Bewertung

Review: #1.10 Geliebte Feindin

Foto: Dawson's Creek - Copyright: 1998 Columbia TriStar Television, Inc. All Rights Reserved.
Dawson's Creek
© 1998 Columbia TriStar Television, Inc. All Rights Reserved.

Bereits in der zehnten Episode angekommen, bleibt es am Ende weiterhin unklar, ob die Paarkonstellation Dawson und Joey tatsächlich bevorstehen wird. Viele bisherige Andeutungen ließen mich diesen Verlauf in der Story erahnen, doch könnte ich mich dabei auch irren. Ich möchte hier mit meiner Vermutung lieber richtig liegen, da ich die gezeigten Momente zwischen Dawson und Joey, besonders ansprechend finde. Ich kann mir vorstellen, dass sie als Paar noch süßere Szenen haben würden. Da steckt viel Potential drin, doch bleibt es nun einfach abzuwarten, was wird. Die Autoren führen nun jedoch eine neue interessante Entwicklung ein, welche die Situation undurchsichtiger gestaltet. Während im ersten Hauptplot, rund um Dawsons Trennung von Jen, etwas auf der Stelle getreten wird, sieht Pacey seine bisherige "Feindin" Joey plötzlich mit anderen Augen. Das lässt sich auch aus dem Episodentitel ganz passend ableiten. Es stellt sich in dieser Episode zudem die große Frage, ob man den Ex-Liebhaber, ernsthaft als Freund behandeln kann. Geliebter Feind oder geliebte Feindin trifft es in manchen Situationen doch deutlich besser, schließlich ist es nach einem Betrug schwer, die geliebte Person nicht als Feindin zu sehen.

"Wie soll man mit Jemanden nur befreundet sein, wenn man weiß, soviel mehr von dieser Person zu wollen?"

Die vorrangige Handlung dreht sich auch in dieser Folge um Dawsons Gefühlsleben gegenüber Jen, was sehr realistisch gezeigt wird. Nach der Trennung von Jemandem, für den man im Nachhinein immer noch große Gefühle hegt, ist es echt schwierig. Ich kann es Dawson nicht verdenken, dass er Jen aufgrund dessen, noch nicht loslassen kann. Joey scheint dies zu einfach zu sehen, da sie Dawson bewegen möchte, nach vorne zu blicken. Sie hat nicht unrecht damit, doch einfach den Haken setzen und die Sache hinter sich lassen, ist nicht immer einfach hinzubekommen. Durch Dawsons jetzige Situation wird das dem Zuschauer deutlich vorgeführt. Ich gebe jedoch auch zu, dass ich trotz der Realitätsnähe, die Storyentwicklungen gerne eine Spur flotter sehen möchte. Ein bisschen ist der emotional gestresste und bedrückte Dawson auf die Dauer anstrengend. Man fühlt mit dem Charakter mit und wünscht sich, dass er loslassen kann, um wieder heiterere Zeiten erleben zu können.

Dawson ist sich aber nicht zu schade, neues auszutesten, was ich gut finde. So lässt er sich von Pacey angenehm schnell dazu überreden, den Freundschaftstest mit seiner Exfreundin Jen zu starten, um zu sehen ob das funktionieren kann. Ab dann nimmt der Hauptplot auch ein tolleres Ausmaß an, gespickt von interessanten Szenen, denen man gerne folgt. Jen ist mir diesmal recht unsympathisch durch ihr widersprüchliches Verhalten. In #1.08 Besuch vom Ex machte sie mit Dawson Schluss, da sie einfach mal ohne Partner an der Seite, in Capeside ihren neuen Lebensabschnitt angehen wollte. Nun bandelt sie mit Cliff schon mit dem nächsten Kerl an. Da fühlt man sich doch verschaukelt, sodass ich die Konfrontations-Szene zwischen Dawson und Jen auf dem Riesenrad, als ein Highlight in der Folge betrachte. Es gefällt mir da ausgesprochen gut, dass Dawson direkt anspricht, was auch der Zuschauer in dem Moment von Jen denkt. Wir wissen ja bereits, dass Dawson sehr gut argumentieren kann. Wie in der vorherigen Folge Billy Schwierigkeiten hatte, Dawson Gegenargumente zu liefern, gerät auch Jen hier ziemlich in Bedrängnis. Dawson stimmt man kopfnickend zu und bei Jen sieht man nun deutlich, dass auch sie nicht immer eine selbstsichere Person ist. Da hatte ich sie zuerst etwas zu einseitig betrachtet. In einigen Punkten ist sie bereits sehr abgeklärt, doch sie scheint nicht immer genau zu wissen, was sie möchte. Ich hoffe, dass ihr das noch klarer wird, damit sie die Leute nicht derartig vor den Kopf stößt wie Dawson.

