Oscarfieber, Teil 1: Die männlichen Nominees

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In den Kategorien der besten Hauptdarsteller und besten Nebendarsteller gibt es keine sonderlich großen Überraschungen, wenn man sich bereits die Golden Globes angeschaut hat, denn die meisten der Herren sind auch für einen Academy Award nominiert worden. Allerdings sind sie nicht in jedem Fall für den gleichen Film nominiert, was wenigstens für ein wenig Abwechslung und Spannung sorgen kann.

Bester Hauptdarsteller

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© 2015 Twentieth Century Fox

Unzählige Male wurde Leonardo DiCaprio bereits nominiert, ist allerdings bisher leer ausgegangen. Zwar hat er bei den Golden Globes das Rennen gemacht, das ist aber noch kein Muss dafür, dass er endlich auf die Bühne steigen kann, um sich einen Goldjungen abzuholen. Es gibt durchaus Rollen, für die er den Oscar um einiges mehr verdient hätte, als für "The Revenant – Der Rückkehrer". Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Academy DiCaprios lange Warte- und Leidezeit beendet will, um ihn endlich auszuzeichnen. Der zweite Gewinner bei den Golden Globes war Matt Damon für seine fantastische Performance in "Der Marsianer – Rettet Mark Watney". Allerdings ist es erfahrungsgemäß kein gutes Zeichen, dass man den Film dort in der Kategorie "Komödie/ Musical" platziert hat, um sich der Auszeichnung sicher zu sein. Damon ist ein ausgezeichneter Darsteller, das steht ganz außer Frage, gegen DiCaprio stehen die Chancen dieses Jahr allerdings eher gering. Dafür war seine Darstellung einfach zu wenig außergewöhnlich, auch wenn es natürlich anspruchsvoll ist, die meiste Zeit über mit sich selbst spielen zu müssen.

Foto: Copyright: 2015 Universal Pictures International All Rights Reserved
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Ebenfalls erneut für einen Oscar nominiert ist der talentierte Eddie Redmayne, der bereits im letzten Jahr der Gewinner des Abends war. Als Stephen Hawking in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" konnte er die Juroren 2015 von sich überzeugen und auch in diesem Jahr ist seine Rolle als Transvestit wieder eine außergewöhnliche. Er glänzt als "The Danish Girl", doch ob seine Leistung für einen Oscar ausreichen kann, steht noch in den Sternen. Zwar wäre diese Art von Figur sicherlich eine, die von der Academy gerne belohnt wird, allerdings hat er bereits im Vorjahr gewonnen, wodurch die Chancen etwas sinken. Falls er allerdings gewinnen sollte, dann könnte er nach Sandra Bullock ein weiterer Darsteller sein, der in demselben Jahr den Oscar als bester Darsteller und die goldene Himbeere als schlechtester Darsteller gewinnt (denn bei den Himbeeren ist er für "Jupiter Ascending" nominiert und der Film war auch wirklich katastrophal).

Foto: Copyright: 2015 Universal Pictures International All Rights Reserved
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Als nächstes im Rennen ist Bryan Cranston ("Breaking Bad"), der in "Trumbo" den US-amerikanischen Roman- und Drehbuchautoren Dalton Trumbo verkörpert. Mit diesem Film stellt Cranston unter Beweis, was für ein begnadeter Schauspieler er ist. Seine Verkörperung des Charakters ist absolut intensiv und authentisch, wodurch er es schafft, den bereits vor vielen Jahren Verstorbenen zu neuem Leben zu erwecken. Eine grandiose Performance, die einer Nominierung absolut würdig ist.

Als letzten Kandidaten dieser Kategorie geht Michael Fassbender an den Start – Leo, zieh dich warm an! Auch wenn Fassbender bei den Golden Globes leer ausgegangen ist, so ist diese Rolle doch eine, auf die die Academy mit Sicherheit ein Auge geworfen hat. Er spielt Steve Jobs im gleichmaigen Biopic mit einer Leichtigkeit und Intensität, wie man sie nicht alle Tage zu sehen bekommt. Man kauft Fassbender jedes einzelne seiner Worte ab und der Charakter, den er spielt, ist sowohl komplex als auch facettenreich. Steve Jobs war ein vielschichtiger Mann, den man geliebt oder gehasst hat. Der Apple-Gründer war ein wahres Genie und Fassbender bringt dies hervorragend herüber. Seine Chancen auf den Sieg sind groß, doch wäre sein Sieg durchaus Ironie des Schicksals, schließlich hatte DiCaprio die Rolle des Steve Jobs abgelehnt, um in "The Revenant" zu spielen.

Bester Nebendarsteller

Foto: Copyright: 2015 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten.
© 2015 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten.

