Review: #2.14 Fat Neil schlägt zurück

Keine Frage, mit #2.14 Advanced Dungeons & Dragons liefert "Community" eine der wahrscheinlich verrücktesten Folgen ab, die es bislang in der Geschichte der Serie gegeben hat. Wir sind als Zuschauer schon vieles von "Community" gewohnt und Episoden, die völlig aus dem Rahmen fallen, hat es schon einige gegeben (man denke an #1.23 Last Man Standing oder #2.11 Abed's Uncontrollable Christmas), doch nun präsentiert man uns erneut etwas noch nie Dagewesenes: "Community" spielt ein Fantasy-Rollenspiel und das ohne jegliche Spezialeffekte – stattdessen baut man gänzlich auf die Schauspielklasse des Casts, auf das ausgefeilte Drehbuch und eine intelligente Inszenierung, um Dungeons & Dragons am Greendale College wahrwerden zu lassen.

Alles beginnt mit Fat Neil, der aufgrund seiner Statur gemobbt wird und der – so erfahren wir im Verlauf der Folge – seinen ungünstigen Spitznamen dank Jeffs Achtlosigkeit erhalten hat. Jeff bekommt ein schlechtes Gewissen und kümmert sich um Neil, ja bringt sogar die ganze Lerngruppe dazu, dessen geliebtes Rollenspiel zu spielen. Was an dieser Prämisse so gut funktioniert – obwohl wir Fat Neil erst einmal gesehen haben –, ist zum einen ihre Zielgerichtheit, denn Fat Neil ist erstmal wirklich nur Mittel zum Zweck, um eine Entschuldigung für solch eine Ausnahmeepisode zu haben. Zum anderen ist es die erfrischend subtile Art, wie das Thema Mobbing angeschnitten wird – ohne großes Drama, sondern vielmehr mit gut platziertem Humor wird darauf aufmerksam gemacht, wie sehr Mobbing schaden kann und dass man sich derer annehmen sollte, die darunter leiden.

Als es dann tatsächlich zur Sache geht und das Rollenspiel beginnt, glänzt die Folge wie gewohnt mit hervorragenden Onelinern (Troy: "I attack them using my... additional notes."), durchgeknallten Ideen (Chang als dunkler Elf!) – und dem wie immer perfekten Gespür dafür, wie die Charaktere in dieser neuen Situation einzusetzen sind und handeln sollten. Kein anderer als Abed würde für die Rolle des Dungeon Masters infrage kommen, keine andere als Shirley würde damit anfangen, sich erstmal bei allen vorzustellen und keine andere als Britta würde bei einem Rollenspiel auf den Rechten der Goblins beharren. Es ist unwahrscheinlich witzig, den Protagonisten dabei zuzusehen, wie sie sich beim Rollenspielen versuchen und wie überraschend gut so manche darin sind (wie Annie aka Hector der Gutbestückte mit Abed aka Elfenjungfer um den Pegasus "verhandelt"... zum Schießen!). So agieren die Charaktere vielleicht sehr stereotypisch, aber sie tun das auf so witzige Art und Weise, dass dies nur positiv zur Episode beiträgt.

Eine Ausnahme gibt es hier jedoch und zwar Pierce. Nachdem er in der letzten Folge schon sein Fett wegbekommen hat und auf der Sympathieskala weit nach unten rutschte, instrumentalisiert man ihn diesmal so, dass er als Bösewicht der Geschichte auftauchen kann, und in dieser Rolle ist Pierce einfach nur ein Ekelpaket. Seine Verhaltensweisen werden so reduziert, dass er wirklich nur noch als eindimensionaler Antagonist fungiert und jeglicher Rest an Komplexität, den die Figur in Staffel 1 noch aufgebaut hat, zunichte gemacht wird. Was man nun mit Pierce anstellen wird, ist fraglich – wird er endgültig aus der Lerngruppe rausgeschmissen oder schafft man es noch, ihn zu bekehren?

Doch abgesehen von diesem charakterlichen Negativaspekt macht die Folge vor allem eines: Spaß! Egal, ob man eingefleischter Rollenspielfan ist oder das noch nie gemacht hat, Stammregisseur Joe Russo erweist sich wirklich als Meister seines Fachs und schafft es mit ganz einfachen, aber wirksamen Mitteln, eine Fantasywelt aufleben zu lassen, die sich eigentlich nur im Kopf des Zuschauers abspielt. Seien es dunkle Waldwege, fliegende Pfeile oder eben ein nackter Mann auf einem Drachen, als Zuschauer hat man all diese Dinge vor Augen, obwohl man sie gar nicht sieht. Dies ist natürlich auch dem herausragenden Ensemble und dem wunderbaren Drehbuch zu verdanken, die aus #2.14 Advanced Dungeons & Dragons eine enorm lustige und innovative Folge machen. Bravo!

Maria Gruber - myFanbase

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