Review: #3.24 Ich bin Sylar

Springen wir zwei Jahre zurück: Erinnert ihr euch noch an die Episode #1.21 Der schwierige Teil? Mit einer Bewertung von 6 von 9 Punkten war diese Folge damals noch eine der "schwächeren" der ersten Staffel. Mittlerweile sind wir in der dritten Staffel und schlechte Episoden sind wirklich SO schlecht geworden, dass sie es nicht mehr schaffen, eine Punktezahl im oberen Drittel zu erreichen. Wie schade das ist, braucht wohl nicht erklärt zu werden. Es ist unglaublich schade.

"Sylar died to give you your freedom."

Ja, ihr ahnt es wohl schon: Es ist wieder Zeit für "Das kann doch nicht wahr sein!". Zahlreich sind die Momente, in denen der Zuschauer einen Muskelkrampf vom Augenrollen bekommt – Wo kommt Agent Taub auf einmal her? Hat Sylar was im Auge oder wieso weint er zu 75 Prozent seiner Screentime? Wieso freundet sich Micah mit Sylar an? Und wieso STIRBT SYLAR NICHT OBWOHL ER EIN MESSER IM KOPF HAT?

Doch beginnen wir am Anfang. Gleich nach dem Intro glaubt man, an Gedächtnisschwund zu leiden, bis man erkennt – man will uns für dumm halten! Nein, die Szene, in der Danko Sylar in seinem Büro Agent Taub zeigt, gab es in der letzten Folge nicht. Sie wird uns einfach untergeschoben. DKDNWS!

Sylar hat nun also Taubs Leben übernommen und hat plötzlich zu viele Zähne oder blaue anstatt braune Augen. Er fällt in ein großes Identitätsloch und – das muss gesagt werden – Zachary Quinto liefert selbst als pathetische Heulsuse eine grandiose Performance ab. Er kann schließlich nichts für den Unsinn, den die Drehbuchautoren veranstalten, und trägt die Episode mit Bravour.

Dass Sylar sich in seiner Krise an Danko wendet, ist äußerst eigenartig, aber irgendwo auch verständlich, da er schließlich niemand anderen hat. Die Beziehung zwischen den zwei Männern erfährt in dieser Folge ein drastisches Auf-und-Ab und man fragt sich mit der Zeit, wo man jetzt eigentlich steht. Zunächst verhält sich Sylar wie ein aufmüpfiges Kind und will sich nicht in Taub verwandeln, gibt aber doch nach. Dann skalpiert er Tom und macht Danko mit seiner kleinen Aktion die Hölle heiß, zeigt ihm also, wer das Sagen hat. Dann sitzt Sylar plötzlich mit Tränen in den Augen in Dankos Büro und vertraut ihm an, dass er nicht mehr weiß, wer er ist. Der Charakter agiert so sprunghaft, dass man seine Aktionen fast nie nachvollziehen kann.

Und dann beginnt das wirklich Groteske: Auf Anraten Dankos hin sucht Sylar sich einen "Anker", den er in seiner Mutter findet. Auch wenn es schön ist, Ellen Greene wieder zu sehen, kann man nicht anders, als DKDNWS rufen, als sich herausstellt, dass Sylar doch tatsächlich bizarre Selbstgespräche führt, in denen er von der einen Gestalt in die andere wechselt. Was soll das denn? Dies wird nur noch an Befremdlichkeit übertroffen, als Sylar auf Micah trifft und der Kleine ihm ein offenes Ohr anbietet und ganz viel Verständnis entgegenbringt. Sylar ist entzückt, rettet Micah vor Danko, und nimmt ihn mit nach Hause. DKDNWS!

Die große Frage ist: Warum hat man Sylars Mutter zurückgebracht? Warum die Sache mit Micah? Die Beweggründe Sylars sind jetzt unklarer denn je. Vor dieser Folge klar war, dass Sylar einfach Macht haben will. Doch jetzt fragen wir uns: Will er das Präsidentenamt, um seine Mutter stolz zu machen? Oder weil Micah ihm gesagt hat, er solle zu Nathan gehen und sie alle retten? Will er Präsident werden oder Dankos Operation zerstören? Was sind seine Absichten?

"Get the hell out of my body."

Nach vielen Tränen und langem Hin und Her erreicht Sylar letztlich Nathans Büro. Mithilfe einer Zahnbürste holt er sich die DNS von Nathan und verwandelt sich in denselben. Und Adrian Pasdar als Sylar ist, wie schon in #1.20 Fünf Jahre später, richtig klasse.

Unterdessen ist der echte Nathan von Coyote Sands auf dem Weg nach Washington, um Sylar zu stoppen. Für diese Kamikaze-Aktion verdient Nathan ein großes DKDNWS – Wie hatte er es sich denn bitte vorgestellt, Sylar alleine aufzuhalten? Wie wir sehen, kann er es weder mit Sylar aufnehmen, der ihn skalpieren will, noch mit Danko, der ihn betäubt. Und dann...

… ZACK! Ein Messer schwirrt durch die Luft und sämtlichen Sylar-Fans bleibt der Atem stehen – Danko hat Sylar niedergestreckt!

Man hätte für eine Millisekunde glauben können, dass es ein epischer Moment für die Serie ist. Der große Bösewicht, der einst so geniale Sylar, ist tot. Doch der Schockmoment verflüchtigt sich schnell, als Sylar sich plötzlich bewegt (!) und (!!) das (!!!) Messer (!!!!) aus seinem Kopf zieht (!!!!!!!!).

Ich bin sprachlos.

"I think we have a problem."

Angesichts dessen, was uns in den Nebenplots rund um Matt und Janice sowie Hiro und Ando geboten wird, kann man eigentlich auch nur sprachlos den Kopf schütteln. Es sind gerade mal ein paar Tage seit Daphnes Tod vergangen, doch nichtsdestotrotz umsäuselt Matt seine (Ex-)Frau mit zuckersüßen Worten und spricht davon, die Familie zu beschützen, damit sie sich wieder kennen lernen und zusammen leben können. DKDNWS!

Fast genauso stupide handeln Hiro und Ando. Man möchte meinen, dass die Charaktere in der vorletzten Episode der Staffel Wichtigeres zu tun hätten, als sich gegenseitig mit Batman/Robin- oder Superman/Batman-Allegorien zu bewerfen – aber nein. Die Streitfrage, ob Hiro und Ando jetzt gleichberechtigte Partner sind oder nicht, muss lang und breit ausdiskutiert werden, bis man als Zuschauer so genervt ist, dass Hiros Nasenbluten wie eine Erlösung erscheint. Auch hier gibt es keine Plus-, sondern nur dicke Minuspunkte.

Das objektive Fazit von #3.24 Ich bin Sylar kann daher leider nur negativ ausfallen. Der Hauptstoryarc rund um Sylar wurde fast gänzlich in den Sand gesetzt und die Nebenplots haben die Sache eher verschlimmert, als aufgewertet. Diese Folge ist ein lauwarmer Abklatsch von #1.21 Der schwierige Teil. Einzig die brillante Leistung von Zachary Quinto sowie ein paar vereinzelte gute Szenen – Sylar und Tom; Sylar, Danko und die Taschenuhr; Sylar und Nathan – können diese Folge nach oben ziehen, doch mehr als vier Punkte sind nicht drin. Man kann nur hoffen, dass Sylars charakterliche Odyssee endlich ein Ende nimmt.

Maria Gruber - myFanbase

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