Die für den Oscar vorgeschlagenen Nebendarsteller sind eine weitaus größere Überraschung, denn von ihnen waren nur zwei bei den Golden Globes nominiert - darunter der Globe-Abräumer Sylvester Stallone für das Boxer-Drama "Creed". Als Rocky Balboa überzeugte der mittlerweile 69-Jährige das Publikum weltweit und schlägt sich ausgesprochen gut. Allerdings sind auch seine Konkurrenten in der Kategorie nicht außer Acht zu lassen, denn jeder einzelne hat grandiose Performances abgeliefert.

Tom Hardy hat sich über die Jahre zu einem facettenreichen Darsteller Hollywoods entwickelt. Als Bösewicht in "The Revenant – Der Rückkehrer" liefert er zwar hundertprozentig ab, allerdings ist es nichtsdestotrotz verwunderlich, dass er gerade hierfür nominiert worden ist, wo er doch in dem ebenfalls im vergangenen Filmjahr erschienenen "Legend" eine komplexe Doppelrolle verkörpert hat. Als Antagonist ist er jedoch vollends in seinem Element und beweist, dass er das Zeug und das Talent dafür hat, mit einem Academy Award ausgezeichnet zu werden.

Foto: Copyright: Paramount Pictures Germany GmbH
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Für "The Big Short" wurde aus unerklärlichen Gründen Christian Bale an den Start geschickt. Es steht außer Frage, dass er einen entscheidenden Beitrag für das Drama liefert, allerdings waren doch einige andere Schauspieler deutlich überzeugender, allen voran Steve Carell. Bei den Nebendarstellern ist er trotz guter Performance doch eher der Außenseiter und hat kaum eine Chance hier zu gewinnen. Ähnlich sieht es auch bei Mark Rylance aus, dessen Charakter in "Bridge of Spies: Der Unterhändler" zwar gut ist, allerdings nicht herausragend. Er hat im Film nicht sonderlich viel Screentime und seine Figur bleibt im Verlauf relativ eindimensional. Dadurch bleibt Rylance nicht wirklich im Gedächtnis.

Der vermutlich größte Konkurrent von Sylvester Stallone wird Mark Ruffalo sein. Bei den Golden Globes war er als bester Hauptdarsteller für "Infinitely Polar Bear" nominiert, ging allerdings leer aus. Bei der Oscarverleihung hingegen geht er für "Spotlight" an den Start und hat gute Karten. In dem Journalistendrama repräsentiert er das gute Gewissen des Teams und trägt den gesamten Film. Man sympathisiert sehr schnell mit seiner Figur und fiebert mit. Für diese Charakterisierung hat Ruffalo es allemal verdient, den Oscar mit nach Hause zu nehmen.

Der Autorentipp

Bei den besten Hauptdarstellern wird vermutlich Leonardo DiCaprio endlich der Abräumer sein. Auch wenn er schon zahlreiche bessere Rollen verkörpert hat und "The Revenant" nicht unbedingt seine Bestleistung war, so ist es dennoch endlich an der Zeit, ihn als fantastischen Schauspieler zu ehren. Allerdings liegt auch Michael Fassbender ziemlich gut im Rennen und könnte kurz vor der Ziellinie an DiCaprio vorbeiziehen und den Sieg davontragen.

Auch bei den Nebendarstellern liefern sich zwei ein knappes Rennen. Sylvester Stallone hat zwar den Golden Globe erhalten, doch war dort Mark Ruffalo nicht nominiert, sodass Stallone kaum wirkliche Konkurrenten hatte. Bei den Academy Awards sieht das schon ganz anders aus. Beide Darsteller haben glanzvolle Leistungen vollbracht und verdienen es gleichermaßen. Wer hier im Endeffekt gewinnen wird, steht in der Tat noch in den Sternen.

Meine persönlichen Favoriten wären Michael Fassbender und Mark Ruffalo.

Bester Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio ("The Revenant - Der Rückkehrer")
Bester Nebendarsteller: Mark Ruffalo ("Spotlight") / Sylvester Stallone ("Creed")

Sanny Binder - myFanbase

Wer hat den Oscar verdient? Stimmt ab!

Kategorie Bester Hauptdarsteller:

Leonardo DiCaprio in "The Revenant - Der Rückkehrer"
Michael Fassbender in "Steve Jobs"
Eddie Redmayne in "The Danish Girl"
Matt Damon in "Der Marsianer - Rettet Mark Watney"
Bryan Cranston in "Trumbo"

Kategorie Bester Nebendarsteller:

Mark Ruffalo in "Spotlight"
Sylvester Stallone in "Creed"
Tom Hardy in "The Revenant - Der Rückkehrer"
Christian Bale in "The Big Short"
Mark Rylance in "Bridge of Spies: Der Unterhändler"

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