Die Situation mit dem Doppel-Date verspricht jedoch erst mehr als dann tatsächlich folgt. Der zur Schau gestellte Rummelplatz ist dazu nicht sehr besonders, aber dieses Detail ist nur unwesentlich. Mary Beth machte auf mich gleich einen sympathischen Eindruck, sodass ich froh war, als ihr schnell klar wurde, was Dawson bezweckt. Zwischenzeitlich fürchtete ich schon, dass Dawson die süße Schulkameradin, vor den Kopf stoßen würde. Das wäre kein schöner Zug von ihm gewesen, doch zum Glück zeigt sich Mary Beth als gute Beobachterin. Okay, beim Dosenwerfen muss es wohl jedem in der unmittelbaren Nähe von Dawson aufgefallen sein, wie sehr er sich da emotional hineinsteigert. Das ist ein durchaus amüsanter Moment, da die Reaktionen des Umfelds sehr gut eingebracht sind. Cliffs und Jens Blicke sind da selbsterklärend, während Mary Beth sofort die Lage erfasst. Ich sah dabei jedoch nicht kommen, dass Mary Beth an Cliff interessiert ist. Das kommt da sehr plötzlich auf und dazu fehlten mit zuvor die Andeutungen. Cliff bleibt derweil als Charakter während der gesamten Episode ziemlich blass. Man bekommt von ihm nicht mit, wie er selbst genauer zur Situation steht. Irgendwie habe ich den Eindruck bei ihm gewonnen, dass er nun genau an Dawsons Platz gelandet ist. Jen weiß noch nicht genau was sie von ihm will. Doch ich denke nicht, dass Cliff das so genau bekannt ist. Doch wie steht's um ihn? Ich bin gespannt, ob wir ihn nochmals zu Gesicht bekommen werden und ob es Dawson nun schafft, emotional von Jen ein paar Schritte weg zu kommen. Zeit wird es wohl, denn Dawson werden im Hinblick auf eine andere Situation, nun deutlicher die Augen geöffnet.

Im großen Schritt Richtung Freundschaft

Damit wechsle ich zum zweiten größeren Plot in dieser Episode - zu Joey und Pacey. Schmunzeln musste ich schon, als Pacey zur Noten-Aufbesserung ausgerechnet Joey, als Unterstützung für das Projekt erhält. Dieser Zufall erinnerte mich gleich an #1.07 Der Frühstücksclub zurück, in der damals zufälliger Weise, gleich alle Protagonisten beim Nachsitzen vereint wurden. Ich denke, über solch eine Situation werden wir in der Serie noch häufiger stolpern. Da wissen die Autoren, wie mir scheint, ganz genau über ihr vorhandenes Potential Bescheid. Die Chemie unter den Protagonisten stimmt super und in diversen Konstellationen lassen sich tolle Szenen zelebrieren.

Joey und Pacey waren bisher nie sonderlich gut aufeinander zu sprechen, was gerne einen feurigen Wortwechsel mit sich brachte. Dazu einen oftmals provozierenden Pacey auf der einen Seite und eine sehr schlagfertige, genervt die Mimik verziehende Joey auf der anderen Seite. Beide sind zum einen etwas hitzköpfig zum anderen aber auch von einer gewissen Coolness gezeichnet. Ich wusste sofort, dass es zu Neckereien seitens Pacey kommen würde. Dazu wird im weiteren Verlauf, die Erwartungshaltung bezüglich humorvoller Szenen, nicht unterboten. Eine lustige und erfrischende Szene folgt auf die nächste. Sei es Paceys geniale Idee, eine fleischfressende Schnecke zu den pflanzenfressenden dazuzugeben, oder seine geschickte Weise, die Arbeit am Projekt hauptsächlich an Joey abzuwälzen, die es natürlich schnell durchschaut und genervt darauf hinweist. Sehr schmunzeln ließ mich der Moment, in dem Joey, während des Schnecken-Sammelns, das flussabwärts treibende Boot erwähnt. Wie sie es anspricht, und dabei der verdutzt blickende Pacey Richtung Fluss guckt, ist sehr niedlich. Solche Szenen kann man in vollen Zügen genießen.

