Bewertung

Review: #3.23 1961

Foto: Copyright: 2010 Universal Pictures
© 2010 Universal Pictures

Was für eine Enttäuschung.

Waren in der letzten Episode noch Worte wie "großartig" angebracht, so ist "enttäuschend" das Schlagwort für #3.23 1961. Die berechtigten Hoffnungen, die man sich im Voraus auf diese Flashbackepisode machen konnte, wurden leider so gut wie gar nicht erfüllt. Stattdessen liefert man uns eine Geschichte mit klaffenden Logiklöchern, die nicht viel mehr als einen milden Aha-Effekt hat und der es klar an Kohärenz mangelt.

"Why are we digging up those bodies?"

Gute Frage, Peter. Genau dasselbe dachte ich mir auch und ich habe immer noch keine wirkliche Erklärung dafür. Mama Petrelli lässt die Familie Leichen ausbuddeln und die ganze Aktion entpuppt sich als mehr oder weniger sinnfrei. Genauso, wie sich der gesamte Plot um Alice nur schwer als relevant einordnen lässt. Was sollte die Einführung dieses Charakters? Sollte Alice als Vehikel dienen, um die Flashbackstory mit der Gegenwart zu verknüpfen? Sollte Alice zur Profilierung von Angela beitragen? Was auch immer Alice sollte, sie ist eine der großen Schwächen der Folge.

Die Suche nach Alice war prinzipiell nur dazu gedacht, eine Rahmenhandlung zu schaffen, die den Petrelli-Clan wieder zusammenbringt. Man versucht, mit Gewalt alle auf einen Haufen zu bringen, damit sie ein klärendes Gespräch haben und sich versöhnen. Diese Holzhammermethode schlägt allerdings (bis auf eine Ausnahme) fehl. Egal ob Angela und Claire sich unterhalten, Hornbrille und Nathan, Peter und Mohinder, oder Claire und ihre zwei Väter – es wirkt alles so gezwungen. Einzig die gemeinsame Szene mit Nathan und Peter im Coyote Sands Café kann hier überzeugen.

"Say goodnight Alice." – "Goodnight Alice."

Doch noch problematischer erweist sich leider das Flashbackkonstrukt. Wenn man bedenkt, wie viel Potential die Geschichte rund um die Gründung der Company eigentlich besitzt, ist es umso ärgerlicher, wie sehr dieses verschwendet wird. Die Idee eines Camps, in das bereits 1961 Menschen mit Fähigkeiten gesteckt wurden, ist nicht schlecht, doch sie fügt sich überhaupt nicht mit den Informationen zusammen, die wir bereits über die alte Generation haben. Chandra Suresh hatte also schon mal mit Heroes zu tun? Wieso würde er dann später losziehen, um Heroes zu finden und sie erneut zu studieren? Wurden seine Erinnerungen gelöscht, so wie Angela es andeutete? Aber wenn ja, wieso hatte er dann Unterlagen über das Projekt?

Die große Frage ist, was Coyote Sands überhaupt ist. Es bleibt vage, warum Angela und ihre Familie in das Camp gegangen sind. Sollten sie geheilt werden? Wollte man an ihnen herumexperimentieren? Wollte man sie töten? Da dies zu keinem Zeitpunkt klar wird, fehlt es der Story an jeglicher Spannung und man hat stets das Gefühl, dass alles total überdramatisiert wird. Weiterhin wird uns nicht wirklich erklärt, wieso eigentlich Charles Deveaux, Daniel Linderman und Bob Bishop im Camp sind. Anders als Angela wollen sie ihre Fähigkeiten ja nicht loswerden. Und damit haben wir ein weiteres Problem: Die Charaktere besuchen ein Camp, ohne zu wissen, was dort überhaupt mit ihnen passiert.

Trotz der ganzen Storymängel gibt es aber auch Positives zu vermerken. Alexa Nikolas zum Beispiel. Die Darstellerin der jungen Angela spielt ihre Rolle mit professioneller Souveränität. Weiterhin wurden auch die Darsteller für Chandra Suresh, Bob Bishop und Charles Deveaux erstaunlich gut getroffen; gerade letzterer, Edwin Hodge, sprüht denselben Charme aus, den bereits Richard Roundtree besaß. Linderman war dafür umso weniger getroffen: Obwohl die optische Ähnlichkeit zwischen Casey Kringlen und Malcolm McDowell sicher da ist, fehlt Kringlen das Charisma, das diese Figur auszeichnete.

Womit wir wieder zum Kernproblem kommen: Alice. Laura Marano macht ihre Sache zwar gut, doch die alleinige Existenz dieser Figur ist einfach überflüssig. Klar bieten uns Alice und Angela immer wieder schöne Szenen, zum Beispiel, als Alice ihrer großen Schwester verrät, dass sie das Wetter kontrollieren kann und plötzlich Schnee fällt. Auch die Sockengeschichte war richtig klasse. Und Cristine Rose spielt in sämtlichen ihrer Szenen mit Alice aka Diana Scarwid herausragend. Aber Alice taucht so plötzlich wieder auf wie sie verschwindet und das hinterlässt einen fahlen Beigeschmack. Den Beigeschmack nämlich, dass diese Figur nur dazu diente, um den Petrelli-Arc voranzutreiben. Das hätte man auch besser machen können.

"We're going to form a group… a company. And it's going to protect people like us."

Deveaux, Linderman, Bishop und Angela fliehen schließlich aus dem Camp. Alice wird zurückgelassen und von Angela mit einer Lüge abgespeist, die, wie sich tragischerweise herausstellt, Alice' gesamtes Leben bestimmen würde. Während Alice Coyote Sands in Schutt und Asche legt, beschließen die vier Flüchtlinge anhand von Angelas Traum, eine Company zu gründen, die ihr Geheimnis bewahren soll. Wie bitte? Prinzipiell wurde die Company also aufgrund eines Traums gegründet? Wie einfallslos. Die vier hätten genauso gut fliehen und sich in einem fernen Land ein neues Leben aufbauen können. Stattdessen entscheiden sie sich aus dem Nichts für die Gründung einer intriganten und zwielichtigen Company. Das ist einfach nur enttäuschend.

Weiterhin fragt man sich erneut, wie die Geschichte dieser Episode mit den Informationen aus vorherigen Folgen und den Graphic Novels zusammenpassen soll. Wie etablierte sich die Hierarchie innerhalb der Company? Was ist mit Papa Nakamura, Maury Parkman, Victoria und vor allem Adam? Wie entwickelte sich aus der Idee, Menschen mit Fähigkeiten zu beschützen, der Wahnsinn einer atomaren Explosion in New York oder der Freisetzung eines tödlichen Virus?

Wenn ihr auf obige Fragen eine Antwort habt, wird euch diese Folge sicherlich gefallen haben. Wenn nicht, dann sind wir uns einig, dass diese Episode nicht viel mehr tat, als zu zeigen, was für eine toughe Kindheit Angela hatte und woher ihr Sockenfetisch kommt.

Nach der (toll inszenierten) Endszene bleibt man als Zuschauer schließlich reichlich verwirrt und unzufrieden zurück. Gerade gegenüber #3.22 Verwandlungen zeigt #3.23 1961 einen deutlichen Qualitätsabfall. Das ist unglaublich schade, hatte "Heroes" doch endlich wieder angefangen, so richtig Spaß zu machen. Diese Episode allerdings bleibt weit hinter den Erwartungen zurück.

Maria Gruber - myFanbase

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