Bewertung
Robert Stromberg

Maleficent - Die dunkle Fee

"Ich hatte auch mal Flügel. Sie waren stark, doch sie wurden mir gestohlen."

Foto: Copyright: Disney 2014
© Disney 2014

Inhalt

Es waren einmal zwei benachbarte Königreiche, die einander bekriegten und schließlich in einvernehmlichem Schweigen nebeneinander existierten – das Reich der Menschen und das Reich der Feen. Als die junge Maleficent (Isobelle Molloy) im Reich der Feen, den Mooren, nun auf den Menschenjungen Stephan (Michael Higgins) trifft, ahnt sie nicht, dass er ihr in ferner Zukunft das Herz brechen wird. Die Zeit verrinnt und Maleficent (Angelina Jolie) ist zur Hüterin über das Feenreich aufgestiegen, von Stephan (Sharlto Copley) allerdings fehlt jede Spur, obwohl er ihr einst die große Liebe versprach. Als sich der Tag des Verrates schließlich ankündigt, sühnt die verzweifelte Fee nach Rache. Denn um den Thron für sich zu beanspruchen, entriss Stephan ihr die Flügel. Im Gegenzug verflucht die nun zur dunklen Fee gewordene Maleficent die frisch geborene Tochter des neuen Königs: An ihrem 16. Geburtstag soll sich Prinzessin Aurora (Elle Fanning) an einer Spindel stechen und in einen ewigen, todesähnlichen Schlaf verfallen. Nur ein Kuss der wahren Liebe vermag sie dann noch zu erlösen...

Kritik

Im Märchen ist es doch oftmals das Gleiche. Da gibt es eine elfengleiche Prinzessin in Nöten, die am Ende in die hilfsbereiten Arme des tapferen Helden/Prinzen fällt und sich schließlich rettungslos in eben diesen verliebt, während die personifizierte Boshaftigkeit ihren gerechten Lohn empfängt. Doch was macht das Böse eigentlich so böse? Spätestens seit der märchenhaften TV-Sensation "Once Upon a Time" fasziniert auch der Blick hinter den Spiegel dunkler Machenschaften von Schneewittchen & Co., und die Worte "Love is Weakness" mutierten zum Leitspruch abgrundtiefer Intrigen. Ein interessanter Blickwinkel, der sich in der aktuellen Disney-Produktion "Maleficent – Die dunkle Fee" nun ebenfalls bezahlt macht und die Geschichte um das verfluchte "Dornröschen" einmal kreativ anders zu erzählen weiß.

In seinem Regiedebüt katapultiert Robert Stromberg den Cineasten auch direkt in die magische Welt der Maleficent, indem er die Geschichte von Vorne aufrollt und sich zunächst auf eine im Kindesalter beginnende Liebesgeschichte zwischen einem Feenmädchen und einem Menschenjungen fokussiert, die von der ersten Begegnung an nichts Gutes erahnen lässt. Schließlich ist diese Fantasiewelt in zwei Königreiche gespalten – das der Feen und das der Menschen -, die einander misstrauisch beäugen und die sich in vergangenen Tagen bis aufs Blut bekämpften. Dabei schwebt die Machtgier der Menschen stets wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der eigentlich friedlich gesinnten Nachbarn. Ergo kommt es, wie es kommen muss und das Märchen um die verfluchte Prinzessin Aurora nimmt einen teils kalkulierbaren Lauf...

Vorab lädt Stromberg aber in eine Märchenlandschaft ein, die sich ebenso phantastisch präsentiert wie einst die Kullissen von Tim Burtons "Alice im Wunderland" oder Sam Raimis "Die fantastische Welt von Oz" – bei beiden Filmprojekten war Stromberg am Szenenbild beteiligt. Fürs Auge wird somit reichlich geboten, unterdessen episch anmutende Kampfsequenzen kurzweilig an Peter Jacksons "Der Herr der Ringe"-Trilogie erinnern und fabelhafte Wesen das farbenfrohe Feenreich aufwerten. Infolgedessen offenbart sich jedoch bald ein Nachteil: Während die Optik stimmt, mangelt es gelegentlich an Hintergrundfakten. So stellt sich rasch die Frage, warum Maleficent die einzige Fee ist, die dem menschlichen Abbild am nächsten kommt und mit den vogelartigen Schwingen und den beeindruckenden Hörnern vielmehr einer Totengöttin aus der Unterwelt gleicht, indes die restlichen Feen dem Nimmerland (aus "Peter Pan") entsprungen sein könnten. Sowieso bleibt manches der Phantasie des Beobachters überlassen.

Nichtsdestotrotz brilliert Angelina Jolie als die bittersüße Verwünschung auf zwei Beinen und verzaubert mit einer facettenreichen Performance. Meisterhaft balanciert die US-Amerikanerin zwischen den verschiedenen Emotionen und holt aus der manchmal doch stereotyp besetzten Märchenneuinterpretation das Beste heraus – ob eingangs als gutgläubige Hüterin des Feenreiches oder kurz darauf als von der Liebe betrogene Dunkelfee mit Rachegelüsten, bleicher Haut und blutroten Lippen. Es ist schon ein Vergnügen, die Wandlung der "Titelheldin" zu verfolgen, die ihrem Namensursprung (Malefiz) alle Ehre macht und sich guten Gewissens der schlechten Tat verschreibt, das gebrochene Herz aber trotzdessen am rechten Fleck trägt.

Gegen Jolie hat der restliche Cast allerdings kaum eine Chance. So märchenhaft und ideenreich sich die Neuerzählung - besonders in puncto Dornenhecke und Erlösungskuss - auch gestaltet, die Nebenfiguren bleiben leider überwiegend blasser Natur. Elle Fanning (u. a. bekannt aus J.J. Abrams' Sci-Fi-Abenteuer "Super 8"), die jüngere Schwester von Dakota Fanning, spielt die warmherzige Aurora zwar mit der nötigen Schönheit, Reinheit und Neugier, dennoch fehlt es ihrer Figur an einer lebhaften Persönlichkeit fernab der schwarz-weiß skizzierten Märchenwelt. Man bekommt von ihr genau das, was man erwartet und von einem Dornröschen eben gewohnt ist. Leider schließt das die restlichen Nebencharaktere ausnahmslos mit ein. Sei es der arglistige König Stephan (Sharlto Copley), der den Stein des Anstoßes erst richtig ins Rollen bringt und kaum einen funken Mitgefühl verdient, oder der zur Rettung heraneilende Prinz Philipp (Brenton Thwaites), der seine Daseinsberechtigung scheinbar in seinem charmanten Lächeln findet, ansonsten jedoch eher deplatziert wirkt und dem Beobachter lediglich einen verschämten Seufzer entlocken kann. Wie gut also, dass es "Maleficent – Die dunkle Fee" in Gestalt von Angelina Jolie gibt, die nicht nur wunderbar gut unterhält, sondern auch weiß, wie man das Herz des Zuschauers erobert. Alleine das ist schon den Preis für das Kinoticket wert!

Fazit

Im filmischen Upgrade des 1959er Zeichentrickklassikers "Dornröschen" zeigt sich wieder einmal, dass ein kreativer Plot alleine nicht ausreicht, um eine phantastische Geschichte zu erzählen, visuelle Effekte und eine souveräne Performance aber wiederum für gute Unterhaltung sorgen können – dank einer vielseitigen Angelina Jolie in Bestform!

Doreen B. - myFanbase
05.07.2014

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