Bewertung

Review: #5.09 VCR-Kultivierung und pädagogische Veröffentlichung

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Episode #5.09 VCR Maintenance and Educational Publishing gehört für mich zu den eher schwächeren dieser Staffel, allerdings auf eine harmlose Art und Weise. Sie war einfach nicht ganz auf dem Niveau, zu welchem "Community" im besten Falle fähig ist. Dabei hat sie aber für mich an einigen Stellen sehr gut demonstriert, warum Staffel 5 als Ganzes so gut funktioniert. Die großen Entscheidungen dieser Season, die Veränderungen in den Details ebenso wie in der Gesamthandlung angehen, wurden alle durch die Bank mit Bedacht und Sorgfalt gefällt, in die Praxis umgesetzt und erweisen sich als goldrichtig. Die erste große Sache, die dieses Jahr bei "Community" passierte, ist natürlich der Verlust von zwei Kernmitgliedern des Ensembles. Während man mit Pierces Weggang auf eine kurze und schmerzlose Art und Weise umging, war natürlich Troys Ausscheiden nicht so einfach wegzustecken. Aber beide Wege, damit umzugehen, sind wirklich klug gewählt und funktionieren in meinen Augen wunderbar. Pierce wurde mehr oder weniger durch einen ähnlichen Archetyp von Charakter ersetzt, wobei es Professor Hickey aber absolut gelingt, für sich zu stehen und sich als eigenständiges Mitglied der Gruppe zu beweisen. Er ist kein purer Ersatz, und deshalb funktioniert sein Dazukommen auch so gut.

Dass man Troy nicht einfach so ersetzen kann, war klar. Dafür war er zu sehr in ein Netz von Beziehungen verwoben, besonders natürlich zu Abed, aber auch - wie wir hier sehen - zu Annie. Der Weg, mit diesem Verlust innerhalb der Serie umzugehen, indem man direkt nach seinem Weggang eben diesen eher beiläufig abhandelt und sein Fehlen dafür danach Stück für Stück immer wieder thematisiert, ist deshalb so gelungen, da er zeigt, dass "Community" auch ohne Troy funktionieren kann, sein Fehlen aber dennoch eine tiefe und nicht so einfach zu kittende Lücke hinterlässt. Für eine Comedy-Serie, die sich so oft im vollkommenen Wahnsinn verliert, ist dies erstaunlich nah am realen Leben, in dem eben nach einer Trennung - welcher Art auch immer - der normale Alltag oft überraschend normal weitergeht, das Fehlen des geliebten Menschen aber trotzdem noch lange nachklingt und mal mehr, mal weniger zu spüren ist.

So hat mir hier die Handlung rund um Annies und Abeds Suche nach einem neuen Mitbewohner, die schnell außer Kontrolle gerät und in einem vollkommen durchgeknallten Spiel auf dem Videorekorder endet, am besten gefallen. Zum einen habe ich mich wirklich kaputt gelacht über dieses bekloppte Spiel, herrlich moderiert von "Breaking Bad"-Schöpfer Vince Gilligan (mehr zu seinem Auftritt später in der Review). Zum anderen waren auch die beiden Fremdkörper, um die es hier ja als potentielle Mitbewohner ging, auch sehr angenehme Ergänzungen. Rachel ist bereits eine alte Bekannte, die hier zwar leider etwas zu sehr als pure Freundin für Abed dargestellt wurde, ohne wirklich eigene Facetten zu zeigen. (Ich würde schon gerne etwas mehr über die Frau wissen, die so spielend einfach mit Abeds doch sehr ausgeprägten Ticks zurechtkommt.) Aber dennoch ist Rachel eine glaubhafte Figur, die sich auf eine sehr simple Art gut ins Geschehen integriert. Abeds Teil der Geschichte war zudem vollkommen nachvollziehbar und mündete in einem typischen Moment für ihn, mit einer Entschuldigung direkt importiert aus einer romantischen Filmkomödie. Aber auch Annies Bruder konnte überzeugen, besonders mit seiner völlig gegensätzlichen Art zu Annie. Es ist ja oftmals nicht leicht, eine solch enge Beziehung, von der man als Zuschauer aber erst nach fünf Jahren erfährt, wirklich nachvollziehen zu können, aber Anthony hat dies durchaus glaubhaft vermittelt.

Weniger gelungen war dagegen der Handlungsstrang rund um Jeff, Shirley und Hickey, der für mich einfach nicht zünden konnte. Und das ist schade, denn die Einzelleistung der Darsteller war wieder einmal erste Sahne. Besonders Shirley hat mir hier wieder wunderbar gefallen, vor allem ihr schneller Umsprung von der Zweiflerin zur Anführerin der kriminellen Bande. Nur schade eben, dass der Plot rund um die illegalen Lehrbücher so ein Rohrkrepierer war. Klar habe ich begriffen, dass man hier eine Parallele zu Handlungen in Filmen und Serien, wo eigentlich unschuldige Menschen auf eine Menge Geld, Waffen oder Drogen stoßen und daduch selbst zu hintertriebenen Gangstern werden, erkannt. Aber mehr als diese Erkenntnis hatte die Storyline leider nicht zu bieten.

Ausgeglichen wird dieser Fehlgriff dann wieder durch witzige Kleinigkeiten wie Dean Peltons Rap zu Beginn der Folge, bei dem sich Jim Rash selbst übertroffen hat. Auch Chang war wieder einmal überraschend witzig; irgendwie geht die aktuelle Strategie, für ihn einfach gar keine Storyline zu haben, sondern immer wieder nur Ken Jeongs ausgeprägtes Comedy-Talent zum Einsatz zu bringen, voll auf. Besonders erwähnen muss ich aber auch noch die wirklich gelungene Art und Weise, wie man in der 5. Staffel mit den End Tags umgeht. In diesen verschafft man den vielen Gastdarstellern und Charakteren immer noch einmal eine Möglichkeit, Witz und Tiefe zu entwickeln, sodass diese nicht nur kurze Zeit im Greendale-Universum verbringen. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil "Community" schon immer zu viel Story für die kurze Sendezeit zu verwalten hatte, und so schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Klar konnte Vince Gilligan, der nun einmal kein Schauspieler ist, an darstellerischem Talent nicht mit Walton Goggins köstlichem End Tag mithalten, aber der kleine Einblick in die Vergangenheit eines mittelprächtigen Schauspielers (samt Gastauftritt von Gina Gershon) war dennoch hochamüsant. Und im Gegensatz zu seinem Schauspiel im End Tag war Gilligans Einsatz als Game-Moderator köstlich.

Cindy Scholz - myFanbase

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