Bewertung
Zack Snyder

Batman v Superman: Dawn of Justice

So fängt es an: Das Fieber. Der Zorn. Verwandelt gute Menschen in grausame.

Foto: Copyright: 2016 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten.
© 2016 Warner Bros. Ent. Alle Rechte vorbehalten.

Inhalt

Clark Kent (Henry Cavill) wird nach seinem Kampf mit General Zod (Michael Shannon) vor zwei Jahren in Metropolis als heldenhafter Gott gefeiert. Doch es gibt ebenso kritische Stimmen. Darunter die von Bruce Wayne (Ben Affleck), der in der Nachbarstadt Gotham City als Batman für Gerechtigkeit sorgt. Als sich das Misstrauen Superman gegenüber, nach einer tödlichen Rettungsaktion in der Wüste, unaufhaltsam verdichtet und negativ auf sein Image auswirkt, ist Batman zur Stelle. Wittert dieser in dem gestählten Außerirdischen doch ohnehin eine Bedrohung statt eines gutmütigen Helden – obgleich ihm Butler Alfred (Jeremy Irons) mit weisem Rat zur Seite steht. Lois (Amy Adams) setzt indes alle Hebel in Bewegung, um ihren Geliebten und Kollegen zu entlasten, während eine geheimnisvolle Schöne (Gal Gadot) ähnliche Spuren zu verfolgen scheint wie Bruce Wayne. Der Unternehmer Lex Luthor (Jesse Eisenberg) lädt schließlich zu einer Party ein und verfeinert seinen Plan, der die ahnungslosen Superhelden bald in eine zerstörerische Falle lockt.

Kritik

Helden haben es nicht leicht, insbesondere, wenn sie ihre Kräfte mit einem Kollegen messen müssen, der eigentlich im gleichen Boot sitzt und ergo die Schattenseiten des Superheldendaseins kennt. Für das Kinojahr 2016 bedeutet das: Avenger kämpft gegen Avenger (im April in "The First Avenger: Civil War"), Mutant gegen Mutant (im Mai in "X-Men: Apokalypse") und Batman aktuell gegen Superman – natürlich unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit. Da stellen sich Fragen wie: Auf welche Seite schlägt sich der Cineast? Und erzeugen zwei beziehungsweise drei Superhelden auf einen Streich gleich ein unvergessliches Kinoerlebnis? Das Autorenduo um Chris Terrio und David S. Goyer liefert durchaus gute Ansätze, während Regisseur Zack Snyder nach "Man of Steel" wiederholt auf ein Finale setzt, das das angespannte Nervenkostüm (im positiven oder negativen Sinne) explosiv auf die Probe stellt.

In einer Szene machen zwei junge Männer irgendwo im Indischen Ozean einen bedeutenden Fund, der nicht nur Ärger für Clark Kent bedeutet, sondern überdies ein Problem des Films symbolisiert. Denn irgendwie ist man bei "Batman v Superman" immer irgendwo, aber nie so richtig dabei. Irgendwo im 3D-Actionspektakel müssen sie doch zu finden sein; die nachvollziehbare Motivation des exzentrischen Schurken Lex Luthor sowie zwei Superhelden, die neben dem Muskelspiel noch den Verstand einzuschalten wissen, gefolgt von notwendigen Erklärungen, die selbst Nicht-Comicleser aufzuklären vermögen. Was ist Realität, was Illusion? "Batman v Superman" setzt vorzugsweise auf schwammige Flashbacks und verwirrende Traumbilder, sodass neben dem Batmanlogo über Gotham City und dem S auf Supermans Brust bald auch imaginäre Fragezeichen durchs düstere Bild geistern.

Dabei gewährt die Einstiegsszene einen faszinierenden Blick auf die dunkle Seite des Heldentums. Bruce Wayne verliert infolge des außerirdischen Showdowns in "Man of Steel", hier kompakt aus seiner Sicht nachempfunden, gute Freunde wie Mitarbeiter. Indes Clark/Superman seither von vielen Menschen als gottesgleicher Held gefeiert wird, schließt sich Bruce/Batman den skeptischen Bürgern an. Clarks zerstörungswütiger Kampf mit General Zod forderte vor einigen Monaten immerhin unzählige Opfer. Schon finden wir uns in der Wüste wieder, sehen wie Lois Lane in Gefahr gerät und ihre Rettung schließlich, nach einer romantischen Badewannenszene, ungeahnte Konsequenzen für Superman bereithält. Metropolis steht Kopf und der Held wird als Täter enttarnt – jedoch mittels einer nacherzählten Zeugenaussage. Bald kommt die Frage auf, ob sich nicht auch ein übermächtiger Held wie Superman den Gesetzen beugen muss, die eigenwilliges Handeln missbilligen. Das macht diese Heldenschlacht streckenweise spannend und interessant, aber keineswegs zu einem Highlight.

