Bewertung

Review: #7.01 Schuss, Schock, Shawn

Mal ehrlich. Hat irgendjemand tatsächlich erwartet, dass Henry Spencer den hinterhältigen Angriff seines Ex-Parnters nicht überlebt? Mal abgesehen davon, dass Henry mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Serie geworden ist, hätte sich Shawn vom überraschenden Tod seines Vaters wohl niemals richtig erholt. Und auch der Fokus der Serie hätte sich weg von der leichtfüßigen Comedy hin zu einem schweren Drama verschoben, was das Team um "Psych", so gut sie Serie auch ansonsten ist, nicht hätte schultern können.

"I appreciate what you do... Not always how you do it, but, you know...

what you do is good. And I just--I don't think now is a good time for you to go, okay?"

Glücklicherweise taucht Shawn nur Sekunden nachdem sein Vater von Jerry Carp angeschossen wurde, am Strand auf und schafft es, seinen Vater ins Krankenhaus zu bringen. Man spürt Shawns Sorge um seinen Vater, selbst wenn er sich mit Witzen immer wieder vom ernst der Lage abzulenken versucht. Aber man kann deutlich sehen, dass er vollkommen durch den Wind ist. Als er an seinem Krankenbett sitzt und darauf wartet, dass er die Augen aufschlägt, fällt es ihm schwer, seine Sorge auszudrücken, aber man spürt, dass er Angst hat, seinen Vater zu verlieren.

Es ist natürlich auch in einem gewissen Grad verständlich, dass Shawn den Mann, der seinen Vater fast getötet hätte, finden und zur Rechenschaft ziehen will und der Moment, in der Shawn losgeht, um Jerry Carp dingfest zu machen, ist der Anfang einer sehr eigenartigen Episode von "Psych". Ohne Frage ist die Jagd nach Carp spannend inszeniert und die 45 Minuten fliegen nur so dahin, aber irgendetwas stimmt nicht so recht. Es fühlt sich nicht wie das "Psych" an, das wir kennen und lieben gelernt haben.

Shawn in einer solch ernsten Situation zu sehen und dabei zu beobachten, wie er in den ersten Minuten seiner Wut wahllos Dinge von Jerry zerstört, wirkt fast schon ein wenig Angst einflößend. Wie Gus stehen auch die Zuschauer ein wenig unbeteiligt daneben und wissen nicht so recht, was sie davon halten sollen. Natürlich kann man nachvollziehen, dass Shawn einen gewissen Wunsch nach Rache in sich trägt, doch der Mann, den wir hier sehen, hat nicht mehr viel mit dem Shawn Spencer zu tun, der die Serie ansonsten trägt. Seine Lockerheit und Unbekümmertheit ist verschwunden. Es gibt keine medialen Eingebungen und nur ein Minimum an Verrücktheiten, was so gar nicht die Art von "Psych" ist und an einigen Stellen auch nicht wirklich gut funktioniert. Die wenigen Witze, die eingestreut werden, verblassen im Hinblick auf die ernste Grundstimmung. Ein gutes Beispiel dafür bietet die Szene auf der Schießanlage, in der man darüber lacht, wie Shawn und Gus mit je einem halben falschen Bart sich Zugang erschleichen, kurz nachdem Shawn lebenslang verbannt wurde, weil er wahllos mit einer halbautomatischen Waffe um sich geschossen hat. Bei solchen Szenen bleibt einem dann schon einmal das Lachen im Halse stecken, nicht zuletzt wegen der zahlreichen Schießereien mit Todesfolge in den USA.

Dafür punkten die kleinen komödiantischen Einlagen, wie etwa Woody, der bei jeder Gelegenheit auftaucht und immer einen Leichensack dabei hat, denn es könnte theoretisch ja jederzeit soweit sein, dass Henry doch noch stirbt. Oder das überraschende Auftauchen von Chelsea, die nicht einmal davor zurück schreckt, Henry zu belästigen, wenn er schwer verwundet im Krankenhaus liegt und sich nicht gegen ihre Avancen wehren kann. Zum Schreien ist sicherlich auch, dass Shawn in kürzester Zeit Gus' Blaubeere zu Schrott fährt, nur um Minuten später seinen Ersatzwagen, den er liebevoll "Cranberry" getauft hat, in die Luft zu sprengen. Gus hat es mit seinem besten Freund wirklich nicht leicht und auch wenn er durch seine Schuld seinen Wagen verliert, fast in die Luft gesprengt wird und ein Brechmittel isst, so hält er ihm am Ende doch die Stange. Das muss man ihm wirklich lassen, er steht seinem Freund bei, egal wie verrückt seine Aktionen sind.

Now that Carp has gone after you and your dad, I'm worried you're gonna go all Mel Gibson from that movie.

Wenn diese Episode etwas beweist, dass Shawn sich auf die Menschen in seinem Leben wirklich verlassen kann. Karen Vick beispielsweise versteht seine Situation und anstatt ihn zurück zu pfeifen, ermutigt sie ihn, sich Jerry zu schnappen. Sie weiß, dass Shaw ein guter Detective ist und dass es nichts nützen würde, ihn nun zurück zu halten. Also gibt sie ihm, natürlich inoffiziell, ihren Segen.

Ein wenig nervig ist allerdings, dass Shawn andauernd Juliet belügt. Dass sie Angst um ihn hat, wenn er sich auf seinen kleinen Rachefeldzug begibt, ist verständlich, doch Shawn sieht das nicht. Alles was für ihn zählt, ist Jerry zur Strecke zu bringen und Juliet bleibt nichts anderes übrig, als daneben zu stehen und ihm im richtigen Moment den Arsch zu retten. Wie Shawn später feststellen muss, ist sie sein Schutzengel und er hat wirklich Glück eine solch verständnisvolle und geduldige Freundin zu haben. Fragt sich nur, wie verständnisvoll sie sein wird, wenn sie irgendwann herausfindet, dass Shawn ihr eine noch wesentlich größere Lüge aufgetischt hat.

Die größte Überraschung in dieser Episode ist jedoch Carlton Lassiter. Nicht nur bringt er dieses Mal die besten Sprüche und ist verrückt-witzig wie immer, er beobachtet nur einen Moment lang, wie besorgt Juliet um Shawns Wohlbefinden ist und beschließt dann, ihm bei seiner Mission zu helfen. Zum einen sicherlich, weil er genau weiß, wie es in ihm aussieht und dass der Drang nach Vergeltung unglaublich stark ist. Zum anderen muss er sich wohl selbst auch eingestehen, dass ihm das Schicksal von ihm alles andere als egal ist, vor allem oder gerade weil er weiß, dass Shawn Juliet glücklich macht. Also setzt er sogar seinen geliebten Job aufs Spiel und verschafft Shawn allerhand Equipment, inklusive einer Waffe.

Die ganze Sache wird wohl weder für Shawn, noch für Lassiter ein Problem werden, wobei die ganze Sache am Ende schon enorm grenzwertig ist. Aber wo kein Richter, da kein Henker. Und am Ende hat es den Anschein, als wäre alles wieder beim Alten. Henry wird wieder werden und Shawn hat Genugtuung bekommen. Wenn es jetzt bitte unbeschwert und fröhlich wie sonst weitergehen könnte, wäre ich wirklich sehr dankbar.

Fazit

Alles in allem war es ein ordentlicher Staffelauftakt, den Steve Franks den Fans nach einer ellenlangen Wartezeit auf die neue Staffel hier geboten hat. Es gab witzige Szenen und vor allem tolle Momente zwischen den Charakteren. Doch die Episode beweist auch, dass die Autoren definitiv besser damit bedient sind, Shawn und Gus' verrückte Seite in den Vordergrund zu stellen. Alles andere wirkt ein wenig deplatziert und aufgesetzt.

Melanie Wolff - myFanbase

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