Der Feind im eigenen Bett - Review Staffel 3

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Nach den sehr überzeugenden ersten beiden Staffeln, hat man ab Staffel 3 Änderungen verstärkt mit eingebracht. Das sich bewährte "Dämonen-der-Woche"-Prinzip muss nun mehr einem, durch die Staffel geführten, roten Storyfaden weichen. Doch diese Zellenkur kommt gerade rechtzeitig, bevor sich das bislang bewährte Muster abnutzen konnte. Dazu bin ich ein großer Fan von episodenübergreifenden Handlungen, was sich nun zum ersten Mal auch verstärkt in den Mysterie-(Dämonen)-Bereich der Serie ausweitet. Im Bezug auf die Beziehungen der Schwestern, und teilweise auch schon in den Bösewichte-Handlungen, kamen episodenübergreifende Storys durchaus in Staffel 1 und 2 bereits vor. In Staffel 3 kann man sagen, ist die Serie nun endgültig erwachsen geworden und an einem Punkt angekommen, der sich qualitativ besonders als hervorragend erweisen sollte.

Die wichtigste Änderung, die Auffälligkeit von Staffel 3 überhaupt, ist die Einführung des charismatischen, charmanten und auch sehr geheimnisvollen, vielschichtigen Charakters des Cole. Von Julian McMahon wird dieser super gekonnt getragen und mit ihm als Verkörperung dieser Rolle, erlebt "Charmed - Zauberhafte Hexen" einen großen und interessanten weiteren Schritt in ihrer Geschichte. Durch ihn wird nicht nur die große, spannende "Freund oder Feind?"-Frage verstärkt aufgeworfen, nein, auch das sich in "Romeo und Julia" sehr bewährte Prinzip à la "Der Feind im eigenen Bett" kann zu vielen mitreißenden, emotionalen und spannenden Szenarien sorgen, die dieser Staffel sehr viel Antrieb verleihen. Phoebe wird in der Hauptstory ein ganz wichtiger Bestandteil, da Piper eh schon genug mit der weiteren Beziehungsentwicklung rund um Leo um die Ohren hat. Prue dagegen war schon in Staffel 1 in den großen Handlungsbogen involviert, sodass es mit Phoebe nun ganz passend umgesetzt ist. Dennoch wird es einem bestimmt auch nicht um Prue oder Piper langweilig werden, da auch für diese beiden Charaktere gute Storyweiterführungen gefunden und umgesetzt wurden.

Wenn sich die Bemühungen in der Liebe endlich bezahlt machen

Foto: Holly Marie Combs & Brian Krause, Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Holly Marie Combs & Brian Krause, Charmed
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Bewährungen

Zugegeben, von Beginn weg der Serie, hat man es Piper und Leo als Paar, ungemein schwer gemacht sich zu festigen. Erst das große Geheimnis rund um Leos Identität, später der Nachbar Dan, der sich kurzzeitig an Piper ranmachen konnte. Jetzt war man an den Punkt angekommen, wo man die beiden einfach glücklich miteinander sehen wollte. Doch die Autoren, wissen ganz genau, dass das storytechnisch einfach ziemlich öde wäre. Ein neuer Keil zwischen den beiden wurde gesucht und auch gefunden. Und diesmal ist es der Ältestenrat höchstpersönlich, die Bosse aller Macht des Guten und von Leo, die ihn nicht an der Seite von Piper sehen wollen. Zurückzuführen auf ein gescheitertes Verhältnis von Patty und Sam von einst. Dazu die Angst, dass die "Arbeit" der beiden, durch die Liebe blockiert werden würde. Man sollte meinen, der Ältestenrat ist einfach nur weise und über alles und jeden erhaben. Dann wüssten sie wohl auch, dass Liebe Menschen als Paar doch nur stärken kann. Deswegen macht es die Nachvollziehbarkeit, bezüglich der Gedankengänge der Ältesten ungemein schwierig. Sie werden automatisch zum Antagonisten in der Story von Piper und Leo und das macht die Situation umso dynamischer.

Man guckt gespannt zu, ob ein Weg gefunden werden kann, doch ab dem Staffelauftakt geht es im weiteren Verlauf sehr dramatisch zu. Ich fühlte richtig intensiv mit Piper mit, als ihr Leo nach dem Trick mit der Scheinhochzeit weggenommen wird und konnte sie gleich verstehen, ihre Berufung aufgeben zu wollen, wenn man ihr hierzu nicht entgegenkommen würde. Auch Leo auf der anderen Seite weckt in einem sein Mitgefühl. Brian Krause spielt den verzweifelten Wächter des Lichts toll. Auch Holly Marie Combs ist als Schauspielerin in dramatischen Momenten genauso gut geeignet, wie auch auf der komödiantischen Seite, was immer wieder erwähnt werden darf. Und man bekommt es gut hin, da ein ausgewogenes Verhältnis auch in Staffel 3 zur Schau zu stellen. Der Gipfel bezüglich der Bewährungszeit wird ja in #3.11 Gegen alle Regeln erlangt, als die Wächterin des Lichts-Kollegin Natalie, die mächtigen Drei kritisiert, unter ihre Fittiche nimmt und noch dazu die Bombe platzen lässt, dem Ältestenrat ein Urteil zur Piper und Leo-Situation abgeben zu müssen. So sympathisch wirkt Natalie zudem nicht, sodass man durchaus bangen kann. Tatsächlich schaffte man es bis zur elften Folge, den Handlungsstrang spannend zu halten und hoffte auf endliche Entspannung im Liebesglück der beiden. Wobei Liebesglück bei all dem Drama dann auch etwas ironisch klingt.

Verdienter Erfolg

In der erwähnten elften Episode konnte man sich dann groß freuen, als Fan von Piper und Leo, dass endlich dem verdienten Glück der beiden kein weiteres Bein mehr gestellt wurde. Aber hier musste ich dann im weiteren Verlauf schmunzeln, da es sich die Halliwell-Familie diesbezüglich selbst schwer genug machen kann. Sowohl Victors Eifersucht wird geschickt mit eingebracht in #3.14 Stadt der Geister, wie auch Prues Egoprobleme, deren Astral-Ich sich zur Rebellin in #3.15 Trauung mit Hindernissen entwickelt. Zudem Pipers Neigung zur Überreaktion in Sachen Gereiztheit und natürlich Phoebes sture Haltung was Cole betrifft. Manchmal gewinnt man den Eindruck der Halliwells, dass der Haussegen ganz massiv schief hängt und besonders dann, wenn ein Großereignis ansteht. Na immerhin gibt's ein vorläufiges und verdientes Happy-End, bei dem sogar in rührender Weise Mutter Patty und Oma Penny teilhaben dürfen. Bis zum Staffelende erleben wir, dass sich Leo und seine Piper prima ergänzen, sich gegenseitig stärken, wenn wir mal kleinere Zankereien außen vor lassen. Oder Piper mal nicht ganz verbissen die perfekte Ehefrau mimen will oder mit der Kräfteerweiterung zu kämpfen hat. Schon jetzt steht fest, dass Piper und Leo an dieser Stelle, das große Serienpaar in "Charmed" darstellen, wobei sie ja nun Konkurrenz aus den eigenen Reihen erhalten haben.

Haarscharf am Tod vorbei

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Charmed
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Niemand geringeres als die kleine Phoebe hat ihr ganz großes Los in der Liebe gefunden. Doch wie es sich mit Cole arrangiert und welche Auswirkungen das Zusammenkommen von Phoebe und Cole auf die gesamte Familie hat, darauf sollte nun in Staffel 3 besonders das Augenmerk geworfen werden. Irrsinnig spannend wird der große Bösewicht der Staffel, der von der Triade gesandt wurde, um endlich die Hexen aufzuhalten, in die emotionale Situation mit Phoebe verstrickt, was einen als Zuschauer durchaus fordert. Irgendwie vermutet man zwar, dass keiner der Hauptcharaktere, also die Schwestern, sterben würden. Aber gefährlich sieht man die Lage durchaus an, da eben auch die besagte Triade ihre Finger im Spiel hat. Und Cole, dessen dämonische Hälfte sich im Verlauf als Balthasar entpuppt, also ein halber Dämon darstellt, hat eine Raffinesse auf Lager, die es ihm gleich mehrfach möglich machen würde, die Hexen zu töten. Diesmal wirkt die Machtinszenierung auf der guten Seite wie ein Spielball der bösen gegenüber. Wenn da nicht das große Wort mit L wäre, welches alle Pläne völlig über Board wirft, auf beiden Seiten für viel Wirbel sorgt und letztendlich ein süßes Paar hervorbringt - nämlich Cole und Phoebe.

Zum zweiten Teil der Review zur dritten Staffel von "Charmed"

Samuel W. - myFanbase

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