Review: #1.09 Der rote Handschuh

Die Folge legt einen spannenden Start hin. Melinda hört Geisterstimmen im Radio, wovon sie selbst am meisten überrascht ist, da sie dies offenbar zum ersten Mal erlebt. Es ist sehr amüsant Melinda bei der Entdeckung der neuen Kommunikationsmethode der Geister zu beobachten. Die Darstellung ist hier leichtfüßig und unterhaltsam zugleich. Letzteres trifft auch auf die Geschichte um Jims Mutter zu. Sehr lustig ist, als Jim den neuen Freund seiner Mutter für den Taxifahrer hält und ihm Trinkgeld in die Hand drückt. Jim sieht man ohnehin gerne zu. Neben Andrea ist er für mich ein echtes Highlight der Serie.

Überraschenderweise war ich dieses Mal anfangs sogar mit den Szenen zwischen Jim und Melinda zufrieden, bis... ja bis Jim Melinda, die sich aufgrund der Geisterstimmen immer kränker fühlt, tatsächlich mit Suppe "füttert". Ich weiß nicht, was mit dieser immer wieder überzogen harmonischen Darstellung des Ehelebens von Melinda und Jim bezweckt werden soll. Eines weiß ich jedoch definitiv. Ich fühle mich hiervon langsam aber sicher genervt. Meines Erachtens tut dieses "Heile-Welt-Gehabe" der Serie nicht gut, im Gegenteil es wirft den Zuschauern immer wieder aus der Geschichte heraus, ohne dass man einen Grund hierin erkennen könnte.

Nach dem spannenden Anfang wendet sich das Blatt leider. Die Geschichte um den Geist der durch einen elektrischen Schlag getöteten Frau, die ihren Mann betrogen und ihren Sohn belogen hat, ist für mich unterirdisch schlecht. Dass der Geist Melinda auf den Anrufbeantworter sprechen, also quasi im wahrsten Sinne des Wortes "anrufen" kann, hat eine unfreiwillige Komik, die die Folge beinahe schon ins Lächerliche abkippen lässt. Anstatt mich zu gruseln, musste ich daher jedes Mal herzhaft lachen, als der Geist der Toten in einem anscheinend gestörten elektromagnetischen Feld auftaucht. Genauso absurd wirkte auf mich die Szene, in der der Geist Melindas Küchengeräte zum Durchdrehen bringt.

Der Sohn der Verstorbenen wird prinzipiell überzeugend verkörpert, allerdings habe ich die Geschichte dieser neuen Folge als so seltsam empfunden, dass die gute schauspielerische Leistung daneben völlig untergeht. Ab der Mitte der Folge will man eigentlich nur noch, dass sie endlich vorbei ist. Aber, als ob das alles noch nicht genug wäre, wird zu guter Letzt auch noch der Entwurf eines Skripts mit dem Titel "Der Rote Handschuh" buchstäblich aus der Kiste geholt. Das Skript stammt aus der Feder des Sohnes der verstorbenen Frau und handelt von einem Jungen, der schwul ist. Das schriftstellerische Talent des Sohnes und der Mut, mit diesem Talent Fuß zu fassen, wird als Grund für das Auftauchen des Geistes der Mutter dargelegt und so die Verbindung zwischen Realität und Geisterwelt geschaffen. Im Grunde isu das kein schlechter Ansatz, aber in dieser Folge nach meinem Geschmack völlig verunglückt umgesetzt.

Traurig und rührend gestaltet sich dagegen die Verabschiedung von Mutter und Sohn, was mich ein wenig versöhnlich stimmen kann. Melindas Einwurf, durch das Schreiben und seine Geschichten könne der Sohn die Erinnerung an seine Mutter bewahren, bietet zudem einen kleinen Hoffnungsschimmer zum Ende der Folge. Leider kommt diese Wendung etwas spät und so kann auch das diese in meinen Augen seltsame Folge nicht mehr retten.

Fazit

Nach einem recht unterhaltsamen Anfang baut die Folge zunehmend ab. Ausgenommen von Jims witzigen Versuchen, den neuen Freund seiner Mutter loszuwerden, ist der Plot dieser Folge völlig misslungen. Die Geistergeschichte wirkt dieses Mal dermaßen absurd, dass man sich sehr bald einfach nur ein schnelles Ende des Ganzen herbeisehnt. Nach alledem kann diese neue Folge nicht überzeugen und erhält von mir nur 4 von 9 Punkten.

Anne L. - myFanbase

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