Doch dann bewegte sich die Situation in eine Lage, mit der ich nicht rechnete. Pacey ist plötzlich ziemlich angetan von Joey und fühlt sich sogar zu ihr hingezogen. Wobei die plötzliche Entwicklung hier nicht unbedingt als realitätsfern angesehen werden muss, denn die Erkenntnis, dass jemand, den man bisher verstärkt verabscheute, einem auf einmal doch als liebenswert erscheint, kann viel Bewegung mit sich bringen. Sicher sind Pacey, in der heimlichen Beobachtung im Rückspiegel der sich umziehenden Joey, deren Vorzüge aufgefallen. Er sieht sie in dem Moment, aus einem komplett anderen Blickwinkel, was seine Hormone vermutlich stark durcheinander wirbelt. Die Szene im Auto zwischen den beiden ist sehr süß, in der Paceys Verlegenheit Joey gegenüber, sehr deutlich gezeigt wird. Doch das Highlight sollte da erst noch folgen.

Der Abschluss indem Pacey versucht Joey zu küssen, diese aber ablehnt und ihm zwischen den Zeilen zu verstehen gibt, dass sie gefühlsmäßig bei wem anderen ist, geht tief unter die Haut. Ich finde die Szene sehr toll inszeniert, da sie so gefühlsbetont und treffend ist. Hier lässt sich als Zuschauer erahnen, dass Dawson die Person ist, die Joey vom Kuss mit Pacey abhält. Apropos, es ist doch interessant zu sehen, wie fair Pacey Dawson gegenüber ist. Er fragt ihn extra um Erlaubnis bevor er versucht Joey zu küssen. Da es Dawson nicht wirklich genehm ist, weckt es erneut meine Hoffnung, dass eventuell bald Dawson und Joey als Paar präsentiert werden. Oder werden sich Joeys Gefühle für Pacey vielleicht ändern? Ich bin auf Antworten gespannt und nebenher hoffe ich auch weiter, zu erfahren, ob Paceys und Joeys Schulleistungen sich zeitnah verbessern lassen. Joey so zu sehen ist schon etwas traurig, zumal sie große Ziele verfolgt. Ich hoffe sehr, dass sie eine Option findet, sich mehr ihrem Weg zu widmen. Auch hier steckt viel Potential drin.

Vertrauensprobleme

Schön, dass diesmal erneut Einblick in Mitch und Gails Situation geboten wird. Mitchs Verletzungen aufgrund von Gails Betrug sind weiterhin spürbar, was klar ist, da es nicht so schnell klappt, den Vorfall vergessen zu machen. Bob hat aber echt Mut, trotz der in #1.05 Katastrophenstimmung aufgeflogenen Affäre, bei Gail Zuhause anzurufen. Das ist schon eine ziemlich dreiste Angelegenheit. Ob sich das verhindern ließe? Gail regte mich in der ersten Szene ein wenig auf, da sie Mitch so dermaßen beschwichtigt. Der Mann hat doch allen Grund, auf Bob sauer zu sein. Nach dem, was passiert war, sollte Gail Bob bestimmte Grenzen setzen, um das Vertrauen zu ihrem Partner neu stärken zu können. Von der zuletzt erwähnten Eheberatung kam diesmal nichts zur Sprache. Nun, in der fortgesetzten kleinen Nebenstoryline punktet insbesondere die Endszene. Das Telefon klingelt, doch Gail geht nicht ran, da sie hier endlich zu verstehen gibt, dass sie Mitch gegenüber Verständnis hat. Kann man hier bereits zu behaupten wagen, dass die Ehe gekittet werden kann? Es scheint definitiv so und ich blicke zuversichtlich nach vorne für die zwei.

Fazit

Die Folge benötigt etwas Zeit, um zu gefallen, da besonders Dawsons Trennungsgeschichte mit Jen diesmal nicht sofort das Interesse wecken kann. Erst als der Test zur Freundschaft und das Doppel-Date mitmischen, weiß der Hauptplot mehr zu überzeugen; insbesondere die bewegende Konfrontationsszene zwischen Dawson und Jen. Die zweite große Story, bezüglich der Annäherungen zwischen Pacey und Joey, gefällt auf Anhieb. Hier sind verstärkt der Humor und sogar die romantische Abschlussszene überzeugend. Die schwierige Ehesituation bei Mitch und Gail ist sehr kurz eingebracht, doch die Umarmung am Ende sticht heraus. Man schaffte es mit dieser Episode, den bislang guten Eindruck der ersten Staffel, weiterhin aufrecht zu erhalten.

Samuel W. - myFanbase

Die Serie "Dawson's Creek" ansehen:


Vorherige Review:
#1.09 Männer
Alle ReviewsNächste Review:
#1.11 Freitag, der 13.

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Dawson's Creek" über die Folge #1.10 Geliebte Feindin diskutieren.