Bewertung
Patty Jenkins

Monster

"I'm not a bad person. I'm a real good person."

Foto: Copyright: 3L Vertriebs GmbH & Co. KG
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Inhalt

Bereits seit ihrem 14. Lebensjahr verkauft Aileen Wournos (Charlize Theron) ihren Körper für Geld. Als die mittlerweile völlig heruntergekommene, psychisch instabile Frau in einer Homosexuellenbar auf die junge Selby (Christina Ricci) trifft und sich schließlich in diese verliebt, schöpft sie Hoffnung auf neues Leben jenseits der Prostitution. Aber der Ausstieg aus dem Milieu misslingt. Nachdem ein Freier sie brutal zusammenschlägt und danach vergewaltigt, tötet sie ihn in Notwehr. Schon bald kann Aileen die jahrelang angestaute Wut sowie den unterdrückten Hass auf ihre Kunden kaum noch unterdrücken...

Kritik

"Monster", ein Film, der auf einer wahren Geschichte basiert, ist gewiss der wichtigste Film für die Karriere von Charlize Theron gewesen, denn das an die Nieren gehende Psychodrama gab der gebürtigen Südafrikanerin die Chance, sich schauspielerisch wie nie zuvor zu beweisen. Der Lohn: ein hochverdienter Oscar, unzählige Lobenshymnen und der große Durchbruch als ernstzunehmende Aktrice. Therons außergewöhnlich intensive Leistung macht Patty Jenkins' Werk unbedingt sehenswert. Trotz des Titels nähert sich der Film seiner Hauptfigur nicht in dämonisierender Weise, sondern auf einer menschlichen, ja nahezu verständlichen Ebene. Vor dem realen Hintergrund betrachtet, ist diese Haltung sicherlich nicht unproblematisch.

In düsteren Bildern fängt der Film das schäbige Leben der am äußersten Rand der Gesellschaft stehenden Aileen ein. Wie jeder Mensch hatte auch diese Frau einmal Träume, doch inzwischen ist von jenen nicht mehr viel übrig. Aileens täglicher Kampf um ein kleines Einkommen berührt ebenso, wie die neu erwachte Hoffnung auf ein Leben mit andauernder, fester Partnerschaft und ohne dem Nachgehen der bisherigen Sexarbeit. So stehen im Mittelpunkt von "Monster" die Charakterisierung der Hauptfigur sowie die Darstellung der Liebesbeziehung zwischen den beiden Frauen. Aufgrund des atemberaubenden Spiels Therons und der überzeugenden Leistung Riccis punktet das Werk hier mit atmosphärischer Dichte und Spannung. Dank der gelungenen Inszenierung lässt die Person der Aileen in ihrer gescheiterten Existenz und ihrem Verhalten (welches von den unterschiedlichsten Gefühlen geprägt ist und letztendlich bekannterweise mörderische Ausmaße annimmt) keinen Zuschauer kalt. Beim Verfassen des Skripts dürfte es für Jenkins von Vorteil gewesen sein, dass ihr die echte Wuornos Zugang zu hunderten persönlichen Briefen gewährte.

Bei der Darstellung der Morde gewinnt man den Eindruck, dass die Drehbuchautorin und Regisseurin der Serienkillerin ein Zuviel an Verständnis entgegenbringt. Wournos sagte vor Gericht aus, stets in Notwehr gehandelt zu haben, da jeder der getöteten Männer versucht habe, sie zu vergewaltigen. Bei der Inszenierung der ersten Tat greift Jenkins diese Version der Ereignisse auf. Tatsächlich handelte es sich bei dem ersten Freier, den Wuornos erschoss, um einen verurteilten Sexualverbrecher. Während sich hier Jenkins' Entscheidung, die betreffende Sequenz in "Monster" auf eben diese Weise zu erzählen, nachvollziehen lässt, ist die Rechtfertigung für die zweite Tat schlichtweg überflüssig. Ein Dialog zwischen Aileen und dem betreffenden Freier soll wohl eine mögliche perverse Neigung implizieren, damit so das Publikum die traumatisierte Aileen für ihre brutales Vorgehen nicht verachtet und weiterhin Empathie für sie empfinden kann. Zusätzlich beschränkt sich der Film auf vier Morde, wohingegen in Wahrheit sieben Freier Wournos zum Opfer fielen. Die drei fehlenden werden in "Monster" nicht einmal erwähnt.

Fazit

Düsteres und verstörendes Porträt einer verzweifelten wie labilen Frau, die schließlich zur Serienkillerin wird. Spannend und in der Hauptrolle absolut perfekt gespielt, begegnet das Psychodrama der Täterin mit mehr Verständnis als es angemessen wäre.

Maren Langos - myFanbase
09.09.2013

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