Bewertung
Mark Steven Johnson

Love in the Villa

Foto: Tom Hopper & Kat Graham, Love in the Villa - Copyright: 2022 Netflix, Inc.; Riccardo Ghilardi/Netflix
Tom Hopper & Kat Graham, Love in the Villa
© 2022 Netflix, Inc.; Riccardo Ghilardi/Netflix

Inhalt

Die junge Lehrerin Julie Hutton (Kat Graham) ist ein riesiger Fan von William Shakespeare und speziell von Romeo & Julia, weswegen sie mit ihrem Freund Brandon (Raymond Ablack) einen Trip nach Verona geplant hat. Doch sie wird kurz vorher sitzen gelassen, beschließt aber dennoch, diesen perfekt geplanten Urlaub durchzuziehen. Die Villa von Silvio (Emilio Solfrizzi) ist aber doppelt gebucht worden, so dass Julie auf den britischen Weinvermarkter Charlie Fletcher (Tom Hopper) trifft. Während sie zunächst alles geben, um sich gegenseitig aus der Wohnung zu ekeln, merken sie dann, dass sie ineinander etwas zum Klingen bringen, was sie beide bislang noch nicht kannten.

Kritik

Mitten hinein in die letzten Sommergefühle schickt Streamingdienst noch die Liebeskomödie "Love in the Villa", die in Verona spielt und damit einer der liebsten touristischen Reiseländer im Sommer aufgreift. Im Vorfeld war ich wegen des zentralen Pärchens doch etwas stutzig geworden. Es sind zwar beides keine Netflix-Unbekannte, aber während Kat Graham schon eine feste Größe im Bereich der Liebesfilme ist, siehe "Alles Gute kommt von oben", "The Holiday Calendar" etc., ist Tom Hopper definitiv sonst eher in anderen Genres zuhause, wenn er auch gerade in der dritten Staffel von "The Umbrella Academy" seine ganz eigene Liebesgeschichte hatte. Zudem hat Hopper eine etwas unbeholfene charmante Art an sich, die gerade für seine Figur Luther hervorragend passt, aber ich war doch etwas skeptisch, ob es im Zusammenspiel mit Graham wirklich klappen kann. Aber was soll ich sagen, die beiden haben das zusammen ganz hervorragend hinbekommen und die Lösung war ganz simpel, dass Hopper als Charlie seine Art voll und ganz ausspielen durfte (dennoch mit Überraschungen!) und dass Graham dafür mehr aus ihrer Komfortzone geholt wurde. Julie hat ihr jedenfalls eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten gegeben und ich finde spätestens hiernach zurecht, dass sich die "Vampire Diaries"-Alumna definitiv auch als Königin der RomComs empfinden darf.

Wir müssen nicht drum herum reden, dass der Film vor Klischees trieft. Es fängt an, dass Julie kurz vorher von Brandon sitzen gelassen wird, geht dann über die Doppelbuchung der romantischen Villa und endet schließlich in einem bizarren Doppeldate mit den eigentlichen Ex-Partnern. Aber dennoch, ich habe während des Guckens diese Gedanken nicht im Kopf gehabt, weil ich durchgängig gut unterhalten wurde und das auch aus vielfältigen Gründen. Ich hatte zum Beispiel nicht damit gerechnet, dass der erste Teil des Films sich so auf einen Kleinkrieg zwischen Julie und Charlie fokussieren würde. Normalerweise kennt man es doch eher, dass anfangs sicherlich innerlicher Widerstand da ist, aber dann kommt eben doch schnell der Punkt, wo die Hauptfiguren sich dann besser kennenlernen. Hier werden aber gleich mehrere Runden dargeboten und es war schauspielerisch einfach herrlich. Man hatte zwischendurch den Eindruck, dass Julie die Oberhand hat und gerade die Sequenz, wo sie wie eine Diva Haute Couture kauft, um dann genüsslich zuzusehen, wie Charlie verhaftet war, war echt herrlich. Aber er umgekehrt war hartnäckiger in seiner Art und hat immer schon den Eindruck gemacht einzuknicken, um doch noch eine Runde dranzuhängen. Zudem war es bei Charlie herrlich, dass es, obwohl er beruflich ein souveräner Geschäftsmann ist, ihn nicht in einem perfekten Licht darzustellen. Stattdessen waren es so Kleinigkeiten, dass er ständig tollpatschig gegen das Mobiliar lief, die einfach super sympathisch waren, auch weil ich eben gemerkt habe, dass Hoppers Art hier eingeflossen ist.

Julie wird uns zunächst als sehr disziplinierte und ordnungsliebende Frau vorgestellt, aber der Film macht doch schnell deutlich, dass es nur eine Fassade von ihr ist, die sicherlich auch für ihren Beruf als Lehrerin nicht ungünstig ist, aber sie ist eben doch auch spontan und kann speziell für diese Urlaubserfahrung sich treiben lassen. Dennoch ergibt es insgesamt natürlich ein fast schon widersprüchliches Bild ab, aber an der Stelle hat mir gefallen, dass "Love in the Villa" auch genau damit gespielt hat, denn am Ende findet sich ein neues Paar, weil sie das gleiche Maß an 'seltsam' haben. Ich fand diese Botschaft wirklich positiv, denn gerade in so klischeebehafteten Filmen ist doch oft Perfektion ein unterschwelliges Thema, dass beispielsweise der attraktivste Mann die attraktivste Frau abbekommen muss und hier ging es überhaupt nicht um Äußerlichkeiten, sondern zwei Menschen, die sich beinahe bis aufs Blut bekämpft haben und genau das anziehend fanden.

In diesem Rahmen war ich dann aber doch überrascht, dass der Film sich auch tiefsinnige Momente gegönnt hat. Und obwohl es so kontrastreich ist, haben die beiden Darsteller diesen Umschwung problemlos mitgetragen. Gerade die Gespräche über Schicksal und eigene Wahl fand ich sehr gelungen und es war auch metaphorisch toll eingebunden. Denn auf der einen Seite haben wir die totale Romantikerin Julie und auf der anderen Seite den sachlichen Charlie, der den Buhei rund um Romeo & Julia nicht nachvollziehen kann und glaubt, dass alles auf der menschlichen Entscheidung beruht. Letztlich treffen sie sich genau in der Mitte und das zählt eben nicht nur für das Menschliche, sondern auch für alles drum herum. Auch die romantische Stimmung von Italien wurde toll transportiert und das sicherlich besonders auf dem Weingut. Ich fand es aber auch genauso gut, dass eben in diese vor Liebe triefende Stimmung hinein Charlie sich nicht auf den Kuss eingelassen hat, weil seine Beziehung nicht so deutlich beendet war wie die von Julie. Das fand ich sehr anständig und hat den positiven Eindruck abgerundet. Kritisch kann ich dann tatsächlich nur Kleinigkeiten sehen, wie dass beispielsweise Julies Kollege Rob (Sean Amsing) irgendwann mysteriös verschwunden ist. Er war eine coole Präsenz in ihrem Leben, da fiel es doch negativ auf, dass er irgendwann gar keine Rolle mehr spielte. Und auch dass Brandon und Cassie (Laura Hopper) am Ende noch aufeinandertrafen, war dann auch auf meiner Klischee-Skala zu viel des Guten.

Fazit

"Love in the Villa" bedient viele Klischees, ja, aber Kat Graham und Tom Hopper haben sich als Julie und Charlie definitiv in mein Herz gespielt und mich sowohl mit den lustigen als auch mit den tiefgründigen Momenten überzeugt. Ein toller Film zum Sommerausklang!

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Lena Donth - myFanbase
02.09.2022

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