Bewertung

Review: #1.22 Wiedergeboren

Auch drei Episoden vor dem Staffelfinale wird der Zuschauer mit einer Fall-der-Woche-Episode abgespeist. Während das Thema durchaus interessant ist, war die Umsetzung dieses Mal eher enttäuschend.

Rächer post mortem

Was passiert eigentlich mit der Seele eines Menschen, nachdem der Körper vergangen ist? Inzwischen gibt es ganze Serien, die sich nur damit beschäftigen. Die Akte-X-Folge gibt sich da recht bodenständig und setzt die Thematik als singuläres Phänomen ein. Die Seele schwirrt noch in der Gegend herum, ergreift sich bei Bedarf den Körper eines kleinen Mädchens und will damit für Gerechtigkeit sorgen. Der Ansatz ist definitiv nett und eine Vielzahl von Szenen wurden hochdramatisiert und spannend umgesetzt, nur hat der Grundaufbau für mich doch irgendwie verhindert, dass mich die Episode irgendwie packen konnte. Zu früh war klar, wie die Mordfälle zustande kamen. Zu unbeteiligt war man mit den Charakteren, als dass man den ursprünglichen Kriminalfall auch unbedingt aufklären wollte. Insofern war nach zehn Minuten die Luft bereits raus. Mulder wusste schon, was passiert ist, der Zuschauer ebenso. Das Warum war nicht relevant und so blieb für die ganze Episode eigentlich nur eine Frage. Wieso konnte Mulder niemanden überzeugen? Die Fakten lagen alle auf dem Tisch. Die Puppe, das Origami, die Personenbeschreibung des Mädchens. Dass jemand eine solch abenteuerliche Geschichte nicht gleich glauben will, kann ich natürlich verstehen. Dass aber selbst Scully lange überhaupt nichts davon hält, ist schon seltsam. Hat da die Androhung von Skinner aus der letzten Episode doch so viel ausgemacht, dass sie Mulders Theorie aus Prinzip erst mal rigoros anzweifelt? Mir passte das jedenfalls gar nicht, sodass ich das Gefühl hatte, die ganze Zeit im Kreise zu laufen. Immerhin hat man sich da wahrscheinlich wie Mulder selbst gefühlt, was es aber auch nicht viel besser macht. Da außerdem in dieser Episode der Humor deutlich zu kurz kam, gibt es keinerlei Argumente, warum man sich diese Episode erneut anschauen sollte. Einzig das Mädchen wusste mit ihrer beängstigenden Mimik zu begeistern. Das Gesicht derart verziehen zu können, ist hoffentlich einfach nur genial gespielt und keine Veranlagung. Wie auch immer muss man dem Casting-Team hier ein Lob aussprechen. Und Maggie Wheeler, mir besser bekannt als Janice aus "Friends", mal in einer ganz anderen Rolle zu sehen, war auch immerhin mal ganz nett, insofern waren diese 40 Minuten dann keine volle Zeitverschwendung.

Offene Fragen

So ganz hat die Episode auch einfach nicht zusammen gepasst. Zu viele Fragen stehen im Raum. Wieso ist es dieses Mädchen geworden, das von dem verstorbenen Polizisten heimgesucht wurde? Gleichzeitiger Todes- und Geburtszeitpunkt sind natürlich eine sinnvolle Begründung, aber das ein oder andere Beweismaterial machte nicht den Eindruck, dass die Seele an das Mädchen gebunden war. Also hätte es doch auch andere Möglichkeiten geben können. Ebenso fragt man sich, warum genau die Bremse des Busses nicht funktionierte? Soll man das einfach als übersinnlichen Nebeneffekt hinnehmen, der keine wirkliche Erklärung benötigt? Das ist durchaus schade, denn es gibt genügend Möglichkeiten auch so was zu begründen. Mal ganz davon abgesehen, dass es seltsam ist, dass das Mädchen als einzige noch in dem Bus sitzt. Es gibt viele Ecken und Kanten, die dieser Episode einfach den Schwung nehmen, was andere Stand-Alone-Episoden der ersten Staffel deutlich besser gemacht haben. Man hat fast das Gefühl, dass hier sehr nachlässig gearbeitet wurde. Wenn das daran liegt, dass man mit den Gedanken schon bei einem grandiosen Staffelfinale war, nehme ich das gerne in Kauf. Ansonsten sollte man diese Episode schnell wieder vergessen, zumal auch für die Gesamthandlung nicht mal ansatzweise etwas getan hat.

Fazit

Über einen inhaltlich guten Ansatz und die Standardeffekte, die die Serie schon viel besser einzusetzen wusste, kommt diese Episode nicht hinaus. Daher ist sie als schwächste der Staffel anzusehen. Schade!

Emil Groth – myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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