Bewertung

Review: #3.17 Chuck gegen den lebenden Toten

Foto: Zachary Levi, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zachary Levi, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Langsam steigt die Spannung und alles bewegt sich auf das Ende der Staffel zu. Zum Glück können wir in diesem Jahr, im Gegensatz zum letzten, das Finale ganz ohne Angst um die Zukunft genießen, denn Chuck wird im Herbst mit einer vierten Staffel zurückkehren. So kann die Doppelfolge, bestehend aus #3.18 Chuck Versus the Subway und #3.19 Chuck Verus the Ring: Part II nach dieser sehr guten Vorbereitungsepisode kommen, die die Grundlagen für ein furioses Staffelfinale legt.

Stephen Bartowski is back! Und wie schon in #2.19 Chuck Versus the Dream Job, seinem ersten Auftritt in der Serie, ist Scott Bakula eine spürbare Bereicherung. Er hat die Darstellung des aus Paranoia durchgedrehten, dennoch genialen und mitfühlenden Wissenschaftlers absolut perfektioniert, denn trotz aller Macken gerät sie bei ihm nie zur Karikatur. Seine Szenen mit Chuck sind emotional, ergreifend und erzeugen die richtige Stimmung, die die Risiken und Gefahren des Lebens, das Chuck nun gewählt hat, in aller Deutlichkeit aufzeigen.

Trotzdem geht mit seiner Rückkehr auch ein Problem einher, was mich in der ersten Hälfte der Episode wirklich sehr gestört hat. Die altbekannte Serienzutat, aus unerfindlichen Gründen Hindernisse dadurch zu produzieren, indem man die Protagonisten dazu bringt, sich gegenseitig anzulügen, ist für mich immer wieder ein Ärgernis. Zwar hat man glücklicherweise Chucks Lüge Sarah gegenüber, dass Shaw wahrscheinlich noch lebt, schnell aus der Welt geschafft, zumal die Gründe für mich auch nach mehrfachem Erklären immer noch nicht einleuchtender wurden. Leider hat man dafür aber gleich im Anschluss die nächste faustdicke Lüge in die Geschichte eingebaut. Dass Chuck seinem Vater zunächst einmal verschweigt, dass er sich damals nach Ellies Hochzeit das Intersect 2.0 hochgeladen hat, nach allem was Stephen daran gesetzt hatte, um ihn vom alten Intersect zu befreien, kann ich bis zu einem gewissen Grade noch akzeptieren. Aber unter den hier gegebenen Umständen, mit der Gefahr im Nacken, dass die Technologie des Intersects einen bleibenden Schaden in dessen Gehirn anrichten könnte, leuchtet mir Chucks Verhalten überhaupt nicht ein. Warum er seinen Vater nicht einfach in die Tatsachen einweiht und um Hilfe bittet - schließlich ist Orion die Referenz in Sachen Intersect -, finde ich einfach unglaubwürdig. So besteht leider die erste Hälfte der Episode aus zu vielen Lügen und Plotwendungen, um diese Lügen zu vertuschen, und das hinterlässt zunächst einmal einen faden Nachgeschmack.

Als die Karten dann aber endlich auf dem Tisch sind und Stephen durch einen herrlichen Trick ("Dad! Knife! Face!") die Wahrheit erfährt, nimmt die Folge eine deutliche Wendung zum Besseren. Es gelingt, eine atmosphärisch dichte Spannung aufzubauen, die voller emotionaler Momente ist. Man wird als Zuschauer völlig ins Geschehen gezogen und spürt regelrecht, wie alle Schachfiguren in die Ausgangspositionen für die finalen Spielzüge gerückt werden.

Ellies Part der Partie ist von Beginn an nachvollziehbarer, als der ihres Bruders. Als einzige Person in Chucks engstem Freundes- und Familienkreis wurde sie bisher über dessen Doppelleben völlig im Dunkeln gelassen und das rächt sich nun. So kann der Ring-Agent Justin sie mit wohl platzierten Halbwahrheiten manipulieren und sie unwissentlich dazu bringen, die ihr nahestehenden Personen in größte Gefahr zu versetzen. Am Ende schlägt sie Casey nieder und begibt sich freiwillig in die Gewalt des Ringes, was für Chuck und dessen Team die denkbar ungünstigste Ausganglsage für den bevorstehenden Kampf gegen die feindliche Organisation und ihren mysteriösen Führer ist. Um wen es sich dabei handelt, ist das große Rätsel. Der Cliffhanger am Ende suggeriert, dass es Shaw ist, was ich aber nun nicht mehr so recht glauben mag. War ich mir nach Chucks Traum in der letzten Folge und dem vielsagenden Titel dieser Episode noch völlig sicher, dass Shaw noch lebt, habe ich diesbezüglich mittlerweile meine Zweifel. Daniel Shaws Schatten, als lebender Toter im übertragenen Sinne, schwebte zwar über der gesamten Folge. Und gerade als der Zuschauer zu dem Schluss kommt, dass Shaw wohl doch tot ist, sieht man am Ende einen Mann, den der Computer als Agent Daniel Shaw identifiziert, der sich das Intersect hochlädt. Da man hier aber bewusst nur die Rückenansicht zeigt, bin ich wie gesagt noch nicht überzeugt davon, dass Shaw wirklich zurück ist. Irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckt. Aber egal, ob mein Gefühl sich nun bewahrheitet oder als völlig irrelevant herausstellt, die Weichen für ein furioses Finale sind mit diesem spannenden Cliffhanger und den zuvor getätigten Entwicklungen gestellt.

Neben den letzten 20 Minuten hatte die Episode aber auch so herrlich komische Nebenplots zu bieten, dass sie trotz ihrer Schwächen weit über den Durchschnitt herausragt. Sei es Sarahs Überzeugungskünste Morgan gegenüber, die nur die erste Szene der hier angetretenen Beweiskette sind, dass sie die wohl coolste Agentin weit und breit ist (kulminierend in ihrem Axtwurf gegen ein fliegendes Messer, der Papa Bartwoski fragen lässt, ob sie vielleicht auch ein Intersect hat). Oder Devons Tagesbericht seines Ehelebens, der Morgan in schiere Begeisterung versetzt. Oder Casey, der Chuck und Sarah mit dem Verhör über Sarahs Beziehung zu Shaw quält. Die absolute Krönung ist aber der Jeffster!-Subplot. Wenn Lester die Band wegen der drohenden Kommerzialisierung durch Big Mike verlässt, dabei das Ster aus Jeffster! mitnimmt, Jeff dann als Jeff? Solo weitermacht und Texte improvisiert und Big Mike schließlich den Abtrünnigen wieder ins Boot holt, indem er von seiner Zeit als Rain bei Earth, Wind & Fire (& Rain) berichtet, bleibt kein Auge trocken.

#3.17 Chuck Versus the Living Dead ist eine sehr gute Episode, die den Zuschauer in genau die richtige Vorfinalstimmung versetzt. Sie erinnert daran, dass in Chucks Job nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, sondern dass das Agentenbusiness ein gefährliches ist und so sehr er das auch nicht wahrhaben will, die Einsätze hoch sind. Am Ende vertrauen sich Chuck und Sarah gegenseitig ihre sogenannten Agententestamente an, für den Fall, dass ihnen etwas zustößt. Zusammen mit einem neuen Gegner, sei es nun Shaw oder nicht, der nun ebenfalls das Intersect besitzt, kann der große Showdown kommen. Da bei mir die positiven Gefühle zur Episode überwiegen, gebe ich mit freudiger Erwartung auf mehr 8 Punkte.

Cindy Scholz - myFanbase

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