Bewertung
Tom Tykwer, Andy Wachowski, Lana Wachowski

Cloud Atlas

"Our lives are not our own. We are bound to others, past and present, and by each crime and every kindness, we birth our future."

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Inhalt

Der amerikanische Anwalt Adam Ewing (Jim Sturgess) befreundet sich mit dem Arzt Henry Goose (Tom Hanks), mit welchem er eine Pazifikreise unternimmt. Auf seinen Reisen erlebt er die gängige Praxis der Sklaverei der USA im 19. Jahrhundert. Bei einem Besuch auf einer Plantage bricht er zusammen, und Henry Goose kümmert sich um ihn, wobei das nur den Anschein hat.

Der recht unerfahrene Komponist Robert Frobisher (Ben Whishaw) schreibt Anfang der 1930er Jahre regelmäßig seinem Liebhaber Rufus Sixsmith (James D'Arcy). Unter anderem schreibt er ihm, das er eine Anstellung bei dem Komponisten Vyvyan Ayrs (Jim Broadbent) als Gehilfe gefunden hat. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Art Symbiose und Frobisher gelingt zu seiner schöpferischen Höchstleistung. Er schreibt dabei sein "Wolkenatlas-Sextett", welches aber der alternde Ayrs für sich beanspruchen möchte. Dadurch kommt es zum Streit zwischen beiden.

Luisa Rey (Halle Berry) ist in den 70ern eine noch unbekannte Journalistin. Als sie zufällig mit dem älteren Sixsmith im Aufzug stecken bleibt, erfährt sie von Problemen in einem Kernreaktor. Kurz darauf wird Sixsmith getötet, und auch Reys Leben ist in Gefahr. Sie wird nach einem Besuch im Kernkraftwerk und einer Unterhaltung mit Isaac Sachs (Tom Hanks) auf der Rückfahrt mit ihrem Auto von der Brücke gedrängt. Zum Glück kommt ihr dabei der Sicherheitsmann Napier (Keith David) zu Hilfe.

2012 schafft es der alternde Verleger Timothy Cavendish (Jim Broadbent) noch einmal einen Bestseller in die Läden zu bringen. Dies gelingt ihm nur, weil sein Autor Dermot Hoggins (Tom Hanks) einen seiner Kritiker vom Dach in den Tod geworfen hat. Durch den Verkauf gönnt er sich natürlich einige neue Sachen, bis dann die Brüder von Hoggins auftauchen und die Erlöse einfordern. Er flüchtet vor ihnen zu seinem Bruder Denholme (Hugh Grant), dieser erlaubt sich einen Spaß und befördert seinen Bruder in ein geschlossenes Altersheim.

Im Jahr 2144 wird der Klon Sonmi-451 (Donna Bae) in Neo-Seoul zum Tode angeklagt, weil sie versucht hat, ein Mensch sein zu wollen. Sie war unter anderem Augenzeugin wie ein anderer Klon getötet wurde, und konnte nur mit Hilfe von dem Rebellen Hae-Joo Chang (Jim Sturgess) entkommen. Durch seine Hilfe gelangt sie zu enormen Wissen und wird der Kopf einer ganzen Rebellion, dessen Ziel die Humanität ist.

In einer postapokalyptischen Zeit auf Hawaii trifft der einfache Ziegenhirte Zachary (Tom Hanks) auf Meronym (Halle Berry). Sie ist Botschafterin eines hoch technisiertem Volkes, die versuchen eine Möglichkeit zu finden, eine Nachricht an etwaige Kolonien der Menschheit zu schicken. Dabei soll ihnen eine Apparatur helfen, die nur auf Hawaii zu finden ist.

Kritik

Eigentlich galt das gleichnamige Buch von David Mitchell als unverfilmbar, nur scheinbar ist das einmal mehr eine Phrase vieler unbedeutender Journalisten, welche es sich nicht herausnehmen konnten ihre eigenen Vorstellungen aufzuschreiben. Allzu oft taucht diese Phrase auf, ebenso häufig wie die der Filme, welche nach einer wahren Begebenheit nacherzählt wurden. Tatsächlich wurde aber der Wolkenatlas verfilmt, und das dank der herausragenden Regisseure Tom Tykwer ("The International") und der Machowski-Brothers ("Matrix"). In vielen Szenen ist dadurch die Handschrift jedes einzelnen Regisseurs klar erkennbar und spürbar, und wer unter anderem wie viel Entscheidungsgewalt bei der Gestaltung des Filmes hatte. Zwar haben beide Teile ein wunderbares Gespür für einen faszinierenden Handlungsbogen, nur Tykwer ist wohl derjenige, welcher hier die federführende Hand des Dramas aufgebracht hat, und dadurch einen faszinierenden Film geschaffen hat, wie es ihn schon lange nicht mehr gab.

