Bewertung

Review: #4.01 Der letzte erste Collegetag

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"Community"-Fans hatten es in der Zeit zwischen der US-Ausstrahlung des Staffel-3-Finales und der Staffel-4-Premiere wahrhaft nicht leicht: erst der Ausstieg von Serienerfinder Dan Harmon, dann die Kontroverse um Chevy Chase, daraufhin die Verschiebung des Starttermins von Oktober 2012 auf Februar 2013, und schließlich der endgültige Abgang von Chase nach dem berüchtigten N-Wort-Skandal. Nach 266 Tagen ohne neue Episoden ist man als Fan der Serie letztlich einfach nur eines: Man ist überglücklich, die Greendale-Gang wieder zurückzuhaben und kann sich bereits mit dem einleitenden "Troy and Abed back from suuuuummer" das Grinsen nicht verkneifen.

#4.01 History 101 ist aber nicht nur die langerwartete Rückkehr der Serie, sondern auch die Feuerprobe für die zwei neuen Serienmacher David Guarascio und Moses Port, die in die großen Fußstapfen Harmons treten und dabei den schwierigen Drahtseilakt vollziehen müssen, einerseits der Linie des Erschaffers treu zu bleiben und andererseits ihre eigenen Ideen zu integrieren. Die Frage lautet also: Ist "Community" trotz der fundamentalen Veränderungen hinter den Kulissen immernoch "Community"? Die Antwort lautet: Jein. Zwar ist der Staffelauftakt insgesamt noch sehr stark an die Harmon'sche Vision angelehnt, insofern als dass er in höchstem Maße metatextuell ist, die Protagonisten in gewohnter Manier positioniert und mit dem typisch schnippisch-verrückten Humor aufwartet, den die Serie so einzigartig macht. Doch auf der anderen Seite vermisst man die leisen Untertöne, die Rückkopplung der persiflierenden Storylines an die lebensweltlichen Probleme der Charaktere und die sonst so enge Gagdichte.

Insgesamt gelingt "Community" mit dieser Episode wieder ein 20-minütiger Ausflug in die absurde Welt von Greendale, über den man sich köstlich amüsieren kann. Das große Thema angesichts des bevorstehenden Abschlussjahres am College ist Veränderung und wie die einzelnen Charaktere mit ihr umgehen. Dabei überzeugt vor allem der Plot rund um Abed, dessen Flucht in eine imaginäre Sitcom- und später animierte Babywelt bis zum Gehtnichtmehr metatextuell ist, dabei aber das Genre gekonnt auf die Schippe nimmt. Sitcoms leben schließlich von der Tatsache, dass sich nichts (oder nur kaum etwas) verändert und können dank ihrer zirkulären Erzählstruktur daher auch mal zehn Jahre davon erzählen, wie sich Freunde im Central Perk oder McLaren's Pub treffen. Diese Art von Stabilität gibt es im wahren Leben aber natürlich nicht, und das macht Abed Angst. Die (sehr witzigen) Sitcom-Sequenzen, die parallel zum eigentlichen Geschehen in Greendale ablaufen, verdeutlichen sehr schön, wie Abed am liebsten für immer im ersten Semester bleiben und seinen gewohnten Alltag mit seinen Freunden verbringen würde. Nur mit deren Hilfe überwindet Abed den ersten Schock schließlich und kehrt aus seiner Traumwelt zurück – ein schönes Plädoyer für den stets so wichtigen Zusammenhalt der Gruppe.

Die anderen Charaktere werden mit diesem Problem der Veränderung nicht ganz so stark konfrontiert, doch auch für sie spielt es eine wichtige Rolle. Bei Jeff handelt es sich ganz klar um ein persönliches Ziel, seinem veränderten, selbstloseren, besseren Ich treu zu bleiben und so tritt er gleich für die gesamte Lerngruppe bei den "Hunger Deans" an, um sieben Bälle zu ergattern, die ihnen den Zutritt zum Geschichtskurs ermöglichen. Insgesamt bleibt diese Parodie auf die aktuell so populären "Hunger Games" doch etwas platt und wirkt wie ein Aufhänger, um möglichst viele Zuschauer vor die Bildschirme zu locken. Der Wettbewerb wird somit leider nur Mittel zum Zweck und verliert seine dramaturgische Bedeutung – auch wenn der Tangotanz zwischen Jeff und dem Dean natürlich ein komödiantisches Highlight ist. Dass diese nun Nachbarn sind, ist eine sehr lustige und vielversprechende Neuerung, die auf so manch großartige Jeff/Dean-Situation hoffen lässt.

Während Pierce leider fast völlig außen vor gelassen wird (wobei es unwahrscheinlich lustig ist, dass er seinen eigenen Witz "Jeff's really going after that balls" nicht kapiert), verstrickt man Britta und Troy sowie Annie und Shirley noch in zwei Nebenplots, von denen aber gerade letzterer fast völlig belanglos ist. Denn während Brittas und Troys Streit am Brunnen eigentlich schön zeigt, dass die zwei ein total liebenswertes Paar abgeben, aber noch so einige Hindernisse in ihrer jungen Beziehung zu meistern haben, so entpuppt sich Annies Versessenheit auf einen guten Streich letztlich als Plattform, um ihre eigenen Unsicherheiten zu thematisieren. Auch wenn der augenzwinkernde Hinweis auf des Deans geliebten Tacker ganz lustig ist, so ist die komplette Aktion relativ witzfrei gestaltet und daher prinzipiell überflüssig.

Die Fans können vorerst aber dennoch beruhigt sein: "Community" hat seinen Charme nicht verloren und wartet immernoch mit einer großen Portion an Schrulligkeit, Absurdität, Witz und Liebenswürdigkeit auf, so wie man es von der Serie gewohnt ist. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass die Serie kreativ vor einer großen Herausforderung steht: nämlich der, nicht selbst zu eben der zirkulären und repetitiven Art von Sitcom zu werden, die sie selbst parodiert. So genial wie die Metabezüge der Serie teilweise auch sind, so gefährlich ist es, sie als einzigen Aufhänger für die komplette Serie zu benutzen und aus "Community" nur noch eine einzige Popkultur-Referenz zu machen, die vor lauter Persiflagen ihre Charaktere vergisst. Man darf gespannt sein, ob dies Guarascio und Port gelingen wird, doch bis dahin kann dieser Auftakt durchaus als gelungen betrachtet werden. Und es ist halt auch einfach zu schön, die Serie endlich wieder zurück zu haben.

Maria Gruber - myFanbase

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