Bewertung

Review: #4.01 Rückkehrer und Rächer

Mit einem regelrechten Informationsoverkill geht es rasant in die vierte Staffel. Dabei stellt sich fast die Frage, ob man diese Folge überhaupt als eine Episode betrachten kann, oder ob sie eher als großer Rundumschlag gesehen werden muss, damit es ab der nächsten Folge losgehen kann.

Sara lebt

Es war schon merkwürdig als zu Beginn der Episode bei den Schauspielern plötzlich der Name Sarah Wayne Callies aufgetaucht ist und man sich erinnerte, dass dies doch die Darstellerin der Sara war, deren Kopf die gesamte dritte Staffel bestimmte. Doch heutzutage ist man in einer Serie eben nicht so einfach totzukriegen. Der Kopf war eine Fälschung, weil Sara flüchten konnte, was Michael nicht erfahren durfte. Weil seine Forderung, mit Sara zu sprechen, so aber auch nicht mehr erfüllt werden konnte, musste man ihren Tod inszenieren. Ehrlich gesagt ist diese Wendung mal gar nicht völlig an den Haaren herbei gezogen. Ich fand es damals schon merkwürdig, dass man sie getötet hatte. Dass dem gar nicht so war, gefällt mir im Nachhinein richtig. Allerdings ist es zuhöchst seltsam, dass es Sara nicht möglich war, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Sie hätte doch wissen müssen, wie wichtig das ist.

Rache

Aus Michaels Rache ist damit doch nichts geworden. Er hatte Gretchen aufgespürt, hatte sie erneut im Visier und er hat es wieder nicht fertig gebracht sie zu töten, weil sie ihm plötzlich eine neue Wahrheit auftischte. Welch ein Wechselbad der Gefühle muss der arme Junge durchleben. Als er dann Sara endlich wieder bei sich hat, ist aber auch klar, dass damit noch lange nicht alles vorbei ist. Die Company ist ihnen nach wie vor auf der Spur und wird sie nie in Ruhe lassen. Für all das, was in den ersten drei Staffeln passiert ist, heißt es also nun Rache an der Company nehmen. Dazu haben sich über viele Wege alle Protagonisten versammelt, um zum vernichtenden Gegenschlag auszuholen. Das sind jetzt doch mal ganz klare Verhältnisse. Neben der Hoffnung aller auf ein normales Leben, wollen Lincoln und Michael natürlich ihren Vater rächen, Mahone, der mir richtig leid tut, muss mit dem Ableben seiner Familie klar kommen und hat vielleicht fast das größte Racheanliegen. Inwieweit eine durchaus verstörte Sara, Heulsuse Bellick und der sprunghafte Sucre eine wirkliche Bereicherung für das Team sind, wird sich zeigen. Ich bekomme endlich mein Traumduo Alexander und Michael, kurz AlMi, und das macht durchaus Vorfreude auf diese Staffel. Bleibt nur noch eine Figur, die sich an Michael rächen will und das wichtige Vogelbuch besitzt: T-Bag wird sicherlich wieder zwischen allen stehen und seine Interessen verfolgen. Das funktionierte bisher immer blendend und kann auch weiter funktionieren.

Schlag auf Schlag

Nachdem die dritte Staffel vor allem dadurch aufgefallen ist, dass es häufig überhaupt nicht vorwärts ging, wurde man in dieser Episode regelrecht mit Informationen überhäuft. Wenn es nicht zwischendurch ein paar längere Szenen gegeben hätte, es wäre nicht aufgefallen, wo das "Was bisher geschah" aufgehört hat und die eigentliche Folge begann. Hat man hier etwa alle Ideen aus der durch den Streik verkürzten dritten Staffel in eine Episode gesteckt? Mir kam es eher vor wie das große Aufräumen. So, wie "Prison Break" sich zuletzt präsentierte, war es einfach nicht mehr gut. Es musste also ein Rundumschlag her, der schnell die Voraussetzungen schafft, damit man in Staffel vier einen Neuanfang starten kann und dies kann man durchaus als gelungen bezeichnen, auch wenn man erneut nicht ums Zudrücken der Augen kommt.