Der mit knapp hundert Millionen Dollar gedrehte Film ist zugleich auch ein Werk viele Produktionsfirmen und Geldgeber und nicht das eines einzigen Studios, weshalb es derzeit als einer der teuerste Independent-Film gehandelt wird. Dies ist vermutlich auch der Grund für die große künstlerische Freiheit, die in diesen drei Stunden gezeigt wird. Überflüssige Actionszenen wurden vermieden, Erotik nur in Maßen zur Schau gestellt und Gewalt nur als Mittel zum Zweck eingesetzt. Dass diese Freiheit natürlich auch den Schauspielern zugute kommt, wird deutlich sichtbar. Insbesondere für den jungen Ben Whishaw ("Das Parfum - Die Geschichte eines Mörder"), welcher ein talentierter Charakterschauspieler ist, stellt er seine Hauptrolle als homosexueller Komponist, der die Liebe seines Lebens die meiste Zeit nur über Briefe spüren kann, ergreifend und fesselnd dar. Das gleiche gilt auch für Jim Sturgess ("Zwei an einem Tag") in seiner wesentlichen Rolle als Adam Ewing, der eine Freundschaft mit einem Sklaven eingeht, und damit sich gegen die vorherrschende Meinung seiner Gesellschaft stellt. Ebenso muss er eine ähnliche Rolle Jahrhunderte später als Hae-Joo Chang wieder einnehmen, und sich gegen die Meinung seiner Gesellschaft kämpfen. Dies ist beispielhaft dafür, dass damit gemeint ist, dass alle Menschen von den Taten in der Vergangenheit abhängig und an jemand anderen gebunden sind.

Aus der Tatsache heraus, dass in diesem Film eine große Zahl an sehr guten Schauspielern mitwirken, gehen sogar die Größen Halle Berry ("Happy New Year - Neues Jahr,neues Glück") und Tom Hanks ("Larry Crowne") teilweise unter. Ihre Charaktere treffen sich im Verlauf der Zeit immer wieder, es kommt auch zum Gespräch, doch eine wirkliche Beziehung kommt durch bestimmte Umstände nie zustande. Erst in der Postapokalyptischen Zeit bahnt sich etwas an, was den Handlungsverlauf wunderbar abrundet. Um überhaupt alle Schauspieler in jede Zeitepoche zu bringen, mussten die Maskenbildner eine gewaltige Aufgabe stemmen, die sie aber meines Erachtens auch wirklich gemeistert haben. Beispielsweise hat der Brite Hugh Grant ("Haben Sie das von den Morgans gehört?") gleich sechs Rollen in diesem Film. Erkannt habe ich ihn jedoch nur in zwei seiner Rollen. Was für ihn gilt, gilt auch für alle anderen Schauspieler. Manche sind leicht erkennbar in allen ihren Rollen, bei anderen fällt es deutlich schwerer. Insbesondere wechseln sich auch die Geschlechter von Epoche zu Epoche, und es wird einem schnell klar, wie nervenaufreibend es für die Schauspieler gewesen sein könnte, andauernd in eine andere Rolle und ein anderes Kostüm zu schlüpfen.

Ein weiterer Höhepunkt dieses Filmes ist das Wolkenatlas-Sextett, welches von Tom Tykwer selbst sowie Reinhold Heil und Johnny Klimek komponiert wurde. Kompositionen wie diese sind oftmals ausschlaggebend für die zu übertragenden Gefühle und Emotionen eines Filmes, und werden seit langem auch dazu verwendet, einen neuen wirtschaftlichen Nutzen hieraus zu ziehen. Tykwer selbst sagte in einem Interview, dass die Musik zum Film schon vor dem Film stand und als Ideenanker nur das Buch gedient hat. Gut möglich also, dass deshalb die Schauspieler sich in ihren Rollen so gut einordnen konnten. Im Roman wird dieses Stück als eines der schönsten je erstellten Werke beschrieben, was aber leider nicht ganz auf dieses Wolkenatlas-Sextett zutrifft. Natürlich ist es ein anerkennenswertes Musikstück, welches voll und ganz zum Film passt, doch übertrifft er bei weitem nicht die Perfektion und Vollkommenheit von Komponisten vergangener Jahrhunderte.

Fazit

Ein epochales und in jeder Minute spannendes Werk mit der Handschrift dreier überragender Regisseure, die eines der schönsten Romane der Neuzeit verfilmt haben. Dabei konnten sie tragende Schauspieler engagieren, die diesen Film zu einer einzigen Vollkommenheit gemacht haben.

Ignat Kress - myFanbase
04.01.2013

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