Bewertung

Review: #4.04 Chuck gegen den Staatsstreich

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Ryan McPartlin
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Eine Episode über eine Situation, die auf den ersten Blick wie ein Heiratsantrag wirkt und die (serien)typische unangenehme Stimmung danach, gespickt mit Dialogen wie "Even so I wasn't proposing, I'd liked to know, that thinking I might have been was you know, good news or horrible news?" und "Would you have been happy, if she said accidentally yes to your accidental proposal?" hat bei mir schon einmal mit schlechten Vorrausetzungen zu kämpfen. Wenn dies dann auch noch die zweite Episode in Folge ist, die zu einem großen Teil auf Chuck und Sarah fokussiert ist und dabei irgendwelche übertriebenen Bindungsängste thematisiert, muss ich leider sagen, hat man meine Schmerzgrenze für dieses Thema leider erreicht. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Chuck und Sarah und die beiden sind ein großer Teil dessen, was ich an der Serie so mag, aber "Chuck" ist nun mal kein Beziehungsdrama sondern eine Agentencomedy und der Anteil an Pärchenstress nimmt langsam Überhand. Zumal die Probleme so albern sind und für mich ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehbar. Dass Chuck und Sarah jetzt schon übers Heiraten reden müssen, ist genauso schwachsinnig (zumindest zum jetzigen Zeitpunkt) wie ihr "Problemchen" bezüglich der Frage, ob, wann und wie viele Kinder sie mal bekommen werden. Dass ich außerdem immer wieder genervt bin von der neuen Mode, der inflationär um sich greifenden Bindungsängste bei Mann und Frau im TV (ehrlich, hat heutzutage wirklich jeder Mensch/Mann ab Mitte 20 einen automatischen Panikknopf im Knopf, sollte es in eine ernste Beziehung gehen? Bin ich da so anders als alle Anderen, oder will uns das Fernsehen das nur suggerieren?), macht die Sache nun auch nicht gerade besser.

Zusätzlich zur überflüssigen Beziehungspanik bei den Bartwoskis durchleben auch Ellie und Awesome, ebenso wie Morgan ähnliche Dilemmas. Außerdem fließen die Probleme des Generalissimos von Costa Gravas und seiner Angetrauten ein, so dass am Ende der Episode der nächste Atomschlag auf die USA durch eine Paartherapie von Chuck bei den Generalissimos verhindert wird. Ooookaaaayyy, mit dem Realismus bei den Agentenplots hat man es noch nie so genau genommen, aber die Tatsache, dass das Thema Langzeitbeziehungen unter den Herausforderungen des Alltags dann auch noch zur Lösung des Nukleardilemmas führt, konnte dieses Mal nur ein genervtes Augendrehen bei mir hervorrufen. Aber erst einmal genug der Meckerei, es macht ja auch keinen Spaß, immer nur zu nölen, schauen wir mal, was #4.04 Chuck Versus the Coup D'Etat auf der anderen Seite der Medaille zu bieten hat.

Da wäre natürlich das Wiedersehen mit dem Generalissimo, der damit verbundenen Over-the-Top-Darstellung von Armand Assante, aber besonders dessen Zusammenspiel mit dem Engel des Todes, John Casey. Darüber konnte man wieder einmal viel lachen und Casey sorgte in jeder Sekunde, die er zu sehen war, für Spaß beim Zuschauer. Ich wünsche mir jedenfalls für die Zukunft wesentlich mehr Casey, vielleicht auch wieder mal eine Mission im Zusammenspiel mit Morgan und schon könnte man mich wieder voll auf die Seite der Serie ziehen. Hier bekommt man wenigstens schon einen ersten Eindruck, wie Casey auf eine Beziehung zwischen Morgan und seiner Tochter reagieren würde, und natürlich die zarte Annäherung der beiden Turteltauben. Schade zwar, dass Morgan und Alex bis dato eher off-screen interagiert haben, aber schön, dass sie nun mit ein wenig Hilfe von Big Mike zusammen sind.

Richtig gut gefallen hat mir auch Captain Awesome und seine herrliche Freude über die ihm gewidmete Statue. Ein bisschen schade fand ich es zwar, dass man hier keinen Seitenhieb auf die Jayne Cobb-Statue aus Adam Baldwins "Firefly" eingebaut hat, aber man kann ja nicht alles haben. Ellie und Devon waren jedenfalls Highlights der Folge und besonders positiv überrascht war ich davon, dass Ellie endlich einmal Chucks Agentenleben mit anderen Augen gesehen hat. Es war eine Erleichterung, dass Chuck am Ende wenigstens ein wenig mit der Wahrheit über die Suche nach ihrer Mutter herausgerückt ist, auch wenn es mich im gleichen Augenblick schier wahnsinnig gemacht hat, dass Ellie aus ihrem Stolz auf Chucks offensichtliche Begabung als Spion nur wieder den Schluss gezogen hat, er solle diese Begabung an den Nagel hängen.

So sehr ich Ellie auch mag (was wohl auch an der wahnsinnig sympathischen Sarah Lancaster liegt), so ist sie in meinen Augen aber der am schlechtesten ausgearbeitete Hauptcharakter der Serie. Seit nunmehr dreieinhalb Staffeln hat sie sich nicht über die überfürsorgliche Schwester hinaus entwickelt. Zum Beginn der Serie, als Chuck noch der schusselige Computernerd war, hatte dies ja durchaus seine Berechtigung, aber in der Zwischenzeit hat der sich nun mal weiterentwickelt und eben auch viel aus seinen natürlichen Talenten und Begabungen gemacht, und Ellie hält ihn mit ihrer Gluckenaura mittlerweile nur noch davon ab, nach vorne zu kommen. Eine Tatsache, die ironischerweise im vollen Widerspruch zu dem steht, was sie für ihren Bruder eigentlich erträumt. Ich halte es immer noch für einen großen Fehler, dass man mit dem Beginn der vierten Staffel wieder zur Geheimniskrämerei zwischen den Geschwistern zurückgekehrt ist. Ich hoffe nun einfach darauf, dass es wenigstens nicht mehr ewig so weiter geht und man erkennt, dass diese Heimlichtuerei der Beziehung der Geschwister und ganz besonders dem Charakter Ellie enorm schadet.

Unterm Strich bleibt also die leider zweite Episode in Folge, in der es mehr zu meckern als zu lachen gibt. Es wird Zeit, dass man bald das Ruder herumreißt, weniger Beziehungsparanoia bei Chuck und Sarah, endlich wieder mehr Agentenaction für Casey und Morgan, und eine Lösung für das Ellie-Problem, dann könnte sich die Serie ganz schnell wieder aus diesem momentanen Tief herausbefördern. Hoffen wir, dass man sich dessen bewusst ist und nicht weiterhin so auf der Stelle tritt.

Cindy Scholz - myFanbase

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