Blood, Meth and Tears
Die besten Antagonisten

Im fünften Teil unserer Abschiedskolumne zu "Breaking Bad" widmen wir uns den Figuren, die Walter im Weg standen und ihn herausgefordert, geprüft oder bedroht haben. Unsere Redakteure picken die Antagonisten aus fünf Staffeln heraus, die sie persönlich am bedeutendsten fanden. Achtung: Spoiler!
Melanie Wolff meint:
Hank Schrader
Trotz eines Drogenfahnders in der Familie eine Karriere im Drogengeschäft einzuschlagen, ist schon eine riskante Sache. Dennoch gelang es Walter über die Monate hinweg gut, seinen Mythos Heisenberg aufzubauen und nach außen hin den Schein des armen, krebskranken Familienvaters zu mimen. Wirkte Hank zu Beginn manchmal noch recht unbeholfen im Kampf gegen die Drogenszene, so muss man ihm doch zu gute Halten, dass er über all die Zeit niemals aufgegeben hat, das Geheimnis um Heisenberg und das blaue Methamphetamin zu lüften. Und seine Hartnäckigkeit sollte sich auszahlen. Schritt für Schritt kam er Walter immer näher und ließ sich am Ende auch nicht durch eine schwere Verletzung davon aufhalten, weiter zu ermitteln. Als er dann erkannte, wer sich hinter dem großen Heisenberg verbarg, avancierte er zum gefährlichsten Gegner für Walter, denn Walter wusste, dass sein Schwager niemals ruhen würde, bis er ihm das Handwerk gelegt hat. Und das tut er auch mit einer solchen Leidenschaft, dass dem Zuschauer klar wird, wie sehr es ihn auffrisst, dass er seinem eigenen Schwager auf den Leim gegangen ist. Diese Wut, seine Enttäuschung und die Hartnäckigkeit, mit der Hank vorgeht, bringen Walter an eine Grenze, an der er am Ende kapitulieren muss und einsehen muss, dass er alles verloren hat, was ihm wichtig war.
Gus Fring
Der smarte Geschäftsmann mit der schier unglaublichen, fast schon stoischen Ruhe avanciert binnen zwei Staffeln zum gefährlichsten Gegner, mit dem Walter und Jesse es zu tun haben. Seine Skrupellosigkeit und seine Grausamkeit entfalten sich dabei nur langsam. Zunächst erlebt der Zuschauer Gus lediglich Strippenzieher im Hintergrund, ehe mehr und mehr klar wird, welch ein Imperium er sich aufgebaut hat und mit welcher Vehemenz er dieses verteidigt. Er hat seine Gefolgschaft stets unter Kontrolle und gerät genau deswegen mit Walter immer wieder aneinander, weil dieser sich eben nicht unterordnen will und seine ganz eigenen Vorstellungen davon hat, wie das Geschäft aufzuziehen sein sollte. Immer wieder mischt er sich in Gus' Angelegenheiten ein und bringt sich so mehr und mehr in die Schusslinie, bis er erkennt, dass er zu weit gegangen ist und Gus töten muss, wenn er selbst am Leben bleiben will. Dabei zuszusehen, wie Walter sich gegen den schier allmächtigen Gus mit seinen endlosen Ressourcen und bedingungslos gehorsamen Gefolgsleuten, zu stemmen versucht, ist unglaublich spannend inszeniert und gipfelt in einer mächtigen Explosion am Ende, das für Walter White das bessere Ende hat.
Walter White
Der größte Gegner, mit dem es Walter wohl zu tun hatte, war er selbst. Sein Ego, das einfach nicht genug bekommen konnte und das ihn dazu getrieben hat, Grenzen zu überschreiten, die er vor seiner kriminellen Karriere wohl niemals überschritten hätte. Der Mord an Krazy-8 war der erste Schritt in einen Strudel aus Verrat und Gewalt, der darin gipfelte, dass er nicht nur für den Tod etlicher Menschen sorgte, sondern auch seine Familie in den Ruin trieb und immer mehr von ihm entfernte. Auf dem Weg dorthin hat er Stück für Stück sich selbst verloren und war zu einem skrupellosen Menschen mutiert, dem es nur noch darum ging, das zu bekommen, was er er sich selbst in den Kopf gesetzt hatte. Dass er damit sich selbst jedoch von einer aussichtslosen Situation in die nächste katapultierte, aus der es kein Entrinnen mehr geben konnte, das war ihm bis zuletzt nicht wirklich klar. Am Ende wurde Walter White durch seine eigenen Fehlentscheidungen zu seinem letzten Opfer und starb dort, wo er all das ins Rollen gebracht hatte – in einem portablen Methlabor, das zwischenzeitlich sein Zuhause wurde und das ihn von Walter White zu Heisenberg hatte mutieren lassen.
