Review: #7.08 Mein Leben als Mann

Inhaltlich voll beladen geht es in die achte Folge der siebten Staffel. Turk muss seine Männlichkeit beweisen, Carla will wissen, was Elliot ihr verheimlicht und die neue Krankenhauszeitung macht Cox zu schaffen.

Janitorial

Die Möglichkeiten sind heutzutage nahezu unbeschränkt, wenn man sich irgendwie Gehör verschaffen will und nachdem der Hausmeister von Kelso direkt ins Gesicht gesagt bekommt, dass seine Meinung nicht wichtig sei, will er diese Möglichkeiten ausnutzen. Gemeinsam mit Todd, Ted und Doug macht er eine Zeitung. Da die Redaktion aus dem erwähnten Quartett besteht, ist Spaß natürlich vorprogrammiert und es ist kaum etwas falsch zu machen. Doug versteht wieder eigentlich gar nichts, Todd will die neue Position für sich nutzen und Ted kann seine Qualitäten, um die man ihn eigentlich nur bemitleiden kann und er es selbst auch tut, einsetzen und als verdeckter Ermittler agieren. Richtig ernst nimmt es eigentlich nur der Initiator und das hat richtige Folgen.

J.D. freut sich natürlich darüber, Titelstory zu sein (welch tolle Szene mit Turk), doch Cox muss schon bald spüren, was so ein Schundblatt anrichten kann. Ein einfaches Gerücht macht sein Leben quasi zur Hölle und alle wollen ihn plötzlich nur noch antätscheln. Schön war hier vor allem die Szene, in der J.D. sich eine Umarmung erhofft, Cox es mit dem Janitorial in Verbindung bringt, J.D. den Text aber gar nicht gelesen hat. Neben vielen witzigen Momenten erzählt dieser Teil der Episode aber vor allem, zu was eine Zeitung im Stande ist. Der Durchschnittsbürger glaubt leider sehr schnell alles, was er liest. So können Lügen oder Gerüchte schnell zu Wahrheiten werden. Auch so kann man sich Gehör verschaffen. Der Hausmeister verdient sich auf diese Weise jedenfalls eine Entschuldigung dafür, dass Cox ihn dumm genannt hat, und bringt die Geschichte mit einer neuen Titelstory über Cox und einem köstlichen Titelbild wieder in Ordnung.

Dass man mit Medien viel bewirken kann, ist natürlich keine Neuheit, bietet aber den Nebencharakteren mal wieder Gelegenheit, sich auszuzeichnen und der Hausmeister erinnert den Zuschauer daran, dass er auch gegen andere sehr konsequent und rigoros vorgeht, wenn er sich angegriffen fühlt. Es gab also mal wieder etwas mehr Platz für die Charaktere, die man in den Jahren mit ihren vielen kleinen Auftritten neben den Hauptpersonen so lieb gewonnen hat.

Kelsos Leiden

Wenn man weit über dreißig Jahre an einem Arbeitsplatz zugegen war, dann fällt der Abschied natürlich schwer. Für Kelso kommt zusätzlich hinzu, dass er mit dem Verheimlichen seines Alters eigentlich noch ein paar Jahre vor sich gehabt hätte, was durch Elliots Willen, ihm eine Geburtstagsparty zu organisieren, aber verkürzt wurde. Nach außen lässt er es sich nicht anmerken, aber im Inneren scheint er wirklich ein ganzes Stück verzweifelt zu sein. Anders lässt sich nicht erklären, dass er Elliot auf recht subtile Weise um Hilfe bittet. Sie wäre wohl auch nie so richtig darauf gekommen, wenn Carla sie nicht so genervt hätte, ihr Geheimnis preiszugeben.

Elliot stand hierbei aber vor einem wirklich kniffligen Problem. Es ist allgemein bekannt, dass Carla alles wissen will, aber auch nicht alles behalten kann (gut, J.D. ist noch schlimmer) und da Elliot nicht wusste, wie sie mit Kelso umzugehen hat, wusste sie auch nicht, inwieweit das publik werden dürfe. Da sie aber auch niemanden fragen konnte, stand sie allein da, hat sich dann aber doch den Ruck gegeben, als sie verstanden hat, dass Kelso Hilfe möchte, ohne es zuzugeben. Für ihn ist es genauso schierig gewesen. Er kann schlecht zu Elliot gehen und sie bitten, für ihn eine Aktion aus dem Boden zu stampfen. Erbetteln will er sich das auch nicht. So hat er also versucht, klarzumachen, wie es ihm geht, damit sie von sich aus aktiv werden. Das ist alles ein wenig verworren, aber wer selbst schon mal in einer vergleichbaren Situation stand, wird die komplizierte Komplexität nachvollziehen können.

Männlichkeit

Turk veranstaltet neuerdings Kämpfe um die Fernbedienung und es ist lange nicht klar, was eigentlich passiert ist, bis Carla es aus Versehen rausrutscht. Turk hat einen Hoden verloren. J.D. hat darauf eine unglaublich schräge Vision. Allein für diese Szene hat die Serie eine weitere Staffel verdient. Später wird klar, dass ein Tritt von Izzie für den Verlust verantwortlich ist und Turk deshalb nun seine Männlichkeit unter Beweis stellen muss, weil er mit nur einem Hoden unsicher geworden ist. Da er das nicht einmal J.D. erzählte, ist auch deren Beziehung belastet, auch wenn sie ein bisschen verheiratet sind (ein Moment für die Ewigkeit zwischen Turk und J.D., zumal Turk der Initiator ist). Trotzdem ist Turk weiter verunsichert, weil er J.D. nicht mehr beschützen darf. Das ist ein Grund mehr für ihn, J.D. erst gar nicht gewinnen zu lassen. Dieser wehrt sich aber unglücklich, haut Turk den Ellenbogen in die Nase und lässt sich dann feiern. Turk schwört Rache, aber Carla verrät unterdessen, dass er einen Hoden verloren hat und so wird das tagesaktuelle Problem ad acta gelegt und die Freundschaft wieder in den Mittelpunkt gestellt. Sie sprechen sich aus und finden eine Möglichkeit ihr Ego mit Fotomontage zu befriedigen.

Auch J.D. hat nämlich ein Anliegen. Er will vor seinem Sohn als richtiger Mann dastehen, was ihm zunächst nicht so wichtig war. Doch für Cox war das wieder gefundenes Fressen, J.D. auf seine Weiblichkeit hinzuweisen. Diese ewige Erniedrigung wird aber auch einfach nicht langweilig. Es gibt immer wieder neue Anspielungen (diesmal wurde sehr schön "West Side Story" eingebracht) und man kann sich diesen Disput auch einfach nicht mehr wegdenken.

Fazit

Die bisher beste Folge der siebten Staffel kann mit zahlreichen witzigen und amüsanten Szenen aufwarten. Turk und J.D. haben tolle Momente und auch andere Charaktere kommen zum Zuge. Einzig auf der inhaltlichen Ebene gibt es noch Potenzial, so dass die volle Punktzahl knapp verfehlt wird.

Emil Groth - myFanbase

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