Bewertung
Ernie Barbarash

Die Weihnachtskarte

Inhalt

Ellen Langford (Eliza Taylor) ist in der High Society als Partygirl bekannt und daher in den Augen ihres Vaters Jim (Neil Crone) überhaupt nicht als Nachfolgerin seiner Firma geeignet. Um ihr eine Lektion zu erteilen, schickt er sie in die Kleinstadt Snowfalls ohne Kreditkarte und nur mit einem Budget von 100$, da er dort damals mit seinem Freund Zeke (Anthony Sherwood) seine Firma gegründet hat. Ellen erscheint mit der festen Absicht, die Stadt schnellstmöglich wieder zu verlassen, aber sie verliebt sich schnell in die Kleinstadt und ihre Einwohner und auch Jake Collins (Jake Lacy) lässt sie nicht kalt.

Kritik

"Die Weihnachtskarte" ist einer der ersten von Netflix selbstproduzierten Weihnachtsfilme und wurde 2017 veröffentlicht. Ziemlich raffiniert hat man dafür einige bekannte Serienstars an Bord holen können, die sicherlich die unterschiedlichsten Zielgruppen angelockt haben. Als sicherlich am bekanntesten kann man Andie MacDowell (Debbie Collins) bezeichnen, die vor allem als Filmschauspielerin große Erfolge feiern konnte und auch in Serien wie "Jane by Design" und "Cedar Cove – Das Gesetz des Herzens" zu sehen war. Sie stellt mit ihrer ruhigen und selbstbewussten Aura ein wenig die gute Seele des Films dar. Von den jüngeren DarstellerInnen fällt vor allem Eliza Taylor ins Auge, die als Clarke Griffin aus "The 100" einem breiten Publikum bekannt ist. Ich fand es sehr charmant, die Schauspielerin mal in einer ganz anderen Rolle zu erleben als immer nur die toughe Überlebenskünstlerin, denn auch das Tollpatschige und die Herzensgüte stehen ihr sehr gut. Auch ihr männliches Gegenüber Jake Lacy dürfte dem ein oder anderen bekannt sein, da er neben einigen Filmrollen auch in "Girls" zu sehen war.

Die Grundidee dieses Films – reiche verwöhnte Tochter wird in die abgeschiedene Zivilisation geschickt, um Demut zu lernen – hat es schon zuhauf gegeben, mal wie hier in einem Weihnachtsfilm verpackt, mal aber auch ganz ohne. Diese Beliebigkeit zeigt schon sehr deutlich, dass der Handlungsverlauf sehr langweilig und absolut vorhersehbar war. Hinzu kommt, dass es für mich auch einfach kein klassischer Weihnachtsfilm ist. Nur weil ein wenig weihnachtlich geschmückt ist, weil Plätzchen gebacken werden, weil es in einer verschneiten Kleinstadt spielt und weil man dem Film den Titel "Die Weihnachtskarte" verpasst (im Original: "Christmas Inheritance"), ist es eben noch lange kein Weihnachtsfilm. Von solchen Filmen erwarte ich mir immer eine Botschaft, die unwiderruflich mit dem verbunden ist, was das Weihnachtsfest alles bedeutet. Die Karten, die sich Jim und Zeke nämlich alljährlich schreiben, könnten auch genauso gut zum Geburtstag geschrieben werden und dass Ellen zu sich selbst findet und begreift, was im Leben wirklich zählt, das kann auch an jedem anderen Tag passieren.

Somit ist "Die Weihnachtskarte" für mich einfach ein Film fürs Herz, der aber auch da nicht zur Spitzenklasse zählt, weil er einfach an vielen Stellen zu oberflächlich bleibt, um wirklich eine emotionale Tiefe entwickeln zu können. Das zeigt sich beispielsweise auch an Taylor, bei der ich anfangs eingestanden habe, dass sie mir in einer gänzlich anderen Rolle sehr gut gefällt. Aber sie gefällt mir erst, wenn sie in der Kleinstadt Snowfalls einkehrt. Denn in ihrem normalen Leben kommt diese verwöhnte Tochter, die sie darstellen soll und der der Vater dringend eine Lektion erteilen will, überhaupt nicht rüber. Man merkt Ellen von Anfang an an, dass sie ein gutes Herz hat und in Anbetracht dessen, tritt in meinen Augen der Kontrast, der zwischen den beiden Welten dargestellt werden soll, nicht deutlich genug hervor. Die Darstellung von Ellens Freund Gray Pittman (Michael Xavier) ist ein weiteres gutes Beispiel für die Oberflächlichkeit. Er repräsentiert wirklich genau das, was Ellen anfangs auch darstellen sollte, er ist versnobt, arrogant und selbstsüchtig. Als auch er in Snowfalls auftaucht, gibt es eine kleine Szene zwischen Gray und Jake in einer Bar, die Ersterem offenbar mehr Tiefe geben sollte. Aber anstatt dies weiterzuführen, wird diese Andeutung am nächsten Tag wieder mit Füßen getreten, so dass Gray am Ende wieder der ist, den man zurecht in die Wüste schickt.

Aber natürlich gibt es nicht nur etwas zu meckern, da es ja auch genug fürs Herz gibt, was wirklich gut funktioniert. Die Atmosphäre, die durch das verschneite Snowfalls kreiert wird, hilft sehr dabei, dass man sich in der Umgebung und mit den dort lebenden Menschen sehr wohl fühlt. Ellen dabei zu begleiten, wie sie nach und nach zu sich selbst findet, ist ein gut dargestellter Prozess, der zunächst vor allem über viele humorvolle Szenen gelöst wird und natürlich auch über die bissigen Wortgefechte mit Jake, ganz nach dem Motto "Was sich liebt, das neckt sich" hervorgerufen wird. Über viele ruhige Momente, in denen sich die beiden gegenseitig beweisen, was für Menschen sie sind, entsteht dann irgendwann die klassische Liebesgeschichte, die zurecht etwas mit Handbremse erzählt wird, da es zu dem Zeitpunkt ja noch Gray in Ellens Leben gibt. Am Ende wird dann alles zusammengeführt und auch dort zeigt sich sehr deutlich, dass eine eher unterdurchschnittliche Handlung durch eine sehr guten Cast zu einem mittelmäßigen Film führt.

Fazit

"Die Weihnachtskarte" ist wahrlich kein klassischer Weihnachtsfilm, da nur mit Weihnachtselementen gespielt wird, die Handlung könnte sich aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt abspielen. Zudem ist die Handlung auch sehr langweilig, da man sie genauso oder sehr ähnlich schon in hundert anderen Filmen gesehen hat. Eine wirklich gute Wahl ist dagegen der Cast, der einem dann doch noch etwas an die Hand gibt, dass die Sendeminuten lohnenswert gemacht hat.

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Lena Donth - myFanbase
20.12.2018

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