Bewertung
Tom Tykwer

Parfum, Das - Die Geschichte eines Mörders

Im Frühjahr 1985 erscheint Patrick Süskinds Roman "Das Parfum" erstmalig in den Buchläden und feiert bald internationale Erfolge. 20 Jahre später schafft Bernd Eichinger es, den ewigen Bestseller endgültig unsterblich zu machen.

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Inhalt

Begleitet von dem leicht gekürzten Originaltext und der eindringlichen Erzählstimme Otto Sanders schockt der Film gleich zu Beginn mit einer Vielzahl ekelerregender Bilder des Viktualienmarkts im Paris des Jahres 1738. Dieser liebenswürdige Ort ist der Geburtsort Jean-Baptiste Grenouilles.

Seine Kindheit verbringt er als Einzelgänger in einem Heim, das ihn einzig zum dem Zwecke herbergt, ihn in jugendlichem Alter an einer Gerberei verkaufen zu können. Schon als Kind bemerkt er, dass er sich von den Menschen um ihn herum in einem Punkt unterscheidet: Er verfügt über einen einzigartig ausgeprägten Geruchssinn. Ohne viele Worte gelingt die Darstellung dieser Erkenntnis durch die Wirkung der Bildgegenstände, deren Existenz das junge Genie nur durch ihren Geruch wahrzunehmen scheint.

Als junger Mann (Ben Whishaw) kann er den resignierten Parfumeur Baldini (Dustin Hoffmann) davon überzeugen, bei ihm die Kunst der Duftherstellung zu erlernen, welche für Grenouille schon bald zur Obsession wird. Er ist auf der Suche nach dem einen, dem perfekten Parfum und ist entschlossen, alles für dessen Herstellung zu tun. Er geht nach Grasse, um dort sein Wissen über das Parfumeurhandwerk auszuweiten, beginnt schließlich die Essenzen für sein Werk zu sammeln: Die Düfte junger Frauen, die er dafür kaltblütig ermordet.

Mit der Wut über die unerklärlichen Morde steigt vor allem die Angst des Kaufmanns Richis (Alan Rickman) um seine wunderschöne Tochter Laura (Rachel Hurd-Wood). Die Jagd nach dem grausamen Mörder beginnt parallel zu der nach dem perfekten Parfum...

Kritik

Kaum jemand hätte es für möglich gehalten, dass die Art und Weise, mit der Süskind die Geruchswelt in "Das Parfum" beschreibt, auf der Leinwand auch nur in einem Bruchteil dargestellt werden können. Doch es gelingt. Ohne technische Raffinessen, ohne große Worte. Ganz subtil durch die musikalischen Arrangements und die wundervoll in Szene gesetzten Bildgegenstände. Vor einer großartigen Kulisse wird die Fantasie des Zuschauers angeregt und bis zur letzten Minute nicht mehr in Ruhe gelassen. Jede einzelne Einstellung ist ein Detail, das seine eigene Wirkung auf das Gesamtbild hat – wie die einzelnen Essenzen eines Parfums.

Hinzu kommen die großartigen Schauspieler, die den Stoff und die Bilder zum Leben erwecken. Mit Ben Whishaw haben Tykwer und Eichinger die Idealbesetzung für eine Rolle gefunden, die ohne Sprache und übertriebene Mimik auskommen muss, ihren Ehrgeiz, ihre Naivität und Weltfremdlichkeit auszudrücken. Komik und Präzision legt Altmeister Dustin Hoffmann an den Tag, wenn er dem Parfumeur Baldini Leben einhaucht. Meisterhaft gelingt es auch Alan Rickman, die Fassade des bedachten Kaufmanns bröckeln und der unendlichen Vaterliebe schließlich weichen zu lassen. Auch die deutschen Schauspieler (u.a. Corinna Harfouch, Karoline Herfurth, Jessica Schwarz) überzeugen in ihren Nebenrollen voll und ganz. Tatsächlich nimmt die deutsche Note, die Eichinger einfließen lässt, der Produktion den überdimensionalen Hollywood-Charakter und verleiht ihr Intensität, die aus dem Detail, nicht aus dem Ganzen erstrahlt.

Fazit

Obwohl der Film nahe am Roman baut, erhebt er doch keinen Anspruch darauf, eine Kopie zu sein, denn er funktioniert nicht mit der Ausdruckskraft der Worte, sondern mit Hilfe der Ausdruckskraft der Bilder, Farben, Gesten, Kostüme und Musik. In jedem Fall oscarverdächtig!

Marie Funk - myFanbase
11.09.2006

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