Bewertung

Review: #8.04 Die harte Schule des Lebens

Foto: Vanessa Williams, Desperate Housewives - Copyright: 2012 ABC Studios
Vanessa Williams, Desperate Housewives
© 2012 ABC Studios

Nachdem in der letzten Woche "Desperate Housewives" mit #8.03 Watch While I Revise The World eine sehr mäßige Episode mit viel zu wenig Humor, aber dafür viel zu viel Lückenfüllermaterial über die Bildschirme lief, sieht die Welt nun wieder ein wenig besser aus. Aber eben auch noch nicht so gut, wie sie aussehen könnte. Denn #8.04 School of Hard Knocks bereitet einige Storylines für die Hausfrauen vor, die allerdings wenig mit den Auswirkungen durch den Mord an Alejandro zu tun haben. Und somit distanziert sich die Serie momentan immer mehr von den Stärken, die die Staffel grandios und überaus interessant starten ließ und droht, wieder in das Schema zu verfallen, das uns lediglich durchschnittliche Unterhaltung bietet.

Yes, we often learn our most important lessons outside the classroom.

Denn mit Bree ist das letzte Schiff gesunken, das uns bisher noch eine interessante Story bieten konnte. Meine Befürchtungen haben sich jedenfalls bewahrheitet und nun, wo Chuck erst mal aus Brees Leben verschwunden ist, spielen auch hier die Ermordung Alejandros und der ominöse Zettel keine große Rolle mehr. Stattdessen wird die Frage, wer den Zettel verfasst hat, mit einer nahezu lächerlichen Szene vorübergehend auf Eis gelegt. Es war wirklich zum Haare ausreißen, wie dieser Handlungsstrang mit einem "och, vielleicht interessiert sich der Erpresser gar nicht mehr für uns" von Gaby in eine Schublade gesteckt wurde, die wohl erst gegen Serienende wieder geöffnet wird. Entschuldigung, aber: Da weiß jemand, dass Gaby und ihre Freundinnen einen Mord verdecken und eine Leiche im Wald begraben haben und Gaby und Bree lassen das nun einfach ruhen?

Stattdessen bekam Bree nun auch eine Story, die nichts mit dem Geheimnis zu tun hatte. Und wie ich es schon in der letzten Review erwähnt hatte, lassen die Autoren gerne einmal Verwandte und alte Bekannte auf der Bildfläche erscheinen, wenn sie mal keine andere Story parat haben. In der letzten Folge erhielt Lynette daher Besuch von Schwester Lydia, in dieser Folge ist es dann Bree, die Besuch von Tochter Danielle erhält. Und es dauerte nicht lange, bis mir wieder einfiel, weshalb ich so glücklich darüber war, als Danielle in #4.06 Angst die Wisteria Lane verließ. Bereits nach wenigen Minuten ging mir Danielles Verhalten wieder gewaltig auf die Nerven und Joy Lauren ist und bleibt wohl das schwächste Castmitglied der Serie. Noch dazu war die Storyline auch wenig originell, denn alles drehte sich mal wieder um Brees Problem, etwas wie Stolz für ihre Kinder zu empfinden. Diese Storyline gab es schon in etlichen Formen mit Sohn Andrew, den ich in dieser Folge viel lieber an Danielles Stelle gesehen hätte. Generell ist es schade, dass Andrew seit #7.18 Momente im Wald nicht mehr zu sehen war. Das einzige wirkliche Highlight, das Bree in dieser Folge zu bieten hatte, war der Moment, in dem Renee Bree zeigte, wie eine Liebesschaukel funktioniert. Diese Szene war verdammt lustig und lässt dann auch über die billige und vorhersehbare Versöhnungsszene zwischen Bree und ihrer Tochter hinwegsehen. Insgesamt allerdings hatte Bree in dieser Folge wohl ihre schwächste Story seit langem.

The painful truth about the state of a relationship ...