Nicole Oebel meint:
Skyler White
Die große Antagonistin in den ersten drei Staffeln ist für mich Skyler. Sie bedroht zwar niemandes Leben, aber sie tut etwas viel Schlimmeres. Sie macht Walter das Leben schwer, während er genauso wie der Zuschauer anfängt, Spaß an seiner neuen Tätigkeit zu finden. Walter wird zum Westernheld, der sich der Gefahr stellt und immer cooler wird, während Skyler zuhause das biedere Leben weiterführt und für ihren Mann nichts anderes als Vorwürfe, Vorschriften, Verbote und Ultimaten parat hat. Dass sie damit moralisch gesehen auf der richtigen Seite steht, ist man als Zuschauer allzu geneigt, unter den Teppich zu kehren, da man das Geschehen nunmal aus der Sicht des vermeintlichen Helden sieht, der wieder und wieder aus den brenzligsten Situationen als Sieger hervorgeht, sein Leben riskiert und dabei richtig badass ist. Skyler weiß von alldem nichts, aber nichtmal das hält man ihr zugute. Schließlich redet man sich in etwa genau so sehr ein wie Walter sich selbst, dass er doch alles für die Familie tut und dafür schließlich mal ein bisschen Anerkennung verdient hätte. Stattdessen raucht Skyler während ihrer Schwangerschaft und geht Walter sogar fremd. Durch Skyler als Antagonistin erhält Walter als Protagonist unwahrscheinlich viele Sympathiepunkte und es ist der phantastischen Charakter- und Storyentwicklung gezollt, dass man wahrscheinlich kaum einen zweiten Antagonisten finden wird, den man so leidenschaftlich dafür hassen kann, dass er einem mordenden, drogenherstellenden Lügner das Leben so schwermacht.
Gretchen und Elliott Schwartz
Die ultimativen Antagonisten für Walter sind im Grunde Gretchen und Elliott Schwartz. Sie sind der lebende Beweis dafür, dass Walter ein herausragender Wissenschaftler ist, der zu Großem bestimmt hätte sein können, aber aus Gründen, die tief in seiner Persönlichkeit verankert sind, es nicht geschafft hat. Walter stand sowohl Gretchen als auch Elliott in jungen Jahren sehr nah, entfernte aber beide aus seinem Leben und ließ dabei auch seine umfassende Forschungsarbeit zurück. Gretchen und Elliott machten aus der Firma, die Walt und Elliott gegründet hatten, ein milliardenschweres Unternehmen und Walter lebte fortan in dem Glauben, dass die beiden seine Forschung gestohlen und sich daran bereichert haben. Er wirft Gretchen 25 Jahre später vor, sein Leben ruiniert zu haben. Für seinen Minderwertigkeitkomplex gibt er den beiden die Schuld und eben dieser Komplex treibt ihn zu neuen Ufern der Selbstbestätigung - in die Meth-Herstellung, also kann man sagen, in Walters Augen war das Handeln der beiden die Ursache und die Krebsdiagnose der Anlass für Walters 180°-Wendung. Und sie bleiben mit ihrem Mitleid und ihrer ach-so-großen Empörung über Walters Verhalten so sehr ein Stachel in seinem Fleisch, dass er sie am Ende seines Weges dazu verdonnert, sein Geld zu waschen. Denn obwohl er sich mittlerweile eingestanden hat, dass er seinen Tanz am Abgrund genossen hat, ist er trotzdem noch der Überzeugung, dass die beiden etwas an ihm gutzumachen haben.
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr


28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr