Review: #3.09 Kickerkönige

"Community" macht es einem aber nun auch wirklich nicht leicht, sich irgendwie auf die baldige lange Pause einzustellen. Warum müssen die Episoden gerade auch alle noch so gut sein? Auch mit #3.09 Foosball and Noctural Vigilantism gelingt nun wieder eine auf ganzer Linie überzeugende Folge, wie schlimm wird man dann also erst nächste Woche den Abschiedschmerz empfinden? Wo doch ausgerechnet Weihnachten vor der Tür steht und gerade "Community" bisher immer diese traurig-schöne Stimmung zur festlichen Jahreszeit verbreitete. Ich befürchte, ich werde das nicht gut verkraften, also steht mir bitte seelisch-moralisch alle ein wenig bei.

Aber nun wirklich zur aktuellen Folge, die einen der bisher schwierigsten Charaktere in den Mittelpunkt rückt, nämlich Shirley und ihre komplizierte Beziehung zu Jeff. Dass die Autoren sich gerade mit Shirley oftmals etwas schwer tun und nicht so recht wissen, was man mit ihr über die gelegentlichen "That's nice!"-Momente hinaus anfangen soll, ist ja schon öfter aufgefallen. Umso toller finde ich es, dass man hier für sie so eine gelungene Paradeepisode entwickelt hat. Und ich hoffe, dass man nun merkt, wie viel sie gerade in Kombination mit Jeff hergibt. Da gibt es meiner Ansicht nach noch einige interessante Geschichten zu erzählen. Dass Jeff und Shirley als Kinder bereits aufeinander getroffen sind und sie sich, ohne etwas davon zu wissen, in ihrer Entwicklung gegenseitig enorm beeinflusst haben, ist natürlich nicht gerade eine neue Idee. Aber gerade bei diesen zwei Charakteren, die so eine dominante äußere Erscheinung zum Schutz ihres Inneren aufgebaut haben, passt das für mich einfach wunderbar. Dass in Shirley ein gehöriges Potential an Wut und Ärger schlummert, das für sie und ihre Umgebung richtig verletzend und gefährlich werden kann, wurde ja bereits öfters angedeutet, und dass ihr betont frommes und gesittetes Auftreten heute gerade daraus resultiert, dass sie den Ärger unter Kontrolle halten will, rundet diese Eigenschaften von ihr doch wirklich schön ab. Zumal Yvette Nicole Brown wirklich eine Naturgewalt sein kann, wenn sie einmal losgelassen wird.

Jeffs Seite der Dinge ist um einiges tragischer und die Enthüllung, dass er als Kind Zuflucht im Tischkickern gesucht hat, weil es ihm Selbstvertrauen gegeben hatte, passt sehr gut zur stetig fortschreitenden Erforschung von Jeffs wahren Gefühlen. Dass ausgerechnet Shirley ihm diese Zuflucht genommen hatte und dass er als Folge dessen seine zynische und distanzierte Fassade aufbaute, bringt die ganze Sache wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück, in äußerst gelungener Art und Weise wie ich finde. Und all dies ummalt von der Obsession der beiden rund ums Tischkickern, die in einer grandiosen Anime-Sequenz kulminiert, in der beide ihren emotionalen Durchbruch haben. Das ist "Community" pur und ich mag es, wie man mittlerweile diese stilbrechenden Elemente eher sporadisch und in kurzen Sequenzen einsetzt, anstatt auf das Motto "Wir müssen uns immer wieder selbst übertrumpfen" zu setzen.

Die zu diesem Handlungsstrang gehörenden europäischen Rüpel rund um Nick Kroll ("The League"), die natürlich wenn schon dann aus Deutschland kommen, waren aber doch trotz ihrer wenig treffenden Akzente (die uns nun mal am besten auffallen) einfach nur super witzig und genau die richtigen Gegner hier für Jeff und Shirley. Ich weiß dabei wirklich nicht, worüber ich mich mehr amüsiert habe, über die perfekt getroffene Umschreibung der berühmten "Schadenfreude": "I wish there was a word to describe the pleasure I feel at viewing misfortune" oder Jeffs Ärger über die sinnlose Demonstration von deren Fußballkünsten.

Auch die zweite Geschichte der Episode beruht auf einem typischen TV-Klischee. Annie, die ja nun bei Troy und Abed wohnt, zerbricht aus Versehen Abeds very special Edition von "The Dark Knight" und versucht dies alles zu vertuschen. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig darüber, ob die Tatsache das Troy sie gleich im ersten Moment darauf hinweist, dass es sich dabei um ein Sitcom-Klischee handelt, dies wieder wett macht. Schließlich hat "Community" ja den Anspruch, eben nicht nur alte ausgeleierte Pfade immer wieder neu zu betreten. Aber gerade weil Alison Brie hier mal wieder so richtig zeigen kann, was in ihr steckt (eines der vielen Highlights: ihre Christian-Bale-Imitation), und man eigentlich nichts gegen einen Plot sagen kann, der Abed endlich einmal wieder in ein Batman-Kostüm steckt, hab ich mich unterm Strich doch sehr über diesen Nebenplot amüsiert. Auch Troys etwas abgewandelte Rolle in dem Ganzen, sozusagen als Stimme der Vernunft, hat mir sehr gefallen, besonders seine Bemerkung darüber, dass Annie eigentlich dafür sorgen sollte, dass Troy und Abed nicht zu sehr abdrehen sollen.

Zumal nun auch nicht jeder Handlungsstrang dazu dienen muss, tiefere Hintergründe darin zu sehen (auch wenn ich gerade dies an "Community" sehr liebe), andererseits gibt es hier wieder einen kleinen Moment, in dem die Funken zwischen Annie und Abed sprühen, und wieder ist Abed kostümiert. Dies wird doch zu einer netten kleinen Anspielung, die bis zurück zu Abeds Don-Draper-Personifikation, über Annies verbalen Verführungsversuche innerhalb des Dungeon & Dragons-Spiels bis hin natürlich zum großen Han-Solo-Kuss während der Paintball-Schlacht führt. Keine Ahnung, ob dies wirklich etwas zu bedeuten hat, aber bemerkenswert ist es sicherlich.

Unterm Strich bietet #3.09 Foosball and Noctural Vigilantism also eine sehr gute Haupthandlung, die die Charaktere richtig gut beleuchtet und nebenher noch eine witzige Nebenhandlung. Darüber hinaus wird ein Gagfeuerwerk nach dem anderen angezündet, so kommt Britta beispielsweise nur vor dem Vorspann wirklich vor, hat mit ihrer Geschichte von der einäugigen Katze, der sie kein Monokel verpassen will, die Lacher voll auf ihrer Seite und auch die Details sind wieder bis zum Bersten gespickt mit Gags. Da sind Leonards You-Tube-Videos über Tiefkühlpizzas, mitsamt Vanity-Cards im Chuck-Lorre-Stil, und die vielen kleinen Dekorationsartikel im Apartment der Jungs oder der Tatsache, dass deren Vermieter gerade einen Porno-Parodie beruhend auf der Serie "Zurück in die Vergangenheit" schaut. Kurzum, man überzeugt mal wieder auf ganzer Linie.

Cindy Scholz - myFanbase

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