Bewertung
Philip Noyce

Hüter der Erinnerung - The Giver

At the edge of their world a secret will be revealed.

Foto: Copyright: 2014 STUDIOCANAL GmbH
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Inhalt

Jonas (Brenton Thwaites) lebt in einer scheinbar perfekten Gesellschaft, in der es keine Kriege und keine Armut gibt. Doch musste die Menschheit für dieses Dasein einen hohen Preis zahlen: Sie haben keine Erinnerungen an das Vergangene, haben keine starken Emotionen und leben still vor sich hin. Die Ältesten kontrollieren dieses Leben mit strengen Regeln und setzen die Bevölkerung unter Drogen, um dieses Leben zu bewahren. In dieser Gesellschaft wird jedem Kind eine Aufgabe zuteil, die es das restliche Leben ausüben muss. Jonas wird ausgewählt, der nächste "Empfänger" zu werden und erhält von seinem "Geber" (Jeff Bridges) die Erinnerungen der Menschheit, wie sie früher gewesen ist. Er sieht Bilder von Kriegen, Mord und Armut, doch auch von Freude, Glück und Liebe – Gefühle, die er nie kannte. Langsam beginnt Jonas an der Gesellschaft zu zweifeln und beschließt, etwas gegen die Ältesten zu unternehmen.

Kritik

"Hüter der Erinnerung – The Giver" basiert auf dem gleichnamigen dystopischen Roman von Lois Lowry. Aufgrund der Riesenerfolge der Verfilmungen von "Die Tribute von Panem" und "Die Bestimmung - Divergent" war es eine Selbstverständlichkeit, dass weitere Bücher dieses Genres verfilmt werden würden. "Hüter der Erinnerung" bietet interessanten Stoff, der zu einem enormen Filmerfolg hätte werden können, wäre die Umsetzung nicht so mies. Das Drehbuch ist leider zu einer Katastrophe geworden, sodass man den platten Dialogen kaum eineinhalb Stunden zuhören kann. Man fragt sich, was Hollywood-Größen wie Meryl Streep, Jeff Bridges und Katie Holmes dazu bewegt hat, eine Rolle in diesem Film anzunehmen. Wären sie in der Blütezeit ihrer Karriere, hätte dieser Film mit Sicherheit ganz schnell zu einem Karriere-Aus werden können.

Branton Thwaites, der bereits eine kleine Rolle in der Dornröschen-Neuverfilmung "Maleficent – Die dunkle Fee" ergattern konnte, kann als Hauptdarsteller in "Hüter der Erinnerung" leider so gar nicht überzeugen. Durch die Aufgabe, die Jonas zugeteilt wird, ist der arme Junge komplett überfordert und verwirrt. Er weiß nicht, was er damit anfangen soll und wie es dazu kam, dass diese Erinnerungen vor den Menschen verbogen wurden. Kaum sieht er allerdings das Bild von einem tanzenden Liebespaar macht Jonas eine 180-Grad-Drehung und spielt sich als Held auf, dem nichts wichtiger ist als seine tiefe Liebe zu seiner besten Freundin Fiona, gespielt von Odeya Rush. Es bleibt den gesamten Film über ein großes Rätsel, wie es zu dieser Kehrtwendung kam und woher plötzlich die Liebe zu Fiona kommt. Alles geschieht so plötzlich und ohne jegliche Erläuterungen, dass die Handlung schlagartig ins Lächerliche gezogen wird und nicht im Entferntesten realistisch wirkt.

Auch Meryl Streep, Jeff Bridges und Katie Holmes liefern eine Darbietung ab, die alles andere als authentisch ist. Zwar spielen die drei bloß Nebencharaktere, sind allerdings für den Verlauf der Handlung von zentraler Bedeutung, weshalb sie mehr Gefühl in ihre Rollen hätten legen müssen. Dadurch, dass die Dialoge so schaurig sind, hätte mehr mit Gestik und Mimik gearbeitet werden müssen, um noch irgendetwas retten zu können. Allerdings geht auch dies nach hinten los und die Darsteller übertreiben es ein wenig. Weniger ist halt manchmal doch mehr. Zu wildes Rumgefuchtel ist schließlich auch etwas fehl am Platz und weshalb Katie Holmes andauernd ihr Gesicht so komisch verzieht, ist mir noch immer ein Rätsel.

Einzig und allein die Aufmachung des Films kann ein wenig überzeugen. Der Übergang von der tristen Gesellschaft in einen farbenfrohen Glanz, je mehr Erinnerungen Jonas erhält, ist wunderschön. Ich wünschte, es gäbe mehr Positives über "Hüter der Erinnerung" zu sagen, doch dazu sind das Drehbuch, der Handlungsablauf und die schauspielerischen Leistungen einfach zu schlecht. Dazu kommt das merkwürdige Ende, das einen Haufen Fragen offen lässt, zu denen es mit Sicherheit in Zukunft keine filmischen Antworten geben wird. Wer also wissen möchte, wie es weitergeht, sollte besser zu den Büchern greifen.

Fazit

"Hüter der Erinnerung – The Giver" hätte so viel Potenzial gehabt, ein Meisterwerk zu werden. Allerdings geht hier alles schief, was nur schiefgehen kann und so ist der Film ein langatmiges und vor allem langweiliges Erlebnis, das man sich schenken kann.

Sanny Binder - myFanbase
08.10.2014

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