Bewertung
Jason Reitman

Ghostbusters: Legacy

Foto: Ghostbusters: Legacy - Copyright: 2021 Columbia Pictures Industries, Inc. and BRON Creative USA, Corp. All Rights Reserved.
Ghostbusters: Legacy
© 2021 Columbia Pictures Industries, Inc. and BRON Creative USA, Corp. All Rights Reserved.

Inhalt

Nach dem Tod ihres Vaters entschließt sich die in Geldnot geratene alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) mit ihren Kindern Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenna Grace) in die Kleinstadt Summerville, Oklahoma, zu reisen, um seine dortige Farm zu übernehmen. In dem heruntergekommenen Gebäude scheint sich jedoch nichts Wertvolles zu befinden, das sie zu Geld machen könnte. Während Trevor schnellstmöglich versucht, Anschluss bei den anderen Teenagern zu finden und im lokalen Burger-Laden anheuert, findet die zwölfjährige Phoebe im Nachlass ihres Großvaters merkwürdige Erfindungen und geheimnisvolle Aufzeichnungen. Angestiftet durch ihren neuen Klassenkamerad Podcast (Logan Kim), der sich gerne mit Verschwörungstheorien befasst, und geisterhaften Vorkommnissen im Haus, kommt sie der Geschichte ihres Großvaters und dem Grund für sein Leben im Exil immer mehr auf die Spur.

Kritik

"Ghostbusters: Legacy" ist eins der Opfer der Corona-Pandemie. Eigentlich war die Fortsetzung von "Ghostbusters – Die Geisterjäger" (1984) und "Ghostbusters II" (1989) bereits für den Sommer 2020 angekündigt, wurde dann aber über ein Jahr auf den November 2021 verschoben. Und auch dann sollte die Pandemie die Welt noch so sehr im Griff haben, dass sicher weit weniger Zuschauer*innen den Weg ins Kino fanden, als es dieses besondere Sequel wert gewesen ist. Umso schöner, dass es nun nicht lange dauerte, bis auch die DVD und Blu-ray des Films erhältlich waren und man die 125 Minuten im Pandemie-sicheren Heimkino genießen konnte.

Nach der gefloppten Veröffentlichung von "Ghostbusters" (2016) mit einem weiblichen Hauptcast rund um Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon und Leslie Jones waren sicherlich viele skeptisch, warum das Filmuniversum nun erneut angepackt werden musste. Wenn man aber genauer betrachtet, welche Personen an dieser neuen Fortsetzung beteiligt sind, sollte man dem Film nicht nur eine Chance geben, sondern bereits eine leichte Vorfreude entwickeln. Denn "Ghostbusters: Legacy" bleibt sozusagen in der Familie: Jason Reitman, der Sohn von Ivan Reitman, Produzent und Regisseur des ursprünglichen Films, ist der Regisseur und Drehbuchautor der Fortsetzung. Auch wenn dadurch vielleicht eine Menge Druck auf seinen Schultern lastet, ist dadurch sozusagen gesichert, dass man dem ursprünglichen Geist der Filme gerecht bleibt – Wortspiel beabsichtigt... Dazu sind Ivan Reitman und Joe Medjuck erneut und diesmal auch einer der damaligen Hauptdarsteller, Dan Aykroyd, als Produzenten mit an Bord. Und wer auf noch mehr Verbindungen steht, kann im Cast auch noch Dans Tochter Stella Aykroyd als Deputy Medjuck – ja, wie der Produzent – entdecken. Wenn das mal keinen Knoten gibt. Aber nun zum eigentlichen Film...

Man konnte bei all diesen Vorzeichen durchaus hoffen, dass "Ghostbusters: Legacy" eine Hommage an die ursprünglichen Filme darstellt. Dass man sich bemühen würde, dem Erbe im wahrsten Sinne des Wortes gerecht zu werden. Deshalb gefällt mir der deutsche Titel auch soviel besser als "Afterlife", obwohl auch der durchaus passend gewählt ist. Dass "Ghostbusters: Legacy" aber eine solche Liebeserklärung wird, nicht nur an den Film aus dem Jahr 1984 oder an die Fans, sondern auch an Harold Ramis, der 2014 leider verstorben ist, konnte man vorab wohl nicht erwarten. Die Trailer deuteten zwar – zumindest für eingefleischte Fans – bereits an, um welchen der vier Ghostbuster es sich bei dem verstorbenen Großvater der Familie handelt, doch die ersten Minuten des Films zaubern einem dann doch eine gewisse Gänsehaut auf die Arme. Ob es gerade Ramis' Tod war, der diesen Film inspirierte? Man wollte ihm bei dieser Gelegenheit auf jeden Fall ein Denkmal setzen.

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Besonders deutlich wird dies bei der Ausarbeitung des Charakters von Egon Spenglers Enkelin Phoebe, die nicht nur die gleiche Faszination für die Wissenschaft und das Tüfteln geerbt hat, sondern ihm auch äußerlich durchaus ähnelt, was vor allem durch die quasi identische Brille verstärkt wird. Doch Phoebe ahnt nicht, welche Ähnlichkeiten sie mit ihrem Großvater hat, da ihre Mutter Callie ohne ihn aufgewachsen ist und sich ein Leben lang von ihm im Stich gelassen fühlte, weshalb sie nie über ihn sprach. Sie fühlt sich bestätigt, als sie auch von einer Bewohnerin seines gewählten Exils zu hören bekommt, dass niemand ihren Vater kannte. Deshalb kennen Phoebe und Trevor auch nicht die Geschichten von den Geisterjägern aus New York und werden entsprechend von ihrer Familiengeschichte überrollt, als sie nach Egons Tod in seine Wahlheimat Summerville kommen, wo sie seinen Nachlass durchsehen wollen. Insbesondere Phoebe baut dadurch eine immer stärkere Bindung zu ihm auf und entdeckt so viele Parallelen, dass sie es wohl insgeheim bereut, ihren Großvater nie kennengelernt zu haben. Doch wie gut, dass es Geister gibt, wenn man denn daran glaubt... Es ist auf jeden Fall schön mitanzusehen, wie sie aufblüht und nicht mehr die Außenseiterin von früher ist – auch dank ihres neuen Freundes Podcast (Logan Kim) oder durch die Ermunterung ihres neuen Lehrers Mr. Grooberson (Paul Rudd).

Durch Phoebes Entwicklung und Trevors aufkeimende Teenager-Liebe spricht "Ghostbusters: Legacy" sicherlich noch mal ein jüngeres Publikum an, als die ursprünglichen Filme. Der Film wird dadurch aber keineswegs zum Familiendrama. Das Mystische, lustige Geister und jede Menge Action werden lediglich in eine größere Geschichte eingebunden, als es vielleicht bisher der Fall war. Doch genau das macht diesen Film aus. Wir befinden uns vielleicht nicht mehr in New York City, sondern in einem 100-Seelen-Kaff mitten im Nirgendwo, doch dadurch dass die Hauptfiguren so wenig über ihre eigene Geschichte wissen, kann das Publikum diese Geschichte gemeinsam mit ihnen entdecken. Fans des Franchises erhalten dadurch ihre Anspielungen (ein Guide zu den Easter Eggs ist im Bonusmaterial enthalten) und Neulinge werden in diese Welt eingeführt. Und Fanherzen schlagen definitiv höher, wenn sie bekannte Gegenstände wie das PKE-Messgerät, die Geisterfalle oder – nach einer Rutsche die Feuerwehrstange herunter – Egons Pilz- und Sporensammlung entdecken. Als dann der ECTO-1 enthüllt wird und auch noch fahrtauglich ist oder Phoebe den Protonen-Pack repariert, beginnt der Spaß erst so richtig. Dazu kommen dann aber die Gastauftritte, gleich zu Beginn eingeleitet von der ehemaligen Sekretärin Janine Melnitz (Annie Potts), die natürlich absoluter Fanservice sind, die Geschichte aber auch abrunden. Man horcht auf, wenn man die Klänge des ursprünglichen Soundtracks erhört – und damit meine ich nicht den bekannten Titelsong von Ray Parker Jr., der ebenfalls seinen besonderen Moment erhält. Es gibt auch subtilere Anspielungen wie Shandor Mining, der gleiche Name wie der Architekt des Wohnkomplexes von Dana Barrett (Sigourney Weaver) und Louis Tully (Rick Moranis) im ersten Film, der im Laufe des Films noch an Bedeutung gewinnt, oder die Gestalt der Geister, die eingefleischten Fans schon früh einen Hinweis geben, wer der große Endgegner wird. Alles in allem wird hier ein sehr stimmiges Bild gezeichnet und die Geschichte fühlt sich zu keinem Zeitpunkt so an, als hätte man mit einem weiteren "Ghostbusters"-Film nur Geld machen wollen, sondern es ist eine richtige und absolut konsistente Forterzählung der Geschichte – mehr als 30 Jahre nachdem wir die Ghostbusters das letzte Mal gesehen haben.

Wer sich übrigens fragt, was in der Zwischenzeit passiert ist. Das erfahren wir First Hand, aber wir möchten ja nicht spoilern. Und Fans der kleinen Mashmallow-Männchen aus den Trailern dürfen sich darüber freuen, dass die Ausschnitte erst der Anfang waren und der Film noch einige "süße" Momente bereit hält.

Fazit

"Ghostbusters: Legacy" ist ein großer Spaß für die ganze Familie, die richtige Mischung zwischen Action und Humor, aber am allerwichtigsten: eine Liebeserklärung an die ursprünglichen Filme aus den 80er Jahren, ihre Fans und den verstorbenen Harold Ramis. Es gibt soviel zu entdecken und soviel zu genießen und wer wirklich jede Parallele zu "Ghostbusters – Die Geisterjäger" entdecken möchte, sollte wohl zeitnah noch mal die ursprünglichen Filme ansehen. Es lohnt sich auf jeden Fall!

P.s.: Wahre Fans sehen sich den Abspann bis zum Ende an... ganz bis zum Ende.

Technische Details

DVD:
Länge: 119 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.40:1)
Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Französisch für Sehgeschädigte (Dolby Digital 5.1), Türkisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Holländisch, Türkisch
Bonusmaterial: Geisterbeschwörung: Das Making-Of von "Ghostbusters: Legacy"

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Blu-ray:
Länge: 124 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Bildformat: 16:9 Widescreen (2.40:1), 1920 x 1080p, High Definition
Sprachen (Tonformat): Deutsch (DTS-HD MA 5.1), Englisch (DTS-HD MA 5.1), Französisch (DTS-HD MA 5.1), Französisch für Sehgeschädigte (Dolby Digital 5.1), Türkisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch, Holländisch, Türkisch
Bonusmaterial: über 45 Minuten Bonusmaterial, bspw. Ghostbusters: Ein Rückblick, Die Wiederbelebung von ECTO-1, Geisterjäger-Ausrüstungsanleitung für Technikfreaks, Guide zu den Easter Eggs, unveröffentlichte Szenen und mehr

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Catherine Bühnsack - myFanbase
09.02.2022

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