Der Cast um Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams und Jesse Eisenberg liefert solide ab, kommt gegen das übereifrige wie wirr ausgearbeitete Script aber nicht an. Obwohl Afflecks Performance eine andere ist, als die von "The Dark Knight Rises"-Vorgänger Christian Bale, erweist sich der ergraute US-Amerikaner als richtender Rächer in körperlicher Bestform – luxuriös in einem Glashaus direkt am Wasser wohnend und gerne neben einer gesichtslosen Frau im Bett liegend, was wiederum ein weiteres Problem des Films aufzeigt. Größtenteils kratzt "Batman v Superman" inhaltlich wie charakterlich nämlich an der Oberfläche und setzt auf ein überspitzes Posen der Schlüsselfiguren.

Die muskulösen Heroes sind zwar ein Hingucker, vor allem, wenn sie mit geschwellter Brust einander gegenübertreten, zugleich fabrizieren sie aber massig heiße Luft. Draufhauen statt Reden lautet die Devise der grimmig blickenden Rivalen, inklusive angebundener "Wenn ich wollte, wärst du längst tot"-Dialoge in Comicmanier. Leider fabriziert ebendiese Hau-Drauf-Mentalität unnötige Filmlängen und ernüchtert in der gekünstelten wie simpel gestrickten Wendung der Ereignisse. Wo bleibt die Kreativität? Wo das Unternehmergenie Lex Luthor, das hier (wie Lois es trefflich ausdrückt) der Geisteskrankheit verfallen ist und der Story folglich einen zuweilen geistlosen Stempel aufdrückt. Und da der Kinotrailer vorweg Gal Gadots ("Fast & Furious Five") geheimnisvolles Auftreten als Wonder Woman enthüllt, bleibt sogar ein mögliches Überraschungsmoment im nachfolgenden Finale aus. Davon abgesehen, dass auch die attraktive Diana Price dem vorherrschenden Chaos zum Opfer fällt. Denn bei dem Versuch, die Handlung vielseitig zu gestalten, bleiben viele Figuren auf der Strecke. So sieht Mrs. Price im Abendkleid plus Amazonenkostüm zwar sexy aus, am Ende weiß man allerdings wenig über sie. Das ändert sich hoffentlich, wenn sich im Sequel gemeinsam mit ihr die "Justice League" formieren und angedeutete Mitstreiter ins Boot holen wird.

Bei einer Comicverfilmung darf sicherlich über die Daseinsberechtigung einer ausgeklügelten Handlung sowie dreidimensionaler Figuren diskutiert werden. Hauptsache die Action stimmt? Hauptsache es kracht gewaltig? Das tut es! Doch reicht das? Wie gesagt, man darf darüber uneins sein, das subjektive Kinoerlebnis hängt bestenfalls davon ab. Wer auf Action und Spezialeffekte baut, dürfte bei "Batman v Superman" allemal auf seine Kosten kommen und bekommt als Bonbon einen epischen Soundtrack von Hans Zimmer und Junkie XL auf die Ohren, während das Batmobil des Nachts auf Verfolgungsjagd oder das Heldentrio auf Weltrettungsmission geht. Spätestens, wenn Lex-die-Teufel-kommen-vom-Himmel-Luthor der Senatorin ein spezielles Getränk serviert und sein Ass auf die Menschheit loslässt, explodiert die Leinwand und das Drama mit unglücklichem Ausgang nimmt (s)einen langatmigen Lauf. Eigentlich eine emotionale Angelegenheit, würde die überladene Geschichte den Charakteren nicht eben die Show rauben. Bruce früher Verlust der Eltern und Clarks Prozess um Gerechtigkeit und Schuld folgen dem Geschehen dabei stets wie ein unheilvoller Schatten. Schattenhaft bleiben aber leider auch viele Figuren/Opfer, die einen Namen und ein Gesicht haben, jedoch fremd für den Beobachter bleiben. Ja, Helden haben es nicht leicht. Cineasten mit gewissen Erwartungen zuweilen ebenso wenig.

Fazit

Am Ende entscheidet (wieder einmal) die Frage: Was erwarte ich von einer Comicverfilmung? "Batman v Superman: Dawn of Justice" setzt auf explosive Action und eine dreifache Superheldenpower mit diversen Schattenseiten.

Doreen B. - myFanbase
09.04.2016

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