine Zoe. Uns wurde bereits in der ersten Staffel angekündigt, dass wir mehr über die Familie von Beth erfahren werden, was allerdings nur in sehr begrenztem Maß der Fall war. Einerseits hat es mich gefreut, dass es nun endlich so weit war, andererseits fand ich den Zeitpunkt dann doch etwas ungewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich kam mir das Gespräch von Zoe und Déjà vor, denn offensichtlich gab es nach #2.17 This Big, Amazing, Beautiful Life einen größeren Zeitsprung, den ich etwas ungünstig gewählt finde. Wir haben in der letzten Episode mit ansehen dürfen, wie Déjà aufgewachsen ist und man schloss die Folge damit ab, dass Shauna erkannte, wie glücklich ihre Tochter bei den Pearsons ist, weshalb sie beschloss ihr gemeinsames Leben mit Déjà hinter sich zu lassen. Dies ist ein gravierender Entschluss, weshalb es nur logisch gewesen wäre, die Reaktion von Déjà darauf zu zeigen, denn jene hat ihre Mutter immer geliebt und wollte stets zu ihr nach Hause zurückkehren. Déjà muss sich unglaublich verraten und allein gelassen fühlen, denn welche Mutter trifft freiwillig die Entscheidung, ihr Kind bei anderen Eltern aufwachsen zu lassen? Als Zuschauer fühlt es sich so an, als hätte man einen entscheidenden Punkt der Erzählung verpasst, was ich als großes Manko empfinde. Die Gefühlswelt von Déjà ist daher ein sehr sensibler Punkt und als man dann endlich darauf eingeht, lässt man das Gespräch durch eine für uns unbekannte Person führen? Auf mich wirkte das Ganze etwas unstimmig, denn man verbindet nichts mit Zoe und auch wenn sie durch ihre eigene Geschichte scheinbar gut mit Déjà mitfühlen kann und zu ihr durchdringt, hatte die Unterhaltung nicht die emotionale Reichweite, die sie hätte haben können, wenn eine Figur aus dem Hauptcast mit Déjà gesprochen hätte.

Für Déjà scheint es nach den Worten von Zoe wieder bergauf zu gehen, doch dieser Zustand hält nur so lange an, bis die Mutter von Toby meint, dass Déjà ihrem Vater Randall wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Man kann verstehen, dass Déjà dies nicht gern hört, da sie mit Randall keine Blutsbande verbinden, doch warum sie daraufhin zu einem Baseballschläger greift und ein Auto demoliert, wirkt genauso unstimmig wie das Gespräch mit Zoe.

Bis auf den Vorfall mit Déjà gestaltet sich die Hochzeit schlussendlich jedoch sehr schön und bringt den Zuschauer mehrmals dazu nach einem Taschentuch zu greifen. Mir ist dabei besonders die Unterhaltung von Kate und Rebecca nahe gegangen, während der Kate ihre Mutter endlich einmal durch ihren harten Panzer dringen lässt. Das Eingeständnis, dass Kate stets so sein wollte wie Rebecca und eine genauso perfekte Ehe führen wollte wie ihre Mutter, ist herzergreifend. Es stellt einen wunderschönen Mutter-Tochter-Moment dar, der gut dazu passt, dass Kate beschlossen hat, Jack in ihrem Herzen etwas zur Seite zu schieben und Platz für die Menschen zu machen, die am Leben sind.

Von der Trauung hätte ich gern ein wenig mehr gesehen und auch die Ehegelübde von Kate und Toby hätte ich gern gehört, deren Fehlen versucht man auf der späteren Feier dann aber mit den Reden von Kevin und Randall auszugleichen. Die Brüder könnten wie bereits erwähnt nicht unterschiedlicher sein und so fallen auch ihre Reden vollkommen verschieden aus. Während Kevin in der Vergangenheit schwelgt und nun auch dazu bereit zu sein scheint, diese hinter sich zu lassen, spricht Randall mit Gedanken an die Zukunft und wieder einmal entdeckt man eine einsame Träne, die ihm über die Wange kullert.

Flashforward

In seiner Rede meint Randall, dass er nicht weiß, wie ihr aller Leben in ein oder in zehn Jahren aussehen wird, doch uns Zuschauern gestattet man einen kleinen Blick in die Zukunft. Diese ist recht bedrückend, denn Toby scheint gesundheitliche Probleme zu haben und verbringt den ganzen Tag im Bett, was nicht unbedingt auf eine fröhliche Ehe hindeutet. Meint ihr dies hängte mit Tobys Herzerkrankung zusammen oder belastet vielleicht etwas seine Psyche?

Bei Randall ist der Zeitsprung ein wenig größer und wie bereits in Episode #2.14 Super Bowl Sunday zeigt man ihn uns mit einer erwachsenen Tess. Die beiden stehen kurz davor jemanden zu besuchen, wozu Tess sich scheinbar durchringen muss. Könnte es sich dabei um Déjà handeln?

Der dritte Blick in die Zukunft führt uns zu Kevin, der gemeinsam mit Zoe nach Vietnam reist und dabei das Bild von Jack und seinem Bruder betrachtet. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Zoe eine größere Rolle in der Serie einnehmen wird und bin ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht, da sie und Kevin wie ein Paar wirken. Für mich war seine Beziehung mit Sophie ein kleines Highlight und ich hätte mir gewünscht, dass die beiden zu einander zurückfinden. Da Alexandra Breckenridge wegen ihrer Schwangerschaft jedoch ohnehin nur selten in der zweiten Staffel zu sehen war, wirkte die letzte Begegnung zwischen Sophie und Kevin rückblickend durchaus ein wenig so, als könnte es ihr letztes Treffen gewesen sein, was sehr schade ist.

Fazit

Die Hochzeit ist ein schöner Abschluss für diese Staffel und wirkt um einiges stimmiger als das Stand-Alone-Finale in Staffel 1. Man bemüht sich, die erzählten Geschichten halbwegs rund zu machen, gibt aber gleichzeitig auch wieder einen Ausblick auf das, was uns in Zukunft erwartet.

Marie Florschütz - myFanbase

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