Packend war es auf jeden Fall, denn plötzlich geschah alles ganz schnell, ohne Hin und Her, ganz direkt. Sona ist abgebrannt (wäre Michael doch nur auf diese Idee gekommen), Bellick und Sucre sind schnell illegal über die Grenze gefahren, wurden von Mama Bellick abgeholt und wurden in den USA gefangen genommen. Zwei Minuten und fertig. Früher hätte man mindestens drei Episoden aus der Geschichte rausgeholt, weil die Flucht dann doch erstmal geglückt wäre. T-Bag hat sich erstmal in Panama mit seiner Geliebten vergnügt, will dann Michael suchen und wird von seinen Fahrern überfallen, weil er das Geld zu deutlich aus seinem Sack hängen ließ.

Die Company war auch fleißig. Whistler wurde mal eben erschossen, weil er doch tatsächlich so dreist war, gegen sie zu arbeiten. Auch Gretchen sollte bezahlen, doch da man ihren Tod nicht gesehen hat, kann man fast davon ausgehen, dass sie dann doch mit Geld bezahlt hat und nicht mit ihrem Leben. Das hoffe ich auch inständig, weil man beim Rundumschlag ruhig auch die positiven Dinge einer insgesamt schlechten Staffel behalten sollte, und Gretchen gehört in diese Kategorie. Dass auch Mahones Familie platt gemacht wurde, fand ich doch extrem hart und mir erschließt sich nicht ganz der Sinn dahinter, denn jetzt haben sie erst recht einen weiteren, sehr gefährlichen Gegner. Ein Kidnapping wäre wohl eine bessere Lösung gewesen. Aber so sind eben auch diese Fronten glasklar.

Lincoln hatte man natürlich auch wieder aufgespürt. Er rettet seinen Sohn und Sofia, die sich in Sicherheit bringen und nun wohl erstmal aus dem Geschehen raus sind (oder demnächst entführt werden), muss sich aber der Polizei stellen. Michael wurde auch erschreckend einfach gefangen genommen, aber er bekommt sofort die Möglichkeit, seine Freiheit zu erarbeiten. Warum jetzt? Michaels Frage ist mehr als berechtigt, denn plötzlich hat jemand Einfluss, um alle Protagonisten zusammen zu holen und ihnen die Freiheit anzubieten, wenn sie die Company vernichten. Die Erklärung ist nicht völlig zufrieden stellend, aber die Grundlagen sind letztlich geschaffen.

So oder so ähnlich muss wohl auch der Amtsantritt von Barack Obama ausgesehen habe. Das, das und das muss schnell in die Wege geleitet werden und folgende Dinge müssen rückgängig gemacht werden. Zu letzterem gehören: Sona ist weg. Sara ist wieder da. Michaels Tattoo wurde mal eben gelöscht. Cool wie er ist, macht er es ohne Narkose. Es dauert genau einen Tag. Wenn etwas lächerlich ist, dann diese Szene. Das übertrifft wirklich alles. Oder spielt "Prison Break" in der Zukunft, wo es solche Techniken schon gibt. Naja, Hauptsache, man kann Michael jetzt wieder oben ohne zeigen, ohne dass Mr. Miller sechs Stunden in der Maske verbringen muss. 'Alles für die Quote' war also auch das Motto dieser Folge.

Scylla

Das zentrale Thema der Staffel wird also der/die/das Scylla sein, eine Liste, die alle wichtigen Daten über die Company enthält. Sie muss nun aber zunächst gefunden werden, damit man dann in das unbekannte Hauptquartier der Company einbrechen kann, um der/die/das Scylla dann auch lesen zu können. Warum diese Liste aber in fremde Hände gefallen ist, bleibt ungeklärt. Dafür ist die Ausrichtung der Staffel aber klar. Sechs ziehen durch die Gegend und kämpfen gegen die Company, um ihr Leben zurück zu bekommen oder selbiges zu lassen. Sekt oder Selters. Immerhin darf man wohl erwarten, dass das Ende ein Ende ist und die Serie ihren Abschluss findet. Ein weiterer Hoffnungsschimmer. Man kann es also noch mal angehen und hoffen, dass die Kurve wieder nach oben geht.

Fazit

Inhaltlich extrem überladen, aber dadurch auch spannend und rasant, hat dieser Auftakt versucht, der Geschichte einen neuen Anfangspunkt zu geben, mit dem der Zuschauer diese Staffel nun wieder hoffnungsvoll angehen kann. Jetzt kann es also losgehen.

Emil Groth - myFanbase

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