Stattdessen hatte Lynette wiederum eine vergleichsweise starke Storyline erwischt, was natürlich auch daran lag, dass man diesmal den Handlungsstrang um ihre Trennung mit Tom weiterführte. Zunächst einmal konnte diese Geschichte durch zwei richtig lustige Szenen überzeugen. Zum einen war das Pennys kleine Führung durch Toms Wohnung via Webcam, zum anderen die Szene, in der Lynette und Renee qualvoll den mehr als anstrengenden Aerobickurs von Toms vermeintlicher neuer Freundin Chloe besuchten. Ich war im Übrigen froh, als herauskam, dass sich Tom in Wirklichkeit nicht mit Chloe, sondern mit deren Mutter Jane trifft. Einerseits wäre es nämlich ein sehr billiges Klischee gewesen, hätte Tom sich mit einer deutlichen Jüngeren getroffen, andererseits wirkte Jane bereits in den wenigen Sekunden, in denen sie zu sehen war, unglaublich sympathisch. Deshalb glaube ich auch, dass uns keine Story à la "Ex-Frau vs. neue Freundin" erwartet, für das ich den Autoren sehr dankbar wäre. Auch so ist nämlich genügend Potential für eine sehr interessante Geschichte gegeben, denn der Moment, in der Lynette realisierte, dass sich Tom wirklich mit einer anderen Frau trifft, war nicht nur verdammt herzzerreißend, sondern ließ auch erahnen, wie sehr es Lynette wohl in Zukunft zu schaffen machen wird, Tom an der Seite einer anderen Frau zu sehen. Auch für uns Zuschauer wird das merkwürdig sein, schließlich waren die beiden seit Beginn der Staffel nahezu ununterbrochen ein Paar. Daher schaue ich dieser Storyline sehr gespannt entgegen, denn wie wird Lynette nun mit Tom, Jane und generell mit der neuen Situation umgehen? Ist die Ehe nun endgültig am Ende? Und werden wir auch bald an Lynettes Seite jemand Neues sehen?

The ugly cost of challenging authority ...

Was Gaby betrifft, so merkt man auch bei ihrer jetzigen Story wenig davon, dass ihr Ehemann vor noch nicht einmal zwei Monaten ihren Stiefvater umbrachte, der sie jahrelang missbrauchte. Wieso sollte man sich auch darüber den Kopf zerbrechen und über die vergrabene Leiche im Wald nachdenken, wenn es doch viel mehr Spaß macht, sich aufgrund eines Parkplatzes mit einer anderen Mutter anzulegen? Es ist schon irgendwie merkwürdig, dass die ganze Sache vor allem an Gaby so spurlos vorüber zu ziehen scheint, wo sie doch eigentlich diejenige ist, der die momentane Situation am meisten zu schaffen machen sollte.

Stattdessen bekamen wir eine für Gaby typische Story aufgetischt, da diese sich mal wieder eine neue Feindin gemacht hatte – diesmal in Form von Elternsprecherin Dana. Zu Gute halten muss man der Handlung, dass Gabys verzweifelte Rebellionsversuch herrlich anzusehen waren und das Ende in Hinblick auf die nächste Episode recht vielversprechend war. Dass Gaby definitiv nicht die geborene Elternsprecherin ist, darf gar nicht erst hinterfragt werden und so ist es schon recht vorhersehbar, dass das Ganze in der nächsten Folge wohl in einem ziemlichen Chaos enden wird. Unterhaltsam ist das zwar allemal, aber bei Gaby muss der Fokus unbedingt mehr auf die Alejandro-Story und ihre Ehe mit Carlos gelegt werden. Allein die Tatsache, dass Carlos in dieser Folge kein einziges Mal zu sehen war, lässt nämlich die Befürchtungen aufkommen, dass die Autoren wieder einmal eine tolle Geschichte voller Potential einfach so im Raum stehen lassen werden.

The sad fact that life's colors aren't always rosy ...

Derweil wurde der Cliffhanger der letzten Folge recht unspektakulär aufgelöst: Mike verlässt Susan nicht und steht stattdessen voll und ganz hinter ihr und ihrem Geheimnis. Das geht völlig in Ordnung, wobei ich dann wieder etwas sauer werde, dass die Autoren die letzte Folge so pseudodramatisch beenden mussten. Und wie ich es im Übrigen schon geahnt hatte: die kurzweilige Freundschaft zwischen Carlos und Susan wurde in dieser Episode mit keinem einzigen Wort erwähnt, was noch einmal mehr zeigt, wie unnötig diese Storyline in der letzten Folge doch war.

Nichtsdestotrotz scheint Susan momentan die einzige Hausfrau zu sein, die noch immer an den Nachwirkungen des Geheimnissen zu knabbern hat. Sehr interessant ist es, dass Susan selbst das gar nicht wirklich zu merken scheint, während Mike es offenbar klar ist, dass das Geschehene seine Frau mehr beschäftigt als diese denkt. Daher waren die Momente zwischen Susan und Mike auch durch und durch gelungen und lassen hoffen, dass die Handlung um Alejandro wenigstens bei Susan ein wenig präsent bleibt.

Außerdem stellte man uns in dieser Folge einen neuen Charakter vor, der, so viel im Voraus, auch noch in den nächsten Folgen mit von der Partie sein wird: Andre Zeller, gespielt von Miguel Ferrer. Nach dessen Zeit in "Twin Peaks" sucht er nun also die Wisteria Lane auf – besser gesagt: er wird von jemandem aus der Wisteria Lane aufgesucht. Denn Susan versucht ihre Schuldgefühle mit Hilfe von Ablenkung zu unterdrücken und beschließt, einen Kunstkurs zu besuchen, der von jenem Andre Zeller geleitet wird. Die Szenen zwischen ihm und Susan waren sehr interessant anzuschauen, denn irgendwie scheint Andre der einzige zu sein, dem es vielleicht gelingen könnte, einen tieferen Einblick in Susans Seele zu erlangen. Es war zumindest eine sehr denkwürdige und wirklich starke Szene, als Susan Andre wutentbrannt beweisen will, dass sie mehr als nur eine langweilige Hausfrau ist und ihre Wut mittels eines Bildes veranschaulichen will, wobei sie die entsprechende Leinwand nahezu malträtiert. Und auch wenn Andre in dieser ersten Folge noch einen recht unsympathischen Eindruck machte, so bin ich doch gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen ihm und Susan noch entwickeln wird. Zweifelsohne scheint Andre nämlich grandiose Menschenkenntnisse und psychologische Fähigkeiten zu haben, weshalb es gespannt zu beobachten bleibt, ob er Susan letztendlich sogar helfen wird, die Geschichte um Alejandro auf irgendeine Art und Weise zu verarbeiten.

Then are those, who refuse to accept these important lessons. They simply wait to teach a lesson of their own.

Die wohl größte Überraschung hatte die Episode am Ende zu bieten, als wir noch einen kleinen Blick auf Chuck erhaschen durften. Und wie es nicht anders zu erwarten war, wird dieser keinesfalls das Thema Bree ad acta legen, da auf diesem Stapel schon ganz andere Akten gelagert werden: die letzte Szene der Folge zeigte uns nämlich eine Vermisstenakte, auf der ein Bild von Alejandro zu sehen ist. Das Eis wird also vor allem für Bree immer dünner, denn es ist vorherzusehen, dass Chuck früher oder später den Damen auf die Schliche kommen wird. Doch was ist, wenn Chuck die Wahrheit herausfindet? Empfindet er doch noch etwas für Bree und hilft ihr, die Wahrheit zu vertuschen? Oder wird er Bree mitsamt ihren Freundinnen in dem immer dünner werdenden Eis einstürzen lassen?

Fazit

Und somit blieb die letzte Einstellung der Folge der einzige große Hoffnungsschimmer, dass die Handlung um Alejandro doch wieder ein wenig mehr Dynamik erhält. Denn von der damit zusammenhängenden Komplexität der einzelnen Storylines, die ich zu Beginn der Staffel noch so euphorisch gelobt hatte, ist nach Folge vier bereits kaum mehr etwas übrig. Stattdessen hatte jede Hausfrau in #8.04 School of Hard Knocks ihre eigene, unabhängige Geschichte, die wenig bis gar nichts mit dem Mysterium zu tun hatten, aber durchaus solide, harmlose Unterhaltung lieferten, wobei manche wirklich überzeugen konnten (Lynette), andere wiederum ein wenig enttäuschten (Bree). Ich bin zweifelsohne der festen Überzeugung, dass die Serie in ihren letzten Episoden im April/Mai noch einmal ordentlich auftrumpfen und auf die Stärken zurückgreifen wird, die den Staffelauftakt so tierisch interessant und spannend machten. Aber bis dahin wird die achte Staffel wohl auf gleichem mittelmäßigen Niveau verharren, wie schon die letzten Staffeln, die weder Fisch noch Fleisch waren.

Manuel H. - myFanbase

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